Linguistik
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The paper presents the possibilities for analyzing deverbal derivatives from verbs ending in -ier(en); in many cases these exist as doublets, with the suffix -ung and/or the suffix -(at)ion. Based on selected examples of these doublets, the paper demonstrates how both monolingual and bilingual dictionaries fail to take sufficient account of the semantic differences between such competing forms. The author also presents research questions connected with this issue, and outlines a methodology for addressing these questions based on metalexicographic and corpus analysis; this methodology is demonstrated using the example of the doublet Diskrimination and Diskriminierung
Obwohl die moderne deutsche Wortbildungslehre im verhältnismäßig kurzen Zeitraum eine rasante Entwicklung mit bemerkenswerten Forschungsergebnissen und interdisziplinären Bindungen (zu Syntax, Text, Pragmatik) zu verzeichnen vermag und zu einem festen Bestandteil der universitären DaF-Curricula in fast ganz Europa wurde, konnte sie hierzulande erst etwa seit den 80er Jahren des 20. Jh. als eine eigenständige Disziplin oder im Verbund mit der Lexikologie (vorher in die formale Morphologie integriert) Eingang in das DaF-Studium finden. Die Hintergründe sind in einer durch die damals herrschende Sprachtheorie (der Generativen Grammatik/Syntax der 60er Jahre) mit einer Überbetonung der Sprachproduktion (der Erzeugung von Sätzen) und zum Nachteil der rezeptiven, die Analyse der sprachlichen Erscheinungen anstrebenden Ansätze, zu sehen. Unsere (tschecho-slowakischen) didaktischmethodischen Theorien des Fremdsprachenlehrens und -lernens hatten diese asymmetrische Auffassung der sprachlichen Kommunikation (d. h. Sprachkompetenz = Sprachproduktion) damals ziemlich unkritisch übernommen. Die Überbewertung und die damit einhergehende fälschliche Gewichtung der Erzeugungsphase von Sätzen und Texten beeinträchtigten u. a. die Prozesse der verstehenden Verarbeitung von fertigen Sprach-, folglich auch von Wortbildungsprodukten. Die Wortbildungslehre kam dabei zu kurz, sie wurde zeitweilig aus den Curricula verbannt, weil die Ausländer auch bei guter Kenntnis von Bildungsmitteln, -modellen und -regeln einer Fremdsprache meist nur noch nicht-usuelle, nichtübliche, wenn auch vom System her "richtige" Wörter zu komplettieren vermochten. Diese Argumentation ist stichhaltig: Nichtmuttersprachler bilden wirklich meist defekte Wörter in einer Fremdsprache und die Wortbildungslehre soll eben deshalb nicht als ein Instrumentarium zur selbstständigen Bildung unbekannter Wörter dienen. Bei vielen Gemeinsamkeiten von Wortbildung und Flexion bzw. Satzbildung ist die Wortbildung ja doch anders beschaffen als die Bildung von Sätzen oder Wortformen, vgl. u. a. die Unvollständigkeit/Defektivität des Wortbildungsparadigmas, verschiedene, nichtprädiktable Benennungsmotive in einer Fremdsprache, die Wahl einer Benennungsart aus dem Inventar mehrerer Möglichkeiten, einschließlich der Entlehnung, die Besonderheiten der jeweiligen sprachspezifischen onomatologischen Verarbeitung einer Einwortbenennung u. a. m.
Im Beitrag werden die Tendenzen im Bereich der Bildung von kulinarischen Bezeichnungen im Deutschen untersucht. Als empirische Basis gelten Benennungen für Weihnachtsgebäck, die in ihrem Komponentenbestand sowohl Weihnachtsbegriffe als auch Lexeme enthalten, die gewisse Assoziationen mit Weihnachten wecken oder kulturell geprägte Begriffe sind. Es wird auf die Struktur, die Art der Komponentenverbindung und die Motiviertheit der gesammelten Namen eingegangen.
