Mitteilungen zur floristischen Kartierung in Sachsen-Anhalt, Band 2 (1997)
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Seit dem 5. Beitrag (WÖLFEL 1992a) ist mit der Broschüre „Aktuelle Flora des Landkreises Bitterfeld“ eine zusammenfassende Darstellung der in den letzten 25 Jahren im Landkreis Bitterfeld nachgewiesenen Arten erschienen (WÖLFEL 1992b 2). In diesem Artikel wird auf bemerkenswerte Neufunde aus der Region Bitterfeld (und benachbarten Gebieten) aus den Jahren 1994-1997 hingewiesen (abweichende Zeitpunkte sind bei der betr. Art vermerkt). Die Lage der Fundorte wird durch die Landkreis-Kürzel (seit Juli 1994 verändert; nachfolgend erläutert) und die Angabe des MTB-Viertelquadranten beschrieben.
Im Rahmen der floristischen Bestandsaufnahme für die „Flora des Kyffhäusergebirges
und der näheren Umgebung“ (BARTHEL & PUSCH, erscheint voraussichtlich 1999) und für
die „Flora von Sachsen-Anhalt“ untersuchten die Verfasser in den letzten Jahren auch die
Gefäßpflanzen im Umfeld von Tilleda (Landkreis Sangerhausen). Dabei wurde das Untersuchungsgebiet
so ausgewählt, daß sich alle nachfolgend genannten Fundortsangaben auf
den Meßtischblatt-Quadranten 4532/4 (MTB Kelbra) beziehen.
Myosotis sparsiflora J. C. MIKAN ex POHL : eine Charakterpflanze des mitteldeutschen Trockengebietes
(1997)
Im Rahmen einer am Institut für Geobotanik in Halle angefertigten Diplomarbeit beschäftigte sich der Verfasser auf Anregung von Prof. H. MEUSEL (†) und Prof. E. J. JÄGER mit der Erforschung der Biologie des Zerstreutblütigen Vergißmeinnicht Myosotis sparsiflora. Hierbei handelt es sich um eine relativ seltene, unauffällige und daher wenig bekannte, vorwiegend winterannuelle Laubwaldpflanze, die im mitteldeutschen Raum noch recht regelmäßig anzutreffen ist. Im Gegensatz zur Lebensweise hat die charakteristische Verbreitung der Art schon recht früh das Interesse pflanzengeographisch arbeitender Botaniker geweckt. So zählte DRUDE (1902) sie zu den “... die verschiedenen hercynischen Waldungen hauptsächlich kennzeichnenden blühenden Stauden und Kräutern ... ” und unter der Federführung von MEUSEL wurde ihrem regionalen Vorkommen in der Reihe der “Verbreitungskarten mitteldeutscher Leitpflanzen“ besondere Aufmerksamkeit gewidmet (MEUSEL 1944). HERRMANN MEUSEL war auch derjenige, der die eigentümliche Bindung der Art an erosionsgeprägte Sonderstandorte erkannte und in den Erläuterungen zur “Chorologie der zentraleuropäischen Flora” (MEUSEL et al. 1978) andeutete. Während frühere arealkundliche Arbeiten sich vorrangig mit der Registrierung und Systematisierung der verschiedenen Arealbilder beschäftigten, wird im vorliegenden Artikel versucht, Ergebnisse der intensiven Erforschung der Lebensweise der Art zu ihrer Verbreitung in Beziehung zu setzen. Damit soll ein kleiner Diskussionsbeitrag zu der von E. J. JÄGER in Halle begründeten modernen Forschungsrichtung der kausalen Phytochorologie der zentraleuropäischen Gefäßpflanzenflora geleistet werden.
In dieser Übersicht werden Beobachtungen in Sachsen-Anhalt aufgeführt, die nicht in das Untersuchungsgebietes des Botanischen Arbeitskreises Nordharz e. V. fallen. Angaben aus dem letztgenannten Gebiet werden periodisch in den Abhandlungen des Museum Heineanum Halberstadt publiziert (vgl. HERDAM 1996). Bei der Auswahl der Arten wurden vorzugsweise einige gefährdete (s. „Rote Liste ...“, FRANK et al. 1992) und geschützte Arten (s. Bundesartenschutzverordnung) sowie im betreffenden Landesteil seltene bzw. an ihrer Verbreitungsgrenze befindliche Arten berücksichtigt.
