Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen, Band 33/34 (2008)
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Die ökologische, ökonomische und kulturelle Bedeutung von Wildpflanzenarten und deren Potential an genetischen Ressourcen werden immer offensichtlicher. Aber unsere Biosphäre verändert sich zunehmend drastischer, wodurch die natürliche Artenvielfalt stark bedroht ist. Die „Convention on Biological Diversity“ (CBD) hat sich ein Aufhalten des Biodiversitätsverlustes zum Ziel gesetzt. In situ- Maßnahmen wird dabei eine hohe Priorität zugesprochen, aber Ex situ-Maßnahmen werden immer dringender und dies insbesondere hinsichtlich des Erhalts genetischer Variabilität auf Populationsebene. Botanische Gärten sind durch ihre traditionell großen Sammlungen und Ausstellungen als Standardinstitutionen für eine Ex situ-Erhaltung prädestiniert. Aber der Wert und die Bedeutung dieser Sammlungen für den Erhalt der natürlichen genetischen Variabilität bleibt de facto beschränkt. Wir plädieren daher mit Nachdruck für Saatgutgenbanken für Wildpflanzen. Diese Vorgehensweise wird in mehreren Ländern bereits herangezogen - in Deutschland aber nicht. Saatgutgenbanken sind die einfachste und preisgünstigste Ex situ-Strategie zum Erhalt der pflanzengenetischen Vielfalt. Saatgutgenbanken für Wildpflanzen haben das Ziel, natürliche pflanzengenetische Ressourcen zu schützen und zu erhalten. In Kombination mit In situ-Maßnahmen haben sie große Bedeutung für den Naturschutz, z.B. im Rahmen von Wiederbesiedlungsmaßnahmen.
Bereits 1993 wurde am Botanischen Garten der Universität Osnabrück eine Grüne Schule gegründet. Viele Vorüberlegungen, wegbereitende Maßnahmen und persönliches Engagement waren der Gründung vorausgegangen. Die Grüne Schule Osnabrück entwickelte sich schnell und verfügt heute über ein pädagogisches Programm für Schulen aller Schulformen und Klassenstufen sowie Kindergärten. Darüber hinaus können interessierte Erwachsenengruppen in allgemeinen Gartenführungen oder speziellen Themenführungen die Vielfalt des Botanischen Gartens erleben. Im Freizeitbereich engagiert sich die Grüne Schule bei Kindergeburtstagen, Ferienpassaktionen oder kulturellen Veranstaltungen des Botanischen Gartens sowie bei Aktivitäten des Verbandes Botanischer Gärten e.V. Grundlegender Anspruch ist es, wissenschaftliche Themen für die Öffentlichkeit didaktisch aufzubereiten, um biologische Zusammenhänge möglichst lebendig zu vermitteln.
Zur Erhaltung genetischer Ressourcen, wissenschaftlicher Forschung und im Rahmen zentraler Informationsdatenbanken sind Ex situ-Sammlungen in Form von Genbanken notwendig. Die Botanischen Gärten sollten Saatgutgenbanken von Wildpflanzen zukünftig aufbauen bzw. etablieren, um die Erhaltungsmaßnahmen und den Schutz der natürlichen pflanzengenetischen Ressourcen weiter voranzubringen. Am Botanischen Garten der Universität Osnabrück ist eine Genbank für Wildpflanzen eingerichtet worden, die insbesondere Saatgut gefährdeter Gefäßpflanzenarten Nordwestdeutschlands beherbergt und unter trockenen Bedingungen bei minus 20°C in speziellen Alu-Polyethylenfolien aufbewahrt. Gegenwärtig befinden sich 1800 Saatgutproben von 620 Wildpflanzenarten aus 65 Pflanzenfamilien in der Genbank. In einer Access basierten Datenbank ist jeder Beleg auch online abrufbar (www.wildpflanzen-genbank.de) und im Herbarium “OSBU“ der AG Botanik als Belegexemplar hinterlegt. Wir planen die Integration der Loki Schmidt-Genbank und das dezentrale Netzwerk von regionalen Saatgut-Genbanken für Wildpflanzen in die Organisation „Nationales Inventar Pflanzengenetischer Ressourcen Deutschlands“ (PGRDEU) und hier in das untergeordnete Netzwerk „Deutsche Genbank für Crop Wild Relatives” (CWR), dessen Koordination dem Botanischen Garten Osnabrück obliegen würde. Botanische Gärten können als Institutionen die Nachhaltigkeit der Einrichtung solcher Systeme gewährleisten und sind deshalb die richtigen Ansprechpartner für diese Kooperation.
