CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
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Die Bibliographie soll in die aktuelle Theorie-Diskussion um Kulturwissenschaft und kulturgeschichtliche Literaturwissenschaft einführen und deren wichtigste Paradigmen vorstellen. In der Auswahl wurden neuere und Überblicks-Darstellungen bevorzugt; Grundlagenwerke der methodischen Paradigmen werden nur im Ausnahmefall genannt; zur besseren Orientierung wurden bei Sammelbänden mitunter auch die Inhaltsverzeichnisse aufgelistet.
Der Willkür- und Zufallsfaktor bei Ermittlung, Auswahl und Anordnung der Einträge ist in diesem zweiten Teil der Bibliographie noch wesentlich höher als schon im ersten: Für kulturwissenschaftliche Arbeiten gibt es bisher weder klare Bestimmungsmerkmale noch eine etablierte Systematik; man erwarte also weder materielle noch systematische Vollständigkeit oder auch nur Repräsentativität. Wir haben Publikationen der jüngsten Vergangenheit zu kulturwissenschaftlichen Themen (also nicht notwendigerweise auch mit kulturwissenschaftlicher Fragestellung und Methode) gesammelt und lose thematisch/systematisch geordnet. Die so entstandene Literaturliste ist wenig mehr als ein erster, ergänzungsbedürftiger Versuch, die aktuellen Themenfelder der Kulturwissenschaft zu kartographieren.
In dem vorliegenden Aufsatz werden die literaturwissenschaftlichen Paradigmen und Tendenzen der letzten 40 Jahre behandelt. Seit dem Jahr 1968, das einen Wendepunkt darstellt, wird darüber diskutiert, inwiefern es keine Einstimmigkeit über die ideelle Legitimation des Faches mehr gibt. Ein führendes methodologisches Paradigma verschwindet und die leitenden Theorien werden im Gegenzug zu Modewellen, die nicht lange anhalten. Seit den 80er Jahren beschleunigen sich die Tendenzen, die sich von einem Orientierungszentrum entfernen.
Das Forschungsgebiet von Teil B dieser Bibliographie ist noch kaum erschlossen – und wird auch in der kulturgeschichtlichen Literaturwissenschaft noch weitgehend ignoriert. Es umfasst Themen, Verfahren, Praktiken, Handlungsfelder, die in der ästhetischen und poetischen Diskussion seit jeher eine große Rolle gespielt haben, deren Geltungsbereich aber keineswegs auf Kunst und Literatur beschränkt ist. Begreift man sie als protoästhetische bzw. proto-poetische Elementarien der Kultur, als anthropologisch fundierte ›poetogene Strukturen‹ (Rüdiger Zymner), so wären sie Ursprungsorte des Poetischen und Ästhetischen, die historisch wie systematisch der Ausdifferenzierung eines eigengesetzlichen ästhetischen Systems vorausliegen. Auf jeden Fall aber handelt es sich um Schnittstellen, über die ›Kunst‹ und ›Nicht-Kunst‹ ständig miteinander interagieren; als solche sind sie für eine nach Funktion und Pragmatik des Ästhetischen fragende Kulturwissenschaft von zentralem Interesse. Für die Titelaufnahme gelten die gleichen Auswahlregeln wie für die bereits erschienenen Teile der Bibliographie: Zeitlicher Schwerpunkt ist das letzte Jahrzehnt. Aufsatzpublikationen wurden nur im Ausnahmefall berücksichtigt. Nicht aufgenommen wurden Untersuchungen, die auf bestimmte Autoren und/oder Werke begrenzt sind.
Auch die im Teil 2.C gesammelten Titel stehen für ein bisher kaum reflektiertes Problemfeld: Welche Auswirkungen kann (oder vielleicht ja: muss) eine kulturgeschichtliche Orientierung für traditionelle Domänen der Literaturwissenschaft wie Literaturgeschichtsschreibung, Gattungstheorie und -geschichte oder, noch allgemeiner, für die Theorie und Geschichten von Kunstformen und Medien haben? Für die Titelaufnahme gelten die gleichen Auswahlregeln wie für die bereits erschienenen Teile der Bibliographie: Zeitlicher Schwerpunkt ist das letzte Jahrzehnt. Aufsatzpublikationen wurden nur im Ausnahmefall berücksichtigt. Nicht aufgenommen wurden Untersuchungen, die auf bestimmte Autoren und/oder Werke begrenzt sind.
Wenn alles (oder doch fast alles) ›Kultur‹ ist und Kulturwissenschaftler so eigentlich über alles (oder doch fast alles) Bescheid wissen müssten, ist die Qual der Wahl groß - selbst bei der (ohnehin unabdingbaren) Beschränkung auf Linklisten statt einzelner Seiten. Die vorliegende Bibliographie setzt sich zwei Ziele: Zum einen sollen die wichtigsten Web-Angebote zu Kulturwissenschaften/Cultural Studies erschlossen werden; zum anderen sollen über wenige, anerkannte ›Portalseiten‹ Wege zum Internetwissen über die für den Kulturwissenschaftler relevanten Disziplinen und Forschungsgebiete eröffnet werden. Wie schon bei den vorangehenden Teilen der Bibliographie bitten wir unsere Leser um Alternativ- und Ergänzungsvorschläge. Die Bibliographie wird auch auf unserer Homepage (www.kulturpoetik.de bzw. www.culturalpoetics.net) veröffentlicht, kann also von dort heruntergeladen und im eigenen Browser verwendet werden.
