Linguistik
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Unter medizinischer Kommunikation werden verschiedene Kommunikationstypen zusammengefasst: Dazu gehören zum einen Gespräche von Medizinern mit Krankenkassen und Verwaltungen, zum anderen öffentliche Diskurse zu Gesundheit und Krankheit. Die linguistische Forschung hat sich zunächst mit der medizinischen Fachsprache, wie z. B. der Verständlichkeit von Beipackzetteln, beschäftigt. Seit den 1970er Jahren steht das Gespräch zwischen Arzt und Patient im Vordergrund (z. B. Brünner 2005). Gisela Brünner betritt mit ihrem umfassenden Buch Gesundheit durchs Fernsehen vor diesem Hintergrund Neuland. Es bietet einen innovativen Einblick in die Vermittlung medizinischer Informationen und gesundheitlichen Rats in Gesundheitssendungen. Brünners Untersuchungen zeigen, wie die Experten-Laien-Kommunikation abläuft und welche Strategien zur Erklärung und Veranschaulichung verwendet werden. Die Monographie kann somit an der Schnittstelle von Experten-Laien-Kommunikation und linguistischer Medienanalyse eingeordnet werden. ...
Die vorliegende Arbeit stellt die Phonologie, Morphologie und Syntax des Nyam, einer westtschadischen Minoritätensprache Nordostnigerias, dar. Es handelt sich um eine Erstbeschreibung, die im Zuge eines von der DFG finanzierten Projekts mit dem Titel „Das Nyam – Dokumentation einer westtschadischen Minoritätensprache“ durchgeführt werden konnte.
Ziel dieser Arbeit ist es, eine grammatische Beschreibung des Nyam – eine bis dato unbekannte Sprache – vorzulegen. Mit nur ca. 5000 Sprechern ist sie schon im Hinblick auf die geringe Zahl, vor allem aber durch die regionale Dominanz der mit ihr genetisch verwandten Verkehrssprache Hausa, akut in ihrer Existenz bedroht. Zudem befindet sich diese Sprache in einer geographisch exponierten Lage, d.h. sie ist weitgehend von Benue-Kongo-Sprachen umgeben. Vor diesem Hintergrund kann die Dokumentation des Nyam einerseits den Nyam-Sprechern selbst zur Erhaltung ihrer kulturellen Identität und der damit verbundenen Traditionen dienen. Andererseits ist dieser wissenschaftliche Beitrag als Ergänzung zu den noch fehlenden Grammatiken innerhalb der tschadischen Sprachfamilie und im Besonderen der Bole-Tangale-Sprachgruppe zu sehen und kann als Grundstein zukünftiger Forschungen für vergleichende Arbeiten mit den benachbarten Benue-Kongo-Sprachen betrachtet werden.
Psycholinguistik
(2012)
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich die Inselgruppe der Malediven im Indischen Ozean in rasantem Tempo von einem geografisch isolierten und deshalb nahezu unbekannten Flecken am Rande der Welt zum Geheimtipp für Tiefseetaucher und weiter zum modernen, internationalen Touristikzentrum entwickelt. Von den zirka 1250 Inseln, die dem Inselstaat angehören, sind heute fast 100 als "tourist resorts" ausgebaut , die über einen internationalen Flughafen und mit Wasserflugzeugen bequem erreichbar sind. Nur die wenigsten Besucher werden dabei bemerken, dass die Bewohner des zwischen Afrika und Asien gelegenen Archipels zu einer alten Kulturnation gehören. Tatsächlich können die Malediver auf eine schriftliche Tradition zurückblicken, die der des Deutschen in ihrer zeitlichen Erstreckung nicht nachsteht; sie ist zudem durch den durchgreifenden Wechsel der Staatsreligion vom Buddhismus zum Islam und einen mehrfachen Wandel der Schrift geprägt.
Die vorliegende Arbeit diente der Gewinnung neuer Erkenntnisse über die historische Entwicklung und Typisierung von Fragesätzen. Die Analyse basiert auf Materialien verschiedener indogermanischer Sprachen (Griechisch, Armenisch, Gotisch, Altkirchenslavisch, Altrussisch) sowie einer außerindogermanischen kaukasischen Sprache (Altgeorgisch). Primär wurden Bibeltexte aus dem Alten und Neuen Testament anhand von Faksimileausgaben und elektronischen Textcorpora untersucht. Die Arbeit demonstrierte anhand von über 540 Beispielen, welche Kriterien, graphische oder grammatische Mittel, Fragewortstellung oder Satzgliederfolge, in den überlieferten Texten für die Entschlüsselung von Fragesätzen hilfreich waren. Für jede betrachtete Sprache wurde eine möglichst ausführliche Klassifikation der Hauptfragesatztypen vorgelegt. Ferner gehörte zum Untersuchungsobjekt der Arbeit die in den Fragesätzen implizierte Antworterwartung. Für die weitere Analyse dieser Erscheinung wurden die Fragesätze aufgrund ihrer formalen Kennzeichen für Antworterwartung und Bedeutung eingeteilt. Anhand des übereinzelsprachlichen Vergleiches war es möglich, die spezifischen interrogativen Charakteristika aufzuzeigen, die in den einzelnen Sprachen für die jeweiligen schriftlich fixierten Perioden typisch waren. Wenn relevant, wurden auch Daten aus jüngeren Sprachstufen herangezogen. Die zum Schluss vorgestellte Gegenüberstellung von indogermanischen und kaukasischen Sprachen war erforderlich, um nicht nur genetisch bedingte sprachspezifische Charakteristika von Fragesätzen aufzuzeigen, sondern auch allgemeinsprachliche spezifische Merkmale zu eruieren.