Die Auswirkungen des ablaufenden Klimawandels werden zunehmend sichtbar. Pflanzenarten wandern nach Norden, beziehungsweise in höher gelegene Lagen. Die Reaktionen sind aber nicht an allen Artarealgrenzen gleich und die Rolle des Klimas muss auch nicht immer an allen Grenzen von gleich grosser Bedeutung sein. Anhand von Fallbeispielen werden ‘erwartete‘ und ‘unerwartete‘ Vegetationsveränderungen vorgestellt und im Hinblick auf die Rolle veränderter Klimabedingungen diskutie
Samen-Genbanken dienen zum Erhalt der Genressourcen und stellen daher einen bedeutenden Beitrag zum Artenschutz dar. In dieser Arbeit wird eine Übersicht über die Situation in Österreich gegeben. Während die Sicherung von landwirtschaftlichen und forstlichen Genressourcen durch die AGES betrieben wird, ist eine dezentralisierte ex situ Samen-Genbank für Wildpflanzen-Arten in Zusammenarbeit der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Botanischer Gärten Österreich in Aufbau, wobei die Mitarbeit im von der EU geförderten Netzwerk ENSCONET eine wichtige Rolle spielt. Die geplante ex situ-Samenbank ist auch ein wesentlicher Beitrag der Botanischen Gärten Österreichs zur Global Strategy for Plant Conservation der Biodiversitätskonvention.
Botanische Gärten sind als Lernorte zu allen Themen rund um die pflanzliche Vielfalt besonders attraktiv. So groß wie die Vielfalt der Gärten selbst, so unterschiedlich sind auch die Ansätze und Gründe für ihre Bildungsarbeit, die gleichberechtigt nebeneinander existieren. Ihre Bildungsarbeit bezieht sich sowohl auf Kinder als auch auf Erwachsene. Sie hat einen qualitativ hohen Anspruch, der nur durch das Zusammenwirken aller Berufsgruppen und die fachkompetente Umsetzung erfüllt werden kann. Im Frühsommer 2007 prüfte eine Befragung den Stand und die Umsetzung dieser Arbeit an Botanischen Gärten. Die Auswertung zeigt klare Tendenzen: Die Bildung ist zu einer wichtigen Aufgabe für viele Botanische Gärten geworden, worauf die Neugründungen so genannter „Grüner Schulen“ hinweisen. Vor allem für die universitären Botanischen Gärten könnte eine erfolgreiche außeruniversitäre) Bildungsarbeit Zukunft sichernd sein. Deren Erhalt und Stärkung durch Ausstattung und Personal sind allerdings die Voraussetzung für eine weitere Profilierung der Gärten als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Bevölkerung im Themenfeld Biologische Vielfalt. Dafür bedarf es weiterer Anerkennung der bisherigen Arbeiten sowohl durch die Gärten selbst als auch durch ihre Träger. Zusätzlich müssen die Botanischen Gärten ihre Umweltbildungsangebote an die internationalen Konzepte zur „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ anpassen, so wie es auch der Botanic Garden Conservation International (BGCI) fordert.
Die Verlandungsvegetation des Dümmers wurde seit Beginn des 20. Jahrhunderts mehrfach untersucht. 2006 erfolgte erstmals eine flächendeckende Kartierung der gesamten Verlandungszone. Seit der 1953 abgeschlossenen Eindeichung war diese massiven Veränderungen unterworfen. Bereits kurz nach Deichschluss kam es zu einer massiven Reduktion der seeseitigen, durchfluteten Schilfbestände (Phragmites australis). Weite Röhrichtpartien entwickelten sich zunächst zu Wasserschwaden-Beständen (Glyceria maxima), dann wieder zu Schilfröhrichten. Nach einer zwischenzeitlichen Stagnation der Röhrichtabbrüche in den 1980er Jahren kam es in den letzten 15-20 Jahren zu erneuten erheblichen Flächenverlusten. Die ehemals typischen Teichbinseninseln (Schoenoplectus spp.) sind inzwischen weitestgehend verschwunden. Die Wasserrosenfelder (Nuphar lutea, Nymphaea alba) verloren seit den 1990er Jahren erheblich an Fläche. Alle Verluste an der Verlandungsvegetation dürften zunächst durch die Gewässerbelastung, in neuerer Zeit vor allem durch zu hoch gehaltene Sommerwasserstände verursacht sein. Die ehemals üppige und artenreiche submerse Vegetation starb nach der Eindeichung vollständig ab. Nach einer unerwartet eingetretenen Klarwasserphase wurde 2001 erstmals wieder Potamogeton pectinatus nachgewiesen, seitdem wurden weitere Laichkraut-Arten, zwei Arten der Armleuchteralgen (Chara fragilis, Nitella mucronata) und weitere Tauch- und Schwimmblattpflanzen nachgewiesen. Die voraussichtlich 2009 erfolgende Umleitung des Bornbaches, über den ein Großteil der heutigen Nährstofffracht in den Dümmer gelangt, dürfte die Bedingungen für die submerse Vegetation entscheidend verbessern.