BDSL-Klassifikation: 04.00.00 Allgemeine Literaturgeschichte > 04.04.00 Weltliteratur
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Anlässlich der Gedenkfeier 'Zum 100. Geburtstag des Dichters Oğuz Tansel und die türkische Märchenwelt' fand an der Middle East Technical University (Technische Universität des Nahen Osten; kurz: METU/ODTÜ) in Ankara eine internationale Tagung statt. Im Rahmen einer zwei tägigen wissenschaftlichen Veranstaltung vom 20. bis 21. Oktober 2016 wurde der renommierte Volkskundler und Dichter Oğuz Tansel im Kultur- und Kongresszentrum von METU/ODTÜ feierlich geehrt. Organisiert wurde die Tagung von der Abteilung für 'Türkische Sprache' (Türk Dili Bölümü), METU/ODTÜ und dem Forschungszentrum für Kinder- und Jugendliteratur der Universität Ankara (kurz: ÇOGEM).
Rezension zu Urs Heftrich: Gogol's Schuld und Sühne. Versuch einer Deutung des Romans "Die Toten Seelen". Hürtgenwald (Guido PressIer) 2004. 341 S.
Gogols 'Tote Seelen' (1842-55) gehören mit Novalis'' Heinrich von Ofterdingen' (1802) zu den komplexesten und aktuellsten Großfragmenten der europäischen Romantik. Beide sind Weltfahrt-Torsos von weltliterarischem Niveau, geladen mit der Spannung von Fragment und Totalität, werden aber als abbrechende Entwicklungsromane in der Spur von Goethes 'Wilhelm Meister' nur selten nebeneinander gelesen.
Sammelrezension zu Renate Stauf u. Cord-Friedrich Berghahn (Hg.): Weltliteratur. Eine Braunschweiger Vorlesung. Bielefeld (Verlag für Regionalgeschichte) 2004 (= Braunschweiger Beiträge zur deutsche Sprache und Literatur, Bd. 7).
Renate Stauf u. Cord-Friedrich Berghahn (Hg.): Weltliteratur II. Eine Braunschweiger Vorlesung. Bielefeld (Verlag für Regionalgeschichte) 2005 (= Braunschweiger Beiträge zur deutsche Sprache und Literatur, Bd. 9).
In zwei Bänden liegen nun 56 Beiträge einer Ringvorlesung vor, die an der Technischen Universität Braunschweig seit dem Sommersemester 2001 Woche für Woche mit Wissenschaftlern aus allen Fachbereichen veranstaltet wird.
"Wie hältst du es mit der Andersheit der Anderen?" (Beck 2002, 410) So formuliert Ulrich Beck eine Kernfrage des Kosmopolitismus, der für ihn eine zentrale Form gesellschaftlichen Verhaltens in der globalisierten Moderne ist. Gerade in seinem Verhältnis zur »Andersheit des Anderen« unterscheidet sich der Kosmopolitismus deutlich von anderen Versuchen, die globalen Strukturen der menschlichen Gesellschaft zu beschreiben: Universalismus, Multikulturalismus, globaler Liberalismus etc. würden zwar, so Beck, in der Frage nach der "Andersheit" den Anderen zunächst als "prinzipiell gleich […] respektieren". Doch gerade in der "universellen Gleichheit" liegt auch das Problem dieser Erklärungsmuster, denn die "Besonderheit des Anderen" wird hier zugunsten ebendieser Gleichheit geopfert und der "eigene[] Entstehungs- und Interessenzusammenhang " geleugnet (Beck 2004, 77). Damit gilt für diese Parameter des Internationalismus das gleiche, was Beck auch als Problem anderer sozialer Prinzipien wie etwa des Nationalismus ausmacht: Bewusst oder unbewusst schließen der Universalismus wie der Nationalismus die Andersheit des Anderen aus ihrem Denken aus.
Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit verschiedenen Aspekten des Frauenbilds sowohl in der deutschen als auch in der arabischen bzw. orientalischen Literatur des Mittelalters.
Zu den untersuchenden Aspekten gehören zum Beispiel die Stellung der Frau in der Gesellschaft sowohl religiös als auch sozial, Rolle und Einfluss der Frau, Beschreibung der Schönheit der Frau, Beziehung zwischen Mann und Frau, Minne als Zentralmotiv, Ehe als sozialbedingte Lebensform sowie adlige Dame und bäuerliche Frau als Gegenbild.
Die Forschung wird sich auf bestimmte Textsorten der mittelalterlichen Literatur stützen, um mittels dieser induktiven Methode ein konkretes Bild zu geben und die verschiedenen Hauptelemente der Untersuchung zu betonen.
Diese Werke sind die klassischen höfischen Artusromane z.B. Erec, Iwein, Parzival und Tristan und Isolde in der deutschen Literatur des Mittelalters sowie Erzählungen aus der Geschichtensammlung von 1001 Nacht, der Antarroman und die Geschichte von Laila und Madjnun in der orientalischen Literatur des Mittelalters.
Das Bild der Frau ist ein Thema, das bis heute ein Schwerpunkt in vielen literarischen Werken bildet, der aber während der gesamten Epoche des Mittelalters eine besondere Bedeutung hatte. Das könnte auf die unterschiedlichen Darstellungsweisen vom Bild der Frau zurückzuführen, und wie sie in den verschiedenen Kulturen zum Ausdruck gebracht werden.
