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Dass das Mittelalter "dunkel", gar "finster" gewesen sei, kann als handelsüblicher Topos gelten. Der stillschweigende Verweis etwa auf Autoritäten der Geistesgeschichte wie Luther, Voltaire oder Heine erübrigt jeglichen Beleg. Doch professionelle Mediävisten wagen, ein anderes Mittelalterbild zu zeichnen und werfen gleichzeitig ein Licht darauf, wie es zu diesem falschen Verständnis kam.
Im Jahre 1891 entdeckte man bei Grabungsarbeiten in der Flur "Ob der Kaul" (heute Steinfelder Straße) in Nettersheim/Marcomagus (Kr. Euskirchen) in einem frühmittelalterlichen Gräberfeld eine fragmentarische Weihinschrift aus rötlichem Sandstein (Höhe 65,5 cm – Breite 40 cm – Tiefe 15 cm). Der in zwei Hälften gebrochene Stein diente in Zweitverwendung als Deckplatte für ein fränkisches Grab und wurde offenbar für diesen Zweck passend geschlagen,1 so dass die gesamte linke Hälfte der Inschrift und einige Buchstaben der rechten Seite verloren gingen. Obwohl die Inschrift teilweise stark verwittert ist, können die erhaltenen Buchstaben noch relativ sicher gelesen werden. Die Buchstabenhöhe beträgt in der ersten Zeile 4,5 cm, in den folgenden Zeilen 4 cm. Der Zeilenabstand misst 2 cm...
In the past few years a multidisciplinary team of scholars based at Goethe Universität Frankfurt has been involved in the development of three projects: the research project “Political language in the Middle Ages: Semantic Approaches”, and two online platforms, “Computational Historical Semantics” and “eHumanities Desktop”. These are closely related to each other, as they bring together historical research on Latin medieval texts and Digital Humanities. This article will offer an overview of the projects, focusing particularly on the digital tools which have been developed by the team.
Nachdem Padua dem Proto-Signore Ezzelino III. da Romano entrissen worden war und derselbe wenige Jahre später den Schlachtentod gefunden hatte, verfasste der Paduaner Rolandino eine Chronik, in der er die Ereignisse in der Trevisaner Mark vom späten 12. Jahrhundert bis ins Jahr 1260 schildert. Der vorliegende Aufsatz veranschaulicht, bei weiter Auslegung des Kommunikationsbegriffs, vier Kommunikationsebenen in der und über die Chronik. Anhand ausgewählter Beispiele werden einige Kommunikationskontexte im spätmittelalterlichen Ostoberitalien sowie Darstellungsabsicht, Vorgehensweise und Gegenwartsinteresse des Chronisten und auch die frühe Rezeption des Werkes seitens der paduanischen Bürgerschaft aufgezeigt.
Im Zuge des Braunkohlentagebaus Zukunft-West fand sich im Jahre 1980 in einem Matronenheiligtum in Eschweiler-Fronhoven (Städteregion Aachen) das ringsum abgebrochene Oberteil eines Weihealtars (Höhe 36 cm – Breite 47 cm – Tiefe 19 cm) aus hellgrauem Sandstein. Der fragmentarisch erhaltene Text aus der Zeit zwischen 150 und 230 n. Chr. wurde vom Ersteditor CH. B. RÜGER (in Majuskelschrift) wie folgt wiedergegeben...
CIL XIII 4136 : Rekonstruktion einer verlorenen Grabinschrift aus Irsch in der Gallia Belgica
(2015)
Eine verlorene fragmentarische Grabinschrift römischer Zeitstellung aus Irsch bei Bitburg (CIL XIII 4136) lässt sich mit Hilfe des bekannten Namenmaterials relativ sicher ergänzen. Der Grabstein wurde von einem einheimischen Treverer namens [L.?] Ataco[niu]s Ammo[sus] für seinen verstorbenen Sohn [Am]mosius A[vitus?] gesetzt.
