Linguistik-Klassifikation
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Obwohl die moderne deutsche Wortbildungslehre im verhältnismäßig kurzen Zeitraum eine rasante Entwicklung mit bemerkenswerten Forschungsergebnissen und interdisziplinären Bindungen (zu Syntax, Text, Pragmatik) zu verzeichnen vermag und zu einem festen Bestandteil der universitären DaF-Curricula in fast ganz Europa wurde, konnte sie hierzulande erst etwa seit den 80er Jahren des 20. Jh. als eine eigenständige Disziplin oder im Verbund mit der Lexikologie (vorher in die formale Morphologie integriert) Eingang in das DaF-Studium finden. Die Hintergründe sind in einer durch die damals herrschende Sprachtheorie (der Generativen Grammatik/Syntax der 60er Jahre) mit einer Überbetonung der Sprachproduktion (der Erzeugung von Sätzen) und zum Nachteil der rezeptiven, die Analyse der sprachlichen Erscheinungen anstrebenden Ansätze, zu sehen. Unsere (tschecho-slowakischen) didaktischmethodischen Theorien des Fremdsprachenlehrens und -lernens hatten diese asymmetrische Auffassung der sprachlichen Kommunikation (d. h. Sprachkompetenz = Sprachproduktion) damals ziemlich unkritisch übernommen. Die Überbewertung und die damit einhergehende fälschliche Gewichtung der Erzeugungsphase von Sätzen und Texten beeinträchtigten u. a. die Prozesse der verstehenden Verarbeitung von fertigen Sprach-, folglich auch von Wortbildungsprodukten. Die Wortbildungslehre kam dabei zu kurz, sie wurde zeitweilig aus den Curricula verbannt, weil die Ausländer auch bei guter Kenntnis von Bildungsmitteln, -modellen und -regeln einer Fremdsprache meist nur noch nicht-usuelle, nichtübliche, wenn auch vom System her "richtige" Wörter zu komplettieren vermochten. Diese Argumentation ist stichhaltig: Nichtmuttersprachler bilden wirklich meist defekte Wörter in einer Fremdsprache und die Wortbildungslehre soll eben deshalb nicht als ein Instrumentarium zur selbstständigen Bildung unbekannter Wörter dienen. Bei vielen Gemeinsamkeiten von Wortbildung und Flexion bzw. Satzbildung ist die Wortbildung ja doch anders beschaffen als die Bildung von Sätzen oder Wortformen, vgl. u. a. die Unvollständigkeit/Defektivität des Wortbildungsparadigmas, verschiedene, nichtprädiktable Benennungsmotive in einer Fremdsprache, die Wahl einer Benennungsart aus dem Inventar mehrerer Möglichkeiten, einschließlich der Entlehnung, die Besonderheiten der jeweiligen sprachspezifischen onomatologischen Verarbeitung einer Einwortbenennung u. a. m.
Die Ausarbeitung einer semantisch-funktionalen Syntax des komplexen Satzes erfordert in erster Linie eine Satzbautypologie, die eine Vorstellung davon vermittelt, welche Konstruktionen dieses oder jenes Semantikfeld im syntaktischen System der gegebenen Sprache gewährleisten. In zweiter Linie erfordert die Orientierung auf die Kommunikation, Bedingungen für die Auswahl der entsprechenden Einheit aus der in der gegebenen Sprache vorhandenen Variantenreihe zu schaffen. Mit Rücksicht auf die genannten Umstände erscheint es zweckmäßig, bei der Erforschung von komplexen syntaktischen Konstruktionen die Methodik der polyaspektuellen (aspektuellen) Analyse zu verwenden. Das Wesen der polyaspektuellen Analyse besteht in der konsequenten Betrachtungsweise der Besonderheiten des semantischstrukturellen und funktionalen Satzbaus.
Die Anwendung dieser Methode bei der Beschreibung von Satzgefügen zeigt, dass die Niveaucharakteristiken der Kompositionsglieder (der linguistischen Einheiten) mutmaßlich ihr subordinatives Funktionieren im komplexen Satz bestimmen. Auch die Auswahl der Kompositionsglieder, die zum allgemeinen lexikalisch-semantischen Bereich gehören, vollzieht sich mit Rücksicht auf die syntaktischen Eigenschaften der Subordination. Demzufolge zeichnen sich die Satzgefüge durch eine qualitativ stabile Bestimmtheit aus, die mithilfe eines Komplexes von Differenzierungsmerkmalen gebildet wird.
