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The aim of the present study was to test the influence of picture composition on the narrative complexity of preschool children, and to compare the different procedures of the Cat Story of Hickmann (2002) and the Fox Story of Gülzow & Gagarina (2007) with the Baby Birds and Baby Goats Story of MAIN, by Gagarina et al. (2012). For this purpose, 27 children between the ages of 5;01 and 6;09 were tested with both variants to check whether a macro-structurally controlled picture structure would lead to more complex stories. The results show that narratives with a Goal-Attempt-Outcome structure, i.e. the Baby Birds and Baby Goats Stories, make children with increasing age tell more complex stories by means of a rise in story complexity than the narratives of Hickmann and Gülzow & Gagarina without that structure.
This paper focuses on morphological verb errors in elicited narratives of Russian-German primary school bilinguals. The data was collected from 37 children who were separated into four groups according to the age and language acquisition type (simultaneous and successive). The Multilingual Assessment Instrument for Narratives (MAIN) (Gagarina et al. 2012) was used for data collection. The narratives produced in mode telling after listening to a model story were analysed and morphological verb errors in Russian and German were classified. Therefore, the error classification of Gagarina (2008) for Russian monolingual children was expanded and for the classification of German errors an own classification was suggested. Errors in Russian typically produced by monolinguals and unique bilingual errors as well were documented. The results show that the language of the environment (German) increases with age. Older children make fewer errors than younger ones. Nevertheless, a strong heterogeneity between children within each group can be observed.
This study explores the relation between the development of narrative skills at the macrostructural level and the productive lexical abilities (verbs) of German-Russian children. The narratives are elicited using the Multilingual Assessment Instrument for Narratives (MAIN) and the lexical abilities are assessed using different tests. Twenty-one preschoolers (mean age: 3;9), forty-four 1st graders (mean age: 6;11) and twenty-two 3rd graders (mean age: 9;3) were included in the study. Correlation analyses were performed between verb lexicon and the following macrostructural components: Story Structure, Structural Complexity and Internal State Terms. The analysis also targets cross-language effects. In addition, the production of verbs within the elicited narratives was taken into account. Some positive correlations were found; however, no clear pattern across age groups and languages was observed. It is suggested that cognitive abilities might be a more decisive factor than lexical abilities and/or that the verbs assessed via the vocabulary tests are more specific than the ones required to achieve high scores for macrostructure.
This article investigates the influence of tense and aspect on the choice of verb forms in texts written by Russian-speaking learners of German. Through eight written narrations, each produced by advanced learners of German with L1-Russian and German native speakers, the use of verb forms and relevant linguistic means (perfect markers, temporal adverbs and temporal clauses) was compared and analysed.
The study shows that even very advanced Russian-speaking learners of German could not meet target language preferences in German. They tended to deploy a different temporal perspective than German native speakers (simple past instead of present tense) and they also showed an overuse of the perfect tense, especially when describing completed actions. These differences compared to the preferences of German native speakers can be explained as transfer effects from the L1 of Russian-speaking learners since – unlike in German – the grammatical aspect in Russian is obligatory and its perfective form offers an effective tool to express completeness.
Viele gegenwartssprachliche Grammatiken sprechen nicht mehr von starken Verben, sondern von unregelmäßigen. Diese Verben werden denn auch nicht mehr in Ablautreihen ("AR") oder, genauer, in Alternanzmuster eingeordnet, sondern alphabetisch aufgelistet. Types und Tokens kommen damit in Deckung, jedes Verb scheint ein eigener Type zu sein. Zumindest interessiert es nicht mehr, ob es hier übergreifende Muster gibt. Das hat gravierende Folgen: Die starken Verben werden als letzte erratische Brocken eines einstigen Gebirges begriffen, die ungeordnet in der Landschaft herumliegen und noch nicht von der Welle der (regelmäßigen) schwachen Verben erfasst wurden, dem aber entgegenblicken. Klassenstatus erlangen nur die schwachen Verben, allenfalls noch die Modalverben.
Die Studie "Beziehung überschreibt Geschlecht. Zum Genderindex von Ruf- und Kosenamen" betrifft zum Teil den Beziehungstyp der Liebesbeziehung. Sie fragt danach, ob und wie die Geschlechtszugehörigkeit in Kosenamen - Namen, die eine Beziehung kodieren und Nähe signalisieren - markiert wird. Mit einem Genderindex, der auf Basis der statistisch relevanten phonologischen Unterschiede zwischen den 100 häufigsten Frauen- und Männerrufnamen der deutschen Bevölkerung gebildet wurde, reanalysiert sie eine vorhandene Erhebung von Kosenamen und kommt zu dem Ergebnis, dass Kosenamen auf der Basis von Rufnamen deutlich weniger geschlechtsmarkiert sind als die zugrunde liegenden Rufnamen. Dies interpretiert sie vorrangig als Zeichen einer besonders persönlichen, individualisierenden und dabei auch genderabstraktiven Wahrnehmung der benannten Person.
"Naming Gender" von Susanne Oelkers (2003) ist die erste Studie, die sich eingehend mit der Geschlechtskennzeichnung von Rufnamen befasst. Für die Herstellung und Darstellung von Geschlecht stellt nicht nur Sprache generell, sondern zuvörderst das Namensystem ein zentrales Zeichensystem zur Verfügung. Namen haben damit beträchtlichen Anteil an Ordnungsstiftung und Komplexitätsreduktion. Die deutsche Onomastik hat sich bis 2003 kaum für die soziale Differenz Gender interessiert, sie hat die linguistische und soziologische Genderforschung nicht rezipiert. Umgekehrt haben auch Genderlinguistik und Soziologie die Personennamen weitgehend übersehen (von Lindemann 1996 und Gerhards 2003 abgesehen). Dies steht der Relevanz entgegen, die Namen für die Etablierung und Prozessierung der Geschlechterordnung haben. Selbst Sprachen ohne jegliche grammatische Genus- oder Gendermarkierung können mit ihren Rufnamen Geschlecht indizieren (z.B. Finnisch und Estnisch, die nicht einmal bei den Personalpronomen der 3. Person Geschlecht markieren).
Marie Wrona präsentiert in ihrem Beitrag "Ist das ein Komma oder kann das weg? - Topologische Felder und Kommasetzung. Erste empirische Befunde" ein Experiment zur Kommadidaktik. Sie untersucht, inwiefern sich die Kommasetzungskompetenz von SchülerInnen verbessert, wenn diese mithilfe des topologischen Feldermodells vermittelt wird, das auf der Verbklammer im Deutschen aufbaut, anstatt wie bei traditionellen Ansätzen mithilfe von Signalwörtern wie Subjunktionen. Die SchülerInnen lernten, das finite Verb zu bestimmen und so zu entscheiden, ob ein Komma gesetzt werden muss oder nicht. Nach der Unterrichtseinheit setzten die SchülerInnen v.a. deutlich weniger falsche Kommata
Johanna Hartwig beschäftigt sich mit der Deklination entlehnter Farbadjektive wie lila, orange und rosa ("Gibt es denn jetzt lilane Kühe oder nicht? - Einflussfaktoren auf den Gebrauch indeklinabler Farbadjektive"). Diese Adjektive wurden ursprünglich nicht flektiert (das lila/rosa Haus). Hartwig führt ein Produktionsexperiment durch, um zu überprüfen, inwiefern die Frequenz und die Endung eines Adjektivs Einfluss auf dessen Flexion nehmen. Dabei stellt sie fest, dass frequente Adjektive zur Flexion neigen, jedoch auch die Endung eine Rolle spielt. So bleiben Adjektive auf [a] wie bspw. lila trotz hoher Frequenz unflektiert. Adjektive auf Frikativ weisen hingegen umso mehr Flexion auf, je frequenter sie sind. Für seltene Adjektive (creme) konnte Hartwig eine Vermeidungsstrategie feststellen: Creme wurde in ihrem Experiment am häufigsten in ein Derivat (cremefarben) umgewandelt, das eine Flexion des Adjektivs ermöglicht (das cremefarbene Haus).
Wie Hashtags bei Twitter als Teile von Komposita verwendet werden, zeigt Markus Majewski in seinem Beitrag #Erdogan-Diktatur - Hashtags als Elemente von Substantivkomposita in politischen Tweets. Als Grundlage dient ihm das Korpus aus Tweets von SpitzenpolitikerInnen der großen Parteien während des Wahlkampfs, in dem er alle Substantivkomposita mit einem Hashtag als Bestandteil wie #Energiewende auf funktionale, graphematische und strukturelle Aspekte untersucht. Insbesondere bei der Schreibung der Komposita zeigt sich eine große Kreativität. Zudem lassen sich Twitter-spezifische Kommunikationsfunktionen der Hashtag-Erstglieder beobachten.
Für den Wandel und die Variation der Präposition wegen interessieren sich Lea Heese und Fabiola Kaiser in ihrem Beitrag "Die menschliche Zunge ist faul. Assoziationen zu der Verwendungsweise der Präposition wegen mit dem Genitiv und dem Dativ". Wegen schwankt im Standard-deutschen zwischen Genitiv- und Dativrektion. Obwohl sie seit langem existiert, wird die Dativvariante von SprecherInnen oftmals als Zeichen für Sprachverfall gedeutet. Heese und Kaiser erhoben mithilfe einer Onlineumfrage Daten zum Gebrauch der Präposition in informellen und formellen Registern sowie Assoziationen zu den beiden Varianten. Wie bereits das Titelzitat des Beitrags zeigt, wird der Dativ unter anderem als Zeichen für Nachlässigkeit interpretiert.
Carlotta J. Hübener diskutiert in ihrem Beitrag "Nicht/keinen/kein Fußball spielen? - Inkorporationsprozesse in Substantiv-Verb-Verbindungen" Inkorporationprozesse bei Substantiv-Verb-Verbindungen wie bspw. Fußball spielen. Hierbei fokussiert sie auf die Negation: Während kein(en) Fußball spielen einen Hinweis darauf gibt, dass Fußball noch als eigenständiges Substantiv interpretiert wird, ist nicht Fußball spielen ein Indiz dafür, dass Fußball und spielen als eine konzeptionelle Einheit wahrgenommen werden. Kein negiert nämlich Nomen (Ich mag keinen Spinat), während nicht Verben negiert (Ich hab‘ noch nicht gegessen). Hübener überprüft in ihrem Beitrag anhand des Deutschen Referenzkorpus, inwiefern Frequenz, Idiomatik und Individuiertheit Einfluss auf die Negation von Substativ-Verb-Verbindungen nehmen können.
Brit Schwerin nimmt sich in ihrem Artikel "die bisher jedermann unbekannt gewesen [ist/war/sei/wäre] -Zum Rückgang des ersparten Finitums in Nebensätzen des frühen Neuhochdeutsch" des Phänomens der afiniten Nebensätze an, die in der Frühen Neuzeit im deutschen Sprachraum weit verbreitet waren. Ihre Analyse von Nebensätzen mit und ohne finites Verb in Texten aus dem 17. und 18. Jh. ergibt, dass der Rückgang der afiniten Konstruktionen in Verbindung mit dem Bedürfnis nach eindeutiger Markierung grammatischer Kategorien wie Tempus und Modus steht. Die diachronen Studien decken somit Sprachwandel auf verschiedenen Ebenen ab.
