Linguistik
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»Die Spur, von der wir sprechen«, so Derrida in der Grammatologie, ist »so wenig natürlich (sie ist nicht das Merkmal, das natürliche Zeichen oder das Indiz im Husserlschen Sinne) wie kulturell, so wenig physisch wie psychisch, so wenig biologisch wie geistig«. Wie ist aber dann die Spur, von der Derrida hier spricht, zu denken? Und vor allem: Warum soll die Spur nicht an die Begriffe des Merkmals, des natürlichen Zeichens oder des Indices anschließbar sein?
"Anything which focusses the attention is an index", schreibt Charles Sanders Peirce, der Begründer des amerikanischen Pragmatismus und Vater der modernen Semiotik in einem 1893 verfassten Kapitel seines geplanten Buches "The Art of Reasoning". Alles, was die Aufmerksamkeit ausrichtet oder erzeugt, ist ein Index. Aber was heißt hier Aufmerksamkeit? Was ist mit "ausrichten oder erzeugen" - der von mir gewählten Übersetzung für den Ausdruck "focusses" - gemeint. Und, last but not least, wie soll man den Begriff des Index fassen?
Der folgende Artikel soll einen Überblick über ein Phänomen geben, das unter verschiedenen Namen einen Einzug in deutsche Grammatiken und linguistische Fachtexte gehalten hat. Man begegnet ihm als "Attribuierungskomplikation", "schiefes Attribut", "grammatische Illusion" und Ähnlichem. Gemeint sind Daten wie der grüne Bohneneintopf, der vierstöckige Hausbesitzer oder das direkte Objektpronomen, sowie die Absturzursache des TWA-Jumbos und die Kritikpunkte an Lakoff. Im Folgenden soll aufgezeigt werden, wie die Diskussion um (scheinbar) fehlerhafte Attribuierungen von N+N-Komposita wieder zu einem virulenten Forschungsthema wurde (§1) und wie dessen Behandlung in Grammatiken (§2), (populären) Sprachkritiken (§3) und Fachtexten (§4) aussieht. In §5 wird eine abschließende Diskussion gegeben.
Ein zentrales Thema in den Arbeiten Klaus Welkes ist die Analyse formal bestimmter Relationen, die semantisch interpretierbar sind (vgl. etwa WELKE 1988, 1992, 1994, 2001, 22005). Wichtige Fragestellungen sind hier insbesondere: Wie ist die Hierarchie logisch-pragmatischer Rollen, wie die syntaktischer Funktionen? Wie hängen die beiden Bereiche zusammen? Wie können wir dies mit Hilfe von Argumentstrukturen erfassen? Der vorliegende Beitrag wird sich mit dem hierfür zentralen Aspekt der Verknüpfung syntaktischer und semantischer Relationen aus einer evolutionären Perspektive befassen. In Übereinstimmung mit WELKE (22005) gehe ich davon aus, „daß es neben einer Syntax formaler Strukturen auch eine Syntax semantischer Strukturen gibt“ (WELKE 22005, 4) und untersuche vor diesem Hintergrund, wie eine Entstehung dieser beiden Domänen und die Verknüpfung der betreffenden Strukturen im Rahmen der Evolution menschlicher Sprache aussehen könnte.
In this paper I will present some empirical studies concerning a linguistic construction called binomials, e.g. auf und ab (‚up and down‘). Binomials consist of two coordinated elements in a fixed order ‚A and B‘, whereas empirically the reversed order ‚B and A‘ is rarely found and, asked for acceptability judgements, native speakers tend to reject it. In two corpus studies hypotheses on phonological principles responsible for the ordering of the constituents are tested. Furthermore I present a pseudoword experiment with German native speakers and Russian and Turkish learners of German as a second language. Results are discussed in the framework of optimality theory.
The aim of the present study was to test the influence of picture composition on the narrative complexity of preschool children, and to compare the different procedures of the Cat Story of Hickmann (2002) and the Fox Story of Gülzow & Gagarina (2007) with the Baby Birds and Baby Goats Story of MAIN, by Gagarina et al. (2012). For this purpose, 27 children between the ages of 5;01 and 6;09 were tested with both variants to check whether a macro-structurally controlled picture structure would lead to more complex stories. The results show that narratives with a Goal-Attempt-Outcome structure, i.e. the Baby Birds and Baby Goats Stories, make children with increasing age tell more complex stories by means of a rise in story complexity than the narratives of Hickmann and Gülzow & Gagarina without that structure.
"Den Frauen", schreibt Otto Weininger 1903 in Geschlecht und Charakter, "ist zwar die Gabe der Sprache, aber nicht so die der Rede verliehen; eine Frau konversiert (kokettiert), oder schnattert, aber sie redet nicht." Diese Ab- und Ausgrenzung 'weiblicher' Redeformen von der ernsthaften 'männlichen' Rede provoziert die Frage nach dem Verhältnis von Rhetorik und Geschlecht dem sich ein an der Universität Münster arbeitendes Forschungsprojekt unter der Überschrift "Weibliche Rede - Rhetorik der Weiblichkeit" widmet.
This paper focuses on morphological verb errors in elicited narratives of Russian-German primary school bilinguals. The data was collected from 37 children who were separated into four groups according to the age and language acquisition type (simultaneous and successive). The Multilingual Assessment Instrument for Narratives (MAIN) (Gagarina et al. 2012) was used for data collection. The narratives produced in mode telling after listening to a model story were analysed and morphological verb errors in Russian and German were classified. Therefore, the error classification of Gagarina (2008) for Russian monolingual children was expanded and for the classification of German errors an own classification was suggested. Errors in Russian typically produced by monolinguals and unique bilingual errors as well were documented. The results show that the language of the environment (German) increases with age. Older children make fewer errors than younger ones. Nevertheless, a strong heterogeneity between children within each group can be observed.
This paper aims to determine and classify by syntactic criteria, the functions of reflexivity (reflexive pronoun kendi) in Turkish, in contrast to German.
Reflexivity in Turkish can be expressed by synthetic elements such as affixes, but also by an analytical element – the reflexive pronoun kendi. And in German it is formed by the reflexive pronoun sich. The reflexive pronoun sich in German used both in anaphorical and lexical functions, which can be distinguished from each other by certain criteria.
Wenn wie im Falle des Instituts für Angewandte Linguistik und Translatologie der Universität Leipzig eine mehr als zehnjährige Germanistische Institutspartnerschaft mit gleich zwei russischen Partnern – den Übersetzer-Fakultäten der Linguistischen Universitäten Moskau und Pjatigorsk – nunmehr ihren Abschluss findet, so bietet es sich natürlich an zu fragen, was die GIP-Langzeitkooperation beiden Seiten an messbaren wissenschaftlichen, wissenschaftsmethodischen und curricularen Ergebnissen, an „Zuwächsen“ im Sinne der Nachwuchsförderung, des Austauschs von Dozenten und Studierenden gebracht hat. Die Bilanz – von uns dargelegt im Jubiläumsband 52 der Dokumente & Materialien des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes – kann sich durchaus sehen lassen und rechtfertigt nicht nur die aufgewandten Mittel, sondern auch die kontinuierliche Arbeit, den nachhaltigen Einsatz und die vielfältigen Initiativen der zahlreichen Beteiligten auf beiden Seiten.