Linguistik
Refine
Year of publication
Document Type
- Part of a Book (12)
- Article (8)
- Book (1)
- Working Paper (1)
Language
- German (22) (remove)
Has Fulltext
- yes (22)
Is part of the Bibliography
- no (22)
Keywords
Institute
- Extern (12)
Zur Entstehung und Struktur ungebändigter Allomorphie : Pluralbildungsverfahren im Luxemburgischen
(2006)
Aus gesamtgermanistischer Perspektive verfügt das Luxemburgische über ein außergewöhnliches Maß an Pluralallomorphie bzw., nach H. GIRNTH (2000), an Heterograffimie. Oberstes Prinzip dabei scheint die deutliche Markierung der Kategorie 'Plural' direkt ani bzw. im Substantiv zu sein. Die morphologische Komplexität betrifft mehrere Dimensionen: Zum einen ist es die Vielzahl an Pluralisierungsprinzipien, die von additiven über modulatorische und Nullprozesse bis hin zu subtraktiven Techniken reichen, zum zweiten die Vielzahl an konkret sich manifestierender Allomorphie. Schließlich ist der maximale . Ausbau des reinen Umlauttyps auch bei Einsilblern hervorzuheben. Selbst Fremdwörter können noch heute ihren Plural mit reinem Vokalwechsel bilden, und dies auch auf nebenbetonten Silben. Aus diachroner Perspektive bildet. der reine Vokalwechsel einen wichtigen Endpunkt einer sich seit Jahrhunderten in diese Richtung vollziehenden Entwicklung. Aus synchroner Perspektive ist es mittlerweile verfehlt, noch - wie etwa beim deutschen Pluralsystem - von Umlaut zu sprechen, da längst eine Arbitrarisierung .des Vokalwechsels stattgefunden hat, die fast ablautähnliche Züge erreicht hat. Zusammenfassend gelangt man zu dem Eindruck, dass sich das Luxemburgische - etwa im Hinblick auf die subtraktive Pluralbildung - fast jedweden phonologischen Wandel zu Nutze macht bzw. - im Hinblick auf den Umlaut über die Morphologisierung sogar produktiv werden lässt. Aus der vorliegenden Untersuchung ergeben sich mehrere Fragestellungen, die Gegenstand weiterer Untersuchungen sein sollten. Zuerst wären genaue quantitative Erhebungen vorzunehmen, um die Nutzung und Verteilung der einzelnen Verfahren zu ermitteln. Auch die Produktivität der Regeln müsste untersucht werden. Des Weiteren ist noch ungeklärt, welche Regeln es genau sind, die die Distribution der Allomorphe steuern. Nimmt man z.B. das Englische mit seinen drei Pluralallomorphen [IZ], [z] und [s], so ist deren Verteilung rein phonologisch - nach dem Auslaut des Substantivs - gesteuert: Endet es auf einen Sibilanten, folgt silbisches [IZ] (horse-s ['horsIz]), endet es auf einen stimmhaften Laut, folgt stimmhaftes [z] (dog-s), und auf einen stimmlosen folgt stimmloses [s] (cat-s). Das Deutsche, das insgesamt neun konkrete Pluralallomorphe "besitzt, erlaubt auf grund der Singularform kaum Erschließbarkeit des Plurals, wie die folgenden drei einsilbigen Reimwörter gleichen Genus demonstrieren: der Hund - die Hunde, der Grund - die Gründe, der Mund - die Münder. Prosodische Kriterien wie die AkzentsteIle, syllabische (Silbenzahl), phonologische (Auslaut) und morphologische Kriterien " einschließlich der Genuszugehörigkeit fuhren nicht immer zum Ziel: Bei vielen Substantiven muss der Plural - siehe oben - mitgelernt werden, d.h. er ist Bestandteil des Lexikons. Was das Luxemburgische betrifft, so scheint das Steuerungsinstrumentarium komplexer zu sein, doch ist dies nur eine durch Stichproben gewonnene Vermutung, die zu fundieren wäre.
Die Flexionsmorphologie befasst sich mit der "Beugung" von Wörtern, d. h. mit der systematischen Kombination von (meist) Lexemen mit bestimmten sog. grammatischen Informationen (auch: Flexionskategorien). So wird die Wortart der Substantive im Deutschen mit den Informationen Kasus und vor allem Numerus (Singular und Plural) versehen.
The Early New High German period is characterized by the reduction of the former four-stage ablaut system (e. g. werfen inf. - warf pret.sg. - wurfen pret. pl. - geworfen past part.) into a three-stage system (werfen- warf-geworfen), involving the loss of the number distinction in the preterite. In earlier approaches this development has been analyzed as being triggered by the functional discrepancy between three tenses and four ablaut stages, or, as put forward by natural morphologists, by the adaptation of the strong verb system to the more natural weak verb pattern. This paper rejects these hypotheses and argues that the development is best attributed to the growing stem allomorphy in the verbal system (due to phonological changes) and the remarkable decrease in the token frequency of verbs in the preterite, which lead to the loss of the least relevant category distinction, i. e. number.
