BDSL-Klassifikation: 04.00.00 Allgemeine Literaturgeschichte > 04.03.00 Vergleichende Literaturgeschichte
Refine
Year of publication
Document Type
- Article (35)
- Review (20)
- Part of a Book (18)
- Book (2)
- Conference Proceeding (1)
- Part of Periodical (1)
Language
- German (77) (remove)
Has Fulltext
- yes (77)
Keywords
- Vergleichende Literaturwissenschaft (35)
- Rezension (14)
- Comic (5)
- Kongressbericht (5)
- Literatur (5)
- Europa (4)
- Kongress (4)
- Comicroman (3)
- Erinnerung (3)
- Intermedialität (3)
Institute
- Extern (4)
Tagungsbericht zum XIX. Weltkongress der Association International de Littérature Comparée/International Comparative Literature Association
Seoul, 15. bis 21. August 2010
Der nach Tokio und Hong Kong dritte in Asien ausgerichtete Weltkongress war, sowohl was die Veranstaltung selbst als auch den Austragungsort angeht, von Superlativen geprägt. Mit über eintausend angemeldeten Teilnehmern aus 65 Ländern und 750 angemeldeten Vorträgen war der Kongress ebenso eindrucksvoll und vielfältig wie die Gastgeberstadt.
Bericht zur Interdisziplinären und Internationalen Tagung, 7.-10. Oktober 2002, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Die Geisteswissenschaften waren gewissermaßen immer schon eine gespenstische Angelegenheit. Versuchte man im Zeitalter der Hermeneutik, den reinen Geist zu beschwören, ohne ungebetene Gäste aus dem Reich der Toten einzuladen, so begrüßt man jene Gespenster heute herzlicher. Schließlich scheinen die Gespenster die Figuren des Zwischenraums, des Anderen, der Wiederholung sprachlich verfügbar zu machen und auf diese Weise zu Metaphern der Postmoderne zu werden. Um über die Diskursfigur dieser 'Un-Wesen' nachzudenken, luden Dr. Moritz Baßler (Rostock), PD Dr. Bettina Gruber (Bochum) und Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf (Münster) nach Münster ins Alexander-von-Humboldt-Haus ein zu einer unheimlichen Begegnung mit den 'Gespenstern' in ihren vielfältigen 'Erscheinungen - Medien - Theorien'.
Das wissenschaftliche Werk Brunners (1898–1982) ist wegen dessen zeitweiliger Nähe zum Nationalsozialismus bis heute umstritten. Allerdings haben sich die Phalanxen verschoben. Die früher von Brunner-Apologeten verfochtene These, Brunner habe mit dem Nationalsozialismus in keiner Beziehung gestanden und sein wissenschaftliches Werk der 1930/1940er Jahre sei lediglich dem konservativ-nationaldeutschen Geist der sog. "gesamtdeutschen Geschichtsauffassung" verpflichtet, ist durch die jüngere einschlägige Forschung widerlegt. Es lohnt daher nicht, auf diese Exkulpationsversuche hier näher einzugehen. Von nachhaltiger, bis heute reichender Wirkung ist dagegen die umgekehrte Behauptung, Brunner sei "ein radikaler Nazi" gewesen und dies in verkappter Form auch nach 1945 geblieben. Die Speerspitze dieser Argumentation stellt die Behauptung von Hans-Ulrich Wehler dar, Brunner habe, im Unterschied zu dessen Historikerkollegen Theodor Schieder und Werner Conze, denen Wehler politische und wissenschaftliche "glaubwürdige Lernbereitschaft und reflexive Lernfähigkeit nach der Zäsur 1945" attestiert, seine Fragestellung und Auffassungen "nach 1945 nie korrigiert". Ob diese massive These in der Sache plausibel begründet werden kann, soll hier zunächst offenbleiben, wenngleich ich dies nachdrücklich bestreite. Überraschender ist, dass Wehler nicht ansatzweise versucht, sachliche Argumente für seine Behauptung anzuführen, über die sich dann immerhin streiten ließe. Seine These beruht stattdessen im Wesentlichen auf Ressentiment. "Vollmundige Attacken" und "verblüffende Unkenntnis" hatte Wehler zuvor Götz Aly vorgeworfen, um