CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
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The author presents the concept of testimony in two different literary and theoretical backgrounds, namely the German and the Spanish-American. Testimonio and Zeugnis an not be mutually translated because the first is thought as a literary gender inside the literary tradition of mimesis/imitatio. Whereas the notion of Zeugnis was created in Germany on the grounds of Shoah literature, and was strongly impregnated by the psychoanalytical idea of trauma, and by the awareness of the simultaneous necessity and impossibility of the testimonial writing.
Foreign immigration has become a very controversial subject in German speaking countries. This essay stresses the need to consider the problem in German language teaching in Brasil and to make the pupils aware of the situation. Proceeding on the theoretical context of the discourse analysis (Pêcheux, 1969; Orlandi, 1990 und 1999), the author discusses four newspaper articles, published between 1999 and 2001, on different aspects of Turkish immigration to Austria and discusses about the Interlocutionary Position (lugar de interlocução, Pecheux, 1969) of Turks in Austria.
This article deals with the relevance of deconstructivist theory today, more precisely, in the context of modern philologies. The author introduces the theory of deconstruction with an "elementary gesture", which we can find in the use and the analysis of quotation marks in certain texts of Jacques Derrida. The quotation marks indicate a special treatment of the concepts of the Western metaphysical tradition; the moments of quotation, distance and literality are also important for the theory of literature of Paul de Man. The critical, non-ideological use of deconstructive concepts and their "lectio difficilior" is interesting for research into texts and interpretation.
Rezension zu Beate Burtscher-Bechter/Martin Sexl (Hg.): Theory Studies? Konturen komparatistischer Theoriebildung zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Innsbruck, Wien, München, Bozen (Studien-Verlag) 2001 (= Comparanda; Bd. 4). 330 Seiten.
Eine Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen literaturtheoretischen Ansätzen sowie eine kritische Reflexion des eigenen Faches gehören mittlerweile zur guten literaturwissenschaftlichen Praxis. Die an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck im November 2000 veranstaltete Tagung "Theory Studies? – Vergleichende Literaturwissenschaft und Literaturtheorie" nahm die von Erwin Koppen bereits zu Beginn der 70er Jahre gestellte Frage nach einer spezifischen Theorie der Vergleichenden Literaturwissenschaft zum Ausgangspunkt.
Warum Fußball?
(2002)
Jeder Fußballfreund kennt die unbequeme Frage verständnisloser Mitmenschen, was denn so spannend daran sei, daß 22 Erwachsene 90 Minuten lang hinter einem Ball herlaufen. Ist es nicht völlig belanglos, ob ein Ball in dem einen oder dem anderen Netz landet, ob diese oder jene Mannschaft als Sieger vom Platz geht? […] Dennoch haben Siege und Niederlagen in den Stadien der Welt für Millionen von Zuschauern eine viel größere Tragweite, als ein lapidares Protokoll der Körper- und Ballbewegungen auf dem Rasen erahnen ließe. Warum? […] Theorien, die dem Fußball eine geheime, vom Selbstverständnis der Beteiligten abweichende Bedeutung zuweisen, sind nach wie vor beliebt. […] Sie sind schwer zu widerlegen, aber auch schwer zu beweisen. […] Sie heben einige Eigenschaften des Fußballs heraus, aber vernachlässigen andere. Erfindungsreichtum und Suggestivität übersteigen hier oft Plausibilität und Erklärungskraft. […] Wie immer man die Überzeugungskraft solcher Ansätze, die nach dem geheimen Wesen des Fußballs suchen, im Einzelnen einschätzen mag: Den Fußball als kulturelles Phänomen und insbesondere seine Faszinationskraft erklären sie jedenfalls ebensowenig wie die Frankfurter Schule mit ihrem Vorwurf der Komplizenschaft mit dem Kapitalismus oder die Vertreter einer Verfallstheorie mit ihrem nostalgischen Blick auf vermeintlich paradiesische Urzeiten des wahren Fußballs.
Bis weit ins achtzehnte Jahrhundert hinein schöpft der Dichter seine Identität und Autorität aus einer Tradition, die im wesentlichen als diachrone "textual community" auftritt. Die Schrift ist das Medium, das die Kontinuität der Tradition sichert. [...] Wer außerhalb dieses Universums steht, wer zum Archiv der Schrift keinen Zugang hat, ist gedächtnislos, kann seine Individualität, kann seine Subjektivität nicht realisieren, ist allenfalls Objekt der Belehrung. Noch die aufklärerischen Konzepte der Volkserziehung – etwa bei Gottsched – speisen sich aus dieser Auffassung und beruhen auf dem Prinzip der In- bzw. Exklusion durch Teilhabe an der Schriftkultur.
Dies scheint sich (in Deutschland) seit den sechziger und siebziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts grundlegend zu andern. [...] Als Phönix aus der Asche des poeta doctus steigt nun aber nicht nur das Originalgenie empor; zum Genialitätsparadigma gehört als komplementärer Pol wesentlich die Orientierung auf eine Sphäre, die im Horizont des Gelehrsamkeitsparadigmas außerhalb des Blickfelds geblieben war: jene des aliteralen Volks und der mündlichen Überlieferung. Das Volk gilt nicht mehr nur als Objekt der Erziehung, der Dichter nicht mehr einfach als sein Erzieher. Das Volk wird im Gegenteil zum Ursprungsort der Dichtung und damit das Mündliche zum Ursprungsort des Schriftlichen erhoben. Die Schriftkultur legitimiert sich fortan gar durch Bezug auf ein ihr gegenüber grundsätzlich anders strukturiertes semiotisches System. Diese Komplementarität berührt aber die Frage nach der Autorschaft bereits am kulturgeschichtlichen Ursprungsort ihres emphatischen Begriffes essentiell. Wer ist der Autor – das literale Originalgenie oder das aliterale Volk?
Das Konzept "Engagierte Literatur" verhalt sich dem Se1bstverstandnis seiner Vertreter zufolge zu jenem des ästhetizistischen "l'art pour l'art" gegenläufig. Verliert sich der "Ästhetizismus", so das kritische Urteil seiner Gegner, in weltloser Selbstbezüglichkeit, so begehren die Vertreter der "Engagierten Literatur" gegen die von Max Weber zum Epochenschicksal erklärte Ausdifferenzierung der Kultur in füreinander gleichgültige Wertsphären auf und versuchen, in geradezu prometheischem Gestus ein literarisches Konzept aufzurichten, das die Grenze des Subsystems Literatur für die außerästhetischen Parameter des Ethischen und des Politischen offen hält . "[D]ie Kunst", urtei1t Bertolt Brecht in seinem Arbeitsjournal, "ist ein autonomer bezirk, wenn auch unter keinen umständen ein autarker". ",[D]as dichten muß als menschliche tätigkeit angesehen werden, als gesellschaftliche praxis mit aller widersprüchlichkeit, veränderlichkeit, als geschichtsbedingt und geschichtsmachend". Erkennt der Dialektiker Brecht die Autonomisierung der Kunst und Literatur in der Moderne einerseits an, so bezieht – und verpflichtet – er sie zugleich auf das gesellschaftliche Ganze, dessen Teil sie sei. Damit stehe Brecht in der Tradition der Konzepte ästhetischer Erziehung seit der Aufklärung; und der wohl prominenteste Ort dieser Erziehung ist seit dem achtzehnten Jahrhundert das von Gottsched und seinen Nachfolgern konsequent literarisierte Theater.