Linguistik-Klassifikation
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Eine ausführliche Analyse der Prinzipien der etikettierenden und der deskriptiven Benennung findet sich in Seiler 1975 a. [...] Wesentlich ist; daß der Term gegenüber der Paraphrase; die vermittels der Proposition, zu der er in Beziehung steht, formuliert werden kann (Lehrer = einer, der lehrt), eine Bedeutungsverengung erfährt, die in diesem Falle durch eine zusätzliche semantische Komponente 'professionell' oder 'habituell' o.ä. erfaßt werden kann. Der deskriptiven Benennung, auch charakterisierbar als "Benennen durch Aussagen", dienen diverse sprachliche Mittel oder Techniken wie Derivation, Komposition (mit der Subtechnik der Inkorporation), Absolutivbildung usw. Nicht alle Techniken kommen in jeder Sprache zur Anwendung und auch in den Sprachen, in denen sie zur Anwendung gelangen, ist diese in vielen Fällen auf bestimmte morpho-syntaktische Bereiche beschränkt. [...] Betrachten wir nun unter diesem Gesichtspunkt der Distribution deskriptiver Techniken die Verteilung von Komposition und Derivation im Deutschen. [...] Gegenstand der folgenden Überlegungen soll […] die verbale Wortbildung, und zwar im Vergleich zur nominalen, sein.
Während es jedem unbenommen ist, eine Sprache oder einen Dialekt schön oder häßlich zu finden, wird immer wieder versucht, sprachästhetische Urteile zu begründen. In diesem Essay werden Urteile über die deutsche Sprache gesammelt und linguistisch betrachtet, d.h. nicht nach den sozio-kulturellen Assoziationen, die sie auslöst (Giles/Niedzielsky 1998: social connotation hypothesis), sondern nach sprachlichen Merkmalen (inherent value hypothesis), was Versuche nicht ausschließt, sozio-kulturelle Assoziationen linguistisch zu legitimieren. Konsens scheint darüber zu bestehen, daß die romanischen Sprachen, und unter diesen besonders das Italienische, schöner klingen als die germanischen Sprachen, und unter diesen besonders das Deutsche, während das Deutsche durch Ableitung und Zusammensetzung Wortbildungsmöglichkeiten hat und nutzt, die anderen Sprachen versagt sind. Was die Aussagekraft solcher Vergleiche mindert, ist ihr Eurozentrismus; ästhetische Urteile über „exotische“ Sprachen sind noch selten.
Während es jedem unbenommen ist, eine Sprache oder einen Dialekt schön oder häßlich zu finden, wird immer wieder versucht, sprachästhetische Urteile zu begründen. In diesem Essay werden Urteile über die deutsche Sprache gesammelt und linguistisch betrachtet, d.h. nicht nach den sozio-kulturellen Assoziationen, die sie auslöst (Giles/Niedzielsky 1998: social connotation hypothesis), sondern nach sprachlichen Merkmalen (inherent value hypothesis), was Versuche nicht ausschließt, sozio-kulturelle Assoziationen linguistisch zu legitimieren. Konsens scheint darüber zu bestehen, daß die romanischen Sprachen, und unter diesen besonders das Italienische, schöner klingen als die germanischen Sprachen, und unter diesen besonders das Deutsche, während das Deutsche durch Ableitung und Zusammensetzung Wortbildungsmöglichkeiten hat und nutzt, die anderen Sprachen versagt sind. Was die Aussagekraft solcher Vergleiche mindert, ist ihr Eurozentrismus; ästhetische Urteile über „exotische“ Sprachen sind noch selten.
Das Ziel dieser Arbeit besteht zunächst darin, in einem 1. Teil das Phänomen 'Zahlklassifikator' zu explizieren und an Beispielen – vornehmlich aus den Sprachen Südostasiens – zu erläutern. Im 2. Teil werden dann Sprachen Ozeaniens und Mayasprachen Mittelamerikas, die nicht als 'typische' Klassifikatorsprachen gelten, dargestellt und anhand der im 10 Teil entwickelten Begriffe, diskutiert. Den Ausgangspunkt der Überlegungen bildet die Arbeit von Greenberg (1972) über Zahlklassifikatoren, deren Thesen im 1. Teil dargestellt und kommentiert werden. Die theoretische Grundlage dieser Arbeit ist die Universalienkonzeption, wie sie dem Kölner Forschungsprojekt für Universalien und Typologie (UNITYF) zugrunde liegt. Der besondere Rahmen, in dem die Bearbeitung dieses Themas steht, ist die Dimension der 'Individuation', bei der es um Prozesse zur 'Erfassung von Gegenständen' geht. (Zu den theoretischen Grundlagen von UNITYF und dem Begriff der Dimension siehe Seiler (1977 (a) und (b).)
