Linguistik
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Der Begriff des doing gender als interaktive Inszenierung des sozialen Geschlechts (gender) hat sich auch in der Linguistik etabliert und ist vor allem für die Sprachverwendung bzw.- Gesprächslinguistik fruchtbar gemacht worden. Doch selbst etwas so biologisch determiniert Erscheinendes wie weibliche und männliche Stimmen, ihre Höhe, ihre Verlaufsmuster, sind konstruierter, als man dies bisher für möglich gehalten hatte. Der am stärksten und radikalsten segregierte sprachliche Bereich, die Rufnamen, wurde für das Deutsche erst 2003 mit der Arbeit "Naming Gender" von Susanne Oelkers empirisch auf die Kodierung von Geschlecht hin untersucht. Erstmals wird systematisch nachgewiesen, dass und worin sich Frauen- und Männernamen phonologisch-strukturell voneinander unterscheiden, außerdem, dass wir diese Geschlechtszuordnungen auch bei uns unbekannten Namen vornehmen. Das heißt, es besteht ein kollektives Wissen darüber, wie weibliche und männliche Rufnamen beschaffen sind.
Wird man als Linguistin - und zwar ausdrücklich in dieser Funktion und nicht in der auch möglichen Rolle als Fotografin oder Bildwissenschaftlerin - dazu eingeladen, über die Documenta zu berichten, so ist man positiv überrascht. Man freut sich, weil man als Vertreter/in einer die Sprache untersuchenden und vermittelnden Disziplin verschiedentlich Vorbehalten seitens Fachfremder begegnet. Diesen zufolge wird Sprachwissenschaft - wenn sie überhaupt in interdisziplinäre Zusammenhänge eingebunden wird - eher bei den Naturwissenschaften als bei den Geisteswissenschaften geortet. Ihre Tätigkeitsfelder lokalisiert man in („unschöpferischen") Bereichen wie »Wissenschaft über Sprachtherapie bis hin zur Entwicklung automatischer Sprachverarbeitungssysteme«[3]. Dass Linguisten tatsächlich erfolgreich und anwendungsorientiert an formal-eindeutigen, programmierbaren Sprachen forschen und den Kompetenzerwerb normgerechten Sprachgebrauchs fördern, ist die eine Seite. Die andere Seite ist, pauschalisierend formuliert, dass genau deswegen künstlerisch-kreative Kreise Linguisten häufig unter „Strukturalismus-Verdacht" stellen. Assoziiert mit der Annahme grundsätzlich möglicher Zerlegbarkeit, Klassifizierbarkeit, Systematisierbarkeit von Welt distanziert uns die Zuschreibung zum strukturalen Denken von den aktuellen interdisziplinär-kulturtheoretischen Diskussionen, in denen eben diese Schlagwörter als Reizwörter einen hohen Provokationswert haben.
Mit der Möglichkeit, anhand digitaler Telefonanschlüsse Familiennamen nach Bestand, Trägerzahl und räumlicher Verbreitung mit großer Genauigkeit zu erfassen, hat eine neue Epoche der Anthroponomastik begonnen. Der Schatz von 850661 verschiedenen Familiennamen, die im Jahre 2005 in 28205713 privaten Festnetzanschlüssen registriert waren, ist immens, und die Fragestellungen zu seiner Erforschung sind in ihrer Ausrichtung und in ihrer Anzahl unerschöpflich. In dieser Situation ergaben sich vordringlich zwei Aufgaben: Erstens musste angesichts der von Jahr zu Jahr wachsenden Bevölkerungsmobilität, angesichts der Auswirkung neuerer Namengesetzgebung und angesichts der schnell zunehmenden Ablösung lokalisierter Festnetzanschlüsse durch Mobiltelefone der Namenbestand spätestens jetzt aufgrund der zuverlässigsten Quelle und in legitim nutzbarer Weise gesichert und archiviert werden. Die geschichtlich gewachsenen Namenlandschaften sind gerade noch, und zwar in erstaunlicher Stabilität, erhalten. Die Daten wurden nach Klärung der Datenschutzfragen von der Deutschen Telekom auf Stand Juni 2005 dem Deutschen Familiennamenatlas zur Verfügung gestellt und ihre Nutzung zur namenkundlichen Forschung mit Vertrag vom 28.06.2005 geregelt.
Eigennamen vereinen viele Besonderheiten auf sich. Dazu gehört, dass wir im Fall der Rufnamen (= Vornamen) direkten und freien Zugriff auf ein riesiges Nameninventar haben, d. h. Eltern können ihr Kind, linguistisch betrachtet ein neues Referenzobjekt, mit einem (oder mehreren) Namen eigener Wahl versehen. Darin sind sie heute vollkommen frei, d. h. die Namen werden fast nur noch nach Geschmack (Wohlklang/Euphonie, Harmonie zum Familiennamen etc.) ausgesucht. Diese sog. freie Namenwahl ist noch nicht sehr alt, etwa gut 100 Jahre. Bis ins 19. Jh. hinein galt (mehr oder weniger) die sog. gebundene Namenwahl, d.h. die Nachbenennung der Kinder nach Familienangehörigen, nach Paten, nach Heiligen, nach Herrschern und anderen Personen.
