150 Psychologie
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Die gesellschaftliche Vorurteilskrankheit "Antisemitismus" wurde bisher psychogenetisch ausschließlich aus der psychosexuellen Entwicklung des Mannes hergeleitet. Zwischen weiblicher Sozialisation (in der die Angst vor Liebesverlust die Kastrationsangst vertritt) und Antisemitismus besteht kein direktes Korrespondenzverhältnis, vielmehr kommt der Antisemitismus bei Frauen nur über ihre Anpassung an Ideologien der Männerwelt zustande.
Entgegen dem radikalen Wahrheitsanspruch der Psychoanalyse, der diese im Hinblick auf ihre theoretischen Annahmen immer wieder zu Revisionen und Veränderungen zwingt, tendieren die meisten Analytiker dazu, die von Freud entworfene Theorie der Weiblichkeit unkritisch zu akzeptieren. Auf diese Weise wird, nicht zuletzt unter dem Druck, den die Psychoanalytiker als soziale Gruppe ausüben, eine »typisch weibliche« Identität festgeschrieben. Solche Festschreibungen verhindern aber die Erkenntnis und überschreitung von Grenzen, in denen die Psychoanalyse bewußtlos eingesperrt ist.