Wie sich Konzessivkonnektoren im 18. und 19. Jh. entwickelt haben, untersuchen Lisa Bürgerhoff, Jana Giesenschlag, Linda Kunow und Alexandra Kern für ihren Beitrag "Von ob ich schon wanderte zu obschon ich wanderte?! - Eine Korpusuntersuchung zur Konzessivität von 1700-1900". Ihre Untersuchungen im Deutschen Textarchiv zeigen unter anderem einen Zusammenhang zwischen der Zusammenschreibung der Konnektoren und einer eindeutig konzessiven Lesart, der für obschon, obgleich, obwohl und obzwar allerdings unterschiedlich stark ist. Auch die Faktizität der Teilsätze und das Auftreten verstärkender Partikeln sind für die Entwicklung der ob-Gruppe von Bedeutung. Als eindeutigste und frequenteste Konzessivkonnektoren stellen sich insgesamt obwohl und vor allem obzwar heraus.
Mit der mittelhochdeutschen Nebensilbenabschwächung beschäftigt sich Tanja Stevanovićs Beitrag "Wo sind die vollen Vokale geblieben? Eine Untersuchung möglicher Einflussfaktoren auf die Nebensilbenabschwächung". Dafür hat sie in einer Korpusuntersuchung im Referenzkorpus Mittelhochdeutsch schwache Verben analysiert, die trotz der fortschreitenden Nebensilbenabschwächung noch im Mittelhochdeutschen Vollvokale in Endsilben aufweisen.
Lena Schnee analysiert in ihrem Beitrag "Eingenordet - Morphologische Assimilation mittelniederdeutscher Lehnwörter im Altnordischen" die Liste mittelniederdeutscher Entlehnungen im Altnordischen Etymologischen Wörterbuch und zeigt, wie die mittelniederdeutschen Wörter, die in der Hansezeit in die skandinavischen Sprachen entlehnt wurden, an das Altnordische angepasst wurden. Dabei wendet sie ein Transderivationsmodell an, um die morphologische Assimilation nicht nur von ganzen Lexemen, sondern auch von Affixen und Wortstämmen nachzuvollziehen. Schnees Untersuchung ergibt, dass bei der Entlehnung in das Altnordische hauptsächlich die Affixe adaptiert wurden. Die mittelniederdeutschen Affixe wurden überwiegend durch native oder entlehnte altnordische ersetzt, was darauf hinweist, dass die Morphemgrenzen und Wortbildungselemente bei der Entlehnung als solche erkannt wurden. Als Erklärung hierfür führt Schnee die typologische Ähnlichkeit der beiden Sprachen an.
This paper examines whether gender features (masculine, feminine, neuter) in German have to be interpreted semantically, along their specific gender, or whether they allow for a gender unrelated interpretation. As to this, two experiments with two different classes of nouns (gender marked and sex marked nouns vs. gender marked and sex neutral nouns) were conducted. The first experiment supports the view that in their function as nominal predicates masculine nouns, contrary to feminine (and neuter) nouns, have the widest extension – which confirms the existence of a ‘Generic Masculine’ (Generisches Maskulinum). On the other hand, the second experiment shows that in their function as subjects masculine nouns, contrary to feminine (and neuter) nouns, are the least flexible agreement controllers – hardly allowing for gender mismatches. Thus, masculine nouns behave differently depending on whether they appear as controllers/sources of agreement or as targets of agreement. The findings are supplemented by corpus data.
"Habt ihr schon mal davon gehört gehabt?" Fällt Ihnen bei diesem Satz etwas auf? Wie würden Sie den Satz interpretieren, insbesondere die Zeitform des Prädikates hören? Weist sie, Ihrer Meinung nach, eher auf Expressivität, seine Abgeschlossenheit, die (Vor-)Vorvergangenheit eines Geschehens oder eine einfache Vergangenheit hin? Im letzteren Fall würde der Satz die gleiche Semantik ausdrücken wie ohne das zweite Partizip II: Habt ihr schon mal davon gehört? Im Fokus dieser Arbeit stehen empirische Evidenzen zum Gebrauch des doppelten Perfekts und Plusquamperfekts in der deutschen Sprache. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde ein Fragebogen mit 202 deutschen Muttersprachlern durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass das doppelte Plusquamperfekt bei der Interpretation von ca. 86% der untersuchten deutschen Muttersprachler akzeptiert wird. Weiterhin deuten die Ergebnisse dieser Studie auf viele Unterschiede bei der Akzeptanz der doppelten Konstruktionen zwischen Studierenden verschiedener Fachrichtungen hin.
In the paper, German disintegrated verb-final 'obwohl' (‘although’) and 'weil' (‘because’) clauses are compared with constructions in which 'obwohl' and 'weil' precedes clauses with main clause word order. The former constructions constitute independent, yet subsidiary speech acts. Thus, the subordinating connectors and the positioning of the verb do not indicate syntactic but textual dependency. The latter constructions are of a very different kind. Here, 'obwohl' and 'weil' do not form a constituent with the following clause. Instead, they appear as syntactically independent discourse markers connecting two discourse units. As discourse markers, 'obwohl' and 'weil' obtain their special syntactic and semantic properties as elements of the derived, but independent module of Thetic Grammar.
This paper deals with German 'wobei'-clauses and their Italian counterparts. Based on a corpus study of administrative texts, we identify the type and frequency of the Italian constructions that correspond to 'wobei'-clauses. In particular, we will assess to what extent the Italian converb construction gerundio correlates with 'wobei'-clauses. More specifically, we will focus on the thesis put forward by Haspelmath (1995) and Breindl (2014), according to which comitativity is expressed by converb constructions when it applies to state of affairs.
'Je-desto'-Sätze scheinen in struktureller Hinsicht Einzelgänger zu sein. Das Ungewöhnliche ist, dass sie wie eine obligatorische Verb-dritt-Konstruktion daherkommen: An erster Stelle steht scheinbar der durch je eingeleitete Nebensatz im linken Außenfeld bzw. Vor-vor-Feld, dann folgt die desto-Konstituente, die das Vorfeld einnimmt, und dann an dritter Stelle das finite Verb des Matrixsatzes. Angesichts der Semantik der involvierten Konstituenten ist diese Strukturbeschreibung ungewöhnlich und widerspricht plausiblen Erwartungen. Der Aufsatz bietet eine Analyse, nach der der 'je'-Satz und die 'desto'-Konstituente zusammen eine komplexe Konstituente bilden, die eine einzige, ganz reguläre Einheit konstituiert, was bedeutet, dass der Gesamtsatz eine ziemlich reguläre Verb-zweit-Struktur ist.
Das Hauptziel dieses Beitrags besteht darin, anhand einer tiefergehenden prosodisch-phonologischen Analyse der häufigsten Rufnamen von 1945-2008 der Frage nachzugehen, ob im Laufe der Zeit eine Androgynisierung unserer Rufnamen dahingehend stattgefunden hat, dass Strukturen, die bislang dominant für das eine Geschlecht galten, zunehmend auch für das andere Geschlecht gewählt werden bzw. geschlechtspräferente Strukturen nivelliert oder gar abgebaut werden. Ein weiteres Ziel besteht darin, auf onymischer Ebene der These nachzugehen, dass in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen eine sog. Informalisierung und Intimisierung stattgefunden habe, die sich möglicherweise in heutigen Namen wie Lilly oder Nico statt früher Elisabeth und Nikolaus niederschlagen.
In der emotional geführten Sprachverfallsdebatte wird besonders die Apostrophsetzung vor dem Genitiv- und dem Plural-s, vulgo Deppen-Apostroph, kritisiert und als vermeintliche Entlehnung aus dem Englischen stigmatisiert. Erst seit kurzem liegen mit Scherer (2010, 2013) korpusbasierte Untersuchungen vor, die eine angemessene Interpretation dieses graphematischen Wandels erlauben, der weitaus älter ist als gemeinhin vermutet. Generell erweist sich, dass viele als neu und bedrohlich empfundene Sprachveränderungen bereits vor über hundert Jahren meist ebenso emotional gegeißelt wurden. Der Beitrag befasst sich hauptsächlich mit der diachronen Entwicklung des phonographischen Apostrophs zu einem morphographischen, dessen Funktion nun nicht mehr darin besteht, nicht-artikulierte Laute zu markieren, sondern morphologische Grenzen (Uschi's, Joseph K.'s, CD's ). Deutlich wird, dass der Apostroph der Gestaltschonung komplexer Basen dient, deren Gros aus Eigennamen besteht. Anschließend wird in einem kürzeren Teil nach der Entstehung und Beschaffenheit dieser s-Flexive selbst gefragt. Diese sind ihrerseits Ergebnis flexionsmorphologischer Umstrukturierungen und garantieren maximale Konstanthaltung des Wortkörpers. Abschließend wird noch die neueste Entwicklung gestreift, die in der Deflexion ebendieser s-Flexive besteht und die sich wieder am deutlichsten bei den Eigennamen manifestiert. Diese haben als Quelle all dieser Entwicklungen zu gelten (vgl. des Irak, des Helmut Kohl, auch des Perfekt, des LKW, des Gegenüber ). Insgesamt ist festzustellen: Nicht nur die Apostrophsetzung vor s-Flexiven, sondern auch die s-Flexive selbst sowie ihr derzeitiger Abbau dienen ein und derselben Funktion: Der Schonung durch Konstanthaltung markierter Wortkörper, worunter mehrheitlich Eigennamen fallen, daneben auch Fremdwörter, Kurzwörter und Konversionen. Damit sind es die Eigennamen, die Ausgangspunkt und Ursache tiefgreifenden flexionsmorphologischen und graphematischen Wandels bilden.
Alle germanischen Sprachen haben in den nachchristlichen Jahrhunderten eine phonologische Umlautphase durchlaufen, allerdings mit je unterschiedlichen Resultaten. Dieser Umgang mit den Umlautprodukten wurde bisher nie vergleichend in den Blick genommen; vielmehr bekommt man in jeder Einzelphilologie den Eindruck, als habe die Umlautentwicklung nur so und nicht anders verlaufen können. Erst die historisch-kontrastive Perspektive erweist, dass sich drei Pfade systematisieren lassen: Der Umlaut wird konserviert (Isländisch), er wird eliminiert (Englisch, Niederländisch) – Schwedisch nimmt hier eine Zwischenposition ein –, oder er wird funktionalisiert (grammatikalisiert) und damit morphologisch ausgedehnt (Deutsch, Luxemburgisch).
Im Folgenden werden diese drei Wege nicht nur beschrieben, sondern auch begründet. Der konsequente Sprachwandelvergleich ermöglicht dabei das Verständnis von Zusammenhängen und erlaubt es, aus den Einzelphilologien abgeleitete Annahmen zu revidieren.
Ich möchte […] drei Beispiele für den produktiven Dialog zwischen Historischer Sprachwissenschaft und Sprachtypologie liefern: 1. Den phonologisch-typologischen Wandel des Deutschen von einer Silben- zu einer Wortsprache, 2. die frühnhd. 'Justierung' der Abfolge grammatischer Kategorien am Verb gemäß der universellen Relevanzskala, und 3. die Entwicklung unseres Höflichkeitssystems am Beispiel der Anredepronomen. Weder liefere ich Neues noch kann ich ins Detail gehen. Es geht hier nur darum, für die gegenseitige Wahrnehmung und Zusammenarbeit linguistischer Disziplinen zu werben.