Während Anglizismen in deutscher Jugend- und Standardsprache bereits gut untersucht sind, stellt der Einfluss des Englischen auf multiethnolektale Varietäten des Deutschen noch ein unbestelltes Feld dar. Mit diesem Beitrag möchten wir einen Anstoß für künftige Forschungsarbeit in diesem Gebiet geben und zugleich einige erste Schritte unternehmen
In diesem Artikel wird erstmals der Wandel der phonologischen und prosodischen Strukturen der deutschen Rufnamen seit 1945 bis heute (2008) bezüglich der Kennzeichnung von Sexus beziehungsweise Gender untersucht. Auf der Grundlage der 20 häufigsten Rufnamen wird gezeigt, wie weibliche und männliche Namen sich diachron im Hinblick auf ihre Sonorität, die verwendeten Vokale (besonders im Nebenton), Hiate, Konsonantencluster, die Silbenzahl und das Akzentmuster verändern. Das wichtigste Ergebnis ist, dass heute die Rufnamen beider Geschlechter strukturell so ähnlich sind wie nie zuvor. Damit hat sich seit dem 2. Weltkrieg eine Androgynisierung vollzogen.
Die drei Bereiche, die hier verglichen werden sollen, entsprechen in etwa der überkommenen Trias von Literatur, Musik und bildender Kunst, einer Gliederung, die im Medienzeitalters mit Videos, CDs, Installationen oder Happenings eigentlich obsolet ist. Allerdings geht es hier nur um die Eigenart der Zeichensysteme, auf denen die verschiedenen Bereiche beruhen, nicht um die Werke, die dadurch möglich werden, obgleich natürlich auch die Kunstwerke im emphatischen Sinn, die bedeutenden und die banalen, die großen und die misslungenen Gestaltungen nur möglich und verstehbar sind aufgrund der Zeichen, auf denen sie beruhen.
Im Zeitalter der Globalisierung ist die Migration zu einem Ereignis geworden, das immer mehr Menschen betrifft. So machen sich einige auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen und aus Gründen der Selbstverwirklichung freiwillig auf den Weg in ein neues Land, während andere durch Krieg oder Armut zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen werden. Im Zielland treffen die Migranten notwendigerweise auf andere Menschen, mit denen sie sich austauschen, mit denen sie kommunizieren müssen – möglichst im Medium der Sprache. In den meisten Fällen ist die Sprache des Ziellandes jedoch eine andere als die des Herkunftslandes, so dass eine längerfristige Migration häufig, allerdings in ganz unterschiedlichem Ausmaße, zur Mehrsprachigkeit der Migranten führt.
1.Vermehrung der Sprachhürden in einer Union, die mit dem Zweck, alle Menschen trennende Hürden abzuschaffen, gegründet ist, als unerwünschtes Paradox. 2.Die durch diese Tatsache bestimmte Notwendigkeit einer für internationalen Umgang zu verwendenden Sprache. 3.Unannehmbarkeit der Verwendung jedweder heute gebräuchlichen Nationalsprache als Mittels des internationalen Umgangs in demokratischer Gesellschaft (Unbilliges Vorrecht). 4.Unannehmbarkeit der Verwendung jedweder künstlichen Sprache als eines Internationalumgangs-Mittels in Gesellschaft, die früher eine traditions- und wirkungsreiche allgemeine Sprache besaß (Kultur-historische Vergesslichkeit). 5.Latein als diese allgemeine Sprache. 6.Ursachen der Langlebigkeit des Lateins im nachantiken Europa: a) äußere: Latein als Sprache des antiken Erbes und der kirchlichen Tradition); b) innere: Latein als Schöpfung des hellenischen Geistes außer Hellas. 7.Ursachen des Verfalls der Latinität im neueren Europa: a) soziale: Kulturelle Gleichmachung); b) ästhetische: Romantisch-dekadente Neigung zum Unstetigen, Unbestimmten und Zweideutigen. 8.Was soll man heute machen, um das neue Leben dem Latein einzuflößen? – Linguistische Bemühungen (Verfassen und Publizieren der so oder so mit Lateinkenntnis verknüpften Forschungswerke und Lehrmittel in lateinischer Sprache, um damit dem Lateinstudieren ein praktisches Interesse zu geben, sowie Vorbereitung einer möglichst offenen und breiten Diskussion über das Internationalsprache-Problem) mit der ästhetisch- kulturellen Erklärung vereinen.