Linguistik
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In der sog. Edo-Zeit (1603–1867) durften sich in Japan von den Europäern nur Niederländer (Holländer) aufhalten und Handel treiben. Folglich mussten Deutsche manchmal als „Bergholländer“ ausgegeben werden und ihre Sprache dementsprechend als „Bergholländisch“ (vgl. GAD 1996: 3). Vor dem Hintergrund dieses nicht unspektakulären Beispiels erhält nun die als Überschrift des vorliegenden Beitrags dienende Fragestellung auch eine historisch-interkulturelle Legitimation. CIRKO (2004: 131 ff.) ging kürzlich dem Fundamentalproblem nach, was überhaupt Sprache sei; mein Aufsatz will spezifizierend die Vielschichtigkeit des Begriffs "deutsche Sprache" reflektieren, genauer: wie ihr Konzept und ihre Architektur sind, insbesondere angesichts ihrer weitgehenden Regionalität, Variation und Heterogenität. So soll der vorliegende Beitrag das Phänomenfeld der arealen Varianz im Ensemble der deutschen Gegenwartssprache hinterfragen, differenzieren und interpretieren. Dabei geht es vorrangig darum, die Binnenverhältnisse des Deutschen in diesem Argumentationszusammenhang zu modellieren und eine Systematik der Regionalität am Beispiel des Deutschen zu erarbeiten.
Der Beitrag greift zwei recht kontaktsensitive und dennoch wenig erforschte sprachlichkommunikative Sonderbereiche auf, und zwar die Verwendung von (a) Eigennamen und von (b) Schelt- bzw. Schimpfausdrücken sowie Flüchen. All diese Phänomene sind offenbar universale Komponenten von Sprachen (vgl. auch Haspelmath 2002: 277; Geier-Leisch 1998: 7 f.). An diesem empirischen Material will der Beitrag im Einzelnen ermitteln, wie Kontaktund Interaktionsphänomene in gemischtsprachigen Diskursen unter Bedingungen einer transkulturellen Mehrsprachigkeit auftreten, wobei ihre Realisationsstrukturen, -typen und -klassen erschlossen sowie ihr Funktionieren hinterfragt werden. Letzten Endes soll anhand der Auseinandersetzung mit einer vitalen und hochkomplexen Kontaktsituation von Sprachen bzw. Varietäten der sprachkommunikative Umgang mit Eigennamen und Sonderlexik aus der Perspektive der deutschen Sprache im Kräftefeld zwischen typologischer Tradition und sukzessiver Innovation beschrieben werden, um damit gleichzeitig relevante Bausteine zur Modellierung des Kontaktprozesses zu erarbeiten.
Der Beitrag geht davon aus, dass es von den Anfängen bis heute eigentlich keine deutsche Einheitssprache gegeben hat, sondern nur regionale Varietäten. Auch wenn Regionalität bei den Sprachen eine universale Kategorie zu sein scheint, zählt das Deutsche aus einer Reihe soziokultureller und sprachhistorischer Gründe zu den Sprachen, in denen den Varietäten eine besondere Bedeutung zukommt: Deutsch ließe sich wohl als ein Prototyp für die Heterogenität innerhalb einer Sprache ansehen. Der Aufsatz spricht von einer „mehrfachen Regionalität“ der deutschen Gegenwartssprache, die sich zugleich in mehreren diatopischen Variationsdimensionen manifestiert. Gemäß der variationslinguistischen Dialektologie – die primär den Aufbau und den Wandel des gesamten Spektrums regionaler Sprachvariation zwischen den Extremen Standardsprache und Basisdialekt erforscht – handelt es sich im vorliegenden Beitrag nicht um Schichten bzw. Strata, sondern um Oppositionen, d.h. um eine Art „Skala“ mit den beiden Polen („Standardsprache“ vs. andere Varietät), in deren Spannungsfeld sich die Kulturrealität Variation abspielt. In diesem Sinne werden der Standardsprache folgende Oppositionsdimensionen gegenübergestellt: (a) (z.B. groß- und kleinräumige bzw. lokale) Basisdialekte, (b) regionale Umgangssprachen, (c) nationale Standardvarietäten des Deutschen im Rahmen des Konzepts „Deutsch als plurizentrische Sprache“ und (d) Deutsch als Minderheitensprache im Sinne einer dialektalen Kontaktvarietät.
Der vorliegende Aufsatz setzt sich mit einigen Aspekten der didaktisch-methodischen Umsetzung der am 1. August 1998 in Kraft getretenen Neuregelung der deutschen Rechtschreibung im DaF-Unterricht und in der sog. Auslandsgermanistik auseinander. Es wird vor allem auf Fragen der Umstellung unter dem Gesichtspunkt des Lehrens und Lernens von DaF fokussiert und für eine stärkere Berücksichtigung der Rechtschreibdidaktik plädiert.
