Komparatistik : Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft ; 2001/2002
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Rezension zu Ingeborg Hoesterey: Pastiche. Cultural Memory in Art, Film, Literature. Bloomington, Indianapolis (Indiana University Press) 2001. 139 Seiten.
Hoesterey schließt mit ihrer Studie zum Pastiche in den verschiedenen ästhetischen Medien, die einerseits an ästhetische Diskurse der Gegenwart anschließt, andererseits eine Fülle von Beispielen vorstellt und kommentiert, die Kluft zwischen Theorie und Praxis: Das Buch bietet einen zugleich historischen wie systematischen (wenn denn in postmodernen Zeiten dergleichen noch möglich ist) Aufriß zur Ästhetik des Pastiches, und es trägt dessen doppelter Bedeutung als besonders zeit-gemäße und besonders verbreitete Kunstform Rechnung.
Rezension zu Jochen Hörisch: Der Sinn und die Sinne. Eine Geschichte der Medien. Frankfurt/M. (Eichborn) 2001 (= Die Andere Bibliothek; Bd. 195). 443 Seiten.
Die Bücher des Mannheimer Literatur- und Medienwissenschaftlers Jochen Hörisch sind schon immer mehr als reine "Bibliotheksbücher" gewesen. Als bedürfe es noch eines weiteren Beweises, ist sein neuestes Buch im börsennotierten Eichborn Verlag in der von Hans Magnus Enzensberger herausgegebenen 'Anderen Bibliothek' erschienen.
Rezension zu Andreas Härter: Digressionen. Studien zum Verhältnis von Ordnung und Abweichung in Rhetorik und Poetik. Quintilian - Opitz - Gottsched - Friedrich Schlegel. München (Fink) 2000 (= Figuren; Bd. 8). 336 Seiten.
Eine Studie über die Abschweifung (lat. 'excursus', 'egressio' oder 'digressio') setzt sich nolens volens einem Vorwurf aus, nämlich selbst abschweifend zu sein. Nun, dieser Vorwurfkann Andreas Härters Habilitationsschrift, die 1998 von der Universität St. Gallen angenommen wurde, in keiner Weise gemacht werden. Im Gegenteil, seine Studien zu Quintilians 'Institutio oratoria', Opitz' 'Buch von der Deutschen Poeterey', Gottscheds 'Versuch einer Critischen Dichtkunst' und Friedrich Schlegels kunsttheoretischen Schriften, insbesondere den 'Athenäums'-Fragmenten, sowie dessen Roman 'Lucinde' sind alles andere als unsystematisch und abschweifend.
Rezension zu Jürgen Gunia: Die Sphäre des Ästhetischen bei Robert Musil. Untersuchungen zum Werk am Leitfaden der "Membran". Würzburg (Königshausen & Neumann) 2000 (= Epistemata. Würzburger wissenschaftliche Schriften; Bd. 331). 198 Seiten.
Inkommensurable Werke wie das Robert Musils rechtfertigen unkonventionelle Zugangswege. Jürgen Gunia unternimmt es, die "Sphäre des Ästhetischen" bei Musil zu vermessen, indem er sich an zentralen und rekurrenten Bildern, Topoi und Konfigurationen orientiert, deren thematische Funktion erörtert und so einem Netzwerk Musilscher Themen in einer Weise nachgeht, welche ihrem eigenen Gegenstand auch auf der Ebene der Textgestaltung entsprechen möchte.
Rezension zu Peter Goßens: Paul Celans Ungaretti-Übersetzung. Edition und Kommentar. Heidelberg (Winter) 2000 (= Neues Forum für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Bd. 9). 381 Seiten.
Goßens hat sich in seiner vorliegenden Arbeit ein sehr hohes Ziel gesetzt. Es geht ihm darum, sowohl einen "Beitrag zu einer philologisch orientierten Komparatistik" zu leisten, als auch die "Editionswissenschaft auf ihrem Weg von werk- und autorbezogenen Modellen zu einer dynamischen, textreflexiven 'critique génétique'" zu befördern. Es sei sofort gesagt: der Verfasser erfüllt die Erwartungen, die seine ambitionierte Intention im Leser wachruft.
[Rezension zu:] Dietrich von Engelhardt/Hans Wißkirchen (Hg.): Thomas Mann und die Wissenschaften
(2002)
Rezension zu Dietrich von Engelhardt/Hans Wißkirchen (Hg.): Thomas Mann und die Wissenschaften. Lübeck (Verlag Dräger-Druck) 1999 (= Literatur und Wissenschaft im Dialog; Bd. 1). 193 Seiten.
Vorgelegt werden sieben Beiträge, die die Eingliederung verschiedener Wissensgebiete in die Erzählprosa Thomas Manns untersuchen, zwei zur Geschichtswissenschaft (Helmut Koopmann, Hans Wißkirchen) und jeweils einer zur Theologie (Christoph Schwöbel), Medizin (Dietrich von Engelhardt), Biologie (Dietrich Zissler), Mathematik, Physik und Technik (Armin Hermann) und Tiefenpsychologie (Manfred Dierks). Das heißt: die "Wissenschaften" werden daraufhin angesehen, wie sie im künstlerischen Werk Thomas Manns Thema werden, der ganz offensichtlich die Gabe besaß, ein erstaunliches Fachwissen begriffsscharf zu speichern oder auch ad hoc heranzuholen und unmittelbar anzuwenden.
Rapport de la Réunion des représentants des societés comparatistes européennes à l'initiative de la SFLGC à Paris le 6 octobre 2001
La journée comparatiste européenne, organisee par Danièle Chauvin et Bertrand Westphal, s'est tenue dans la salle des actes de Paris-N pendant toute la journée du 6 octobre 2001.
Tagungsbericht zum Symposion des Interdisziplinären Arbeitskreises Jüdische Studien an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 15.-17. November 2000
'Identität und Gedächtnis in der jüdischen Literatur nach 1945' - so lautete der Titel eines Symposions, für das der Interdisziplinäre Arbeitskreis Jüdische Studien unter der Leitung von Prof. Dieter Lamping (Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft) im November letzten Jahres aus Anlaß seines fünfjährigen Bestehens Wissenschaftler aus dem In- und Ausland in Mainz versammelt hatte. Naturgemäß ist es nach wie vor die Auseinandersetzung mit dem Holocaust, die im Zentrum einer solchen Veranstaltung steht. Je nach Generationszugehörigkeit und persönlicher Erfahrung der behandelten Autoren aber auf jeweils andere Weise.
Kinderliteraturforschung und Komparatistik standen und stehen z. T. noch heute kaum in Verbindung miteinander. Die Komparatistik, lange auf Texte der Hochliteratur konzentriert, kümmerte sich nicht um kinderliterarische Texte, denen implizit ein geringerer literarischer Status zugeschrieben wurde. Die Kinderliteraturforschung arbeitete meist mit einem internationalen Korpus der Kinderliteratur, die Texte wurden 'der' Kinderliteratur schlechthin zugeschrieben, als ob diese keine Sprachgrenzen kenne; das Gemeinsame und nicht die Differenz stand im Mittelpunkt. Eine positive Ausnahme in der deutschsprachigen Komparatistik stellt Erwin Koppen, langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Bonn, dar, der im Juli 1990 die erste komparatistische Veranstaltung zur Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland, eine von der DFG geförderte Tagung "Internationale Aspekte der Kinder- und Jugendliteratur. Theorie - Übersetzung - Rezeption", in Bonn organisierte. Durch sie wurde "die Notwendigkeit klarer komparatistischer Fragestellungen innerhalb der Kinderliteraturforschung verdeutlicht".