dessen Kritik an dem in die NS-Wissenschaftsorganisation verstrickten Theodor Schieder (Wehlers Doktorvater) abzuwehren. Im Falle Brunners schlägt Wehlers Polemik gegen ihn selbst zurück: "Vollmundige Attacken" und "verblüffende Unkenntnis" des Brunnerschen Gesamtwerks charakterisieren seine Kritik. Eine besondere Pointe erhält Wehlers Kritik zudem durch dessen nachdrückliche Berufung auf Hans Rosenberg, den er als einen der Gründerväter der westdeutschen Sozialgeschichtsschreibung gegen Brunner auszuspielen versucht. Ausgerechnet der als sog. "Halbjude" eingestufte, 1935 vor den Nazis in die USA geflohene Rosenberg (1904–1988), dem Brunners Verstrickungen in den Nationalsozialismus selbstverständlich bekannt waren, hat diesen jedoch im Jahre 1972 als den "allerbedeutendste[n] Historiker unseres Jahrhunderts" bezeichnet. Ob dieses Urteil des liberalen Brunner-Kritikers, der Rosenberg ohne Zweifel war, heute noch Bestand hat, darf bezweifelt werden. Immerhin weist es darauf hin, dass wir es bei Brunner mit einem herausragenden Historiker und politischen Gelehrten zu tun haben, dem mit dem intellektuell dürftigen Argument "einmal Nazi – immer Nazi" nicht beizukommen ist. Das Problem, das sich bei dem Versuch einer Deutung des Brunnerschen Gesamtwerks stellt, ist dasselbe wie bei vielen anderen seiner Generation, die Frage nämlich nach Kontinuitäten und Brüchen über das Jahr 1945 hinweg. Bereits diese Schwelle greift allerdings zu kurz, denn tatsächlich ist zunächst einmal nicht danach zu fragen, ob und wie Brunner sich nach 1945 vom Nationalsozialismus distanziert, sondern ob und wie er sich im Vorfeld von 1933/1938 auf ihn zubewegt. Es sind also drei Perioden und zwei Schwellen, die mit Blick auf diese Generation von Gelehrten – und dies gilt nicht zuletzt für Brunner ebenso wie für Rothacker –, unterschieden werden müssen: zunächst das Werk vor 1933 bzw. 1938 ("Anschluss" Österreichs ans Deutsche Reich); sodann die Frage nach den Motiven und Umständen, die Brunner auf die Seite des Nationalsozialismus geführt haben sowie die Intensität und das Ausmaß seiner politischen Verstrickung; und schließlich die Frage, ob, und wenn ja, wie Brunner sich nach 1945 kritisch zu seinem wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Engagement während der NS-Zeit verhält. Hierauf näher einzugehen, ist in der Kürze der Zeit nicht möglich. Ich muss es hier bei dem Hinweis auf meine an anderen Orten dargelegte und untermauerte allgemeine These belassen, dass sich das wissenschaftliche Gesamtwerk ebenso wie Brunners politische Haltungen tatsächlich nach diesem Periodenmuster sortieren lassen. Und dies trifft exemplarisch auch auf Brunners "Begriffsgeschichte" bzw. präziser im Plural formuliert: auf seine "Begriffsgeschichten" zu.
Vom 21. bis 23. März 2005 fand der '7th Biennial International Congress of the Comparative Literature Association of India' an der Veer Narmad South Gujarat University in Surat statt. Das Tagungsthema lautete: "Poetics ofthe Margins: Reinventing Comparative Literature". Intention der Tagung war es, der Hegemonie der dominanten Literaturen und Kulturen neue Perspektiven und Zugangsweisen entgegenzusetzen, die sich von der Vorstellung abstrakter Universalien und steriler Hierarchien befreit haben und die Vielfalt der regionalen Literaturen hervortreten lassen. Natürlich standen dabei die Begriffe vom Zentrum und Rand selbst in Frage. Es ging darum, die Hierarchisierung der Kulturen und Literaturen zu überwinden und das Konzept des Rands neu zu kontextualisieren. Dabei suchte man auch, eine allumfassende Komparatistik mit einem erweiterten Vergleichsfeld zu konzipieren.