Auf dem Weg zu Nicht-Flektierbaren : die Deflexion der deutschen Eigennamen diachron und synchron
(2012)
Im heutigen Deutsch sorgt die Flexion von Eigennamen im Genitiv für einen echten Zweifelsfall, mehr noch bei geographischen Namen als bei Personennamen, vgl. des Orinoko(s), des Iran(s), des vereinigten Deutschland(s), ebenso im Plural: die beiden Deutschland(s). Personennamen werden, wenn ihnen ein Artikel (mit oder ohne Adjektiv) vorangeht, in aller Regel schon nicht mehr flektiert, vgl. die 1. Auflage (1774) von "Die Leiden des jungen Werthers" mit Genitivendung mit der 2. Auflage (1787), wo diese Endung schon fehlt. Heute dominiert die Nichtflexion: der Geburtstag des kleinen Julian, des Helmut Kohl. Aus diachroner Sicht stellt dieses Stadium nur einen weiteren Schritt in Richtung onymische Deflexion dar. Dieser Deflexion und ihren Gründen soll in diesem Beitrag nachgegangen werden. Flektierten Eigennamen im Althochdeutschen noch ausgiebig (in mehreren Flexionsklassen), so haben sie im Laufe der Zeit ihre Flexion in zweierlei Hinsicht stark eingeschränkt: a) paradigmatisch durch den Abbau an Allomorphie und die Durchsetzung sog. überstabiler Marker, die oft erstes Indiz für den Beginn von Deflexion sind; b) syntagmatisch durch den sukzessiven Abbau von Flexiven am Wortkörper. Neben Kasus und Numerus haben sich auch bei Genus tiefgreifende Veränderungen vollzogen: Genus wird zunehmend pragmatisch "von außen" fixiert, d.h. immer mehr von Eigenschaften des Referenzobjekts gesteuert.
Allein in der Morphologie (Flexion und Wortbildung) gibt es derzeit etwa ein Dutzend "Baustellen", die systematisch Zweifelsfälle generieren. Sie bilden für den universitären Unterricht – und zwar für den grammatisch-deskriptiven wie auch für den sprachhistorischen – ein ungemein ertragreiches und auch beliebtes Thema. wie die eigene Erfahrung mit mehreren entsprechenden Veranstaltungen lehrt: Die Studierenden – meist künftige Lehrerinnen – lernen, dass sprachliche Regeln variabel sein können, doch keineswegs beliebig. Diese Einsicht reicht jedoch nicht: Man kann gerade anhand von Zweifelstallen zeigen. dass Regeln nicht per se existieren (oder womöglich von der Linguistik oder der Grammatikografie am Schreibtisch erstellt werden), sondern dass sie entstehen und vergehen können, also veränderlich sind, auch. dass sie Funktionen haben, die uns – den Sprachbenutzern – zugute kommen. Zieht man sprachhistorisches Wissen hinzu. so wird in den meisten Fällen deutlich, dass Zweifel stalle Sprachwandel im Verlauf darstellen und dass sie der Optimierung von etwas dienen, also vermehrte Funktionalität herstellen. Damit kann man auch der öffentlichen Gleichsetzung von Sprachwandel mit Sprachverfall entgegenwirken. Das Bewusstsein dafür, dass sich Sprache auch heute wandelt, überrascht viele: Man begreift Sprache viel zu oft als statisch. Zweifelfälle lassen sich auch leicht in schriftlichen Korpora wie dem DWDS oder Cosmas vom IDS und per Google finden. In den Grammatiken werden sie sehr heterogen. oft widersprüchlich behandelt. Mit solchen Recherchen lässt sich eine Unterrichtseinheit gut beginnen. Auch zu Ende der Sekundarstufe lassen sich Zweifelsfälle in den Grammatikunterricht integrieren, wenngleich sprachhistorisches Wissen nicht vorausgesetzt werden kann. Es gilt jedoch ein Verständnis für die Veränderlichkeit von Sprache zu wecken, und zwar nicht bezüglich der viel stärker beachteten Lexik, sondern der Grammatik. Schüler wie Studierende entwickeln schnell Interesse an Zweifel stallen, wenn man sie statt zur Frage nach Richtig versus Falsch zur Frage nach dem Woher und Wohin und vor allem nach dem Warum leitet, also dazu, echtes Verständnis für Grammatik zu entwickeln. Dichotomisches, normatives Denken wird überführt in skalares, jenseits von starren Normen befindliches. In einem letzten Schritt wird der Schluss zu ziehen sein, dass echte Zweifelsfälle keine Fehler sind: Beide Varianten sind akzeptabel.
Im Folgenden soll der […] Zweifelsfall adjektivischer Parallel- vs. Wechselflexion von diesen Seiten beleuchtet werden. Dabei wird deutlich, dass er nicht nur für Schule und Universität. sondern auch für die Grammatikografie Anregungen und Fragen aufwirft: Statt fester Regeln ergeben sich nur mehr oder weniger deutliche Tendenzen.
Das im vorliegenden Artikel untersuchte Phänomen im Deutschen ist in der Literatur bisher quasi unentdeckt geblieben. Die einzige Ausnahme bildet der Beitrag von Berg (2008). Die Beobachtung ist folgende: Unter bestimmten Bedingungen, die mit Emphase zu tun haben, kann die lexikalisch festgelegte Betonung, also der Wortakzent, verschoben werden. Im Normalfall betrifft dieser Prozess nicht-native lexikalische Einheiten, denn die Akzentverschiebung passiert in der Regel von hinten nach vorn. Da deutsche Erbwörter initial-, also erstbetont, sind, ist das schwer möglich (jedoch s.u.). Fremdwörter, die auf den hinteren Silben betont sind, sind deshalb prädestiniert. Die meisten Beispiele kommen aus dem Bereich der Wortklasse Adjektiv: spektakulär, skandalös, sensationell, optimal, ideal, brutal, fulminant, perfekt, gigantisch. Im angedeuteten expressiven Gebrauch kann der Wortakzent von der letzten auf die erste Silbe wandern [...].
Der folgende Artikel soll einen Überblick über ein Phänomen geben, das unter verschiedenen Namen einen Einzug in deutsche Grammatiken und linguistische Fachtexte gehalten hat. Man begegnet ihm als "Attribuierungskomplikation", "schiefes Attribut", "grammatische Illusion" und Ähnlichem. Gemeint sind Daten wie der grüne Bohneneintopf, der vierstöckige Hausbesitzer oder das direkte Objektpronomen, sowie die Absturzursache des TWA-Jumbos und die Kritikpunkte an Lakoff. Im Folgenden soll aufgezeigt werden, wie die Diskussion um (scheinbar) fehlerhafte Attribuierungen von N+N-Komposita wieder zu einem virulenten Forschungsthema wurde (§1) und wie dessen Behandlung in Grammatiken (§2), (populären) Sprachkritiken (§3) und Fachtexten (§4) aussieht. In §5 wird eine abschließende Diskussion gegeben.
The paper starts with a semantic differentiation between the notions of sentence topic and discourse topic. Sentence topic is conceived of as part of a semantic predication in the sense of Y. Kim's work. Discourse topic is defined, as in N. Asher's Segmented Discourse Representation Theory, as a discourse constituent that comprises the content of (part of) the larger discourse.
The main body of the paper serves to investigate the intricate connection between the two types of topic. For restricting the context of investigation, a specific relation between discourse constituents, Elaboration, is chosen. If Elaboration holds between two discourse constituents, one of them can be identified as the explicit discourse topic with respect to the other one. Whereas an elaborating sentence - with or without a sentence topic - is used to infer a 'dimension' for extending the discourse topic, the role of the sentence topic if it occurs is to mark an 'index' for predication along that dimension. The interaction of elaborating sentences and their topics is modelled by means of channel theoretic devices.'
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem muttersprachlich Erwerb (L1) des Genus im Deutschen. Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage, wie ein Kind aus dem ihm angebotenen Sprachinformationen das komplexe System der Genusmarkierung erwirbt. Sie wird anhand von Daten aus einer Langzeitstudie eines monolingual aufwachsenden deutschen Kindes erörtert. Der Rahmen dieser Arbeit erforderte bei ihrem Aufbau gewisse Einschränkungen. So habe ich mich in der Auswertung der Erwerbsdaten auf den bestimmten Artikel als Genusanzeiger konzentriert. Als Artikel zeichnet er sich gegenüber den ebenfalls genusabhängigen Adjektiven dadurch aus, dass er eine meist obligatorische Konstituente einer Nominalphrase (NP) mit einem Substantiv darstellt. Der bestimmte Artikel wiederum ist einerseits der frequenteste unter den Artikelwörtern und weist andererseits das differenzierteste Formeninventar auf, wobei er als einziger Artikel im Nominativ alle drei Genera differenziert. Auch habe ich mich entschlossen, auf eine Gegenüberstellung und Diskussion verschiedener Spracherwerbstheorien zu verzichten und stattdessen ausführlicher auf die Aspekte, die im Erwerbsprozess selbst und somit für die Datenanalyse relevant sind, einzugehen. Dabei sollen unterschiedliche Ansätze berücksichtigt sowie die aktuelle Forschungslage dargestellt werden.
Ziel der Untersuchung ist der Erwerb von aspektuellen Markierungen im Bulgarischen. Da Bulgarisch über ein nominales Artikelsystem und über eine verbale Aspektkategorie verfügt, liefert es eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Verwendung von nominalen und verbalen Aspektmarkierungen im frühen Spracherwerb aufzuzeigen. Der Artikel präsentiert die Daten aus einer Langzeitstudie und einer experimentellen Testreihe. Die Ergebnisse belegen, dass die bulgarischen Kinder am Anfang vom Prinzip der Aspektkomposition Gebrauch machen. Aspektuell unmarkierte Verben werden durch definite Objekte ergänzt, um begrenzte Handlungen auszudrücken. Der schnelle Erwerb der Aspektmorphologie verschiebt die Gewichtung im Satz von den nominalen zu den verbalen Aspektmarkern. Im Alter von zweieinhalb Jahren beherrschen die bulgarischen Kinder die sprachspezifische syntaktische Anforderung, dass perfektiv markierte Prädikate quantitativ definite Argumente verlangen.
[I]n der folgenden Skizze [soll] argumentiert werden, dass eine Rückführung unterschiedlicher Lesarten auf unterschiedliche syntaktische Verhältnisse […] unangemessen ist. Vielmehr sol1 aufgezeigt werden, dass es sich um eine ausschließlich semantische Frage handelt, die syntaktische Struktur in jeder Hinsicht aber die immerselbe ist. […] Unser Gegenstandsbereich fasst somit Fälle zusammen, die unter anderen Gesichtspunkten differenziert werden. [...] Diese Gesichtspunkte, nach denen die Differenzierung erfolgt, sind semantischer Natur. Für unsere syntaktische Analyse nehmen wir in Anspruch, dass sie auf alle Adverbialstrukturen zutrifft, mit Ausnahme von Satzadverbialen und (den diesen strukturell gleichen) Adverbialsätzen. Gezeigt wird dies jedoch nur an Fallen wie oben, an Adjektiven in modaladverbialer Funktion. Diese Adjektive fassen wir im übrigen kategorial als das auf, was sie ihrer Form nach sind, nämlich unflektierte Adjektive.
