Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen, Band 20/21 (1995)
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Neue Insekten-Funde (Palaeodictyoptera: Breyeriidae) aus dem Ober-Karbon von Osnabrück (Deutschland)
(1995)
Zwei neue, zu den Palaeodictyoptera: Breyeriidae gehörende Insekten-Flügel aus Schichten des Westfalium 0 (Ober-Karbon) vom Piesberg nördlich Osnabrück werden beschrieben. Breyeria bistrata n.sp. ähnelt den beiden Arten B. rappi Carpenter, 1967 und B. barborae Kukalova, 1959, unterscheidet sich aber von diesen vor allem durch den fast geraden Flügel-Vorderrand und die größere Anzahl von Zweigen. Hasa/a inferiorsaxonica n.g. n.sp. ist gekennzeichnet durch die sehr lange, in den Vorderrand mündende ScP-, die Anwesenheit einer Stützader rp-ma und die deutlich ausgebildete sekundäre Korrugation.
Konzentrationen anorganischer Stickstoffverbindungen in der Hase von 1990 bis 1995 im Raum Osnabrück werden verglichen. 1994 ging die neue Stickstoffeliminierungsanlage der kommunalen Kläranlage Osnabrücks in Betrieb. Dadurch haben sich die Frachten anorganischer Stickstoffverbindungen erheblich verringert.
Die Schwefelquellen von Bad Iburg, von denen früher eine balneologisch genutzt wurde, sind mit Hilfe von hydrophysikalisch-hydrochemischen Untersuchungen und Schwefel-Isotopenbestimmungen hydrogeologisch bearbeitet worden. Das für die mikrobielle Sulfatreduktion notwendige Sulfat ist auf gipshaltige Horizonte im Münder Mergel zurückzuführen. Die für die Schwefelbakterien entscheidende organische Substanz entstammt bituminösen Einschaltungen des Serpulits bzw. kohligen Lagen der Bückeberg-Folge.
Die Cladocerenfauna des eutrophen Feldungelsees nördlich von Osnabrück wurde 1990-1994 untersucht; die Ergebnisse werden mit den Untersuchungen 1963-1968 verglichen. Es wurden jetzt 34 Arten festgestellt; 5 Arten wurden nicht wiedergefunden, 4 Neuzugänge wurden nachgewiesen: Alone/la nana, Pleuroxus aduncus und zwei Daphnia-Arten, die aus Amerika stammenden D. ambigua und D. parvula. Eine auf Grund der negativen Vegetationsentwicklung im Feldungelsee zu vermutende starke Veränderung der Cladocerenfauna ist nicht eingetreten.
Es werden die Ergebnisse von zwei bryologischen Exkursionen in den Jahren 1992 und 1993 mit den Beobachtungen von Koch (1932) und Koppe (1950) verglichen. Nur die Hälfte der von Koppe beobachteten Arten konnte noch nachgewiesen werden. Bemerkenswerte Neufunde sind Entodon concinnus, Jungermannia atrovirens, Neckera complanata und Phascum curvicolle. Eine Gesamtartenliste wird vorgelegt.
Gute Regionalfloren erfreuten sich in der Vergangenheit manchmal erst dann der verdienten Wertschätzung, wenn sie im Handel vergriffen waren. Die neue südwest-niedersächsische Flora von Weber stellt ihre Vorbilder noch in den Schatten und ist trotz ihres zarten Alters bereits jetzt ein wissenschaftlicher und bibliophiler Schatz. Allen Interessierten kann sie daher nur wärmstens empfohlen werden.
Vier in Deutschland neu nachgewiesene Brombeerarten (Rubus L. Rosaceae), von denen zwei neu beschrieben sind, werden behandelt: (1) Rubus laetus Beek (Sect. Rubus subsect. Rubus), nachgewiesen im mittleren Westfalen; (2) R. discors Beek (Sect. Rubus ser. Sylvatici [P.J. Müller] Focke), im westlichen Niedersachsen und Westfalen; (3) R. hilsianus H. E. Weber spec. nov. (Sect. Rubus ser. Glandulosi Wimmer & Grab.), im südöstlichen Niedersachsen, in Hessen (Taunus) und im Saarland; (4) R. loosii H. E. Weber spec. nov. (Sect. Corylifolii Lindley ser. Subthyrsoidei Focke), stellenweise häufig im mittleren Westfalen. Die Arten sind detailliert beschrieben und durch Fotos von Herbarexemplaren abgebildet. Ihre Ökologie und Verbreitung sind behandelt.