Freund und Favorit: Begriffliche Reflexionen zu zwei Bindungstypen an spätmittelalterlichen Höfen
(2015)
Am Anfang der folgenden Überlegungen steht eine Irritation: Sie resultiert aus der Bourdieu’schen Theorie von der Existenz unterschiedlicher Kapitalformen – des ökonomischen, sozialen und kulturellen Kapitals –, die im sozialen Miteinander mehr oder weniger konvertierbar sein sollten und vom Individuum zur sozialen Positionierung eingesetzt werden können. Zur Erklärung der sozialen Dynamik spätmittelalterlicher Höfe ist dieses Modell gleichermaßen einleuchtend und hilfreich. Es weist aber mindestens eine Bruchstelle auf: So gut es viele (wenn auch nicht alle) Prozesse und Strategien des Handelns im höfischen Kontext erklärt, ist die Dynamik erst einmal angelaufen, so lässt es doch die Frage nach dem Eintritt in das Spiel offen. Woher kommt das Kapital, das Bewegung über die ständige Konvertierung hinaus ermöglicht? Oder anders gefragt: Wie gelingt Neuankömmlingen der Eintritt? ...
Die leitende These des folgenden Beitrages lautet: Die Christianisierung Sachsens und dessen Einbindung in das westliche Reich der Franken im 9. Jahrhundert wurde durch die Ordnung des Raumes nach römischen Vorbildern ermöglicht, von historiographischen wie eschatologischen Deutungen begleitet und überbaut sowie schließlich dauerhaft gefestigt durch die erzwungene oder auch freiwillige Akzeptanz der geschaffenen Zustände durch die sächsischen Oberschicht, welche spätestens in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts die in der tätigen Integration liegende Chance erkannt hatte. Auf die Begrifflichkeit wird zurückzukommen sein, denn sie beschreibt gleichermaßen die Grundlage der Durchsetzung weltlicher Herrschaft in fränkischer Weise über Sachsen. ...
Dass das Papsttum und sein jurisdiktioneller Anspruch letztlich auf dem Apostel Petrus basieren, der, wie man bei Matthäus lesen kann, der Fels ist, auf dem Christus seine Kirche errichten wollte (Matth. 16,18), ist eine bekannte Tatsache, auf die hier nicht eingegangen werden soll. Der in Rom zentrierte Rechtsraum der lateinischen Kirche stand schon bald, spätestens im 5. Jahrhundert, im Gegensatz zum sich seit dem 4. Jahrhundert konstituierenden Rechtsraum der griechischen Kirche(n) mit Antiocheia, Alexandreia, Jerusalem (ab 451) und schließlich Konstantinopel, der zweiten Hauptstadt des Römischen Reiches und ab 476 der einzigen Hauptstadt. Das kanonische Recht beider Bereiche entwickelte sich im Verlaufe der Jahrhunderte auseinander. Trotz gemeinsamer Grundlagen (der sieben bzw. acht ökumenischen Konzilien und deren Rechtssetzung) gab es Konflikte, die sich schließlich seit dem 11. Jahrhundert in einem bis heute andauernden Schisma niederschlugen. Ein steter Stein des Anstoßes (neben den anderen bekannten Differenzen – Azymen, Filioque usw.) war der römische Primatsanspruch, den man in Konstantinopel nie anerkannte und dem man etwa die sog. Pentarchietheorie entgegensetzte. Erst spät, wie hier gezeigt werden soll, um 800, setzte man in Konstantinopel Petrus seinen Bruder Andreas entgegen, den "Erstberufenen" (vgl. Joh. 1,35–42). Jedenfalls versuchte man dies, vermutlich nach römischem Vorbild. Wann genau und warum dies geschah, ist Gegenstand der folgenden Ausführungen. ...
Als sich am 16. Mai 1891 die Drehkreuze zur Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung vor dem Frankfurter Bahnhof öffneten, gab es unter den Besuchern kaum noch Zweifel: Elektrizität und künstliche Helligkeit werden die westliche Zivilisation und ihre urbanen Lebenswelten geradezu revolutionär verändern. Das sollte sich bewahrheiten!
Im Jahr 2013 erhielten wir Kenntnis von zwei unabhängig voneinander erworbenen gestempelten Silberbarren, deren genaue Herkunft unbekannt ist, die jedoch aus dem südöstlichen Europa stammen sollen, was durchaus plausibel erscheint. Beide Barren wurden von uns 2014 in einer eigenen kleinen, von der Degussa Goldhandel GmbH (München) herausgegebenen Schrift veröffentlicht.