Die Kunst der Mode
(2004)
Tagungsbericht zu Die Kunst der Mode : erste Interdisziplinäre Tagung des Instituts für Künste und Medien der Universität Potsdam vom 8. bis 10. Oktober 2003
Die erste Tagung des Instituts für Künste und Medien der Universität Potsdam zum Thema 'Die Kunst der Mode' sollte deshalb Wissenschaftlern und Praktikern aus verschiedenen Disziplinen, Literatur-, Medienwissenschaftlern, Historikern und Theaterwissenschaftlern, Journalisten, Modedesignern und Unternehmern, ein Forum bieten, sich über dieses "Medium der Selbstgestaltung und der Gestaltung der Identität" (Prof. Gertrud Lehnert) auszutauschen. Dabei war es eindeutig nicht das Ziel der Tagung, die Mode auf Kunst oder Nicht-Kunst festzuschreiben, vielmehr sollte ihr ein eigener Raum innerhalb der Alltagskultur eröffnet werden. Ein Schwerpunkt war die Betonung ihrer Zwischenstellung: zwischen Kunst und Konsum, zwischen Kunst und Handwerk, zwischen Alltagsinszenierung und großem Theater. Der interdisziplinäre Charakter der Veranstaltung ermöglichte die Annäherung an das Thema aus vier verschiedenen Perspektiven.
Die Frage nach der Position der Komparatistik im Rahmen der kulturwissenschaftlichen Neuorientierung der Literaturwissenschaft berührt grundsätzlich das fachliche Selbstverständnis. Jede Standortbestimmung hängt deshalb wesentlich von den Vorstellungen ab, worin die Aufgaben und Kompetenzen der Komparatistik überhaupt bestehen sollen. Neben einer historischen Orientierung des Faches und einer von Fachvertreterin zu Fachvertreter unterschiedlichen Idealvorstellung, die jeweils viel mit dem persönlichen akademischen und wissenschaftsbiographischen Werdegang zu tun hat, gilt es deshalb auch, die institutionellen Rahmenbedingungen in den Blick zu nehmen.
Der folgende Artikel untersucht die sich in Thomas Braschs Übersetzung von Shakespeares "Wie es euch gefällt" manifestierenden Übersetzungsstrategien im Hinblick auf den ihnen jeweils zugrundeliegenden Bearbeitungsimpuls. Der Artikel geht dabei von der Annahme aus, dass die kulturelle Leistung einer Übersetzung als unabhängig von Ähnlichkeitskriterien erfahrbar werden kann; nämlich dann, wenn es gelingt, zu verdeutlichen, wie sie ihre beiden an Ursprungs- und Zielsprache gebundenen kulturellen (Kon-)Texte als sprachlich-ästhetisch gefasste Welten zitiert und immer zugleich variiert. In dieser doppelten Distanz zu Ursprungstext und tradiertem Kontext der eigenen Zielsprache manifestiert sich Übersetzung als kulturelle Handlung. Braschs Übersetzung enthüllt ihren emotionalen, sprachlichen, und kulturellen Reichtum, sobald der Leser erkennt, wie die politische Überzeugung des Autors seinen verschiedenen Übersetzungsstrategien zugrundeliegt.
Schaut man sich die Texte genauer an, die zwischen 1916 und 1930 erscheinen, so ist gerade die Gemeinsamkeit in Šklovskijs Haltung gegenüber Film, Literatur oder anderen kulturellen Artefakten entscheidend; eine Gemeinsamkeit, die am präzisesten als Sensibilität für die medialen Bedingungen künstlerischen Arbeitens beschrieben wäre. Ob er über "Literatur ohne Sujet" schreibt oder darüber, "Wie Don Quijote gemacht ist" (vgl. Šklovskij 1984a und 1984b), ob er sich über die Frage des Raums in den Gemälden der Suprematisten Gedanken macht oder über Tatlins Monument der dritten Internationale (vgl. Shklovsky 2005c und 2005d): Stets sind es Probleme der Konstruktion und Bauweise, die Šklovskij als frühen Repräsentanten einer literaturtheoretisch informierten Kulturwissenschaft umtreiben. Womit haben wir zu tun, wenn wir schreiben? Was ändert sich, wenn wir die Position einer Einstellung in der Architektur eines Films verändern? Es sind solche handfesten, praxisorientierten Fragen des Lesens und Sehens, des Montierens und Rezipierens, die Sklovskij mit der staunenden Beobachtung seines Lebensalltags koppelt.