BDSL-Klassifikation: 03.00.00 Literaturwissenschaft > 03.09.00 Metrik
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Untersuchungen zur Gattung und Metrik der Dionysos-Dithyrambe "Letzter Wille" von Fr. Nietzsche
(2021)
In diesem Aufsatz wird Nietzsches Dionysos-Dithyrambe "Letzter Wille" im Hinblick auf Charakteristiken der Gattung "Hymne", welcher der Dithyrambus als Untergattung zugerechnet werden kann, analysiert. Zwei Aspekte werden besonders berücksichtigt: Sprachgebärden und Freie Rhythmen. Sprachgebärden der Hymnen konnten hier nicht ermittelt werden. Die metrische Struktur des Gedichts wird im Kontext des lyrischen Werkes Nietzsches besonders nach Begriffen von Moennighoff und Schulz (2007) sowie Bunia (2014) untersucht und auf andere, der Gattung "Hymne" zugeschriebene Elemente bezogen. Dabei werden kompositorische Prozesse von "Letzter Wille", wie die Spiegelung von seinen Teilen, herausgehoben, und seine Beziehung zu anderen Gedichten des Autors kurz betrachtet. Zum Schluss widmet sich die Analyse dem Motiv des Dionysischen bei Nietzsche.
Der Beitrag diskutiert einige Möglichkeiten, die Annahmen der gestalttheoretischen Wahrnehmungspsychologie für die literaturwissenschaftliche Metrikanalyse fruchtbar zu machen. Die Analyse metrisch gebundenen Sprachmaterials wird zunächst mit einem Wort Max Wertheimers als "Realteilung" beschrieben, in der hypothetische Einheiten (Versfüße, Takte, Verszeilen) rekonstruiert werden, von denen man zunächst "nicht mit Sicherheit weiß, ob sie auch ebenso als Teile in dem Ganzen waren". […] Im Anschluss an bereits vorliegende Applikationen der Gestalttheorie auf Fragen der Metrik […] werden zunächst einige Probleme erörtert, die mit der dort vorherrschenden Analyse quasivisueller Bauprinzipien verbunden sind. Das erste Problem besteht in der häufig anzutreffenden Gleichwertigkeit zwei- und dreisilbiger Füße (bzw. ein- und zweisilbiger Auftakte), die eine Analyse nach 'Versfüßen' häufig unplausibel erscheinen lassen. […] Ein zweites Problem stellt sich angesichts der anachronistischen Reanalyse ursprünglich syllabischer Versmaße nach Versfüßen oder Takten. […] Drittens wird diskutiert, ob es tatsächlich die Ähnlichkeit von Untereinheiten ist, durch die Einfachheit oder Optimalität hergestellt wird, oder nicht eher bestimmte Verlaufsschemata. […] [A]bschließend [wird] die Verwertbarkeit der hier vorgestellten Prinzipien für die Textanalyse [überprüft] […]. Als Beispiel dient das Gedicht "Sachliche Romanze" von Erich Kästner.
Versanalyse
(2007)
Über die Kapitel "Grundlagen", "Metrum vs. Rhythmus", "Rhythmus in Spannung zum metrischen Schema", "Rhythmus als eigener Gestalteindruck", "Intentionale vs. systematische Metrikanalyse", "Das Problem (ein Beispiel)", "Sprachenspezifische Prosodien und "natürliche Versifikation", "Der trochäisch-daktylische Grundrhythmus des Neuhochdeutschen" und "Semantik der metrischen Form" gibt Katja Mellmann einen einführenden Überblick zur Versanalyse.