Ein Gespenst geht um im deutschen Sprachraum - das Gespenst der Rechtschreibreform. In dieser Situation möchte dieser Aufsatz aus der speziellen Sicht des Lehrens und Lernens von DaF zur Reformdiskussion beitragen - vor allem mit Blick auf Grundkonzept, Werdegang und Rezeption der Reform sowie ganz besonders hinsichtlich der neuen Regeln und Einzelfestlegungen. Es ist erwiesen, dass DaF-Lernende mit bestimmten Schwerpunkten der deutschen Rechtschreibung (einschließlich der Zeichensetzung) weniger Schwierigkeiten als Muttersprachler haben, während sie in anderen Bereichen genauso anfällig für Fehler sind (vgl. BOHN/SCHREITER 1996: 176).1 Deshalb ist m.E. der folgende Standpunkt von SITTA (1992: 115) etwas zu relativieren: "Die Schreibung (Orthographie, Interpunktion) muß natürlich gelernt werden, dies bereitet aber im Normalfall denen kaum Schwierigkeiten, die in ihrer Muttersprache keine Schwierigkeit auf diesem Gebiet haben." Dementsprechend soll die Lehr-, Lern- und Benutzbarkeit der reformierten Orthographie für Nicht-Deutschsprachige - und zwar im Vergleich zur bisherigen Rechtschreibung - im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen.
Der Aufsatz setzt sich mit Möglichkeiten und Grenzen der sog. neuen Medien (mit besonderer Berücksichtigung von Hypermedia) im Hinblick auf ihren Einsatz bei der universitären Linguistik-Vermittlung auseinander. Es werden sowohl allgemeine Überlegungen zur sinnvollen Anwendung der neueren technischen Errungenschaften in der linguistischen Lehre angestellt als auch spezielle Erfahrungen und Einsichten anhand der Konzipierung und Erstellung einer 1999 erschienenen CD-ROM zum Thema "Linguistik und Gesellschaft" - die erste hypermediale ausgesprochen linguistische CD-ROM in Ungarn - dargelegt. Zudem erörtert der Beitrag Arbeitsaspekte für die demnächst erscheinende CD-ROM "Sprachwissenschaftliche Grundfragen".
Die Problematik des sprachkommunikativen Umgangs mit dem Kulturphänomen "Phraseologie" ist im Falle zwei- bzw. mehrsprachiger Diskursgemeinschaften bisher kaum ins Blickfeld der Forschung geraten. Daher konzentriert sich der vorliegende Aufsatz auf Aspekte phraseologischer Sprachverwendung in einem komplexen Konrakt-, Konvergenz- und Integrationsraum von mehreren Sprachen und Kulturen und möchte zur Modelierung bi- bzw. multilingualen Diskursverhaltens im Hinblick auf die Phraseologie beitragen, indem er ein breites Spektrum von enmpirischen Manifestationsklassen bzw. -typen kommunikativen Synkretismus und sprachlicher Hybridität erfasst, systematisiert, beschreibt und evaluiert. Diese Forschungsfrage erlangt auch insofern eine besondere Bedeutung, als sich die Mehrschichtigkeit bilingualer Variationsdimensionen gerade anhand der Phraseologieverwendung aspektreich eruieren Iässt.
Der Aufsatz diskutiert grammatische Aspekte von authentischen Sprachgebrauchsstrukturen in einem komplexen Kontakt- und Integrationsraum von mehreren Sprachen und Kulturen. Als empirisches Illustrationsmaterial dient ein umfangreiches kontaktlinguistisches Feldforschungsprojekt im ungarndeutschen Ort Hajosch/Hajós (Komitat Batsch-Kleinkumanien / Bács-Kiskun). Anhand von dort ermittelten Sprechprodukten zwei- bzw. mehrsprachiger Sprecher werden vielgestaltige sprachlich-kommunikative Kontakt-, Konvergenz- und Interaktionsphänomene grammatischer Natur identifiziert. Ihre Analyse ergab, dass die exemplarisch untersuchte Diskursgemeinschaft beim Umgang mit morphosyntaktischen Phänomenen zahlreiche und vor allem mannigfaltige Formen von Hybridität hervorbringt. Die erschlossenen Phänomenklassen und -typen scheinen für transkulturelle Zusammenhänge generell verallgemeinerbar zu sein.