Der Beitrag untersucht ausgewählte rechtsextreme Internetseiten hinsichtlich der auf ihnen gebrauchten spezifischen Lexik. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit zunächst darauf, wie dort lexikalisch auf die Sprache des Nationalsozialismus Bezug genommen wird. Weitere Themen sind das Vorkommen rechtsextremer Hochwertwörter, die Umdeutung demokratischer politischer Lexik sowie die lexikalischen Mittel zur Polemisierung. Ferner stellt der Beitrag dar, wie auf den betreffenden Seiten die germanische Mythologie für die rechtsextreme Ideologie instrumentalisiert wird. Generell zeigt sich, dass die lexikalischen Spezifika rechtsextremer Internetseiten mit denjenigen traditioneller Publikationen übereinstimmen.
Als unikale Elemente werden Wörter bezeichnet, die nur innerhalb einer festen Verbindung (Phrasem) existieren, wie etwa abhanden oder vorstellig, die nur in den Phrasemen abhanden kommen bzw. vorstellig werden zu finden sind. In der vorliegenden Arbeit wird die Darstellung ausgewählter unikaler Elemente in gängigen Print- und Online-Wörterbüchern mit dem tatsächlichen Gebrauch der betreffenden Elemente in Texten kontrastiert. Aus dieser Untersuchung geht hervor, dass nicht alle als unikal eingestuften Elemente nur in einem Phrasem auftreten. Manche gehen auch Verbindungen mit anderen Wörtern ein. Die in dieser Studie gewonnenen Einsichten können dazu beitragen, die lexikografische Darstellung der unikalen Elemente in künftigen Wörterbuchgenerationen zu verbessern.
V prŧběhu komunikace mŧţe mluvĉí informovat posluchaĉe o svém citovém rozpoloţení přímo, mŧţe ale také své emoce demonstrovat nepřímo, a to pomocí široké palety prvkŧ, poĉínaje obleĉením a drţením těla aţ po rŧzné jazykové prostředky, které k vyjádření emocí mohou, ale nemusí být primárně předurĉeny. Tyto prostředky se dají analyzovat z hlediska morfologického, syntaktického a také z hlediska slovotvorného. Jedná se jak o deriváty, tak o kompozita, která mohou z pragmatického pohledu podmiňovat praktick, nepřehledné mnoţství významových odstínŧ a konotativních zabarvení. Spontánní projev spojený s bezprostředním projevem citŧ je zvláště příznaĉný pro dnešní dobu.
Der Begriff des doing gender als interaktive Inszenierung des sozialen Geschlechts (gender) hat sich auch in der Linguistik etabliert und ist vor allem für die Sprachverwendung bzw.- Gesprächslinguistik fruchtbar gemacht worden. Doch selbst etwas so biologisch determiniert Erscheinendes wie weibliche und männliche Stimmen, ihre Höhe, ihre Verlaufsmuster, sind konstruierter, als man dies bisher für möglich gehalten hatte. Der am stärksten und radikalsten segregierte sprachliche Bereich, die Rufnamen, wurde für das Deutsche erst 2003 mit der Arbeit "Naming Gender" von Susanne Oelkers empirisch auf die Kodierung von Geschlecht hin untersucht. Erstmals wird systematisch nachgewiesen, dass und worin sich Frauen- und Männernamen phonologisch-strukturell voneinander unterscheiden, außerdem, dass wir diese Geschlechtszuordnungen auch bei uns unbekannten Namen vornehmen. Das heißt, es besteht ein kollektives Wissen darüber, wie weibliche und männliche Rufnamen beschaffen sind.
Auto - bil, Reha - rehab, Mikro - mick, Alki - alkis : Kurzwörter im Deutschen und Schwedischen
(2001)
Das Kurzwort wird nach BELLMANN 1980 und KOBLER-TRILL 1994 definiert als eine sowohl graphisch als auch phonisch realisierte gekürzte Form, die aus einem längeren sog. Basislexem (einschließlich eines Wortgruppenlexems) hervorgeht (im Folgenden auch Vollform genannt). Dabei besteht zwischen Kurzwort und Basislexem, die weiterhin nebeneinander bestehen, eine Synonymie-Beziehung, d.h. beide referieren auf das gleiche Objekt (vgl. Limo und Limonade, Kripo und Kriminalpolizei).
