BDSL-Klassifikation: 01.00.00 Allgemeine deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft > 01.06.00 Studium
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"form follows function"? : Erfahrungen zum ersten Semester digitaler Lehre in der Germanistik
(2021)
Nachdem unter großem Zeitdruck ein Semester mit digitaler Lehre aus dem Boden gestampft werden musste, möchte ich aus Studierendensicht einen Blick zurück auf die vergangenen Monate März bis Juli 2020 werfen. Dabei ist es mir wichtig, zum einen konkrete Methoden und Instrumente zu beleuchten und zum anderen – im Rahmen der von mir besuchten Seminare (sowie im Austausch mit anderen Studierenden) – ein allgemeineres Resümee zu ziehen, wie digitale Lehre für (hoffentlich) alle gelingen kann.
Das Internationale Colloquium "Perspektiven der Germanistik im 21. Jahrhundert" fand vom 4. bis 6. April 2013 im SchlossHerrenhausen in Hannover statt.
Der Autor hat den Herausgebern den vorliegenden Text nach der Konferenz zur Verfügung gestellt. Er antwortet auf die Ausgangsfragen zum Diskussionsforum B.2 "Germanistik studieren – Perspektiven in Ausbildung und Beruf", die im Programm zur Veranstaltung formuliert worden waren.
Das Internationale Colloquium "Perspektiven der Germanistik im 21. Jahrhundert" fand vom 4. bis 6. April 2013 im SchlossHerrenhausen in Hannover statt.
Der Autor hat den Herausgebern den vorliegenden Text nach der Konferenz zur Verfügung gestellt. Er antwortet auf die Ausgangsfragen zum Diskussionsforum B.2 "Germanistik studieren – Perspektiven in Ausbildung und Beruf", die im Programm zur Veranstaltung formuliert worden waren.
Bevor ich auf meine eigene Lehre zu sprechen komme, möchte ich eine kleine Akzentverschiebung vornehmen und hoffe, damit vielleicht doch noch einen neuen Punkt in die Diskussion einbringen zu können. Am Anfang meiner Ausführungen steht eine hochschuldidaktische Perspektive, die dazu beitragen soll, nicht vorrangig die technische Umsetzung oder praktische Planung von asynchronen Lernphasen zu beleuchten, sondern die Aufmerksamkeit auf Lernprozesse zu lenken. Als Frage formuliert: Was motiviert die Lernenden zum Lernen? Das betrifft nicht nur die digitale Lehre. Ich schließe damit an die Debatten der Hochschuldidaktik an, die sich in den letzten Dekaden zum Ziel gesetzt haben, die Aktivität von Lernenden zu steigern. Zentral ist dabei die Wende vom Lehren zum Lernen – bzw. vom teaching zum learning, wie es in der international geführten Debatte heißt. Wesentlich für diesen Paradigmawechsel ist das neue Interesse am studentischen Lernprozess: die Studierendenzentrierung. Übernimmt man als Dozierender Verantwortung für den ganzen Lernprozess und nicht nur für den Ablauf des Seminars, dann ergibt sich ein fundamental neues Selbstverständnisfür Lehrende.
Die durch die Covid-19-Pandemie bedingte Umstellung der Präsenzlehre auf digitale Lehr- und Lernformate stellte Lehrende und Studierende gleichermaßen vor eine Herausforderung. Innerhalb kürzester Zeit musste die Nutzung von Plattformen und digitalen Tools erlernt und getestet werden. Der Beitrag stellt exemplarisch Dienste und Werkzeuge von CLARIAH-DE vor und erläutert, wie die digitale Forschungsinfrastruktur Lehrende und Studierende auch im Rahmen der digitalen Lehre unterstützen kann.
In der außerordentlichen Pandemie-Situation wurden wertvolle Erfahrungen mit Vollzeit-Online-Lehre gesammelt, welche der strategischen, online-didaktischen und technischen Weiterentwicklung und dem sinnvollen Ausbau von Blended Learning und digitaler Lehre an den Universitäten in der Zeit nach der Covid-19 Pandemie dienen können. Die auf breiter Basis gewonnene praktische und konzeptuelle Kompetenz im Bereich digitaler Lehre bei Lehrenden und Studierenden ist als eine Zukunftsressource zu betrachten. In Verbindung mit der zunehmenden Verbreitung von Digital Humanities sind die Voraussetzungen für die Herausbildung einer neuen didaktischen Normalität gegeben. Der vorliegende Beitrag basiert auf Erfahrungen mit der digitalen Lehre an der Universität Regensburg im Sommersemester 2020, einer Umfrage unter Studierenden zur digitalen Lehre im Frühjahrs-Semester am Dept. of Germanic Studies an der University of Texas at Austin, USA, und Beobachtungen und Gesprächen mit Studierenden und Lehrenden an der Universität Gent, Belgien. Die Bemerkungen versuchen, aus diesen ersten Erfahrungen ausgewogenere und für die Entwicklung der digitalen Didaktik produktive Perspektiven zu gewinnen und greifen der systematischen Auswertung der derzeit noch laufenden Umfragen und Studien mit breiterer Datenbasis nicht vor.
In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, dem hohen Workload der Germanistik-Studierenden im Online-Semester 2020 auf die Spur zu kommen. Die abschließende These ist, dass auch der mangelnde Austausch zwischen den Studierenden und den Dozenten*innen zu einem höheren Arbeitsaufwand führt. Diese These ist als Diskussionsgrundlage zu verstehen. Um zu diesem Gedanken hinzuführen, wird zum einen auf den offenen Brief "Zur Verteidigung der Präsenzlehre" und zum anderen auf die Studierendenbefragung zum Sommersemester 2020 der Universität Bielefeld Bezug genommen. Dabei fließen ebenfalls die Erfahrungen aus dem Bielefelder Kollegium der germanistischen Mediävistik ein. Ich werde demnach kurz auf die Definition der Universität, wie sie in dem offenen Brief dargestellt wird, eingehen, um dann zur Umfrage der Universität Bielefeld überzuleiten. Die Lehrerfahrungen aus der Mediävistik formen dann abschließend die eingangs erwähnte These.
Ausgangsfragen: Bologna: Segen und/oder Fluch? Bedeuten Modularisierung und Ausrichtung auf Kompetenzen das Ende der Humboldt'schen Bildungsidee? Und wenn: Ist das ein Verlust oder ein Gewinn? Wie ist die Modularisierung der Studienordnung mit Blick auf praktische Erfahrungen zu bewerten? Hat sie zu einer Verbesserung des Studienverlaufs geführt? Welches Curriculum müsste die Germanistik der Zukunft haben? Welche 'Schlüsselqualifikationen' sollte sie vermitteln? Sollte das Studium (noch) stärker berufsorientiert strukturiert sein? Sind auch hier Anpassungen an das medientechnische Umfeld erforderlich? Wie steht es generell um die Berufsaussichten von Germanisten? Kommt den Fächern bzw. den Universitäten selbst eine höhere Verantwortung für die Vermittlung in Berufe zu ('employability')?
Dieser Text wurde verlesen als Statement auf dem Internationalen Colloquium "Perspektiven der Germanistik im 21. Jahrhundert", das vom 4. bis 6. April 2013 im Schloss Herrenhausen in Hannover stattfand. Er bildete die Grundlage für eine Podiumsdiskussion zum Thema "Germanistik studieren – Perspektiven in Ausbildung und Beruf" in der Sektion "Jenseits von Bologna – Studium und Beruf".