Die deutsche Wechselflexion besteht hauptsächlich im e -> i- und im a -> e-Wechsel in der 2. und 3. Person Singular im Präsens starker Verben (z.B. ich gebe vs. du gibst/sie gibt oder ich fahre vs. du fährst/sie fährt). Dieser binnenflektierende, modulatorische Person/Numerus-Ausdruck galt bisher als konservativer Zug des Deutschen und wurde von der Linguistik kaum beachtet, möglicherweise weil sein Erhalt theoretisch schwer zu begründen ist. Manche Linguisten haben sogar schon seinen Abbau prognostiziert. In diesem Beitrag wird dieses marginalisierte Phänomen synchron wie diachron dargestellt und mit dem Luxemburgischen verglichen. Beide Sprachen verfügen über einen stabilen Bestand an über fünfzig häufig verwendeten Wechselflexionsverben. Im Gegensatz zum Deutschen hat sich die luxemburgische Wechselflexion von den starken Verben gelöst und wurde sekundär auch auf schwache und athematische Verben übertragen. Dabei kommt es zu über zwanzig verschiedenen Vokalalternanzen. Dieser massive Aus- und Umbau der luxemburgischen Wechselflexion wird dokumentiert und, zusammen mit der deutschen Wechselflexion, einer theoretischen Fundierung unterzogen.
Was tun mit Flexionsklassen? : Deklinationsklassen und ihr Wandel im Deutschen und seinen Dialekten
(2008)
"Warum Flexionsklassen?" lautet ein synchron ausgerichteter Aufsatz von BERND WIESE (2000), an den dieser Beitrag aus diachroner und dialektaler Perspektive anschließt. Das hier zur Diskussion stehende Phänomen, nämlich die notorische Persistenz von Flexionsklasse (im Folgenden "FK") über Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende hinweg, dürfte noch eines der größten linguistischen Rätsel darstellen, die ihrer Lösung harren. HASPELMATH (2002, 115) eröffnet in seinem Band "Understanding Morphology" das Kapitel über "Inflectional paradigms" mit folgenden Worten: "Perhaps the most important challenge for an insightful description of inflection is the widespread existence of allomorphy in many languages."
Die meisten Sprachwandeltheorien betrachten morphologischen Sprachwandel primär als eine Regularisierung irregulär gewordener Formen. Als Ziel des Wandels werden homogene, transparente Paradigmen postuliert, deren Einzelformen möglichst baukastenartig organisiert sind, d.h. die Informationsabfolge sollte im Idealfall diskret und additiv strukturiert sein. Das wichtigste Mittel zur Herstellung dieses Zielzustands wird in der Analogie gesehen, also in der Orientierung an einem bestimmten vorbildhaften Muster. Der Grund, weshalb dieser Regularisierungsprozeß nie zum Stillstand gelangt, weshalb es also immer wieder zu Irregularitäten kommt, wird in der destruktiven Wirkung der Phonologie gesehen: Optimierungen auf der phonologischen Ebene setzen sich über die Morphologie hinweg und zerstören deren Ordnungsprinzipien.
In diesem Beitrag geht es darum, Flexion primär über die Abgrenzung zu ihren beiden morphologischen Nachbardomänen, die Derivation und die Klise, zu bestimmen. Aus diesen beiden morphologischen Typen entwickelt sich auch neue Flexion. Mit dem Vergleich von Flexion, Derivation und Klise und mit der Frage nach der Entstehung von Flexion sollen die Ziele und Prinzipien von Flexion sichtbar gemacht werden. Der zweite Schwerpunkt dieses Artikels besteht in einer detaillierten Analyse einer sich anbahnenden Flexivierung via Klitisierung im Deutschen: Mit den Präposition-Artikel-Verschmelzungen (im, ins, zur, au/m, in'n) liegt ein Paradebeispiel derzeit beobachtbarer und sukzessive sich herausbildender Flexion vor. Diese Verbindungen sind zwar noch als Vorstufen der Flexion zu bewerten, doch läßt sich über die Untersuchung dieses komplexen Grammatisierungsprozesses diskutieren, was noch geschehen muß, damit im Deutschen Präpositionalflexion entsteht. Kapitel 1 befaßt sich kurz mit dem Begriff der Flexion, Kapitel 2 mit der Entstehung von Flexion aus Derivation und Klise. Kapitel 3 widmet sich dem Beispiel der deutschen Präposition-Artikel-Verschmelzungen.
Die vorliegende Arbeit geht unmittelbar vom Konzept der Natürlichen Morphologie aus. Am Datenbereich der dt. Substantivflexion soll die explanative Adäquatheit und Prädiktabilität des Konzepts hinsichtlich des Aufbaus und der Veränderung eines Teilflexionssystems als Ganzes überprüft und auf dieser Basis ein Strukturmodell der dt. Substantivflexion vorgeschlagen werden. Insbesondere bei der Erfassung der Gesamtstruktur des Teilflexionssystems werden dabei Probleme des zugrundegelegten theoretischen Ansatzes deutlich werden. Mit der Diskussion und der Überprüfung theoretischer Annahmen, die diese Probleme lösen können, sowie der detaillierten Analyse des Flexionsverhaltens der dt. Substantive soll ein Beitrag zur weiteren Ausformulierung des in eine allgemeine Präferenztheorie einzuordnenden theoretischen Konzepts der Natürlichen Morphologie wie auch zur germanistischen Forschung geleistet werden.
In diesem Artikel wird erstmals der Wandel der phonologischen und prosodischen Strukturen der deutschen Rufnamen seit 1945 bis heute (2008) bezüglich der Kennzeichnung von Sexus beziehungsweise Gender untersucht. Auf der Grundlage der 20 häufigsten Rufnamen wird gezeigt, wie weibliche und männliche Namen sich diachron im Hinblick auf ihre Sonorität, die verwendeten Vokale (besonders im Nebenton), Hiate, Konsonantencluster, die Silbenzahl und das Akzentmuster verändern. Das wichtigste Ergebnis ist, dass heute die Rufnamen beider Geschlechter strukturell so ähnlich sind wie nie zuvor. Damit hat sich seit dem 2. Weltkrieg eine Androgynisierung vollzogen.