Linguistik
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Die Ressource "Wissen" rückte in den letzten Jahrzehnten als Quelle wissenschaftlicher Innovation immer stärker ins Zentrum des Interesses. Diese Fokussierung mündete in eine Selbstreflexion der Wissenschaft und der wissenschaftlichen Disziplinen: Thematisiert werden vor allem die Art und Weise, wie Wissen gewonnen wird, sowie die damit zusammenhängende Frage nach der Konstruktion von Wissenschaftlichkeit, womit das Bewusstsein gleichzeitig auf die mehr und mehr sich auflösende Abgrenzung zwischen den Disziplinen beziehungsweise zwischen den drei hauptsächlichen Wissenschaftskulturen, von Natur-, Geistes- und Kultur- sowie Sozialwissenschaften gelenkt wird. Innerhalb und außerhalb der Universitäten bildeten und bilden sich nicht immer klar verortbare "trading zones" (Gallison 1997), in denen neue Formen und Techniken der Wissensproduktion und Wissensvermittlung geprüft, geübt und teilweise auch institutionalisiert werden. ...
Sprachvermögen und Zahlbegriff : zur Rolle der Sprache für die Entwicklung numerischer Kognition
(2004)
In welchem Zusammenhang stehen Sprache und Zahl als kognitive Domänen? Welche Rolle spielt das menschliche Sprachvermögen für die Entwicklung des Zahlbegriffs? In den letzten Jahrzehnten haben verschiedene Disziplinen aus dem Gebiet der Kognitionswissenschaft – darunter Psycholinguistik, Entwicklungspsychologie, Ethologie und kognitive Neurowissenschaft – wesentlich zu unserem Verständnis der Beziehung zwischen Sprache und numerischer Kognition beigetragen. Die unterschiedlichen Ergebnisse liefern Evidenz für eng verknüpfte ebenso wie für autonome Bereiche in den beiden Domänen.
Schwankungen zwischen starker und schwacher Flexion werden mit unterschiedlichen Graden von Determinativhaftigkeit verschiedener Pronominaladjektive korreliert, bezogen auf eine universelle Dimension der IDENTIFIKATION (nach Seiler), sowie mit unterschiedlichen Graden der Ausgeprägtheit determinativischer (starker) Flexion, bezogen auf eine Ordnung nach formaler Markanz verschiedener Wortformen. Es wird gezeigt, dass stärkere Determinativhaftigkeit der Lexeme schwache Flexion bei folgenden Adjektiven begünstigt. Bezüglich der Varianz bei verschiedenen paradigmatischen Formen wird die Vermutung gestützt, dass das Formengewicht der Endungen eine wesentliche Rolle spielt.
In der Schweizer Dialektologie ist die Sprache der Städte nie in dem Maße aus dem Blick gedrängt worden, wie das innerhalb der deutschen Dialektologie geschehen ist, da die Mundarten in der Schweiz auch in den Städten als Umgangssprache erhalten geblieben sind. Zudem finden sich am Rand der wissenschaftlichen Forschung seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl von Publikationen, welche die städtische Variation, meist in Form von (dialektalen) Sondersprachen, thematisieren. Diese dialektologische Kontinuität zeigt sich bis in heutige Arbeiten zu Stadtsprachen in der Schweiz. Diese enthalten noch immer zu einem Großteil areallinguistische Bezüge, während der Bezug zur Standardsprache oft nur einen relativ kleinen Teil ausmacht. Im Folgenden sollen Aspekte aus Arbeiten mit stadtsprachlichen Bezügen und explizit stadtsprachliche Arbeiten aus verschiedenen Regionen der deutschsprachigen Schweiz präsentiert werden. Einzelne dieser Arbeiten stellen deutliche Meilensteine in der Forschungslandschaft dar, während andere eher exemplarisch für eine Forschungsrichtung genannt werden.
Hier soll ein Blick auf eine wissenschaftliche Methode gegeben werden, deren Grundzüge erst erarbeitet werden müssen. Es geht darum, die Sprachsynthese nicht nur für ihren eigentlichen Zweck, Texte vorzulesen, zu verwenden, sondern auch als Instrument für die Dialektologie und generell für die Sprachwissenschaft. Nach einem Blick auf bestehende dialektologische Fragen und Methoden zeige ich Forschungslücken auf und biete Hinweise, wie die Synthese weiterführen kann. Dabei sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, ohne dass schon konkrete Ergebnisse vorliegen. Die erwähnten Tonbeispiele sind herunterzuladen von http://www.unil.ch/imm/docs/LAIP/wav.files/SiebMeth.zip.
Dialektologie des Schweizerdeutschen : Vorwort des Herausgebers zu Linguistik online 20, 3/04
(2004)
Dialektologie ist in der deutschsprachigen Schweiz die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der aktuellen Sprache der Mehrheit der SchweizerInnen, denn in der diglossischen Situation der deutschsprachigen Schweiz nimmt die Mundart die Stellung der Alltagssprache ein. Eine Schichtung von Substandardvarietäten zwischen der Hochsprache und den Dialekten, wie sie in Deutschland und in Österreich vorkommt, existiert in der Schweiz kaum. Eine Ausnahme stellt das Dusselns dar, der Subsidiärdialekt der Deutschwalliser (K. Schnidrig 1986), der offenbar auch in Bosco Gurin vorkommt (C. V. J. Russ in diesem Band). Die schweizerische Alltags- oder Umgangssprache deckt sich also weitestgehend mit dem Dialekt. Dieser stellt dabei aber nicht eine Museumsvarietät der NORMs (non-mobile, old, rural men) dar, sondern ist als lebendige Varietät aller sozialen Schichten in kleinen Weilern und in den großen Städten offen für Einflüsse aus Nachbar- und Kultursprachen. Dementsprechend gibt es auch eine situative und soziolinguistische Variation innerhalb der Mundart. Das wird besonders im offenen System des Wortschatzes deutlich, wo Anglizismen genauso Einzug in die Mundart halten wie in die deutsche Standardsprache: Die hard disk existiert im Schweizerdeutschen ebenso wie in der Standardsprache, und die entsprechende deutsche Lehnbildung Festplatte findet sich in mundartlicher Lautung Feschtplatte auch im Schweizerdeutschen. Dagegen sind Morphologie und Lautung relativ stabil. Sie ermöglichen, wie H. Christen (1998) gezeigt hat, immer noch eine genaue geographische Zuordnung der meisten SprecherInnen des Schweizerdeutschen.