BDSL-Klassifikation: 01.00.00 Allgemeine deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft > 01.08.00 Zu einzelnen Germanisten, Literaturtheoretikern und Essayisten
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Betrachtet man die literarischen Beispiele von Strafprozessgeschichten im Vormärz, so wird ersichtlich, wie eng die vormärzliche Kriminalliteratur an die Pitaval-Tradition anschließt. Der Reiz der Pitaval-Sammlungen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts bestand ja auch darin, dass der Leser Einsicht in die Abläufe des ansonsten nicht öffentlichen Gerichtswesens erhielt. Dies änderte sich auch nicht, als beginnend mit dem kontrovers diskutierten Strafrechtsprozess um Peter Anton Fonk, der von 1816 an über Jahre Gesprächsthema der gesellschaftlichen Zirkel Berlins war und der vor einem öffentlichen Geschworenengericht stattfand, Gerichtsprozesse in einigen deutschen Staaten, zuerst auf linksrheinischen Gebieten, öffentlich debattiert wurden. Das hatte zur Folge, dass, wie Anna Busch nachweist, den Gerichtsverhandlungen Redakteure unterschiedlichster Zeitungen und Zeitschriften beiwohnten, die täglich mit wortwörtlichen Auszügen aus der Verhandlung über den Fortgang des Prozesses berichteten. Die Tagespresse sei voll von Fonk und von Mutmaßungen über seine Schuld oder Unschuld gewesen. Hitzig erwähnt in seinem Repertorium zu den "Annalen der deutschen und ausländischen Criminal-Rechts-Pflege" von 1837 mehr als 20 selbständige Veröffentlichungen zum Fall Fonk. Damit zeigt sich übrigens, dass Studien zum Thema 'Literatur und Recht im Vormärz' auch einen Beitrag zur Beschreibung der öffentlichen Meinung ab den 1820er Jahren leisten können: Die Schriften zu den Prozessen kommentierten nicht nur Gerichtsurteile, sondern sie versuchten, gezielt Einfluss auf Gerichtsprozesse im laufenden Verfahren zu nehmen, und sie bezogen nicht selten auf diese Art liberale und demokratische Positionen, die politisieren konnten. Die Diskussion von Rechtsfällen entwickelte sich entsprechend nicht selten zu Mahnungen vor Willkür, so dass Herrscher gelegentlich von ihrem Rechte Gebrauch machten, Urteile rückgängig zu machen - etwa als Friedrich Wilhelm III. im Fall Fonk das Urteil per Kabinettsordre kassierte, wobei der König sich auch selbst auf eine Vielzahl von Veröffentlichungen und Eingaben bezog, die im Ministerium eingegangen waren. Unter solchen Gesichtspunkten ist die Funktionszuschreibung von Literatur im Vormärz zu betrachten, bei der selbst der Unterhaltungslektüre aus dem Kriminalgenre eine politisierende Kommentaraufgabe zukommen konnte. Auch sind die literarischen Verhandlungen von Recht, wie Anna Busch nachweist, im Rahmen einer neu entstehenden vormärzlichen Debattenkultur zu lesen.
In Javier Marias' Roman 'Tadas las almas' (1989), dessen Titel auf den Ort der Handlung, das Oxforder All Souls College, verweist, begrüßt der Portier Will den Ich-Erzähler jeden Morgen mit einem anderen Namen. Der fast neunzigjährige Portier wähnt sich nämlich, von Tag zu Tag wechselnd, in einer anderen Epoche seines langen Lebens und spricht den spanischen Gastprofessor dann jeweils als einen Kollegen aus jener Zeit an. So wird dieser innerhalb einer Woche für Will zu Personen aus den verschiedensten Jahrzehnten. Diese Verwechslungen führen zu dem Schluss, dass die Oxford-Professoren sich zumindest seit dem ersten Weltkrieg nicht verändert haben und letztlich austauschbar sind. Ganz anders verhält es sich mit den fünf Romanen, um die es im Folgenden geht: Sie sind alle in einer Epoche, nämlich in 'unserer postmodernen Moderne' entstanden, lassen sich unter dem Genre des Campusromans rubrizieren, weisen aber gleichzeitig derart eklatante Unterschiede auf, dass zunächst Kriterien bestimmt werden müssen, um einem solchen Vergleich Stringenz zu verleihen. Da der Publikumserfolg der als Beispiel ausgewählten Romane stark variiert - vom internationalen Bestseller über einen Goncourt-Preisträger bis zu einem nur in Erstauflage publizierten Buch - werden zunächst alle fünf in chronologischer Reihenfolge kurz vorgestellt. Es folgen einige Überlegungen zum Genre des Campusromans, um dann die Theorie der Intrige nach Peter von Matt zu applizieren und auf ihre Anwendbarkeit hin zu überprüfen. Abschließend werde ich die Funktion der Intertextualität in den einzelnen Texten untersuchen.
A leitura da obra de Arnold Hauser, particularmente de seu livro "Der Manierismus", de 1964, ao voltar-se para a história da literatura espanhola, nos permitiu superar as habituais catalogações embasadas apenas na cronologia, que predominam nos manuais dessa especialidade. Hauser chama de "Maneirismo" a crise da Renascença e distingue esse movimento dos Barrocos europeus. Alguns autores e obras espanholas dos séculos XVI e XVII, graças ao seu perspectivismo, à presença do paradoxo, à sua construção cerebral, à descoberta do leitor moderno, à sua autonomia como obras literárias, à superação dos gêneros clássicos, ao uso do diálogo, etc., respondem às características desse Maneirismo e, assim sendo, podem ser lidas como fundamentos da Modernidade literária.