Extremely short verbs can be found in various Germanic languages and dialects; the roots of these verbs do not have a final consonant «C)-C-V), and they always have a monosyllabic infinitive and usually monosyllabic finite forms as well. Examples for these kinds of short verbs are Swiss German hä'to have', gä 'to go', gifii 'to give', nifif 'to take' which correspond to the Swedish verbs ha, ga, ge and ta. The last example shows that such shore verb formations also occur with verbs which do not share the same etymology. Apart from shortness, short verbs are characterized by a high degree of irregularity, often even by suppletion, which sometimes develops against sound laws. Furthermore they are among the most used verbs and often tend to grammaticalization. The present paper compares the short verbs of seven Germanic languages; in addition, it describes their various ways of development and strategies of differentiation. Moreover, it exarnines the question of why some languages and dialects (e.g., Swiss German, Frisian, Swedish, Norwegian) have many shore verbs while others (New High German, Icelandic, Faroese) do not. Finally, the paper discusses the contribution of shore verbs to questions concerning linguistic change and the morphological organization of languages.
Die synchrone wie diachrone Untersuchung von vier Passivauxiliaren in der deutschen Standardsprache und in deutschen Dialekten, im Schwedischen und im Luxemburgischen liefert deutliche Evidenz dafür, dass Vollverben nicht direkt zu Passivauxiliaren grammatikalisieren, sondern dass dieser Pfad über die Inchoativkopula verläuft. Inchoativkopulas sind soweit grammatikalisiert (und damit reduziert), dass sie über den Weg einer Reanalyse zu Vorgangspassivauxiliaren mutieren können: Erst verbinden sie sich mit (prädikativen) Substantiven, dann mit Adjektiven und schließlich partizipialen Verben. Bereits im Kopulastadium haben sie sich (sofern vorhanden gewesen) ihres Dativ- und Akkusativobjekts entledigt (Intransitivierung). Das Subjekt ist nach seiner Entkoppelung mit dem Agens eine neue Koppelung mit dem Patiens eingegangen. Damit hat die einstige Handlungsperspektive eine Umkehr zur Geschehensperspektive erfahren. Diese Schritte dokumentiert die folgende Figur: .... Als weniger problematisch hat sich, bedingt durch die Ausgangssemantik, der Grammatikalisierungspfad bei nhd. werden, bair.lalem. kommen und schwed. bli erwiesen im Gegensatz zu lux. ginn 'geben', das in jeder Hinsicht die stärksten Reduktionen erfahren hat und einen besonders langen, verschlungenen und "steinigen" Weg absolviert hat. Mit Sicherheit kann geben nicht als Idealkandidat für Passivgrarnmatikalisierungen gelten. Nur so lässt sich erklären, weshalb diese Grarnmatikalisierung in anderen Sprachen der Welt bisher nicht beobachtet wurde.