Während der zweiten Feldphase (März bis April 1994) des Forschungsvorhabens über die Rotatorienfauna Jamaikas wurden 39 Proben genommen. Es konnten 135 Morphen nachgewiesen werden, davon 120 monogononte und 15 digononte Formen. Daneben wurden Formen aus 6 Gattungen beobachtet, deren Identifikation aufgrund von Konservierungsartefakten nicht möglich war. Von den 135 Morphen sind 61 zum ersten Mal für Jamaika nachgewiesen; insgesamt sind für diese Insel jetzt 211 Rotatorien bekannt. Die wichtigsten Arten werden mit Bemerkungen zu ihrer Taxonomie, Biogeographie und Ökologie dargestellt.
Die Bedeutung der Pyrenäen und anderer südfranzösischer Gebirge als eiszeitliche Refugialräume (massifs de refuge) wird anhand von Verbreitungsanalysen dargestellt. Endogäische und hypogäische, anophthalme Käferarten zeigen eine Verbreitungslücke in den während der letzten Eiszeit stark vergletscherten Zentralpyrenäen. Diese Region wird von einer alpinen Fauna besiedelt, die sich durch eine reduzierte Artenzahl endemischer, flugunfähiger Carabiden auszeichnet, während in den nicht vergletscherten Regionen die Zahl solcher Arten hoch ist. Carabus punctatoauratus ist auf bestimmte Regionen in den östlichen und nördlichen Randpyrenäen beschränkt. Bis auf ein kleines Gebiet in den Zentralpyrenäen verhält sich die Art endemisch und lebt noch heute nahezu ausschließlich in den ehemaligen eiszeitlichen Refugialräumen. Die Bedeutung der nördlichen Pyrenäen als ein altes Refugialgebiet für C. punctatoauratus wird durch den Nachweis einer hohen genetischen Variabilität an einigen Enzym-kodierenden Genen bestätigt. Die morphologische Differenzierung der Subspezies erfolgte wahrscheinlich während der Eiszeiten, als die Populationen durch Gletscher und ihre Vorfelder lange voneinander getrennt waren. In montanen Lagen scheinen die Käfer auf Wälder begrenzt zu sein, während sie in der subalpinen Zone auch in baumfreien Bereichen leben. Die Art ist hygrophil und kommt ausschließlich auf wasserzügigen Böden mit hoher Feuchtigkeit vor. C. punctatoauratus ist demnach eine petrophile Art nach den Definitionen von Holdhaus (1954) und Brandmayr (1983). Carabus auronitens ist die Schwesterart von Carabus punctatoauratus. Für eine lang andauernde, bereits vor der letzten Eiszeit begonnene Separation der beiden Arten spricht das Ausmaß an genetischer Differenzierung auf dem Allozym- und mtDNA-Niveau. Carabus auronitens bewohnt in Südfrankreich drei glaziale Refugialgebiete: die Montagne Noire (inkl. die Monts de Lacaune), die Umgebung von Rodez (Dep. Aveyron) und die Cevennen. Nördlich und westlich der Cevennen ist die Art weit und relativ kontinuierlich verbreitet. Auch in den Ostalpen und Karpaten werden von C. auronitens eiszeitliche Refugialgebiete bewohnt. Nördlich der potentiellen Refugialgebiete besiedelt C. auronitens ein großes Verbreitungsgebiet von Westfrankreich bis Polen. Da die Art nicht in der alpinen Zone und auf Permafrostboden lebt, scheint eine Überdauerung von C. auronitens während der Eiszeiten nördlich der Holdhaus-Linie nicht möglich gewesen zu sein. Verbreitung und genetische Differenzierungen zeigen ein unterschiedliches Ausbreitungspotential der Populationen von C. auronitens in den drei südfranzösischen Arealen: Wenigstens in einem Refugium (Montagne Noire) verhielten sich die Populationen endemisch, während zumindest die Populationen aus den Cevennen West-, Nordfrankreich und möglicherweise auch Westdeutschland besiedelt haben. Diese Populationen verhielten sich als Rückwanderer über weite Distanz (Hold haus 1954). Conspezifische Populationen anderer Arten zeigen ebenfalls Unterschiede hinsichtlich ihres postglazialen Ausbreitungsverhaltens. Da ökologische oder geographische Ausbreitungsschranken in einigen Fällen nicht erkennbar sind, kann die postglaziale Rückwanderung durch besonderes Lokomotions- und Orientierungsverhalten bedingt sein.