Der Artikel versteht sich als Beitrag zu einer literarischen Archäologie der Großstadt. Autoren wie Hoffmann, Poe und Baudelaire haben seit dem Beginn der Moderne mit neuen Perspektivierungen auf die Modernisierungsschübe reagiert und diskursbegründende Modelle der Beobachtung europäischer Metropolen konstruiert. Sie finden ihre Verlängerungen und Verschiebungen in lateinamerikanischer (Borges, Cortázar, Marechal, Piglia) und europäischer (Aragon, Benjamin, Borchert, Brecht, Calvino, Döblin) Literatur. Diese Texte präsentieren jedoch auch unüberschaubare und unsichtbare Städte, die die Veränderungen der Stadtarchitekturen anzeigen.
"Machet euch die Erde untertan! " (Gen I, 28) - damit wird keineswegs die heutige Form naturbeherrschender Technik durch Gott selbst schon vorab legitimiert. Die Agrarkultur, die dem Jahwisten bei diesem Satz vorschwebte, zielt nicht auf ein dominium terrae, gar auf despotische Herrschaft des Menschen über Natur. Auch bei den frühen christlichen Exegeten findet sich keine Stütze für einen christlichen Auftrag zur Naturbeherrschung im technischen Sinn. Die privilegierte Stellung des Menschen ruht weniger auf einem NaturAuftrag als auf seiner Einzeichnung in den heilsgeschichtlichen Plan Gottes. Auch der stoische Gedanke einer teleologisch auf das Wohl des Menschen hin eingerichteten Welt enthält keinen Schub zu einer technischen Entwicklung. Im Gegenteil: die Natur, wie sie ist, ist vollständig und bedarf nicht der technischen Umarbeitung zu ihrer Vervollkommnung. Bei Aristoteles wird die Mechanik gegenüber der Physik, die durchaus ein kontemplatives Verhältnis zur Natur beschreibt, deutlich abgewertet. Natürlich: man hatte Sklaven oder niedrige Handwerker, die die gesellschaftlich notwendige Arbeit auf einem gleichbleibenden Niveau der instrumentellen Technik erledigten. Für die antike Welt, deren theoretische und praktische Kenntnisse eine erste technische Revolution durchaus ermöglicht hätten, bleibt deshalb charakteristisch, was Hanns Sachs die "Verspätung des Maschinenzeitalters" genannt hat. ...
Der chilenische Autor Alejandro Zambra erzählt in seinem Roman Formas de volver a casa von einem Dreißigjährigen, der sich an das zu erinnern versucht, was er in seiner Kindheit nur sehr oberflächlich erlebt hat. Mit dem Nachholen seiner Erinnerungen möchte der Erzähler in sein gegenwärtiges Dasein eingreifen. Sein Ziel ist es, vom Nebendarsteller zum souveränen Protagonisten seines eigenen Lebens zu werden. Damit dieser Prozess beginnen kann, schreibt er zur Verarbeitung der eigenen Vergangenheit einen Roman über das Scheitern seiner Bildung. Da dieser jedoch im Rückblick zu neuen Perspektiven auf sein Leben gelangt, unterläuft er zugleich das Genre des Anti-Bildungsromans, indem der Moment der Bildung sich auf die nachholende Retrospektive verschiebt. Der vorliegende Artikel hat das Ziel, den Roman im Kontext der ästhetischen Bildungsidee zu diskutieren. Dieser Zusammenhang ergibt sich, wenn die Momente des Nachdenkens über die Vergangenheit als ein ästhetisch-literarisches Bildungserlebnis verstanden werden. Der größere Rahmen meiner Untersuchung ist somit folgender: Während der Bildungs- und Künstlerroman stets einen Protagonisten zeigt, der im Hinblick auf die Zukunft an seiner Bildung arbeitet, schafft Zambras rückblickende Erzählweise einen Protagonisten, der aus dem Scheitern heraus und in der Retrospektive einen Bildungsprozess durchlebt. Es soll demnach gefragt werden, ob auf diese Weise ein erfolgreiches Bildungsnarrativ entworfen wird, das nicht im Hinblick auf eine vielversprechende Zukunft beginnt, sondern in Bezug auf die Sichtbarmachung und Neuinterpretation der Vergangenheit. Den Rahmen für den Bildungsgedanken entlehne ich Schiller; der kritische Blick auf die Bildungsidylle kommt von Kleist.