Die folgende Vorlesung hat die universalen Dimensionen der Sprache zum Gegenstand, wie sie bis jetzt von der in Köln ansässigen Forschergruppe UNITYP erforscht und erarbeitet worden sind. ("UNITYP" steht für "Sprachliche Universalienforschung und Typologie mit besonderer Berücksichtigung funktionaler Aspekte.") Es handelt sich um eine vorläufige Bilanz, vorgestellt werden soll nicht eine monolithische, abgeschlossene Theorie mit endgültigen Resultaten. Daher sollten die bereits publizierten Ergebnisse "not as the final version of a ready-made theory of language" angesehen werden, "this would mean that the UNITYP-group has reached the end of its research and is no longer productive." (cf. Ramat 1984:365) Das erarbeitete Modell ist seiner Anlage nach offen. Das Ziel dieser Vorlesung besteht vielmehr darin, in eine bestimmte Art des linguistischen Denkens, in eine spezifische Methode des Herangehens an Sprachdaten einzuführen, mit dem Anspruch, dadurch zu einem besseren Verständnis sprachlicher Fakten beizutragen. Der Wert einer Theorie bemißt sich überhaupt daran, inwieweit sie imstande ist, zu einem besseren und tiefgreifenderen Verständnis des durch sie Systematisierten anleiten zu können. Auch insofern steht hier nicht lediglich die Präsentation fertiger Resultate, sondern die Vermittlung eines bestimmten linguistischen Sprachverstehens im Vordergrund, das zu eigenem Weiterarbeiten befähigen und anregen soll. Metawissenschaftlich-methodische Fragen, wie die nach dem, was ein sprachliches Faktum überhaupt ist, werden zunächst zurückgestellt.
Linguistic continua, their properties, and their interpretation – Hansjakob Seiler ; Skala und Kontinuum: Versuch einer Abgrenzung – Fritz Serzisko ; Der Skalenbegriff in der Linguistik mit einer Demonstration am Beispiel der deutschen Adverbien – Paul-Otto Samuelsdorff ; Kasusrollen im Tagalog: ein intrasprachliches Kontinuum der Kontrolle – Werner Drossard ; Zu einigen Skalen bei der Beschreibung sprachlicher Variation – Manfred Ostrowski Sprachliche Skalen im-typologischen Vergleich (erläutert am Beispiel der Dimension "Apprehension") – Ulrike Kölver
Der Begriff "Subjekt" ist etwa so alt wie die ersten europäischen Ansätze zur Sprachbeschreibung. [...] Mit zunehmender Erforschung außereuropäischer Sprachen in neuerer zeit verbreitete sich jedoch die Einsicht, daß verschiedene der von den traditionellen europäischen Grammatiken vergebenen Kategorien nicht für jede Sprache deskriptiv adäquat waren und deshalb aus dem Bereich der Sprachuniversalien im Sinne der für jede Sprache gültigen Kategorien zu eliminieren seien. Das "Subjekt" aber behauptete noch sehr lange Zeit seinen Platz unter den allgemeingültigen Kategorien der Sprachbeschreibung. Erst genauere Studien beispielsweise der Ergativsprachen, denen das "Subjekt" als deskriptive Kategorie nicht mehr gerecht zu werden schien, ließen Zweifel an der Universalität des "Subjekts" aufkommen [...]. Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts wurde das "Subjekt" zu einem der meistdiskutierten Themen der Linguistik, was in der Herausbildung der vier gängigen Subjektstheorien resultierte, die ab Kap. 3 im Detail behandelt werden sollen. [...]
Als Prüfstein der Anwendbarkeit der [...] Theorien und zum Versuch der generellen Beantwortung der Frage nach der Universalität des "Subjekts" wurde eine sowohl in genetischer wie auch in struktureller Hinsicht nicht-indogermanische Sprache gewählt, das Ayacucho-Quechua (AQ). Die strukturelle Divergenz des AQ vom "Standard Average European" eröffnet möglicherweise auch bezüglich der Suche nach einem universalen "Subjekt" neue Perspektiven.
Ich möchte […] drei Beispiele für den produktiven Dialog zwischen Historischer Sprachwissenschaft und Sprachtypologie liefern: 1. Den phonologisch-typologischen Wandel des Deutschen von einer Silben- zu einer Wortsprache, 2. die frühnhd. 'Justierung' der Abfolge grammatischer Kategorien am Verb gemäß der universellen Relevanzskala, und 3. die Entwicklung unseres Höflichkeitssystems am Beispiel der Anredepronomen. Weder liefere ich Neues noch kann ich ins Detail gehen. Es geht hier nur darum, für die gegenseitige Wahrnehmung und Zusammenarbeit linguistischer Disziplinen zu werben.