Sammlung Hessen
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"Der Gartte zu Rotenberg stehet sehr wol und lustig" : Geschichte des Schloßgartens in Rotenburg
(1995)
Berichtet wird über "Ruderale Wiesen" des Stadtgebietes von Giessen (Hessen). Ein Vergleich mit entsprechendem Aufnahmematerial aus anderen Städten Mitteleuropas (Halle, Köln, Pilsen, Prag, Salzgitter, Wolfenbüttel) sowie den tieferen Lagen des Odenwaldes macht eine synsystematische Einstufung und Abgrenzung dieser Gesellschaft möglich.
Ruderale Wiesen besitzen einen Artengrundstock von Fettwiesenarten, zu dem ruderale Arten aus Artemisietea- und Agropyretea-Gesellschaften hinzutreten, besonders Tanacetum vulgare, Artemisia vulgaris, Linaria vulgaris, Agropyron repens und Convolvulus arvensis. Ökologisch stehen sie zwischen dem Arrhenatheretum elatioris und dem Tanaceto-Artemisietum. Ein- bis maximal zweimalige Mahd pro Jahr fördert die Wiesenarten, ermöglicht aber gleichzeitig den Ruderalarten einzudringen, ohne daß diese zur Dominanz gelangen können. Bei ungestörter Sukzession auf neu geschaffenen Straßenböschungen und vergleichbaren Stellen, aber auch nach Aufgabe der Mahd ehemaliger (Streuobst)-Wiesen entstehen für kürzere oder längere Zeit entsprechende Artenkombinationen, die als Sukzessionsphasen oder -Stadien aufzufassen sind.
Nach den bisher bekanntgewordenen Vorkommen haben Ruderale Wiesen ein mitteleuropäisches Areal und klingen nach Osten in der Tschechoslowakei aus. Sie können, parallel zum Arrhenatheretum elatioris, nach der Bodenwasser-Verfügbarkeit gegliedert werden und zeigen eine großklimaabhängige Aufteilung in geographische Rassen und in höhenstufenabhängige Varianten. Eine Einbeziehung in das Arrhenatheretum elatioris ist deshalb nicht durchführbar. Trotz des Fehlens von Kennarten ist die synsystematische Einstufung als Assoziation gerechtfertigt; denn Ruderale Wiesen sind floristisch eindeutig gekennzeichnet (charakteristische Artenkombination) und durch mehrere Trennarten gut vom Arrhenatheretum elatioris unterschieden. In Anlehnung an bereits bestehende Namen und wegen des diagnostischen Wertes von Tanacetum Vulgare wird die Bezeichnung Tanaceto-Arrhenatheretum vorgeschlagen.
Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Zeitschrift "Botanik und Naturschutz in Hessen" wird ihre Entstehung und Entwicklung beschrieben sowie ein Überblick über den Umfang der bisher erschienenen Beiträge, das fachliche Spektrum und thematische Schwerpunkte gegeben. Die meisten wissenschaftlichen Beiträge sind den Fachgebieten Floristik und Vegetationskunde zuzuordnen, daneben finden sich auch Beiträge aus den Gebieten Naturschutz, Systematik und Taxonomie, Geschichte der Botanik, Morphologie, Paläobotanik, Phänologie, Faunistik und Tierökologie und weiteren benachbarten Fachgebieten. Als wesentliche thematische Schwerpunkte sind Artenliste und Rote Liste der Farn- und Samenpflanzen Hessens sowie Artenhilfsprogramme zu nennen.