Il saggio indaga le connessioni tra l’abolizione della prostituzione legalizzata e i processi di democratizzazione in Germania e Italia, a partire dalla storia dei diritti umani nella sua interazione con il sistema politico. Le fonti principali sono i dibattiti parlamentari e le leggi che portarono alla chiusura dei bordelli e all’abolizione del sistema di sorveglianza nel 1927 in Germania e nel 1958 in Italia. I dibattiti sulla prostituzione pongono anche la questione dell’uguaglianza e della giustizia di genere. In particolare, il problema della regolamentazione della prostituzione, la cui efficienza viene verificata da un numero sempre maggiore di ricercatori nel corso del XX secolo, dispiega fattori di politica sanitaria, di diritti umani e di morale, aspetti di politica sociale e di sicurezza, mettendo in discussione non solo la gerarchia tra i generi, ma anche quella tra gli strati sociali.
The project is focusing on a monumental funerary complex which is located in the Valley of the Nobles at Luxor. The topographic context is certainly very interesting, both because it is not very well known and deeply investigated, as well as because it appears to have been densely exploited in antiquity and for long time. It was then intensively inhabited in the last two centuries, fact that determined the obliteration of numerous tombs, but also the loss of the sense of context of this section of the ancient necropolis of Luxor. It was certainly in antiquity an important section of the necropolis, looking at the monumentality of some of the tombs, and it has been continuously used for centuries for funerary purposes, not only during the "pharaonic period", but also during later periods, as clearly suggested by Ptolemaic tombs, Greco-Roman inscriptions and finds.
A large team is collaborating at the project, including very different scholars and senior students working together from the excavation to the topographic survey, from the diagnostic mapping to the conservation, from the anthropometric analysis to the archaeometric studies, from the epigraphic interpretation to the historical reconstruction. A multidisciplinary approach to the study of this funerary complex can guarantee both an interdisciplinary interpretation of the monuments, as well as of their evolution and use throughout a long period. Too often, in fact, the monuments in Egypt are analysed just looking at their original plan and use in the pharaonic period; nevertheless, in the Theban necropolis the interesting phenomenon of the ‘re-use’ is widely attested, and the tombs present frequent enlargements, later openings, junctions with neighbor tombs, later passages transforming the original plans.
The Neferhotep’s Complex represents one of the most interesting in this sense because about six tombs have been built around a large courtyard in the late Bronze period, but about three more phases are clearly attested now by the new excavations and surveys, showing that also in the ‘later periods’, from the 7th to the 1st centuries BC, the tombs in this complex were continuously reused for burials and widely reorganized, transforming slowly their original shapes. In Roman times, the presence of the legions in the area, has determined a partial change of use of some of the areas of the necropolis, while some other contexts have continued to be used for funerary purposes.
The plan of the funerary complex is quite articulated (fig.1), with a central square courtyard, crowning and emphasizing the larger tomb, which is known as TT49. It was built just at the end of the XVIII dynasty and still preserves the original spectacular paintings. The conservation of the decorations is based on the use of a non-invasive laser methodology. A German team (PROCON) is conservating the tomb, and within the last eight seasons a large portion of the paintings in the funerary chapel have been completely cleaned and consolidated. An equip of Egyptologists, both Argentinian (the University of Buenos Aires and the CONICET) and Brasilian (of the National Museum of Rio de Janeiro) is studying and interpreting hieroglyphics and iconographies. Moreover, a team of archaeologists, geologists and topographers from the University of Chieti is working at the excavations of other two tombs of this architectonic complex and at the mapping of the context and of the tombs. During the last seasons also a team of anthropologists and palaeo-botanists from the Museum of Chieti University has joined the team, especially because of the large quantity of human and organic remains coming from the excavations. The aim of this paper is to present the project, its interdisciplinary methodologies and the preliminary results of the last seasons. Moreover, the complex is presented here analyzing not only the main original tombs and monuments, but including the numerous phases through the centuries till recent times.
Dass nur das sonnenhafte Auge die Sonne erblicken kann, diese These geht wie so vieles letztlich auf Platon zurück. Der griechische Philosoph interessiert sich für Licht nicht in physikalischer, sondern in wahrnehmungstheoretischer Hinsicht. Und diese Hinsicht interessiert ihn wiederum, weil nach seiner Auffassung der Fall des Sehens zur Illustration des rationalen Erfassens von etwas dienen kann.