Als Schatzkästchen, zu dem der Schlüssel verloren sei, bezeichnet der jüdische Gelehrte des 10. Jahrhunderts Saadia Gaon das šir hašširim, das 'Hohelied'. Ein Blick auf den Forschungsstand zeigt, wie treffend die dem außergewöhnlichen biblischen Buch inhärente Problematik damit beschrieben ist. Nicht nur, dass es als erotisches Liebesgedicht ohne expliziten Gottesbezug einen besonderen Status innerhalb des biblischen Kanons einnimmt; auch der Text selbst gilt in seiner vorliegenden Form als problematisch. Was am Hohelied irritiert, ist dessen fragmentarische Struktur, weshalb es häufig als eine Art Anthologie von unabhängigen Liedern angesehen wird, die schließlich von einem Endlektor redigiert wurde und so in der nun überlieferten 'zerstückelten' Fassung zu uns gelangte. Uneinigkeit herrscht allerdings bei der Frage, wie die Grenzen zwischen jenen einzelnen Liedern überhaupt zu ziehen seien, denn trotz seiner augenfälligen Sinnbrüche zeichnet sich das Hohelied durch eine überraschende sprachlich-motivische Konsistenz aus. Eine weitere Schwierigkeit bildet die Unkenntnis des historischen Kontexts. Die jeweiligen Datierungsvarianten reichen von der salomonischen Regierungszeit – mit und ohne Salomo als tatsächlichem Verfasser – bis in die hellenistische Epoche, umfassen somit einen Zeitraum von grob 700 Jahren. Aus jener Vielzahl an miteinander konkurrierenden Theorien zu Genese und Tradierung wird schnell ersichtlich, dass sie nur bedingt zu einer Erhellung des Hohelieds beizutragen vermögen. Gegenüber einer historisch-kritischen Exegese besitzt ein literaturwissenschaftlicher Deutungsansatz den Vorteil, die Diskussion um die unlösbaren Streitfragen zu Kontextualisierung und Kanonisierung beiseitelassen zu können und stattdessen mit dem Text, wie er vorliegt, zu arbeiten. Dann aber dürfen die Brüche im Hohelied nicht als störendes Moment aufgefasst werden, welches das Verständnis lediglich behindern würde, sondern vielmehr als sinnkonstituierend und für eine Gesamtinterpretation relevant. Für Wolfgang Iser, der bezüglich diskrepanter Textmomente solcher Art von 'Unbestimmtheitsstellen' spricht, machen gerade jene die elementare Wirkungsbedingung literarischer Texte aus: "Aus der Semiotik wissen wir, daß innerhalb eines Systems das Fehlen eines Elements an sich bedeutend ist. Überträgt man diese Vorstellung auf den literarischen Text, so muß man sagen: Es charakterisiert diesen, daß er in der Regel seine Intention nicht ausformuliert. Das wichtigste Element bleibt also ungesagt. Das Hohelied wird hier somit als radikal aktualisierbarer Text vor dem Hintergrund neuerer Theoriebildung gelesen und so von seiner ästhetischen Struktur her beleuchtet, wobei auch anachronistisch anmutende Kategorien wie sie unter anderem die Psychoanalyse bereitstellt als Lektürehilfe herangezogen werden. Der Fokus liegt insbesondere auf der Frage, wie Passagen, die in einem als Loblied auf die Liebe ansetzenden Text deplatziert wirken, sich dennoch in ein Gesamtverständnis integrieren lassen.
In Cervantes' Roman "Don Quijote" weisen die Abenteuer des Helden eine subtile und vielstimmige Erzählstruktur auf. So besteht eine Besonderheit von Don Quijotes Lebensentwurf als fahrender Ritter darin, dass er mit den ihm begegnenden Personen in einen Dialog tritt und sie mit einer spezifischen Fremdheit konfrontiert, womit er ihr einheitliches ("monologisches") Weltbild subvertieren und auf eine Vielfalt hin öffnen möchte. Aus diesem Grund übernimmt Don Quijote mitunter eine gesellschaftskritische Funktion, zumal er während seiner Dialogisierungsbemühungen immer wieder auf Unverständnis trifft und somit wiederum soziale Formen der Ungastlichkeit offenlegen kann, welche sich in einer ablehnenden, bis gewaltsamen Haltung gegenüber dem Fremden artikulieren.
Eine besondere Brisanz erhält diese Abenteuerstruktur, wenn man die historischen Hintergründe des Siglo de Oro, in dem Cervantes' Roman erschienen ist, berücksichtigt. Gemeint ist der repressive Umgang mit den ethnischen Minderheiten, der aus den Bestrebungen des christlichen Spaniens resultierte, sich aller vermeintlich "fremder" Einflüsse zu entledigen und eine kulturelle wie religiöse Homogenität herzustellen. Die einschneidendsten Ereignisse, die in diesem Zusammenhang zu nennen wären, sind der Abschluss der Reconquista (die Wiedereroberung der iberischen Halbinsel) im Jahre 1492, sowie im gleichen Jahr die Vertreibung der Juden durch das Alhambra-Edikt, die folgende Zwangskonversion der in Spanien gebliebenen Juden und Mauren und die ab dem Jahre 1609 erfolgende Zwangsausweisung der Morisken.