Es wird über das Vorkommen von acidophilen, schafschwingelreichen Magerrasen in Hessen berichtet. Derartige Magerrasen mit Sand-Grasnelke (Armeria elongata) sind auf die Sandgebiete des Rhein-Main-Tieflandes beschränkt, wo sie oft eine Folgegesellschaft von Silbergras-Rasen darstellen. Acidophile, schafschwingelreiche Magerrasen ohne Sand-Grasnelke scheinen in Hessen auf nährstoffarmen Gesteinen, insbesondere Buntsandstein recht verbreitet zu sein. Dieser bisher wenig beachtete Magerrasentyp ist vor allem an Wegböschungen anzutreffen. Mit 12 Vegetationsaunahmen aus Osthessen wird die Gesellschaft dokumentiert. Die nomenklatorische Situation der für derartige Syntaxa verwandten Assoziationsnamen wird referiert. Lectotypisierungen von Festuco ovinae-Thymetum angustifolii Tüxen 1928 ex Tüxen 1937, Diantho-Festucetum tenuifoliae Knapp 1978, Polytricho-Festucetum tenuifoliae Knapp 1978 und Plantagini-Festucion Passarge 1964 werden vorgenommen. Als korrekter Verbandsname für die acidophilen Sandrasen kann das Armerion elongatae Pötsch 1962 gelten.
Am Beispiel eines brachliegenden Halbtrockenrasens in der Nähe von Kassel (Nordhessen) wird die sukzessionsbedingte Veränderung der Pflanzenbestandsstruktur der Krautschicht dargestellt und der Einfluss verschiedener Faktoren auf die Vegetationszusammensetzung mit Hilfe einer Hauptkomponentenanalyse aufgezeigt.
Der Lichtgenuss (bzw. die von den sich ausbreitenden Gehölzen ausgehende Beschattung) erweist sich als der Faktor, der bei sonst vergleichbaren Standorts- und Nutzungsverhältnissen die Zusammensetzung der Krautschicht weitgehend bestimmt.
Als Ergebnis einer Herbarrevision kann die Verbreitung der Carexmuricata-Gruppe in Hessen wie folgt charakterisiert werden: Carex spicata ist in Säumen und Grünland der Ortsbereiche weit verbreitet. Carex muricata ist eine weitverbreitete Saumart in Wäldern auf basen-, insbesondere kalkreichen Böden. Carex polyphylla hat eine ähnliche Verbreitung, kommt aber auch in schwach gestörten, teilweise ruderalisierten Saumstandorten vor. Carex pairae scheint auf Saumstandorte in Wäldern basenarmer Standorte Südhessens beschränkt zu sein. Carex divulsa ist die seltenste Art. Bisher liegen Funde aus Südhessen und dem Odenwald und sehr isoliert aus dem Schwalm-Eder-Kreis vor. Literaturangaben zum Vorkommen der Carex-muricata-Gruppe in Hessen sind kaum brauchbar. Der Mehrzahl der Herbarbelege war falsch bestimmt.
Während des Sommerhalbjahres 2001 wurden coleopterologische Aufsammlungen im Lampertheimer Wald / Südhessen durchgeführt. Im Verlaufe der Untersuchung konnten 274 Arten nachgewiesen werden. Neben 65 faunistisch bemerkenswerten Arten konnte ein Neufund und ein Wiederfund für Hessen getätigt werden. 44 Käferarten gehören zu den gefährdeten Rote-Liste-Arten der Kategorie 1 bis 3.
Die Vorkommen der anthropochoren Aster-Arten im Stadtgebiet von Frankfurt am Main (Symphyotrichum lanceolatum, S. novae-angliae, S. novi-belgii, S. parviflorum, S. salignum) wurden kartiert und historische Dokumente zur Rekonstruktion der Einwanderung ausgewertet. Aktuell konnten 39 Fundorte im Stadtgebiet dokumentiert werden, am häufigsten ist S. lanceolatum. 40 Merkmale wurden untersucht und vermessen, um ihre taxonomische Relevanz zu beurteilen. Als hilfreich zur Unterscheidung der Arten erwiesen sich vor allem verschiedene Merkmale der Hüllblätter. Mit Ausnahme von S. novae-angliae sind die Arten aber morphologisch kaum zu unterscheiden und durch viele Übergänge verbunden. Vergleichsweise gut voneinander abgrenzbar sind die beiden Aggregate von S. novi-belgii (S. salignum, S. novi-belgii) und S. lanceo-latum (S. lanceolatum, S. parviflorum).
