850 Italienische, rumänische, rätoromanische Literaturen
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Der Erfolg von Elena Ferrantes vierbändigem Romanzyklus "L'amica geniale" (2011-2014) wird hier in der Verortung Ferrantes in die Schule der literarischen Hontologie (Eribon, Ernaux, Louis) und in eine Strömung von Romanen, die den Klassismus anvisiert, erklärt. Gezeigt wird, wie intersektionale Verflechtungen von Ferrante in Szene gesetzt werden: Das Schicksal eines proletarischen Mädchens mit intellektuellen Ambitionen, aufgewachsen in einem Armenviertel, in dem Gewalt und Mafia an der Tagesordnung sind und immer wieder an den gesellschaftlichen Benachteiligungen sich stoßend etc. Sexismus, Homophobie, Regionalchauvinismus und andere Diskriminierungsformen leiten die Geschichte. Intersektionalität trägt das Romanganze inhaltlich; die Fiktionalisierung geht über gebräuchliche Konzepte von auto-fiction hinaus und erlaubt gerade durch die lebensweltliche Botschaft Einsichten in gesellschaftliche Komplexitäten. Genau diese Konstruktion des literarischen Textes ist für die Rezeption des Werks ausschlaggebend, zumal die Wahl des Pseudonyms der Autorin ermöglicht, die Thematisierung und Problematisierung von Intersektionalität hier und in weiteren Romanen jenseits der Tetralogie zu intensivieren, wie etwa in "La vita bugiarda degli adulti" (2019).
"Ulysses, Dante, and Other Stories" presents a unique form of creative scholarship. It employs Dante's late medieval take on Ulysses and his tragic pursuit of 'virtue and knowledge' as a prism that refracts an ancient myth of journey and return into a modern story of discovery and nostalgia. Working notes, fragments from Ulysses' many stories, personal memories, illuminations, and rewritings combine to form a new chain of narratives about the desire to create, the art of travelling, and the will of self-reinvention.
This essay interprets Dante's "Commedia" as an 'open work' (Eco). It grounds its open-endedness in its representations of interruption: from fictional obstacles in the protagonist's path in the "Inferno" to the narrator's anxiety over unfinishedness in the "Paradiso". Taking its cue from Boccaccio's creative rewriting of Dante's life, the essay resists the pressure of 'total coherence' embedded in (and often projected onto) the "Commedia", in order to reclaim the material vulnerability of the text and of its author.
Openness and intensity : Petrarch's becoming laurel in "Rerum vulgarium fragmenta" 23 and 228
(2022)
Our paper offers a comparative reading of Rvf 23 and 228, which describe the poetic subject's transformation into (23), or implantation with (228), the laurel tree that normally represents the poet's beloved, Laura. Bringing Petrarch's poems into dialogue with philosophical works that consider the nature of plant existence as a form of interconnectedness and porosity to the outside, we argue that the becoming tree these poems stage is a form of desire to be understood not as lack but as intensity.
In der Emblematik der Frühen Neuzeit wird die Eule als Motiv auf vielfältige Weise dargestellt. Hierbei ist es lohnenswert, sich die durchaus komplexe Zuschreibungsgeschichte und Symbolik der Eule vor Augen zu führen, da diese explizit und implizit in den jeweiligen Emblemen aufgegriffen werden. Das Schleiereulen-Emblem aus den "Imprese Sacre" des Paolo Aresi (1574-1644) kann als ein Beispiel für die Vielfalt der Bedeutungsebenen frühneuzeitlicher Embleme angesehen werden. Im ihm sind gelehrte Diskurse der Theologie sowie der antiken und zeitgenössischen Naturkunde versammelt.