Die Wissens'poetologie' bezeichnet eine 'Praxis', die ein Tableau verschiedener Wissensfelder freilegt, um die Bedingungen der historisch-epistemologischen Möglichkeiten verschiedener Wissensordnungen zu hinterfragen und zu untersuchen. Doch wie werden diese Praktiken 'in concreto' von der Literatur vollzogen? Zwei mögliche wissenspoetologische Praktiken sollen anhand der Schriften Walter Benjamins und Jorge Luis Borges' verdeutlicht werden, um sie weiterführend als Paradigma für komparatistische Nachforschungen in der Wissenspoetologie zu verwenden: die 'Fiktionalisierung' und das 'Experiment'.
Am 5. Juni 2008 starb im Alter von achtzig Jahren Lea Ritter-Santini, emeritierte Professorin der Literaturwissenschaft an der Universität Münster. Bereits früh hatte sie verfügt, dass innerhalb des Instituts von persönlichen Ereignissen kein Aufhebens gemacht werden sollte. Da ich 1997 ihre Nachfolge antreten durfte, möchte ich dennoch wenigstens kurz an ihr Wirken erinnern, wie dies andere bereits unmittelbar nach ihrem Tod in der überregionalen Presse getan haben.
In memoriam Gert Mattenklott
(2010)
"ûf der wortheide" : Hugo Suolahti und Emil Öhmann - zwei Altmeister der finnischen Germanistik
(2010)
Mit Hilfe des wissenschaftsgeschichtlichen Epithetons "Finnische Schule" für die Germanistik und für deren Paradigmenwechsel in den letzten gut 100 Jahren stellt der Beitrag das Lebenswerk der zwei finnischen Altmeister der germanischen Philologie Hugo Suolahti (1874-1944; o. Prof. in Helsinki 1911-1941) und Emil Öhmann (1894-1984; o. Prof. in Turku 1925-1944 und in Helsinki 1944-1963) vor. Nachdem an die Wichtigkeit der Studienaufenthalte in renommierten deutschen Germanistikzentren (Heidelberg, Freiburg, Leipzig und Berlin) für beide Forscherkarrieren erinnert wird, werden die zentralen Themenbereiche in den Forschungsouvres der zwei Akademiker umrissen. Bei Suolahti sind es die Tier- und Vogelnamen, französisch-deutsche Lehnwortbeziehungen im Mittelalter sowie germanisch-finnische Lehnwortbeziehungen. Bei Öhmann zeichnet sich ein noch breiteres Spektrum an Forschungsschwerpunkten ab: romanisch-deutsche Lehnbeziehungen bis zum Ausgang des Mittelalters, germanisch-finnische bzw. deutsch-finnische Lehnlexik, weitere lexikologisch-lexikographische Wortgeschichten; historische Phonologie, Morphologie und Syntax: Textgeschichte und Textkritik; Fragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. Abschließend wird die breite und lange germanistische Nachwirkung von Suolahti und Öhmann am Beispiel ihrer Schülerinnen und Schüler vorgestellt.
A fortuna crítica de Friedrich Schlegel é rica em alusões a sua relação com Schleiermacher. Ambos conviveram em Berlim por volta de 1800, época em que Schlegel editava a "Athenäum" e em que Schleiermacher ainda não escrevera seus principais textos sobre hermenêutica. É possível conceber Friedrich Schlegel como um predecessor de Schleiermacher? Na tentativa de responder a essa pergunta, vamos nos deter sobre três textos, todos eles publicados na "Athenäum": o ensaio sobre Lessing ("Über Lessing", 1797), o ensaio sobre o Wilhem Meister de Goethe ("Über Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre", 1798) e o ensaio da ininteligibilidade ("Über die Unverständlichkeit", 1800).
Als Rückseite des Erzählens ist das dynamisierte Unbewußte deessentialisiert und in gewissem Sinne deterritorialisiert. In dieser Hinsicht ist die Allegorisierung des Unbewußten als dem Verschütteten, das es auszugraben gilt, gerade nicht zutreffend. Das Erzählmodell, das dieser Erzählung zugrunde liegt, ist aber andererseits nur die Quintessenz des 19. Jahrhunderts, weil es zugleich auf eine restlose Essentialisierung und Reterritorialisierung hinausläuft. Das Verschüttete, das wiedergewonnen werden muß, ist ja die tote schwesterliche Geliebte als das globale Signifikat, auf das alle Signifikanten, alle Fehlleistungen verweisen (und das den Rückseiten des Erzählens allemal ein Ende setzt).
Jacob Grimm, der die Vorlesungen von Savignys in Marburg besucht hatte, führte dessen Ansatz fort, etwa im Beitrag "Von der Poesie im Rechte", auf den Kaspar Renner ausführlich eingeht. Renner analysiert sowohl die Argumentation wie auch die Bildlichkeit des Aufsatzes und beschreibt, weshalb die Sprache des germanischen Rechts für den jungen Philologen als poetisch gilt und warum dieser ein ursprünglich angenommenes Verwandtschaftsverhältnis zwischen den Wörtern und den Dingen annimmt. Grimms Poesievorstellung lässt sich, Renner zufolge, aus seinem etymologischen Sprach- und Geschichtsbegriff erklären, welcher sich um die Figur des Ursprungs zentriert. Renner veranschaulicht, wie die Etymologie in Grimms Argumentation abgelöst wird von topischen Verfahren der Historiographie, welche die Geschichte konsequent in räumliche Konfigurationen überführen. Die Verwandtschaft von Recht und Poesie wird dann im gleichen Zuge metaphorisch ersetzt durch die Vorstellung ihrer 'Nachbarschaft'. Dabei greife Grimm auf grammatische und lexikographische Verfahren zurück, die in den "Deutschen Rechtsalterthümern" dokumentiert seien.