Anton Vigener im Sommer 1866
(2005)
Zur Schließung von Kenntnislücken zur Flora der Gewässer Hessens wurden 2009 von der BVNH neun Altarme von Rhein und Main untersucht. Die Ergeb-nisse zeigen, dass viele als sehr selten oder verschollen geltende Gewässermakrophyten noch oder wieder in den Altarmen des hessischen Oberrheinabschnitts zu finden sind. Insgesamt wurden 51 Arten nachgewiesen, darunter fünf Armleuchteralgen.
Im Rahmen einer hessenweiten Untersuchung wurden etwa 70 künstliche Stillgewässer – Kiesgruben, Tagebaurestseen, Fischteiche – auf das Vorkommen von Wasserpflanzen untersucht.
Die Untersuchung erbrachte den Nachweis von 78 Taxa, darunter 59 Arten Höherer Pflanzen und 19 Arten Characeen. Rund 25 % der nachgewiesnen Arten sind in der Roten Liste des Landes Hessen aufgeführt. Einige der nachgewiesenen Arten galten als verschollen. Von herausragender Bedeutung sind Kiesgruben in der Untermain- und Oberrhein-ebene, wo bis zu 10 Characeen-Arten in einem Gewässer nachgewiesen werden konnten. Von bundesweiter Bedeutung sind Funde von Nitella confervacea, N. tenuissima, Tolypella glomerata, T. intricata und T. prolifera. Als weit häufiger als erwartet erwies sich Potamogeton trichoides, die in allen Untersuchungsbereichen festgestellt wurde. Elodea nuttallii ist in den untersuchten Gewässern deutlich häufiger als E. canadensis. Sehr stark als Vogelrastplatz genutzte Teiche in der Wetterau zeigen, offenbar bedingt durch den Nährstoffeintrag durch Wasservögel, eine deutliche Eutrophierung.
Von dem national und international stark bedrohten Farn Botrychium matricariifolium konnte 1995 eine Population im Spessart entdeckt werden, die den momentan einzigen bekannten Fundort in Hessen darstellt. Die Art wächst dort in einem sandigen Magerrasen, der als Relikt der traditionellen Kulturlandschaft in diesem aus Buntsandstein aufgebauten Mittelgebirge zu deuten ist. Populationsökologische Untersuchungen zeigen Beziehungen zwischen dem Auftreten der Art und der Niederschlagsmenge während der Hauptvegetationszeit von April bis Juni. Prognosen zur Landschaftsentwicklung im Spessart sagen eine Wiederbewaldung weiter Bereiche des landwirtschaftlich unrentablen Offenlandes voraus. Das impliziert eine Gefährdung der Population sowie noch bestehender potentieller Lebensräume von Botrychium matricariifolium. Ihre Sicherung ist das vorrangige Ziel eines Artenhilfsprojektes.
Beitrag zur Kenntnis der Wasserinsektenfauna Nordwest-Hessens : 1. Köcherfliegen (Trichoptera)
(1992)
Entdeckungsgeschichte, Synonymie und morphologische Merkmale von Campanula baumgartenii werden ausführlich besprochen. Originalmaterial zur Erstbeschreibung durch Johannes Becker war nicht aufzufinden, weshalb ein Neotypus vorgeschlagen wird. Die Art ist schwierig von der ähnlichen C. rotundifolia zu unterscheiden. Anhand der in der Literatur genannten Merkmale (Blattform, Behaarung, Knospenstellung) können die beiden Arten nicht immer sicher erkannt werden. Beide sind variabel und die Merkmalsspektren überlappen sich. Ein wichtiges, bisher nicht beachtetes Merkmal ist die Ausbildung des unterirdischen Sprosssystems: C. baumgartenii besitzt Ausläufer, der anderen Art fehlen sie. Auf offene Fragen wird hingewiesen. Es ist nicht bekannt, ob Bastarde mit C. rotundifolia vorkommen. Auch die Wuchsformen innerhalb der Subsektion Heterophylla scheinen nicht vollständig geklärt. Alle Arten sollten kritisch untersucht werden, um ihre Beziehungen in der Gruppe besser zu verstehen.