Das Papier argumentiert anhand einer Reihe von Phänomenen für die Existenz einer ausgezeichneten Topikdomäne im Mittelfeld des deutschen Satzes. Deutsch ist somit Diskurs-konfigurational hinsichtlich Topiks. Die Beobachtung erlaubt die Beantwortung einiger grundlegender Fragen wie die nach der möglichen Anzahl van Satztopiks, nach der Möglichkeit von Satztopiks in eingebetteten Sätzen oder nach dem Zusammenhang von Scrambling und Topikstatus. Die These, die 'starke' Interpretation einer indefiniten Phrase impliziere deren Topikstatus, wird zurückgewiesen. Syntaktische Eigenschaften der Topik-Voranstellung im Mittelfeld werden herausgearbeitet und ihre Implikationen für die Theoriebildung werden erörtert.
Wortformen wie Berliner und Potsdamer treten in pränominaler attributiver Funktion auf: eine Position, in der sowohl Adjektive als auch Substantive stehen können. Substantive kommen in der Position vor als sächsische Genitive (Leos Auto), als vorangestellte Genitivattribute (des Vaters Pflicht) oder als Bestandteile einer engen Apposition (Bundeskanzler Schröder). Adjektive stehen an dieser Stelle als adjektivische Attribute (rotes Auto). Gegen jede dieser Interpretationen von Berliner sprechen jeweils formale Argumente, die im wesentlichen darauf hinauslaufen, daß Berliner in Berliner Ballen niemals flektiert wird - weder wie ein Substantiv noch wie ein Adjektiv.
Welcher Wortart sind Wortformen wie Berliner in Berliner Ballen also zuzuordnen? Zur Beantwortung dieser Frage folgen zunächst einige (kommentierte) Literaturstellen, anschließend werde ich die Bezeichnung 'Stadtadjektive' einführen, ich nehme also zum Zwecke der Benennung eine Entscheidung vorweg. Darauf folgt die Untersuchung: das Verhalten der Stadtadjektive in Bezug auf Flexion, Derivation, Komposition und Syntax.
Indefinita und ihre verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten sind seit längerem Gegenstand intensiver linguistischer Diskussion. Die folgenden Bemerkungen diskutieren einige in der Literatur häufig vertretene Thesen zum Zusammenhang der Positionierung einer indefiniten NP im deutschen Mittelfeld und ihrer Interpretation. Es wird argumentiert, daß diese Thesen den empirischen Gegebenheiten nicht gerecht werden. Dies gilt damit auch für einige Thesen zur Umstellung im Mittelfeld (Scrambling).
Der Beitrag referiert Ergebnisse eines mit Erwachsenen durchgeführten Experiments zum Verständnis des bestimmten Artikels. Das Testmaterial entstammt einem für Kinder konzipierten Blickpräferenzexperiment. Die Durchführung des Tests mit Erwachsenen diente als Kontrolle der Verwendbarkeit der Materialien und der Überprüfung folgender Hypothese: Die referentielle Grundfunktion des Artikels besteht im Verweis auf begrenzte Ganze bzw. einen bestimmten (=begrenzten) Umfang einer Entität. Der interessante Aspekt des Experiments war, dass die Entscheidung zwischen [+begrenzt] vs. [-begrenzt] innerhalb einer pluralischen Kondition fallen musste, die Begrenztheitslesart wurde also nicht durch einzahlig auftretende zählbare Objekte erzeugt. Die Ergebnisse zeigen, dass die pluralische Kondition sich auf das Antwortverhalten der Probanden auswirkte. Probanden mit durchschnittlich längerer Reaktionszeit entscheiden sich anders als Probanden mit vergleichsweise kurzer Reaktionszeit. Während von der Gruppe mit spontanerem Entscheidungsverhalten die Hypothese im Hinblick auf den Artikel bestätigt wurde, scheint sich die Gruppe mit höheren Reaktionszeiten für das prototypischere Bild innerhalb der Pluralkondition zu entscheiden.
Eine wesentliche morpho-syntaktische Eigenschaft pronominaler Formen ist ihre Kongruenz mit dem Nomen. In den Grammatiken werden die pronominalen Paradigmen deshalb anhand der Kategorien des Nomens konstruiert. So wird traditionellerweise im Deutschen für all die verschiedenen pronominalen Elemente wie bestimmter/unbestimmter Artikel, Negationsartikel, Possessiv- und Demonstrativpronomen, starke/schwache Adjektive ein und dieselbe Struktur des Paradigmensystems zugrundegelegt. Die 3 Genusklassen konstituieren je ein Paradigma im Singular sowie ein gemeinsames Pluralparadigma. Jedes dieser 4 Paradigmen hat 4 Kasuspositionen, Nom., Gen., Dat., Akk. Dies ergibt ein Paradigmensystem mit 16 Paradigmenpositionen. Jede Position beschreibt eine der möglichen syntaktischen Umgebungen von nominalen Einheiten auf der Äußerungsoberfläche. Nicht nur im Deutschen existiert nun aber keineswegs für jede dieser Positionen auch eine eigenständige pronominale Form. Die Diskrepanz ist bekanntlich beachtlich. Das Paradigmensystem des bestimmten Artikels - das hier exemplarisch diskutiert werden sol1 - weist mit 6 Formen noch den größten Formenreichtum auf. Das Demonstrativpronomen dies und der Negationsartikel kein z.B. haben 5 distinkte Formen, die schwachen Adjektive schließlich nur 2.
Die Frage, die sich unmittelbar aufdrängt, ist, welche (grammatische) Ratio steckt hinter diesem hohen Maß an Formidentitäten. Inwieweit haben wir es hier mit motivierten Synkretismen, d.h. auf inhaltlich begründeten Neutralisationen beruhenden Formidentitäten, und/oder zufälligen Homonymien zu tun?
Im Frühaltrussischen koexistierten die drei miteinander konkurrierenden aspektuellen Oppositionen, namlich die alten indoeuropäischen Aspekte (der imperfektive, der perfektive und der perfektische), die alte slavische Opposition Nicht-Iterativität/lterativität und die neuen slavischen Aspekte (=Opposition Imperfektivität/Perfektivitat). Im Laufe der Sprachentwicklung wurden die ersten zwei Oppositionen durch die dritte Opposition verdrängt. Der Verlauf und die Mechanismen dieser Entwicklung werden dargestellt und auf der Grundlage des Konzepts des natürlichen grammatischen Wandels erklärt. Es werden Markiertheitsprinzipien betrachtet, die den natürlichen grammatischen Wandel determinieren. Diese Prinzipien werden als generelle Faktoren typologischen Wandels angesehen, mit deren Hilfe die grammatischen Veränderungen im Sprachsystem erklärt werden können. Die Ausprägung der neuen slavischen Aspekte und die immer starker werdende Einbeziehung der Aspekte in das gesamte Verbalsystem haben entscheidend zur Herausbildung des neuen reduzierten aspektsensitiven Tempussystems beigetragen.
Maligne Tumore der Mundhohle und der Zunge stehen weltweit an sechster Stelle aller Krebserkrankungen (Becker, 1997; Werner, 2000). Neben einer Reihe therapeutischer Behandlungsmöglichkeiten nimmt die chirurgische Resektion der Tumore eine wichtige Stellung ein. Auf Grund der häufig sehr ausgedehnten Befunde führt der resektionsbedingte Verlust anatomischer Strukturen im Bereich des Kiefers, des Mundbodens oder der Zunge oft zu Störungen aller oraler Funktionen und Funktionsabläufe. Bei vielen Patienten sind das Kauvermögen, das Schlucken, das Sprechen; die Sensibilität, die Geschmacksempfindung, aber auch die Ästhetik im Kopf- und Halsbereich betroffen (Schroder, 1985; Grimm, 1990; Panje &. Morris, 1995; Reuther & Bill, 1998; Lenarz & Lesinski-Schiedat, 2001). Orale Tumore haben daher einen massiven Einfluss auf die postoperative Lebensqualität der betroffenen Patienten. Neben dem Bemühen das Überleben der Patienten zu sichern, nimmt daher das Bestreben die Lebenssituation der Patienten zu verbessern einen zunehmend wichtigeren Platz ein. Hierzu gehört zum einen, das medizinische Vorgehen so zu planen, dass ein maximaler Funktionserhalt angestrebt wird. Zum anderen ist postoperativ das gezielte sprachtherapeutische Vorgehen wichtig um funktionelle und artikulatorische Fähigkeiten gezielt schulen zu können (Stadtler, 1989). Dies ist jedoch nur möglich, wenn die postoperativen funktionellen Veränderungen bekannt sind. Um eine Prüfung der oralen Fähigkeiten zu ermöglichen, wurde am Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft ein Motorischer Bogen entwickelt, der eine gezielte und systematische Überprüfung ermöglicht.
Two main types of sentences are traditionally distinguished in the context of semantic theories of questions and answers: declarative sentences, corresponding to statements, and interrogative sentences, corresponding to questions. The interrogative forms can be further subdivided into dialectical ones (yes-no-questions) and non-dialectical ones (constituent questions). These distinctions are made for both root and embedded sentences. The predicates that select sentential complements fall into three classes: predicates that license only declaratives, those that allow only for interrogatives, and those that embed both types of sentences. In this connection, verbs of doubt are interesting in that they allow for declaratives as well as dialectical interrogatives, while non-dialectical interrogatives do not seem to be appropriate complements.
In what follows, our main concern will be with the German verb of doubt zweifeln and its possible sentential complements. Speaker intuitions as to which constructions are grammatical or acceptable vary, particularily with respect to rare expressions like zweifeln. Therefore, interviews and corpus analysis were applied as a means to acquire reliable linguistic data. These as well as data from historical sources and from some languages other than German (esp. English and Italian) are presented and analysed. In the last section, based on the notion of ‘subjective probability’, an attempt is made at explaining the observations.
In this paper we investigate the structure of specificational sentences like [Raskol'nikov]NP 1 - ėto [ubìjca staruxi]NP2 'Raskolnikov - that is the murderer of the old lady' in Russian and Polish, which - depending on the type of NP1 and NP2 - correspond to English pseudo-cleft-constructions (What Raskolnikov is is the murderer of the old lady) and specificational sentences (The person I like most is my father), respectively. We propose that the Slavic constructions can be analysed similarly to their English counterparts: the first fragment contains a semantic variable, which is specified in the second fragment.
We show that the pronouns "ėto" <Rus.> / "to" <Pol.>, which are obligatory in Slavic specificational sentences, have two functions. 1. the deictic function: "ėto/to" take an open proposition available in the discourse or reconstructed from it, and assign this open proposition to another proposition, which provides the value for the variable of the open proposition. 2. the operative function: "ėto/to" link two syntactically independent fragments, the first of which can be semantically interpreted as an indirect question comparable to the wh-clause in the English pseudo-clefts, and the second as an answer to this question.