Die deutsche Präposition-Artikel-Enklise bietet wie kaum eine andere Grammatikalisierung Einblicke in den Mikrobereich von Grammatikalisierungsprozessen: Klare, "zielorientierte" Verhältnisse sind hier nicht zu beschreiben, was der Grund für ihre bisher so geringe Beachtung durch die Grammatikalisierungsforschung sein dürfte. Es wurde deutlich, dass bezüglich der hier als zentral bewerteten Morphologisierung des Artikels das gesamte Spektrum von Nichtverschmelzbarkeit bis hin zu (kurz vor Flexiven stehenden) obligatorisch verschmelzenden speziellen Klitika abgedeckt ist. Diachron hat sich zwar insgesamt eine deutliche Rechtsdrift auf der Grammatikalisierungsskala vollzogen; bezüglich des Genitivartikels hat jedoch eine Degrammatikalisierung in Form von sog. retraction (gemäß Hapelmath 2004) stattgefunden, die hier in einer Demorphologisierung (Resyntaktisierung) eines Klitikons besteht. Dabei findet keine "Relexikalisierung" im Sinne einer lexikalischen Anreicherung eines bereits grammatikalisierten Elements statt (siehe hierzu Haspelmath 1999). Mittel- und frühneuhochdeutsche Verschriftungen deuten auf reichere Inventare an Verschmelzungs formen hin, doch sind hierzu diachrone Untersuchungen erforderlich. Ebenso ist der Übergangsbereich zwIschen einfachen und speziellen Klitika in sich abgestuft und weitaus komplexer gestaltet als hier dargestellt. Auch dazu besteht Bedarf an Detailanalysen unter der Fragestellung, welche der unter Abschnitt 2.2 aufgeführten Artikelfunkttonen am ehesten eine Präposition-Artikel-Verschmelzung erfordern. Einiges deutet auf den am stärksten desemantisierten (expletiven) Artikel z.B. vor Eigennamen hin. Um den Einfluss von Schriftlichkeit und Standardisierung auf Grammatikalisierungsprozesse ermitteln zu können, wurden zwei Dialekte in den Blick genommen: das Ruhrdeutsche, das die Erwartung nach deutlich fortgeschritteneren Verhältnissen erfüllt, und das Alemannische, das andere Phänomene ausgebildet hat wie etwa die Proklise des Artikels an das Substantiv, die Nullrealisierung klitischer Artikelformen und den kategorialen Umbau der vier Nominalkategorien am Artikel. Die Einbeziehung weiterer Dialekte und vor allem auch der gesprochenen "Umgangssprache" könnte weiteren Aufschluss über die Ratio dieser Grammatikalisierung liefern. Sollten flektierende Präpositionen Ziel dieses Wandels sein, so hätte dies tiefgreifende Konsequenzen für die Grammatikschreibung.
Fluch- und Schimpfwortschätze sind aus kontrastiver Perspektive bisher kaum analysiert worden, sieht man von einer Vielzahl populärwissenschaftlicher Publikationen ab. Wissenschaftliche Publikationen beziehen sich meist auf eine Einzelsprache und greifen bei der Erklärung der Motive oft zu kurz, weil sie gerade benachbarte Kulturen und Sprachen (auch Dialektgebiete) zu wenig im Blick haben (Dundes 1983). Der vorliegende Beitrag leistet eine vergleichende Zusammenstellung der Fluch- und Schimpfwortschätze dreier mehr oder weniger benachbarter Sprachen, des (nördlichen) Niederländischen, des Deutschen und des Schwedischen, also zweier eng verwandter westgermanischer und einer nordgermanischen Sprache.
Fragen nach der idealen Form und Struktur von Eigennamen werden nur selten gestellt. Dabei erfüllt der Eigenname - wie alle Wortarten - spezifische Funktionen, die ihrerseits, so die hier vertretene These, spezifische Strukturprinzipien am Wort selbst bewirken. Damit überlässt der ideale Eigenname seine Identifikationsfunktion nicht nur Kontext und/oder Pragmatik, sondern markiert diese auf seiner Ausdrucksseite. Nach der Diskussion der wichtigsten Funktionen und Strukturen der (idealen) Eigennamen werden vier Fälle von Eigennamenwandel vorgestellt: Die (formale) Dissoziation zwischen dem Eigennamen und seinem entsprechenden Appellativ, das Wirken volksetymologischer Umformungen, die Herausbildung des prototypischen schwedischen zweigliedrigen Familiennamens vom Typ Stenkvist 'Steinzweig' und schließlich die Schaffung gänzlich neuer Eigennamen am Beispiel von Produktnamen. Anhand dieser Fälle wird überprüft, inwiefern die sich wandelnden Eigennamen ihren hier postulierten Idealen näherkommen.