Entspricht das, was man in diesem Lande unter Intermedialitätsforschung versteht oder als solche betreibt, dem Lehr- und Forschungsbereich oder dem wissenschaftlichen Diskurs, der in den USA und anderswo vorläufig noch das Etikett "Interarts Studies" führt? Ich sage "vorläufig", weil dieses Etikett, wie noch zu zeigen ist, immer mißverständlicher und fragwürdiger wird und man vielleicht am besten den genannten Beispielen folgen und eine dem deutschen Usus nachgebildete Bezeichnung einführen sollte. Das erschiene aber wohl nur dann ratsam, wenn Intermedialitätsforschung und Interarts Studies in etwa deckungsgleich wären, wie Wolf und Wagner es voraussetzen, oder bei besserer gegenseitiger Kenntnisnahme von Intermedialitätsforschung und Interarts Studies man sie dazu bringen könnte, sich in Aufgabenstellung und Methodik und vor allem in der Wahl der Forschungsgegenstände einander weitgehend anzunähern. Vor allem aber ist zu klären, wie der Begriff "Intermedialität" verstanden wird und ob er so unproblematisch ist, wie es seine inzwischen gängige Verwendung aussehen läßt. Die folgenden Ausführungen können allerdings kaum mehr tun, als einige Antworten auf diese Fragen zu skizzieren.
Das Projekt "Bibliothek der Alten" der Künstlerin Sigrid Sigurdson (Historisches Museum Frankfurt / Main) archiviert individuelle Erinnerungen, eingebunden in vielfältige Spuren, in Text-, Ton- und Bilddokumenten. Stöbert man in den zugänglichen Kartons, erkennt man, wie ein Erinnerungsgeflecht zu einem dynamischen Prozess wird, wie sich individuelle Erinnerungen mit anderen verbinden. Erinnerungen sind dabei trügerisch, selektiv, perspektivisch, fragmentarisch, labil. Wie die Kunst der "Spurensicherung", insbesondere die Archive Boltanskis, demonstriert,können sich Realität und Fiktion mischen und doch Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses sein. Bei aller Konstruktion und Unsicherheit: Erinnerungen bestimmen unser Leben ständig. Erinnern ist dabei ein vielschichtig grenzüberschreitender Prozess. Gerade die Kunst der Bildgeschichte hat den Konstruktionsprozess des Erinnerns auf unterschiedliche Weise aufgegriffen. In Miguelanxo Prados Bildroman 'Ardalén' (dt. 2013) wird Erinnerung zum grenzüberschreitenden Thema in mehrfacher Hinsicht, zwischen heute und früher, zwischen Realität und Wahn, zwischen den Persönlichkeiten. Wie die Kunst der Bildgeschichte ein prozessuales Erinnerungsgeflecht darstellbar und miterlebbar machen kann, wie sie mit einer grenzüberschreitenden intermedialen Ästhetik, die unterschiedliche Bildformen und Textsorten funktional einbindet, den Rezipienten in dieses Spiel emotional und reflexiv einbindet, soll – in vergleichende Kontexte gestellt – am Beispiel Prados sowie an Matthias Gnehms 'Der Maler der Ewigen Portrait Galerie', 2013, vorgestellt werden.
Tagungsbericht; Innsbruck, 9.-11. November 2000
Die Frage nach aktuellen Entwicklungen der Literaturtheorie und deren Stellung innerhalb der Vergleichenden Literaturwissenschaft stand im Mittelpunkt der Tagung "Theory Studies? Vergleichende Literaturwissenschaft und Literaturtheorie", die von 9. bis 11. November 2000 am "Institut für Sprachen und Literaturen - Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft" der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck stattfand.