Dass Ludwig Börne seine langjährige vertraute Freundin Jeanette Wohl in einem seiner Briefe scherzhaft mit »Moppel« ansprach, brachte erst eine Spezialaufnahme ans Licht, denn die Stelle war eigentlich für die Nachwelt geschwärzt geworden. Nur ein kleines Beispiel, was die digitale Bearbeitung literarischer Originaltexte zutage fördern kann. Immer mehr Dokumente stehen auch in mehrschichtigen Aufnahmen für die wissenschaftliche Analyse zur Verfügung. Bald werden die bekanntesten schriftlichen Quellen vom Altertum bis zur Gegenwart nachhaltig erfasst und gespeichert und somit digital und online aufrufbar sein. Wie nutzen die Frankfurter Geisteswissenschaftler diese neuen fast grenzenlosen Chancen? Im LOEWE-Schwerpunkt »Digital Humanities« geht es darum, Textcorpora mit digitalen Methoden auszuwerten, zu vergleichen und mit Bilddaten zu verknüpfen.
Deutsche Sprache, schwere Sprache? : Einsichten aus Spracherwerbsforschung und Sprachförderung
(2009)
Iranica Armeno-Iberica : Studien zu den iranischen Lehnwörtern im Armenischen und Georgischen
(1993)
Enthält die beiden Bände: [Hauptbd.] Materialien. Die hier vorgelegten Untersuchungen zeigen deutlich, daß das Problem der Herkunft iranischer Lehnwörter im Altgeorgischen in keiner Weise pauschal abgehandelt werden kann, und daß statt dessen jeder Einzelfall einer eigenen Uberprüfung bedarf. Dennoch zeichnen sich auf ihrer Basis bereits neue Ansätze für eine Lösung der anstehenden Problematik ab. Die Sprachwissenschaft war bisher davon ausgegangen, daß ein mitteliranisches Lexem im Georgischen normalerweise "via armeniaca" entlehnt wurde; wer für eine direkte Übernahme aus dem Mitteliranischen argumentieren wollte, mußte Kriterien heranziehen, die gegen eine armen. Vermittlung sprachen. Akzeptiert wurden in diesem SInne v.a. Wörter, die im Armenischen selbst nicht bezeugt waren, ferner aber auch solche, deren Lautstand im Georgischen und Armenischen Differenzen aufwies. Bei einem Paar wie arm. apizar und georg. abezar- ist dies zwar sicher zutreffend, da sich das armen. und das georg. Wort durchaus zwei verschiedenen miran. Strata zuweisen lassen. Immer dann, wenn die lautlichen Unterschiede eine Folge der innerarm. Vokalschwächung darstellen wie etwa im Falle von arm. visap und georg. veSap- < miran. *vesäp oder arm. ankoyz und georg. nigoz- < miran. *nigoz-, hat das letztere Kriterium jedoch keine entscheidende Aussagekraft, da das Georgische in solchen Fällen den früheren Lautstand des armen. Wortes bewahrt haben könnte; die betreffenden Fälle wären dann als Entlehnungen aus einem vorhistorischen Zustand des Armenischen aufzufassens . Die gleiche Annahme kann, zumindest im Falle parthiseher Entlehnungen, auch gegen das erstgenannte Kriterium ins Feld geführt werden, da das Fehlen eines Lehnwortes im Armenischen immer durch seinen Verlust in vorhistorischer Zeit erklärbar ist. Ein solcher Fall könnte z.B. bei dem hier behandelten Ifaran- gegeben sein, wenn man die vorgeschlagene iran. Etymologie akzeptiert, nach der das Wort die typisch "armen." Vertretung von miran. -0- durch -r- aufweisen müßte. Außerdem kann das Fehlen eines iran. Etymons im Armenischen prinzipiell auch auf einer zufalligen Nichtbezeugung beruhen. Auf der Basis dieses methodologischen Dilemmas bleibt die Entscheidung v.a. im Bereich der zahlreichen parth. Entlehnungen letztlich eine Glaubensfrage. Die hier vorgelegten Untersuchungen legen gegenüber dem als unzureichend erweisbaren älteren Verfahren nun ein umgekehrtes Vorgehen nahe. Sie führen zu der methodoIogischen Forderung, ein mitteliran. Wort im Altgeorgischen prinzipiell als eigenständige Entlehnung anzusehen, wenn nicht spezifische Kriterien für eine Übernahme aus dem Armenischen sprechen. ...