Aufgrund ihres spezifischen Verhaltens stellen Numeralia häufig ein Problem für die Wortartenklassifikation dar: Einerseits stimmen sie in Kernaspekten ihrer Bedeutung überein - alle Numeralia referieren wesentlich auf Zahlen -, andererseits bestehen zwischen den einzelnen Numeralklassen trotz enger lexikalisch-phonologischer Zusammengehörigkeit zum Teil große morpho-syntaktische Diskrepanzen. Es gibt im wesentlichen zwei Möglichkeiten, diesem Problem zu begegnen: Entweder nimmt man eine spezifische Wortart „Numeralia“ für diese Lexeme an, oder man subsumiert die einzelnen Numeralklassen unter verschiedene andere Wortarten. Beide Ansätze sind letztlich etwas unbefriedigend. Klassifiziert man Numeralia aufgrund morpho-syntaktischer Merkmale als Elemente unterschiedlicher Wortarten, so scheint der enge Zusammenhang der verschiedenen Numeralklassen nicht genügend berücksichtigt zu werden. Im anderen Fall, bei der Postulation einer eigenen Wortart, wird dagegen die morphosyntaktische Heterogenität von Numeralia kaum erfaßt. Aufgrund des charakteristischen Aufbaus von Numeralsequenzen ist darüber hinaus die Anzahl der Elemente einer solchen Wortart möglicherweise stark reduziert: Anders als andere Ausdrücke bilden Numeralia eine Reihe, deren Elemente eng auf einander bezogen sind; höhere Elemente bauen auf niedrigeren auf und erlangen ihre Bedeutung wesentlich erst durch diese. Man könnte daher argumentieren, daß Elemente einer Numeralklasse, beispielsweise die Kardinalia, keine Menge, sondern nur ein (komplexes) Element bilden, nämlich die Sequenz „ein-, zwei, drei,...“. Eine eigenständige Wortart „Kardinalia“, wie etwa Schmid (1987) sie vorschlägt, hätte dann streng genommen nur ein einziges Element.
Sprachvermögen und Zahlbegriff : zur Rolle der Sprache für die Entwicklung numerischer Kognition
(2004)
In welchem Zusammenhang stehen Sprache und Zahl als kognitive Domänen? Welche Rolle spielt das menschliche Sprachvermögen für die Entwicklung des Zahlbegriffs? In den letzten Jahrzehnten haben verschiedene Disziplinen aus dem Gebiet der Kognitionswissenschaft – darunter Psycholinguistik, Entwicklungspsychologie, Ethologie und kognitive Neurowissenschaft – wesentlich zu unserem Verständnis der Beziehung zwischen Sprache und numerischer Kognition beigetragen. Die unterschiedlichen Ergebnisse liefern Evidenz für eng verknüpfte ebenso wie für autonome Bereiche in den beiden Domänen.
Die vorliegende Untersuchung behandelt ein spezifisches Problem aus dem Bereich des Bruchunterrichts, nämlich das Problem der Bezeichnungsweise sogenannter „gemischter Zahlen“. Wir werden – nach der Klärung der Terminologie – zunächst die relevanten Daten vorstellen, die wir den Bruchalben von Schüler(innen) einer 6.Klasse entnommen haben (Abschnitt 3). Nach der Darstellung des Fehlerphänomens werden wir dann die kognitiven Fehlerursachen analysieren:2 Die aufgefundenen Normabweichungen werden als Folge eines spezifischen „Interpretationsproblems“ diskutiert, das wir mithilfe linguistischer Analysen auf verbalsprachliche Parallelen der betreffenden Bruchzahlbezeichnungen mit Anzahlangaben zurückführen (Abschnitt 4); auf dieser Basis skizzieren wir Vorschläge für den Mathematikunterricht, die zur Bewältigung des diskutierten Problems beitragen sollen (Abschnitt 5).
Seit Frege (1891, 1892) werden generelle Termini wie „Tisch“, „Einhorn“ u.ä. logisch als Prädikate analysiert, d.h. sie werden als Begriffswörter angesehen, deren wesentliches Merkmal ihr Status als ungesättigter Ausdruck ist. Als solcher eröffnen sie eine Leerstelle für einen Argumentausdruck. Dieser muß einen Gegenstand denotieren; der so gesättigte Begriffsausdruck bezeichnet dann einen Wahrheitswert. Nach dieser Analyse werden generelle Termini somit als Bezeichnungen für Funktionen analysiert, deren Definitionsbereich Gegenstände und deren Wertebereich Wahrheitswerte sind. Ebenso wie intransitive Verben gelten sie damit als Ausdrücke, die zusammen mit einem Eigennamen einen assertorischen Satz bilden.