Das Partizip 1 im Deutschen
(2000)
It is controversial in the literature whether the First Participle in German ('Present Participle'; henceforth: Part I) is an adjective or a verbal form. Syntactically, it occurs exclusively in adjectival positions but it does not behave like an adjective in other respects. This paper provides an analysis of Part I starting from a diachronic perspective and arriving at a synchronic interpretation of its position in the field of 'finite verb + nonfinite verb constructions' in New High German. Against such positions as Paul's (1920), which regard Part I as an adjective only, it will be argued that, for an adequate description of its structural properties, its verbal character must be taken into account both diachronically and synchronically. It will be shown that Part I fits into and completes a paradigmatic structure together with other nonfinite verbal forms.
"Werden" plays an important role in German, especially as a copula and as an auxiliary verb. It constitutes the analytic (periphrastic) part of the verbal paradigm being used as an auxiliary by encoding the categories of Tense (Future), Mood (Conditional), and Diathesis (Passive).
The original meaning of PIE *uuerth- includes two basic readings – a terminative and an aterminative. Both of them have been used in the process of grammaticalisation of werden in constructions with participles and the infinitive. The terminative reading based on the feature "Change of a State" was originally the categorical marker of "werden" within the opposition "sein" vs. "werden", where "sein" indicated the meaning of "State". As a result of the further development which started in the later OHG period, the aterminative reading of "werden" in constructions with the Participle II mixed with the terminative one by establishing the Passive-Paradigm. This evolution forced "sein"+ Part. II into the periphery of the Diathesis where in NHG it is marked as a resultative (terminative) construction. On the other hand, werden + Participle I (later with Infinitive) did not establish aterminative readings due to the peculiarities of the semantics of the Participle I – form. In connection with the Infinitive the terminativity of werden developed in the process of its auxiliarisation to the prospective I prognostic reading in the future-tense perspective and to the epistemic reading in the perspective of the present tense. In the perspective of the past tense (cf. MHG "ward varen" {became ride}, "was ridden") it disappeared because in this perspective prospective or prognostic readings are impossible.
Einführung
(2000)
Der vorliegende Band setzt im Anschluss an den Band ZAS Papers in Linguistics 14 (1999) die Vorpublikation von Arbeiten fort, die innerhalb oder im Umkreis des von der DFG geförderten Projekts "Schnittstellen der Semantik: Kopula-Prädikativ-Konstruktionen" am ZAS entstanden sind. Das Rahmenthema, wie es in ZAS PIL 14 einleitend knapp umrissen wurde, wird derzeit im Projekt in drei Untersuchungssträngen bearbeitet.
Obwohl wir bereits nachweisen konnten, dass Exklusionen nicht sprachlich verursacht sind, können sie doch experimentell durch sprachliche Reize, nämlich durch eine spezifische Benennung von Exemplaren ausgelöst werden. Aus diesem Grund soll hier der sprachliche Einfluß auf das Auftreten von Exklusionen und Reduktionen detaillierter untersucht werden. Dabei interessiert vor allem, welche sprachlichen Reize die Art Verarbeitung befördern, die auf der Verhaltensebene als Exklusion oder Reduktion in Erscheinung tritt.
Wenn man die syntaktischen Eigenschaften des Hildebrandliedes betrachtet, so zeigen sich einerseits Eigenschaften, die auch für die Syntax des Nhd. charakteristisch sind: von Komplementierern eingeleitete Nebensätze, Deklarativsätze im Verb-Zweit-Format, Argumentstrukturen von Verben und Adjektiven, Attributions- bzw. Modifikationsverfahren. Andererseits werden Eigenschaften sichtbar, die im Nhd. verlorengegangen oder ausgedünnt worden sind: Deklarativsätze im Verb-End-Format, Pro-drop-Phänomene (in finiten Sätzen), nicht präpositional regierte Adverbiale (in Gestalt von NP mit reinen Kasus), artikellose Nominalphrasen (insbesondere solche mit definiter Interpretation). Die Betrachtung lehrt, dass auch über einen zeitlichen Abstand von mindestens zwölfhundert Jahren und trotz verschiedener Wandlungen, die zu syntaktischer Diskontinuität führen, syntaktische Kontinuität erkennbar bleibt, und zwar in einem Maße, das man angesichts der ungeheuer verfremdenden phonologischen, morphologischen und lexikalischen Veränderungen, die einem heutigen, sprachhistorisch nicht geschulten Muttersprachler das Hildebrandlied als einen Text von einem anderen Stern erscheinen lassen, nicht erwarten mag, in einem Maße, das allerdings denjenigen Linguisten nicht so sehr überraschen wird, dessen Blick durch universalgrammatische Einsichten der letzten Jahrzehnte geschärft worden ist für Invarianzen und Kontinuitäten.
Aus der Faktenlage ergeben sich folgende Probleme, die derzeit in der einschlägigen Literatur diskutiert werden bzw. bisher noch nicht zur Diskussion gelangt sind und die nun im vorliegenden Beitrag behandelt werden:
(i) Worauf sind Unterschiede in der Kodierung deontischer und epistemischer Lesarten von Modalverben durch (synthetische) Präsens- bzw. Präteritalformen und (analytische bzw. periphrastische) Perfekt- bzw. Plusquamperfektformen zurückzuführen? Worin liegt der genuine Beitrag des (periphrastischen) Perfekts/Plusquamperfekts bei der Manifestierung der kategorialen Funktion von Modalverben?;
(ii) Welches sind die Spezifika der Perfektformen von Modalverben in der Diachronie bzw.welchen kategorialen Wandel erfahren sie im Laufe ihrer Entwicklung?;
(iii) Wie ist die formale und funktionale Konstellation zwischen den Konstruktionen Modalverb + Infinitiv II und der Umschreibung würde + Infinitiv II synchron wie diachron zu beurteilen?;
(iv) Darf vor dem Hintergrund der Formenasymmetrie im Indikativ und Konjunktiv der Umschreibung werden + Inf. I/II (würde + Inf. I/II vs. *wurde + Inf. I/II) von einer "Lücke" im Verbalparadigma gesprochen werden?
Im folgenden wird zuerst das Modell vorgestellt, das als theoretische Grundlage für die Betrachtung der Semantik der Aspekt-Tempus-Formen dient (Abschnitt 2). Danach werden die syntagmatischen Markiertheitsrelationen der einzelnen aspektuell-temporalen Formen im Rahmen dieses Modells analysiert (Abschnitt 3). Im Abschnitt 4 werden die paradigmatischen Relationen zwischen den Aspekt-Tempus-Formen erörtert. Abschließend (Abschnitt 5) wird das Fazit aus der Untersuchung gezogen.
Der Umbau des Tempussystems und andere Veränderungen im russischen Verbalsystem wurden durch die Ausprägung der neuen slavischen Aspekte ausgelöst. Die Ausformung und die immer stärker werdende Einbeziehung der Aspekte in das gesamte Verbalsystem hat tiefgreifende Veränderungen der systemdefinierenden Struktureigenschaften des russischen Verbs hervorgerufen. Die Aspekte sind im Laufe der Sprachentwicklung zur eigentlichen Grundlage des gesamten russischen Verbalsystems geworden. Die Entwicklung der Tempora verläuft im präteritalen und im nichtpräteritalen Bereich gewissermaßen in entgegengesetzten Richtungen. Das Subsystem der Vergangenheitstempora wurde im Altrussischen maximal reduziert, während der Funktionsbereich der Nicht-Vergangenheit in Präsens und Futur aufgelöst wurde. Die beiden Entwicklungsrichtungen stehen in direktem Zusammenhang mit der Ausprägung der Aspekte. Ich betrachte deshalb die Entwicklung der Tempora und die Entwicklung der Aspekte parallel.
Seit mehr als 60 Jahren dominiert in der historisch-phonologischen Umlaut-Landschaft EIN Aufsatz, eine vierseitige Skizze des althochdeutschen Umlauts von W. Freeman Twaddell. Keller (1978: 160) nennt diese Theorie 'one of the finest achievements of American linguists'. Ähnliche Lobsprüche findet man mehrmals in der Literatur und der Artikel bleibt bis heute noch DER Eckpfeiler der Umlaut-Debatte (s. Krygier 1997, Schulte 1998).
In den letzten paar Jahren haben wir mit einigen Kollegen – Anthony Buccini, Garry Davis, David Fertig, Dave Holsinger, Robert Howell, Regina Smith – einen neuen Ansatz entwickelt, die wir "ingenerate Umlaut" nennen. "Ingenerate" heißt hier ungefähr 'vorprogrammiert, inhärent, angeboren' und deutet darauf hin, daß wir die Wurzeln vom Umlaut in der Phonetik – noch genauer: in der Koartikulation – suchen. Auch meinen wir, die allmähliche Entfaltung des Prozesses in den "Ausnahmen" zum Umlaut sehen zu können, mit anderen Worten genau in den umlautlosen Formen, die in der Twaddellschen Tradition als willkürliche Ergebnisse der Analogie gesehen werden müssen.
An verschiedenen Stellen meiner Arbeit (Fuhrhop 1998/1999) bin ich auf den besonderen Einfluß von morphologischer Komplexität auf weitere morphologische Prozesse gestoßen. Insbesondere verhalten sich suffigierte Stämme anders als einfache, sowohl in der Komposition als auch in der Derivation. Im folgenden möchte ich die Fakten zusammenstellen, Überlegungen zur theoretischen Interpretation und Relevanz anstellen und das ganze mit dieser Vorveröffentlichung zur Diskussion stellen.
Die Ableitung des Passivs ist typologisch keine einheitlich konfigurierte Konstruktion. In den kontinental-westgermanischen Sprachen und dem Lateinischen setzt sie ein lexikalisch externes Argument (designiertes Subjektargument) voraus, im Englischen, Französischen und Russischen sowohl ein externes wie ein internes Argument (Subjekt und (direktes) Objekt). Gleichwohl sind Passive im Deutschen und Russischen - also quer zu dieser ersten Verbklassifikation – aspektuellen Beschränkungen unterworfen, Passive im Englischen dagegen nicht, jedenfalls auf den ersten Blick. Sehen wir in diesen Kreis von Sprachen noch historische Stufen hinzu, dann ist auch davon auszugehen, daß Sprachen wie das Deutsche von einer Stufe mit einem paradigmatisch einigermaßen systematisch gefestigten Aspektsystem ohne Passiv – dem Althochdeutschen – zu einer Sprache mit Passiv (und ohne Aspekt) wurde. Wir brauchen gar nicht die gemeinsame indoeuropäische Wurzel zu beschwören, um die folgenden Fragen plausibel erscheinen zu lassen: Was hat Aspekt mit Passiv zu tun? Und: Soferne solche Übergänge tatsächlich vorliegen – wie sehen die Schritte von Aspekt zum Genus verbi im einzelnen aus, und wo stehen die Sprachen heute im Vergleich zueinander, also auf einer Art Entwicklungsleiter, mit Vorläufer- gegenüber Nachläuferstufen in der relativen Diachronie von Aspekt zur Passivdiathese?