Die vorliegende Studie von Christine Konecny ist ein umfassendes Sammelwerk, das die internationalen Tendenzen in der Betrachtung von Kollokationen ausführlich erfasst. Der Titel und der Untertitel weisen eindeutig auf die theoretische und analytische Ausrichtung der Arbeit hin. Im ersten Teil werden die Kollokationen linguistisch betrachtet, es werden Auffassungs-, Definitions- und Abgrenzungsprobleme von Kollokationen detailliert geschildert. Eine Schlüsselkomponente im Titel ist jedoch nicht nur das Wort Kollokationen, das das Thema der Studie benennt. Aussagekräftiger ist der Untertitel, konkret sind es die Wörter Versuch und Annäherung. Die Studie ist der Versuch, einerseits die Position der Kollokationen sowohl in der Systemlinguistik als auch auf der Supraebene zu beschreiben, andererseits die Kollokationen nach unterschiedlichen sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkten – vor allem unter phraseologischen, korpuslinguistischen, systemlinguistischen, pragmalinguistischen Aspekten - sowie aus der Sicht der kognitiven Psycholinguistik, Fremdsprachendidaktik, Wortbildungslehre, Lexikographie, kontrastiven und konfrontativen Linguistik und Translatologie zu bestimmen. Ein weiterer Versuch betrifft die Abgrenzung und Klassifikation der Kollokationen. Die Autorin hat sich u. a. zum Ziel gesetzt, Kollokationen von festen, teil- und nicht idiomatischen Wortverbindungen zu unterscheiden und sie anhand unterschiedlicher Klassifizierungskriterien hauptsächlich nach syntaktisch-morphologischen und semantisch-begrifflichen Unterscheidungsmerkmalen zu kategorisieren.
Das im vorliegenden Artikel untersuchte Phänomen im Deutschen ist in der Literatur bisher quasi unentdeckt geblieben. Die einzige Ausnahme bildet der Beitrag von Berg (2008). Die Beobachtung ist folgende: Unter bestimmten Bedingungen, die mit Emphase zu tun haben, kann die lexikalisch festgelegte Betonung, also der Wortakzent, verschoben werden. Im Normalfall betrifft dieser Prozess nicht-native lexikalische Einheiten, denn die Akzentverschiebung passiert in der Regel von hinten nach vorn. Da deutsche Erbwörter initial-, also erstbetont, sind, ist das schwer möglich (jedoch s.u.). Fremdwörter, die auf den hinteren Silben betont sind, sind deshalb prädestiniert. Die meisten Beispiele kommen aus dem Bereich der Wortklasse Adjektiv: spektakulär, skandalös, sensationell, optimal, ideal, brutal, fulminant, perfekt, gigantisch. Im angedeuteten expressiven Gebrauch kann der Wortakzent von der letzten auf die erste Silbe wandern [...].
Im folgenden Beitrag handelt es sich um die Entwicklung eines semantischen Wörterbuches der deutschen Sprache für maschinelle Sprachverarbeitungssysteme im Rahmen des Projektes "Compreno" bei dem russischen IT-Unternehmen ABBYY. Es wird eine kurze Übersicht über andere elektronische Quellen zur deutschen Sprache gegeben, ferner werden ihre Unterschiede im Vergleich zum Projektwörterbuch analysiert. An einigen Beispielen werden aktuelle Probleme der Computerlexikografie (Bedeutungsunterscheidung, Komposita-Analyse u.a.) und ihre mögliche Lösung in Bezug auf das Projektwörterbuch betrachtet.
The article focuses on linguistic means used by professionals when defining specific emotions in psychological texts. Based on a linguistic analysis of selected passages of text, the author describes the metaphorical concepts used in order to make it easier for recipients to understand phenomena whose perception is purely subjective. The role of metaphors in professional language is frequently neglected or underestimated.
The method of the lexical field – which was initially used to capture lexical units – established itself gradually in various grammatical concepts as an onomasiological and functionally motivated model for the description of grammatical categorical meanings. The concept of a field allows for a complex description of a grammatical system, where the focus lies not on the particular grammatical categories and forms, but on the semantic-functional categories in their relationship with the total inventory of linguistic means.
The contribution deals with a selected lexical field related to the emotion 'anger'. It is treated from a German-Czech perspective and with respect to its underlying psychological aspects. It begins by investigating the nature of lexical fields, and explains the framework of the chosen field in terms of its content and form. On this basis the author tries to find an answer to the question whether this particular field can in fact be considered to be a lexical field. In conclusion the paper discusses the question of whether psychological findings on emotions generally, and on the emotion of 'anger' in particular, can be of help in establishing both an outer delimitation and an internal structuring of the field.