1996 ist die 16. Auflage des zweiten Bandes der Exkursionsflora erschienen (ROTHMALER 1996). Verschiedene Kapitel dieses Bandes wurden umfassend überarbeitet oder neu erstellt. Zahlreiche für Deutschland neue Arten wurden aufgenommen und in die Schlüssel eingearbeitet, andere Sippen mußten gestrichen werden, da sie nicht oder nicht mehr im Gebiet vorkommen. Die Angaben zur Verbreitung in Deutschland, zur Soziologie und zum Naturschutz sind gleichfalls völlig überarbeitet worden.
Relativ unbekannt ist bisher Luzula divulgata KIRSCHNER in der Bundesrepublik geblieben. Die zum Artenkomplex um Luzula campestris (L.) DC. und L. multiflora (EHRH.) LEJ. gehörende Sippe wurde erst 1979 von KIRSCHNER (Prag) beschrieben. Seit 1990 ist sicher, daß diese Sippe auch in Sachsen-Anhalt im Bodetal vorkommt, in Thüringen im letztem Jahrhundert als L. multiflora gesammelt wurde, seitdem aber verschollen ist (DREYER 1991). In diesem Artikel möchte ich L. divulgata und die bisher bekannten Fundorte vorstellen, die Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Sippen erläutern sowie eine Bestimmungshilfe für den L. campestris-multiflora-Komplex vorlegen.
Der Botanische Verein Sachsen-Anhalts und der Botanische Arbeitskreis Nordharz führten vom 4. bis 6. Juli 1997 eine Kartierungsexkursion im Raum Haldensleben durch. Kartiert wurde insbesondere in den Meßtischblättern 3633 (Calvörde), 3733 (Erxleben) und 3734 (Haldensleben). Nach der Zahl bereits bekannter Arten (BENKERT et al. 1996) war der Bearbeitungsstand der Quadranten sehr heterogen und z. T. deutlich unter dem Niveau vergleichbarer, gut bearbeiteter Felder. Naturräumlich ist das Gebiet reich gegliedert: Vom Westen her erstreckt sich der Flechtinger Höhenzug (paläozoische Hartgesteine) mit seinen ausgedehnten Laubmischwäldern in das Kartierungsgebiet und setzt sich noch mit teilweise unbewaldeten Kuppen nach Osten fort. Hier sind nördliche Ausläufer der subkontinentalen Steppenfluren zu finden. Die nördlich angrenzenden Calvörder Berge sind ihrer Entstehung nach Endmoräne.
Die Erfassung der aktuellen Vorkommen der Gefäßpflanzen in Sachsen-Anhalt mit Nachweisen ab 1992 speist sich aus mehreren Datenquellen. Die bedeutendste Grundlage ist die flächendeckende Kartierung, bei der je Meßtischblattquadrant (MTB-Q) ein verantwortlicher Kartierer eine Gesamtartenliste und Fundortnachweise für besonders wichtige, insbesondere für gefährdete Arten zusammenstellt (vgl. FRANK 1996). In Einzelfällen können Angaben zu Artvorkommen aus Planungsunterlagen übernommen werden. Ebenso ist die Einbeziehung von Artangaben aus der selektiven Biotopkartierung möglich. Entscheidendes Auswahlkriterium hierfür ist der Kenntnisstand des jeweiligen Bearbeiters und die Sorgfalt der Kartierung. Schließlich fließen Einzelmeldungen zu Artvorkommen, die Ergebnisse wissenschaftlicher Spezialuntersuchungen sowie Angaben aus der Literatur und aus Qualifikationsarbeiten ein. Die Kompatibilität dieser aus unterschiedlichen Quellen stammenden Daten ist durch Verwendung einer gemeinsamen Referenzliste für die Sippennamen und den Bezug auf das Gauß-Krüger-Koordinatensystem gewährleistet. Die Referenzlisten der Programme ARTDAT, FLOREIN, VEGETAT und BIO sind voll kompatibel und basieren auf der Standardliste der Gefäßpflanzen (ANONYMUS 1993).
Die kleine Zusammenstellung enthält bemerkenswerte Neufunde und Bestätigungen aus den Jahren 1994-1997 aus Sachsen-Anhalt. Bis 1995 sind diese bereits in den Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Ostdeutschlands eingegangen. Der größere Teil der Angaben stammt aus den von mir in den letzten beiden Jahren kartierten Meßtischblättern Ziegelroda (4634) und Querfurt (4635), der Rest aus fast ganz Sachsen-Anhalt. Vor allem beim Quadranten 1 des MTB Ziegelroda zeigte sich, daß er bisher deutlich unterkartiert gewesen ist. Mit 640 nachgewiesenen Sippen (mit Thüringer Anteil) konnten mehr als doppelt so viele Arten festgestellt werden, als bis dato aus diesem Quadranten bekannt waren.