In contradistinction to main verbs copula verbs like 'sein', 'werden' or 'bleiben' ('be', 'become' or 'remain') can, though with some restrictions, take projections of all lexical categories as complements. Semantically 'werden' and 'bleiben' are considered to be dual operators, related to each other by inner and outer (= dual) negation. But there are contexts where 'bleiben' seems to assume the meaning of its dual 'werden'. What at first glance appears to be an idiosyncracy of German turns out to hold for Swedish, Brazil-Portuguese and other unrelated languages as well.
'Werden' is more restricted than 'sein' and 'bleiben', it cannot have a locative complement. 'Bleiben' has the widest distribution, it can also take infinitives of verbs of position as complement. But in this case 'stehen bleiben' is ambiguous between a "remain" -reading and a "become" -reading.
In 15th century the Swedish verb 'bliva' - a borrowing from German - has undergone a change from the "remain"-reading to the "become"-reading. The "become"-reading of 'bliva' (later form 'bli') is only blocked (as is the German verb 'werden') in the case of a locative complement, where the "remain"-reading has survived. The two readings of 'bli' do not produce any ambiguity, except when taking a verb of position as complement - much the same as in German.
The paper attempts to pinpoint the conditions that lead to this surprising shift of meaning between duals.
The paper addresses the longstanding question of whether the copular verb "werden" ('become') is a transitional, i.e. telic, or a nontransitional, i.e. atelic, verb, or verb that is unspecified with regard to telicity. By means of standard tests and historical considerations, it is argued that the verb is telic and refers to accomplishment situations. Nevertheless, there are two types of copular "werden"-clauses with regard to which this view may seem questionable at first sight. First, some "werden"-clauses appear to refer to achievements. This, however, is not a matter concerning the semantics of werden. Rather, the crucial cases are accidentally instantaneous because their predicative complements are absolute predicates. Hence, they do not allow for extended transitions from one state to another. Second, some other "werden"-clauses, expecially those with comparative complements, sometimes appear to refer to processes. However "werden" combined with a comparatival adjective can be shown to be able to refer to clear accomplishment situations. The process-effect is due to a common phenomenon of reinterpretation that leads to iterative transitions between degrees.
The copula "sein" "be" in German, together with its complements, refers to a stative situation. Besides offering argument positions in its Semantic Form SF, it has no other function. Stative verbs are not specified with respect to the beginning or the end of a described situation or with respect to the state before or after. I will take the verb "werden" "become, get" to be a copular verb as well. The only difference to "sein" is that "werden" refers to a nonstative or changing situation. I argue that "werden" is underspecified in two respects. Like motion verbs and successive patient verbs (SUK verbs in Krifka (1989)) "werden" switches between an unlimited and a limited process (accomplishment) dependent on its complement (cf. "älter werden" "get older" / "vorwärts gehen" "go forward" / "Tee trinken" "drink tea" vs. "alt werden" "get old" / "in das Zimmer gehen" "go into the room"/ "eine Tasse Tee trinken" "drink a cup of tea"). But "werden" is even more underspecified than these verbs; it is the only verb which covers all nonstative situations, not only processes and accomplishments but also punctual transitions (achievements), cf. "schwanger werden" "get pregnant". "Werden" is anything but stative. Whether there is a target state implied or not, or whether the transition to this target state is extensible or atomic, is the result of the composition of the meaning of "werden" and its intimal argument added by special meaning postulates. Hierarchically marked subtypes of situational arguments result as a side effect.
This contribution concerns the interaction of morphology, syntax and semantics. It treats German past participles and concentrates on their function as heads in attributive and adverbial modifier phrases. It is argued that participles have the same argument structure as the underlying verbs and can undergo passivization, perfectivization and conversion to adjectives. Since these three operations involve changes in the morphosyntactic categorization they are considered as zero affixation. Two affixless templates – without any categorical changes – convert participle constructions to modifiers relating to participants or to situations. These phrases do not have a syntactic position for the grammatical subject, an operator or an adverbial relator. The pertinent components are present only in the semantic structure. Two further templates serve the composition of participle constructions as modifiers with the modificandum. It is necessary to differentiate between modifiers which function as predicates and those which have the status of a propositional operator. In syntax, these different semantic functions correspond to different adjunct positions of the respective participle phrases.
Im vorliegenden Beitrag plädiere ich für ein Vorgehen, bei dem Kopulasätze generell als Beschreibungen von Situationen behandelt werden. Genauer nehme ich an, daß Sätze mit der Kopula 'sein' semantische Repräsentationen haben, die über eine darin vorkommende existenzquantifizierte Variable auf eine noch näher zu spezifizierende Situation referieren. Drei grundlegende Klassen von Fällen werden unterschieden: Erstens kann es sich bei der fraglichen Situation um einen durch das Prädikativ charakterisierten Zustand handeln, in dem sich das mit dem Subjektausdruck erfaßte Objekt befindet. Zweitens kann die Situation ein mit dem Subjektausdruck erfaßter Zustand sein, der über das Prädikativ eine zusätzliche Charakterisierung erhält. Und drittens kann die Situation auch ein Ereignis (im weiteren Sinne) sein, das nun entsprechend mit dem betreffenden Subjektausdruck erfaßt und durch das Prädikativ näher charakterisiert wird.
Within the Davidsonian paradigm copula-predicative constructions are commonly assumed to involve a state argument. Its source is taken to be either the copula 'be' (cf. e.g. Bierwisch 1988) or the predicative (cf. the ongoing stage level/individual level debate). Yet, a critical examination of copula-predicative constructions in contexts that call for Davidsonian arguments (locative modifiers, manner adverbials, perception verbs, etc.) reveals that they do not behave as expected. In fact, the data examined here do not support the assumption that copula-predicative constructions are equipped with a Davidsonian argument nor is there any evidence for a grammatically reflected distinction between temporary and permanent properties. The present paper argues alternatively for a grammatical distinction between states like' sit', 'stand', 'sleep', 'wait', 'live' and statives like 'resemble', 'know', 'hate', 'cost' which is invoked by the presence or absence of a Davidsonian argument. Copula-predicative constructions are shown to belong uniformly to the class of statives. The acceptability differences of copula-predicative constructions in combination with locative modifiers are accounted for pragmatically on the basis of conversational implicatures.
The present study offers an analysis of the Russian copular constructions with predicate nominals. In such copular sentences two cases may mark the predicate: the nominative and the instrumental as in 'Anna byla medsestra/medsestroj' - 'Anna was-3sg.fem.a nursenom/instr'. In the present tense the copula has a null-form and the predicate nominal can only be in the nominative. I argue that the case alternation corresponds to the distinction of Stage Level and Individual Level Predicates in the sense of Kratzer (1994) and Diesing (1992), but with some objections. The copula with Instrumental forms S-Predicates, which are analyzed as predicates applying to situations referring to time. The copula with nominative forms I-Predicates, which attribute properties to individuals without referring to time. I-Predicates have no situation argument. Data that show the (in-)compatibility of copular sentences with certain spatial or temporal modifiers provide a reason to assume a situation argument in byt' + Instr but not in byt' + Nom.
Byt' behaves differently in different grammatical contexts: in contexts of sentence negation, yes/no-questions and under focus byt' + Instr behaves like a lexical category, while byt' + Nom behaves like a functional category. As a functional category byt' + Nom is non-overt in the present and is always finite. The semantic distinction between nominative and instrumental predicate NPs is pegged to an opposition between a structure with a functional copula as the only tense and agreement marker with base position in TP and a lexical copula in VP (Franks 1995, Bailyn&Rubin 1991). To explain phenomena of the copula in Russian I propose an integrated syntactic model for two copulas. The two copulas may be conceived as distinct realizations of one verbal lexical entry which will be specified as a lexical or as functional category in the course of lexical insertion. The Model of Parallel Morphology might be used to explain this phenomenon.
Einführung
(1999)
[...] Was macht Kopula-Prädikativ-Konstruktionen unter dem Blickwinkel ihrer grammatischen Schnittstellen so attraktiv? Die kurze Einführung will darauf eine partielle Antwort geben, aber nicht indem sie versucht, unter Beachtung ausgewogener Erwähnungsfrequenz die einzelnen Aufsätze zusammenzufassen (was sich durch die jeweils vorangestellten Abstracts eh erübrigt), sondern indem sie – a field is defined by certain questions ! – die aus Titeln und Abstracts nicht sofort ersichtlichen theoretischen Koordinaten des hier gewählten Ausschnitts der Kopula-Forschungslandschaft skizziert, um darin einige in den Beiträgen vorgeschlagene Antworten zu orten. So kommen die Relativität des Erreichten, aber auch das Potential, das in z.T. kontrovers geführten Argumentationen und konkurrierenden Analysen steckt, gleichermaßen zur Geltung.
Zur Übersetzung literarischer Titel : Titelübersetzungen aus sprachwissenschaftlicher Perspektive
(2013)
Literarische Titel dienen nicht nur zur Identifizierung und Anpreisung eines Werkes, sondern sie geben oftmals auch direkte Hinweise zur Aufschlüsselung des Geschehens, des Themas oder des Werksinnes, ehe noch eine Aufklärung des Lesers durch den Text stattgefunden hat (vgl. Hellwig 1984: 6, Lämmert 1993: 144 u. Schweikle 1990: 465). Bei der Wahl der Überschrift für sein Werk zeigt der Autor daher größte Sorgfalt, um die Bedeutung und Aussagekraft zu intensivieren. Auch bei der Titelübersetzung sind diese Aspekte zu berücksichtigen. Die Übersetzungen von literarischen Titeln werden jedoch meist kritisiert, weil sie angeblich dem Original nicht entsprechen (vgl. Tanış Polat 2007a: 580ff.). Das Ziel der vorliegenden Studie besteht darin, anhand einer qualitativen und quantitativen Analyse Titelstrukturen nach Form, Frequenz und Distribution zu untersuchen, um Aufschluss über besondere übersetzungsstrategische Entscheidungen bei Werken der zeitgenössischen Literatur zu liefern und auf diese Weise mit einer wissenschaftlichen Argumentation der erwähnten Kritik entgegen zu treten. Der Beitrag ist folgendermaßen strukturiert: zunächst werden relevante Eigenschaften der literarischen Titel umrissen, danach folgt die Darstellung der Probleme, die die Titelübersetzung von literarischen Texten betrifft. Im Anschluss werden mit Hilfe einer Korpusanalyse, die sich auf übersetzte Titel aus dem Deutschen ins Türkische konzentriert, übersetzungsstrategische Entscheidungen untersucht. Die Analyse stützt sich auf die Gegenüberstellung von 270 zeitgenössischen Titeln. Mit einer Auswertung der Analyseergebnisse wird die Untersuchung abgeschlossen.
Der Titel dieses Beitrags variiert den berühmten Titel eines der Hauptwerke Nietzsches "Also sprach Zarathrustra". In seiner englischen Übersetzung lautet der Titel meist wie folgt: "Thus spoke (spake) Zarathrustra". Thus kennzeichnet Konklusivität, eine Schlussfolgerung aus einem zuvor genannten Umstand oder Sachverhalt. Das englische also, in seiner Schreibung dem deutschen also identisch, beinhaltet semantisch keine Konklusivität, sondern drückt Additivität aus. Der formgleiche Konnektor ist also (!) semantisch unterschiedlich im Deutschen und Englischen. Um diesen Unterschied und seine Bedeutung für türkische DaF-Lerner soll es im folgenden Artikel gehen.