Kaum hatte Finnland am 1. Juli 1999 den Vorsitz im EU-Ministerrat übernommen, waren für die informellen Treffen der EU-Minister - erstmalig beim Treffen der Industrieminister am 3. Juli in Oulu - neben der Gastgebersprache Finnisch nur noch Englisch und Französisch als Arbeitssprachen vorgesehen. Deutschland und daraufhin auch Österreich wollten jedoch auf ihre Sprache - die Muttersprache der größten Sprachgemeinschaft der EU - nicht verzichten und bestanden (unter Berufung auf das Gewohnheitsrecht unter den vorausgehenden EU-Präsidentschaften Frankreichs, Großbritanniens, Luxemburgs, der Niederlande und Irlands) auf der zusätzlichen Zulassung des Deutschen als Arbeitssprache. Da der finnische Ministerpräsident Lipponen auf frühere Usancen verwies, als nur Englisch und Französisch als Arbeitssprache fungierten und auf seiner restriktiven Entscheidung beharrte, verweigerten Deutschland und Österreich ihre Teilnahme und kündigten an, unter diesen Bedingungen alle informellen Ministertreffen unter finnischer Präsidentschaft zu boykottieren. So blieben sie am 18. Juli dem Treffen der Kultusminister fern. Finnland lenkte daraufhin ein und stellt nun auch für Deutsch Dolmetscherkabinen zur Verfügung (vgl. etwa FAZ vom 01.07.1999, S. 1; vom 03.07.1999, S. 1 und vom 09.07.1999, S. 12). Dieser auch in den Medien intensiv thematisierte Fall zeigt sehr deutlich, dass sich augenscheinlich hinsichtlich der Wertsetzung der deutschen Sprache in der letzten Zeit einiges geändert hat. Dennoch ist es um die Attraktivität und das Ansehen der deutschen Sprache weder bei den Deutschsprachigen selbst noch international im globalen Bereich der "Weltsprachen", der menschlichen Kulturformen und Mentalitäten gut bestellt. Es scheint daher von höchstem Interesse zu sein, einmal einen handlungsorientierten, zeitgemäßen und umfassenden Überblick über die Werthaltungen zur deutschen Sprache zu erarbeiten. Ziel der vorliegenden Ausführungen kann allerdings lediglich die Exponierung jener vom Verfasser als wichtig und aktuell erachteten Aspekte dieser hochbrisanten Thematik sein, die im Zusammenhang mit dem Nutz- bzw. Verkehrswert sowie mit dem Image und der Förderung der deutschen Sprache eine Rolle spielen könnten. Dabei lässt sich die "Güte" einer Sprache - in Anlehnung an ICKLER (1993: 202) - (a) im Hinblick auf ihren Status und (b) auf ihr System (bzw. Korpus) beurteilen. Mein Aufsatz strebt keine linguistische Systembewertung an, sondern konzentriert sich zum einen auf die Einschätzung des Systems der Sprache durch mutter- und fremdsprachliche Sprecher des Deutschen, zum anderen auf aktuelle Fragen ihres Status. Zunächst werden - als eine Art Problemübersicht - Elemente einer Bestandsaufnahme skizziert, um daraus anschließend mögliche Handlungskonsequenzen und -möglichkeiten abzuleiten und aufzuzeigen.
Der vorliegende Beitrag prüft, ob der „Sprachinsel“-Ansatz wirklich geeignet ist, das Problem „Realitätsbereich Deutsch als Minderheitensprache“ sachangemessen zu erkennen, zu erfassen, zu thematisieren, zu beschreiben, zu interpretieren und zu bewerten, indem er verdeutlicht, dass die Metapher der ‘Sprachinsel’ heute mindestens in zweifacher Hinsicht keinen optimalen Ordnungs- und Erklärungsansatz bereitstellen kann. Erstens, weil das derzeitige Kommunikationsprofil von Minderheitengemeinschaften und das aktuelle Gesicht dieser Sprachvarietäten nicht mehr durch eine insulare Abgeschiedenheit, sondern vielmehr durch Zwei- und Mehrsprachigkeit und Sprachen- bzw. Kulturenkontakte bestimmt werden. Zweitens, weil die sog. metaphorischen Konzepte bei der wissenschaftlichen Erkenntnis eine wesentliche Rolle spielen. Daher wäre ein Untersuchungsansatz produktiv, welcher der besonderen aktuellen Dynamik der für die Minderheiten meist charakteristischen mehrsprachigen bzw. mehrkulturigen Konfigurationen und den sprachlichen bzw. kulturellen Austauschprozessen explizit Rechnung trägt. In diesem Zusammenhang wird hier eine interkulturelle (oder transkulturelle) Linguistik als mögliches Paradigma vorgeschlagen.