Der sizilianische Dichter und Romanautor Giuseppe Bonaviri - 1924 in Mineo bei Catania geboren und 2009 in Frosinone nahe Rom verstorben - gründete 1984 den öffentlichen Gedichtpark "Il libro di pietra" (dt. "Das Buch aus Stein") in Arpino, dem Geburtsort des berühmten Staatsmannes, Redners und Rhetorikers Marcus Tullius Cicero. Zu diesem Anlass schenkte der seit 1980 wiederholt für den Nobelpreis vorgeschlagene, sein Leben lang auch als Arzt tätige und schon früh nach Mittelitalien ausgewanderte Schriftsteller der Stadt Arpino das Gedicht "Il bianchissimo vento" (1984, dt. "Der weißeste Wind"), das dort noch heute als Gründungsgedicht in Stein gemeißelt im öffentlichen Raum permanent ausgestellt ist. Der vorliegende Beitrag untersucht Bonaviris europäisches, kollaborativ angelegtes Kulturprojekt als Blaupause eines literarischen Glokalisierungsformats unter den Aspekten seiner Transkulturalität, dekolonialisierten Literarizität, weltliterarischen Parametern und kommunikativen Transmedialität. Bonaviris lokal verwurzeltes und zugleich kosmopolitisch ausgerichtetes, postmodernes Kulturkonzept verweist durch seine vielfältigen Synergieeffekte nicht nur auf die zeitlose Relevanz von Literatur und Lyrik, sondern auch auf die Schlüsselrolle einer transkulturell wirkungsmächtigen Kreativität und zukunftsorientierten 'humanitas'.
The book Dante und das Gedächtnis [Dante and Memory], published in 2021 by Schwabe Verlag Basel, is a complex interdisciplinary study addressing the issue of memory in the works of the medieval Italian writer and philosopher Dante Alighieri. The study is focused on a “historical approach”, but the investigation of the Commedia and Vita Nova makes use of narratological concepts as well. Monaco sets out to identify and interpret the reflections on memory present in Dante’s work.
The well-documented and systematized study comprises a lot of new information about the poet, politician, and exile Dante Alighieri
Karsten fügt der umfangreichen Lampedusa-Forschung einen wichtigen Aspekt hinzu, indem er die bislang weitgehend unbeachtete geschichtsphilosophische Dimension des Romans beleuchtet. Er zeigt, dass und wie sich Lampedusa der Zeit um 1860/61 sowohl zu erzählerischen Zwecken, zur Handlungsmotivation, Figurengestaltung und -kontextualisierung, bedient als auch dazu, geschichtliche Ereignisse dieser Zeit zu kommentieren und einzuordnen.
Die Literaturwissenschaftlerinnen Eva-Tabea Meineke und Stephanie Neu-Wendel greifen Impulse der Forschungen Ujmas auf und erkunden in komparatistischer Perspektive "Visionen nationaler Einheit aus weiblicher Perspektive. Europäische Italienbilder von Cristina Trivulzio di Belgiojoso und Fanny Lewald". Meineke und Neu-Wendel widmen sich einem wichtigen Desiderat der Forschung, denn sowohl Trivulzio di Belgiojoso als auch Lewald waren zu Lebzeiten einflussreich, sind aber kaum kanonisiert und ihr Beitrag zur risorgimentalen bzw. vormärzlichen Literatur und zu Italiendarstellungen in dieser Zeit wurde für jede einzeln bislang nur selten und in vergleichender Gegenüberstellung noch gar nicht gewürdigt. Während Trivulzio di Belgiojoso aufgrund ihrer Zeitungsartikel 1846-47 gleichsam einen Blick von innen auf Italien gewährt, liefert Fanny Lewald in ihren Reisebeschreibungen aus annähernd derselben Zeit einen Blick von außen auf das Land. Dass und wie sich beide Frauen über gender-spezifische Normen und Konventionen hinwegsetzen und die politischen und sozialen Umwälzungen rund um das für die europäischen Nationalbewegungen zentrale Jahr 1848 genau beobachten und begleiten, ist Thema dieses Aufsatzes.
The chapter explores the dimension of the living present as a form of temporal reduction, looking at its manifestation in literary texts. Bazzoni proposes here a focus on the living present as different from a still, eternal moment, and contrasts the experience of the living present with the reduction at play in trauma. Finally, the author discusses the affective, ethical, and political dimensions of the temporality of the living present as a site of subjectivation, which effects a counter-reduction of normative discourses.