Wie bekannt, besitzt neben der literarischen Übersetzung auch die fachsprachliche Übertragung einen wichtigen Platz in der übersetzungswissenschaftlichen Forschung. In Rahmen des Themas Übersetzung und Bearbeitung soll in diesem Beitrag festgestellt werden, welche satzstrukturelle Abwandlungen das neue Strafgesetzbuch der Türkei (YTCK) vollzogen hat.
Einen Witz oder eben auch eine Geschichte gut zu erzählen ist ein risikoreiches Unterfangen und verlangt nach bestimmten Kompetenzen. Literaturwissenschaftliche wie auch sprach- und übersetzungswissenschaftliche Beiträge haben sich mit dem Erzählen beschäftigt, und das Fazit scheint berechtigt, Erzähltexte als Schnittstelle fachlicher Entwicklungen anzusehen. Sie erweisen sich als besonders günstige Anschlussstelle für Fragestellungen, die intradisziplinäre Grenzziehungen überschreiten. Dies soll in der folgenden kleinen Skizze aus linguistischer Sicht genauer entfaltet werden.
Mit den sich wandelnden Anforderungen an den Fremdsprachenunterricht, die jeweilige Fremdsprache so zu unterrichten, dass sie schriftlich wie mündlich auch außerhalb schulischer Aufgabenstellungen verwendet werden kann, wandeln sich auch dementsprechend die Methoden. Diese variierenden Methoden nehmen häufig auf, was zuvor vielleicht von den vorausgegangenen Methoden vernachlässigt wurde und gehen auf aktuelle Bedürfnisse der Gesellschaft ein. Zudem berücksichtigen diese Methoden neueste Ergebnissen der unterschiedlichen Bezugswissenschaften. Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache ist von dieser Entwicklung der Methoden des Fremdsprachenunterrichts nicht auszunehmen. Ausgehend von diesen Festlegungen soll im Folgenden die Methode der Dramapädagogik und deren Bedeutung für den Erwerb der Fremdsprache kurz besprochen werden.
Nicht nur literarische Werke und Figuren, Schriftsteller und Festschriftempfänger – auch Verben können zu Grenzgängern werden. Während das Grenzgängertum in der ersten Gruppe meist äußeren Umständen wie z.B. Migration geschuldet ist, gibt es bei Verben eigentlich keinen Grund, zu Grenzgängern zu werden. Dennoch kommt es immer wieder zu solchen Phänomenen. Dies impliziert, dass es überhaupt Grenzen gibt, die die Verben in bestimmte Rubriken verweisen; dies sind üblicherweise die sog. Flexionsklassen, etwa in Gestalt der starken und schwachen Klasse. Dieser Beitrag befasst sich mit Grenzen im Verbalbereich, illustriert anhand einiger skandinavischer Verben. In einem weiteren Schritt sollen auch Grenzziehungen, Grenzveränderungen und Grenzauflösungen beleuchtet werden. Dabei stellt sich die Frage, wie unverbrüchlich Grenzen sind, und insbesondere, warum es überhaupt Flexionsklassen gibt und warum sie sich oft so hartnäckig erhalten. Solche Fragen wurden bisher viel zu selten gestellt. Schließlich werden temporäre und dauerhafte Grenzüberschreitungen von Verben beleuchtet. Dabei verharren bestimmte Verben über Jahrhunderte hinweg als Grenzgänger zwischen wohletablierten Klassen. Speziell solche Phänomene verlangen eine Begründung, denn Grenzen, so steht zu vermuten, sollten dazu dienen, eine gewisse Ordnung zu garantieren.
Psycholinguistik
(2012)
In der deutschen Gegenwartssprache sind die Funktionsverbgefüge (FVG) die über lange Zeit vor allem nur unter stilistischen Gesichtpunkten betrachtet und meist als schlechter Stil abgewertet wurden, mit dem Aufsatz Peter von Polenz (1963) in zunehmendem Maße in das Blickfeld der linguistischen Untersuchungen getreten. In den folgenden Jahren erschienen mehrere Arbeiten zu den FVG, in denen vor allem ihre semantischen, syntaktischen und kommunikativen Leistungen untersucht worden. Die als FVG in der Fachliteratur erfassten Konstruktionen bestehen bekanntlich aus einem Funktionsverb(FV) und einem deverbativen Substantiv, auch manchmal nomen actionis genannt. Funktionsverb und Verbalsubstantiv bilden zusammen sowohl strukturell als auch semantisch eine lexikalische Einheit, z. B. Kritik üben; in Verbindung treten. Kennzeichnend für diese Einheiten ist, dass die eigentliche Bedeutung der FVG im Substantiv liegt, während das Verb der ganzen Einheit nur eine grammatisch-syntaktische Funktion ausübt. Auch im Türkischen sind derartige aus Verben und Verbalsubstantiven bestehende Fügungen vorhanden. Sie stimmen im Hinblick auf ihre Konstruktionen mit den FVG im Deutschen überein […]. Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, die Fragen zu erörtern, wie die FVG und VF gebildet werden und welche syntaktischen Konstruktionen dieser FVG und VF ermöglicht werden. Das Hauptaugenmerk gilt den semantischen und syntaktischen Funktionen dieser sprachlichen Phänomene. Dabei geht es weniger darum, die Formen und Funktionen der FVG und VF bis ins kleinste Detail darzustellen. Hier werden vielmehr ihre Formen und Funktionen behandelt, die für eine kontrastive Betrachtung interessant. Die Arbeit hat vor allem theoretischen Charakter und sie ist nicht an einem Korpus orientiert. Die Beschreibung basiert auf der eigene Sprachkompetenz.
Politeness has become a key qualification in intercultural competence and didactics. The paper presents parts of an empirical research of the development and shaping of verbal politeness in critical incidents investigating the way German and Turkish students of the German language deal with criticism and complimenting. The findings show that Turkish students of German as a foreign language avoid direct criticism and prefer manners considered to be polite in German. Complimenting is an expression of their own positive feelings and acts as “messages about oneself”, whereas the German students prefer “meritorious praise” referring to merits. The discriminating effects of migration within the Turkish students are smaller than expected perhaps because of the increase of transcultural knowledge. This should give new ideas for the didactics of politeness.
In terms of their functions and issues, the use of selection posters is possible in language teaching. Therefore, the present study aims to investigate the didactic potential of selection posters in German language teaching. Because of this reason, with this study, it is tried to show that the selection posters can be dealt with as materials in the courses in German Language teaching, which can be used parallel to the needs and interests. Accordingly, the alternative ways or approaches are tried to be made concrete throughout the courses. Consequently, the selection posters constitutes a wide range in German language teaching in terms of local culture, vocabulary knowledge, the processes of linguistic studies, visualization, authenticity, actuality, and spoken and written studies.
Speakers of Russian from the former Soviet Union and speakers of Turkish form the two biggest groups of immigrants in Germany. There is a number of surveys, that focus on early second language acquisition of kindergarten and primary school children in these ethnic groups. In this article, I will discuss differences and similarities of the second language acquisition process, that Russian and Turkish speaking children go through. I will compare not only the interlingual development (pronunciation, lexicon, syntax and morphology) but also the sociocultural context. For this purpose the data of my case studies will be contrasted with the other research results.
After giving an overview of the implementation of Business German in the curricula of German Departments outside of Germany and showing which place Business German has taken within these departments today, this article focuses on the teaching goals and contents as well as on the competences that ought to be achieved by the students in the German Department at Istanbul University in order to explain which chances and opportunities this study field opens up to students of German language and literature.
The article addresses the growing importance of corpus-based research in the field of German foreign language acquisition. German corpora in general and learner corpora in particular are briefly introduced. A short overview of existing German learner corpora is followed by a detailed description of the error-annotated learner corpus Falko, a learner corpus of advanced learner German, which is accessible via internet (without any prior registration) and free of charge. Finally, a short example analysis demonstrates some of the functionalities of Falko. The aim of the article is to encourage researchers to employ corpora as helpful tools in their own work.
Mediengestützter Deutschunterricht im türkischen universitären Bereich : eine Bestandsaufnahme
(2010)
A trend in nature of a permanent increase towards multimedia lifestyle has arisen in all stratas of the society. Thus, rather than using written course-books, publishing houses prefer to encourage use of multimedia which are dependent to course-book or which are independent of course-book and language learners prefer to learn with multimedia. Thus it is encouraged that courses are supported in that manner. This study aims to examine scope and limits of computer aided German teaching which is flourishing as a foreign language within Turkey university education recently. This study has been applied in preparatory classes of departments which provide four-year education. Results of a survey on use of multimedia dependent on course-book or independent of course-book within courses within Turkey university education has been given within scope of this study. Evidences on competence of German teachers and learners in use of multimedia has been given and have been visualized through use of graphics. Problems of multimedia aided German courses and solutions offers will be submitted.
The paper sketches out the framework of a transcultural model of language learning and teaching. In doing so it illuminates linguistic, psycholinguistic, hermeneutical und didactic aspects of the complex field of language learning rather than limiting itself to discussing mere methodological phenomena. The paper argues that the language learning and teaching profession can only advance by taking transcultural concepts of language acquisition, of linguistic systems, of language processing and of media use into account and by integrating them into a coherent system of language didactics.
This paper aims to determine and classify by syntactic criteria, the functions of reflexivity (reflexive pronoun kendi) in Turkish, in contrast to German.
Reflexivity in Turkish can be expressed by synthetic elements such as affixes, but also by an analytical element – the reflexive pronoun kendi. And in German it is formed by the reflexive pronoun sich. The reflexive pronoun sich in German used both in anaphorical and lexical functions, which can be distinguished from each other by certain criteria.
„Football“, „soccer“ in British terms, is the most famous sport of the world. The history of the football goes back to the ancient times. In this article, the football terms used in Germany and Turkey are handled together with the historical development of football. Various differences and similarities between these terms and their features are also demonstrated.
To reach even language users not acquainted to the use of grammars the Institut für Deutsche Sprache in Mannheim (Germany) looked for new way to handle grammatical problems. Instead of confronting users with abstractions frequent difficulties of German grammar are introduced in form of exemplary questions like „Which form should be used or preferred: Anfang dieses Jahre or Anfang diesen Jahres?” Looking through the long list of such questions even laymen may find solutions of grammatical problems they might not be able to formulate as such.
In this paper I will present some empirical studies concerning a linguistic construction called binomials, e.g. auf und ab (‚up and down‘). Binomials consist of two coordinated elements in a fixed order ‚A and B‘, whereas empirically the reversed order ‚B and A‘ is rarely found and, asked for acceptability judgements, native speakers tend to reject it. In two corpus studies hypotheses on phonological principles responsible for the ordering of the constituents are tested. Furthermore I present a pseudoword experiment with German native speakers and Russian and Turkish learners of German as a second language. Results are discussed in the framework of optimality theory.
This article adresses one function of dialects showing their importance of controlling everyday language. On the example of Low German, a vernacular spoken in Northern Germany, the function of identity is shown and explained. Firstly the understanding of biography is given, followed by an overview about the research undertaking about biographical studies in linguistics, especially in dialectology and Low German philology. The main part concerns the exemplary analysis of an interview of a dialect speaker. The aim of the article is to show in detail the identity function of dialects and the chances qualitive methods can contribute to linguistic researches.