Die Bezeichnung von Anzahlen durch Numeralia und andere sprachliche Mittel ist ein universelles Charakteristikum natürlicher Sprachen, ein Sachverhalt, der bereits auf die große Bedeutung des Zahlkonzepts für das menschliche Denken hinweist: Der Begriff der Zahl, der in der Auffassung diskreter Objekte wurzelt, bildet nach neueren kognitionswissenschaftlichen Ansätzen neben dem Begriff des Raumes - der kontinuierlichen Einheit - das grundlegende Mittel zur Erfassung der Wirklichkeit.
Ich werde im folgenden einige Überlegungen zur konzeptuellen und semantischen Struktur von Numeralkonstruktionen im Deutschen anstellen, in deren Rahmen ich sowohl die Repräsentation von Zahlen und die Modellierung von Numeralkonstruktionen diskutieren als auch einige Aspekte der Schnittstelle Syntax-Semantik erhellen will. Ich führe meine Untersuchung im Rahmen des „Zwei-Ebenen-Modells“ der Semantik durch (vgl. Bierwisch 1983;1987;1988; Lang 1987; Zimmermann 1987; 1992), nehme also neben dem semantischen System SEM ein autonomes konzeptuelles System CS an, das „die mentale Form dessen, was durch sprachliche Äußerungen wiedergegeben wird, [determiniert]“ (Bierwisch 1987:6).
I give a unified account of numeral classifiers as lexical items that are reduced to the function of individuation in cardinal counting constructions with transnumeral nouns. I argue that individuation is a lexical-semantic phenomenon that triggers a focus shift from a whole set to its individual elements, but does not affect the conceptual representation. The semantic reduction of numeral classifiers to individuation functions is, on the one hand, reflected by a morpho-syntactic reduction; numeral classifiers do not project to full NPs, but occur as headadjuncts in QPs. On the other hand, it leads to a loss of conceptual features. As a result, nouns that are used as numeral classifiers are conceptually divorced from their NP counterparts. They integrate the nominal concept not as part of their interpretation, but via agreement features that govern the distribution of nouns in classifierconstructions. I show that the selection of conceptual features relevant for the distribution of numeral classifiers and nouns is lexically, not conceptually governed, supporting a model that distinguishes lexical-semantic and conceptual aspects in the generation of meaning.
Cross-linguistically, numerals differ from other linguistic expressions in various aspects of their grammatical behavior and their acquisition. What is so special about them? I will show that a closer look at the status of numbers and numerals not only gives an answer to this question, but can also shed some light onto the syntax-semantics interface. Taking into account philosophical approaches from the foundations of mathematics, I will set forth a definition of number as a function that can be fulfilled by certain sequences. This will lead us (i) to dispense with abstract entities “numbers“ and (ii) to regard numeral sequences as sets that can function as numbers. I will show that this OCCAMiam view captures the peculiar features of numeral sequences as a reflex of their “number function”. On the other hand, the integration of number words into complex syntactic structures leads to a morpho-syntactic behavior of cardinals, ordinals and numerals in “#”-constructions that comes close to that of different word classes, depending on parallels in their semantic-conceptual structure.
Der Beitrag behandelt diminuierte Partikeln, etwa „Hallöchen“, „Tschüssi“ oder „Jaui“. Die Diminuierung von Partikeln durch -chen und -i ist ein produktives und häufig auftretendes Phänomen im Deutschen, wird in grammatischen Beschreibungen jedoch weitgehend vernachlässigt; diese konzentrieren sich in erster Linie auf nominale Kontexte der Diminuierung. Betrachtet man jedoch die vollständige Distribution von -chen und -i, so ergibt sich ein interessantes Problem für die morphologische Beschreibung, da sie auf einen hybriden Status der Suffixe zwischen Kopf und Modifikator hinweist. Ich diskutiere die Implikationen dieses Befundes für die Charakterisierung des morphologischen Systems und zeige, dass ein verbindendendes Moment der Distribution auf der morphopragmatischen Ebene liegt, nämlich in der Expressivität von Diminutivsuffixen. Im Fall diminuierter Partikeln geht dies so weit, dass der Bedeutungsbeitrag ein rein pragmatischer ist, auf Kosten der semantischen Komponente. Ich zeige, dass die Diminuierung von Grußpartikeln wie „Tschüssi“ zudem wesentlich durch einen metrischen Aspekt motiviert ist, nämlich die Anpassung an das in Grüßen vorherrschende trochäische Muster, das durch die Diminutivsuffigierung ermöglicht wird, und argumentiere, dass diese metrische Anpassung durch den Status von Grüßen als sozialen Ritualen ausgelöst wird. Partikeldiminuierung weist damit auf ein komplexes Zusammenspiel grammatischer, pragmatischer und genereller kognitiver Aspekte hin.