Integration and social advancement in our time without a solid language skills are no longer possible. What has not been done for decades, they now try through the integration abroad and in Germany make up very successful. But German is unfortunately only the first, though perhaps the most important step for a successful integration. The next question should now be: Lack of integration in spite of good knowledge of German - why?
This article attempts a brief introduction on the topic of cognitive sciences. By emphasizing cognitive linguistics, which separates in two positions will be part of the cognitive Sciences expressed with their linguistic function and is the heart matter, stands for a criticism about their lack of diagnostics. These positions of cognitive linguistics, whose paper are the neuro-linguistics and the cognitive linguistics, are presented in detail and both cognitively linguistic point of views are questioned for their scientific validity. Cognitive Linguistics is a field of cognitive science understood. Cognitive science tries with their research on Imitate human brain, which has arisen from this area, and also Artificial Intelligent researches in which the brain researchers with their colleagues from the field of computer technology try to develop artificialintelligence as an objective. The contribution of the linguistic component directs the Cognitive Linguistics in their research.
The interest of this work devotes itself to the repeating linguistic actions of the students in the DaF conversation lessons. Repetitions in the lesson discourse are functionally different than repetitions in the daily discourse. The support of repetitions by the students in the class discourse is tried to be demonstrated here on the basis of examples. Recordings from the DaF conversation lessons were transcribed and reconstructed according to Hiat. The kinds of the repetitions and their functions in these DaF conversation lessons are limited with this study. The findings of the study should be concerned consciously in order to accomplish a better understanding and reacting to these repeating actions of the students like inquiry, correction, confirmation, precautionary self-control, verification and confirmation in the conversation lessons –most of which are accomplished by the students for a certain aim however unconsciously.
In this study the relationship between NLP and Linguistics has been investigated. Korzybski, who is interested in the neurological aspect of language puts forth that an artificial identification has been established due to verb “to be”. The notion he developed because of this connection forms the basic idea of NLP. What Chomsky’s studies contribute to NLP are “surface - deep structure” in Generative Transformational Grammar approach. According to this we express what we utter in daily speech with surface structure, but we make them meaningful with deep structure. NLP has transformed this knowledge into various techniques and practices for a more effective communication and happier life.
Surrounding globalism , due to digital connections, is felt in all the fields of our life. Globalism causes changes in local conditions. However, there are also local realities and peope live with local conditions. As a result of this, according to R. Robertsson emerge “globalocalisation”. How is a language influenced from this “globalocalisation” process? This study trys to research with samples the changes in language as a consequence of globalocal interactions.
The subject of this article is to research the Turkish and Turkey’s image presented in the coursebooks teaching German as a foreign language. From this point of view, most of the coursebooks produced with the aim of teaching German as a foreign language in the last 20-25 years have been examined, how these coursebooks present the Turks and Turkey’s image has been determined, and thus the Turkish image in the coursebooks has been summed up under four headings.
This is a linguistic study in which applied discourse analysis is used. It is functional comparison of argument examples, such as ‘Mesela’, ‘Örneğin’ and ‘Beispiel’, ‘Beispielsweise’ in authentic discourse texts. It has been observed wether both languages show the same function or not.
In this study, the student mistakes, in the collaborative writing project, will be discussed. The texts written in the computer lab are sent to the instructor through internet and the teacher underlines the mistakes made by learners and sends the texts back to the students. The students get feedback both from teachers and from peers when they are writing and correcting their mistakes. Since the learners are either in their preparatory or 1st year, the common mistakes made by the students are incorrect structure usage, inappropriate linguistic use, overgeneralizations or mother tongue transfers. These errors result from their limited foreign language knowledge.
Frauen- und Männerstimmen in Medien (Moderatorinnen und Moderatoren in Rundfunk und Fernsehen)
(2010)
Just 30 % of the effect of female and male speakers are activated by the lexems and sentences. 70 % are activated by paraverbal and extraverbal constituents. A deep voice is associated with authority and objectivity. We can realise this phenomenon at male voices. Women never reach such a deepness in their voices Their voice is sensed more expressive and it activates stereotypes like „emotional“ and „trivial“. The contents of female speakers are not taken as seriously as the contents of male speakers.
This article compares the noun plural systems of ten Germanic languages focusing on the number of allomorphs, their formal shape and the assignment principles used for allomorph distribution. It further aims at identifying the interrelating factors, categories, and features decisive for the very different ways in which plural allomorphy is organized in languages of the same origin. The major relevant factors are pointed out with special emphasis on the role of gender, semantic and rhythmic assignment, and the role of high token frequency. On formal grounds, the fusion vs. separation of case and number as well as the role of zero morphology vs. redundant marking, of stem alternation and the direction of influence between stem and affix are discussed.
The paper focuses on experience gained at the university of Hildesheim (Germany) where a modular course programme has been introduced which concentrates on less frequently learnt European languages, such as Dutch, Danish, Portuguese and Italian, putting into practice relevant results of research in the field of Contrastive Linguistics. The paper ends with a presentation of the outline of a Turkish reading course for German learners, raising the question to what extent experience gained by comparing and teaching Indo-European languages can be applied to fundamentally different languages like German and Turkish.
Im weiteren Teil dieses Einleitungsartikels werde ich […] auf einige offene Fragen in der Argumentationstheorie generell eingehen und dann auf solche, die speziell durch die beiden Arbeiten in diesem Arbeitspapier aufgeworfen wurden. Danach werde ich auf die Wahl des Datenmaterials eingehen und auf die speziellen Probleme, die das gewählte Medium (Internet-Forum) mit sich bringt. Anschließend werden sowohl konvergente als auch divergente Ergebnisse der beiden Arbeiten diskutiert, letztere insbesondere in Hinblick auf die Frage, ob sie durch den unterschiedlichen Diskussionsgegenstand bedingt sind. Zum Schluss werden dann noch einige terminologische Details angesprochen.
[D]ie polnischen Familiennamen [unterlagen] bis ins 19. Jahrhundert hinein nur geringer amtlicher Kontrolle [...]. Diese Situation begünstigte den sukzessiven Aufbau onymischer Allomorphik aus den […] Flexions- und Derivationsmorphemen, die ursprünglich zur Bildung von Herkunftsbezeichnungen, Patronymika und Übernamen angewendet wurden. Die sekundäre Nutzung dieser Flexions- und Wortbildungsmorpheme als onymische Suffixe trieb den […] Dissoziationsprozess der Familiennamen voran. Die wachsende Produktivität dieser onymischen Morphe, die bis heute andauert, sicherte ihnen die Spitzenposition unter den Proprialitätsmarkern im polnischen Familiennamensystem. Heute sind die onymischen Allomorphe -ska, -ski, -icz, -ak das wichtigste Mittel, mit dem die Zugehörigkeit eines Wortes zum Onomastikon gekennzeichnet wird. […] In diesem Beitrag werden die Entstehungswege und die Ausbreitungspfade der drei produktivsten Gruppen der polnischen onymischen Suffixe präsentiert. Es werden auch die außersprachlichen Faktoren berücksichtigt, die die Erhöhung der Produktivität durch sukzessive Erweiterung der Kombinationsmöglichkeiten der einzelnen Suffixe ermöglicht haben. Es wird gezeigt, dass die ursprünglichen Selektionsbeschränkungen der Basen mit den Suffixen (Toponyme + -ska-Suffixe, Appellative und Adjektive + k-haltige Suffixe, Vornamen + -icz-Suffixe) im Zuge ihrer Ausbreitung und Festigung aufgegeben wurden. Die onymischen Allomorphe sind heute frei kombinierbar und können im Falle des Namenwechsels zur Bildung eines neuen Namens herangezogen werden.
Seit einem Jahrzehnt zählt Russisch zu den häufig gesprochenen Migrationssprachen an deutschen Schulen und rückt nun als weitere Lernersprache in den Fokus der linguistischen Migrationsforschung. Russischsprachige Schüler und Schülerinnen, die als Aussiedler vornehmlich aus Russland und Kasachstan immigrieren, bilden seit Beginn der 90er Jahre die bedeutendste Gruppe jugendlicher Einwanderer nach Deutschland. Aussiedlerjugendliche erhalten zwar in den meisten Fällen kurz nach ihrer Einreise die deutsche Staatsangehörigkeit, diese ist jedoch längst kein Garant mehr für eine reibungslose Integration. Neuere Befunde zeigen, dass eine wachsende Zahl junger AussiedlerInnen aus den GUS-Staaten Gefahr läuft, den Anschluss an eine adäquate schulische und berufliche Ausbildung zu verpassen (vgl. Dietz/Roll 1998, Strobl/Kühnel 2000). Ihre Bildungsbeteiligung hat sich der benachteiligten Bildungssituation anderer Immigrantenjugendlicher angenähert.
Die zwölfjährige GIP zwischen den Germanistiklehrstühlen der Universität Augsburg und der Staatlichen Pädagogischen (heute: Humanwissenschaftlichen) Universität Chabarovsk unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Wellmann und Frau Dr. Elena Kan brachte fachliche Aktivitäten unterschiedlichster Art hervor. Im wissenschaftlichen Bereich wurde diese Zusammenarbeit ab 1999 durch eine Reihe gemeinsamer Videokonferenzen unterstützt. Dabei waren die Eingangsvoraussetzungen an beiden Partneruniversitäten recht unterschiedlich.
Deutschsprachige und bilinguale Studiengänge : eine Chance für Deutsch als Fremdsprache in Russland
(2008)
Der Bericht der Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache (2006) für das Jahr 2005 zeigt, dass Russland, trotz eines Rückgangs der Lernerzahlen, immer noch das Land mit den meisten Deutschlernern (mehr als 3,3 Millionen) und mit dem größten Deutschlernangebot an den Schulen und den Universitäten (ca. 1000 Hochschulen) ist. Bei einer Umfrage unter 1025 Personen in den Städten Jakutsk, Kaliningrad, Moskau, Saratov und St. Petersburg waren 100 % der Befragten der Meinung, dass Englisch für die beruflichen Aussichten die wichtigste Sprache sei, aber 89 % schätzten die Kenntnis des Deutschen für ebenso wichtig ein und 95 % waren sogar der Meinung, dass durch ein sehr gutes Erlernen der deutschen Sprache im bilingualen Unterricht an Schulen sich die Berufschancen der Lerner erheblich verbessern (vgl. Baur 2005).
In unserem Beitrag möchten wir die Besonderheiten des systemhaften Aufbaus der funktional-semantischen Kategorien der Modalität und Aspektualität zeigen, und zwar anhand der Konstruktion können + Infinitiv im Deutschen und deren Äquivalente im Englischen. Unser Hauptanliegen ist es, die modalen Konstruktionen zu untersuchen, Unterschiede und Ähnlichkeiten in den beiden germanischen Sprachen zu systematisieren und Sprachmittel verschiedener Ebenen zu diskutieren, um festzustellen, wie diese Mittel bei der Formierung des Plans der Begrenztheit und Unbegrenztheit der Handlung und deren aktionalen Schattierungen funktionieren.