Wie hängen die verschiedenen Verwendungsweisen eines sprachlichen Ausdrucks miteinander zusammen? Diese Kernfrage der lexikalischen Semantik war schon immer ein praktisches Problem der Lexikographie und ein theoretisches Zentralthema der traditionellen Semasiologie (vgl. Paul 1894, 68ff.). In der neueren Semantik stand dieses theoretische Problem längere Zeit nicht im Vordergrund der Diskussion. Eine gewisse Stagnation in dieser Frage mag auf linguistischer Seite bedingt gewesen sein durch methodische Vorgaben strukturalistischer Bedeutungsauffassungen (vgl. Lyons 1977, 553; Heringer 1981, 109ff.) und auf philosophischer Seite u.a. durch das notorische Desinteresse der wahrheitsfunktionalen Semantik an lexikalischen Fragen.
Hundsnurscher (1996) hat mit einer umfangreichen Liste von Beispielen für Verwendungsmöglichkeiten des Verbs ziehen auf das bemerkenswerte Bedeutungsspektrum dieses Verbs aufmerksam gemacht und auch schon wichtige Hinweise auf Zusammenhänge zwischen diesen Verwendungsweisen gegeben. Der vorliegende Beitrag ist ein Gegenstück zu meiner Untersuchung des Verwendungsspektrums von schar/in Fritz (1995). Dort bin ich näher auf den bedeutungstheoretischen Status des Begriffs der Verwendungsweise und auf Probleme und Methoden der Unterscheidung von Verwendungsweisen eingegangen, so dass ich im vorliegenden Beitrag die dort explizierten theoretischen und methodischen Annahmen nur andeuten will (vgl. auch Fritz 1998, Ilff.).
Beginnen möchte ich mit einigen allgemeinen Überlegungen zum Verhältnis von Genus und Sexus. Wie allgemein bekannt ist, handelt es sich beim Genus, dem GRAMMATISCHEN GESCHLECHT um eine Klassifikation von Ausdrücken, insbesondere Substantiven, während Sexus für eine naturgegebene Unterscheidung, das NATÜRLICHE GESCHLECHT steht. In Saussurescher Terminologie ist Genus eine Klassifikation von SIGNIFIANTS, Sexus dagegen eine Klassifikation von SIGNIFIES.
In letzter Zeit haben trennbare Verben, meist "Partikelverben" genannt, groß es Interesse gefunden, insbesondere solche, bei denen der trennbare Teil eine Präposition darstellt. Ich werde mich im folgenden auf Verbindungen konzentrieren, die sich aus einem Substantiv als Erstglied und einem Verb als Zweitglied zusammensetzen. Es soll gezeigt werden, daß es sich bei Verbindungen wie Auto fahren, Klavier spielen um komplexe Prädikate handelt, die sich in ihren Eigenschaften deutlich von parallelen syntaktischen Strukturen unterscheiden, in denen dem Substantiv der Status einer selbständigen Konstituente zukommt.
Zur Zeit erweckt die Frage großes Interesse, wie die Semantik und die Syntax von Kasusrahmen zusammenhängen. Dabei geht es darum, herauszufinden, nach welchen Regeln bestimmte thematische Rollen mit bestimmten syntaktischen Positionen verknüpft werden. Dieser Vorgang wird als Argumentselektion oder auch argument linking bezeichnet.