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Schlagen wir an einem beliebigen Tag die Fernsehzeitung auf, begegnet uns auf mindestens einem Fernsehsender eine kriminalpathologische Serie. Die Faszination des Menschen am Tod lässt dieses Format wie Pilze aus dem Boden schießen. Doch woher kommt die Lust am Morbiden? Einen emotionalen Zusammenhang kann es nicht geben, da es sich nur um fiktive Personen handelt. Doch wenn die persönliche Trauer keine Rolle spielt, warum schauen sich dann so viele Menschen Leichen in Film und Fernsehen an? Vielleicht ist es die Angst vor dem Unbekannten, vor dem Tod, die uns dazu treibt. Der Mensch strebt auf diese Weise danach, Erfahrungen mit dem Tod zu sammeln, in dem er versucht den Objekten des Todes, also den Toten, nahe zu kommen. Es ist ein Versuch mit dem Unausweichlichen umzugehen. Doch finden wir den inszenierten Tod nicht nur im Abendprogramm des Privatfernsehens. Häufig begegnet er uns auch in den Nachrichten besonders detailreich, wenn es sich dabei um den Tod eines Machthabers handelt. Der inszenierte Tod begegnet uns zum Beispiel in den verschiedenen Aufnahmen von der Hinrichtung Sadam Husseins. Die Präsentation dieser Bilder in den Medien hat noch eine weitere Dimension und um die soll es in der vorliegenden Arbeit gehen...
Zwischen Perspektiven und Disziplinen: Ist das denn noch Kunstgeschichte? Alle reden von Bilderflut. Von einem täglichen stoßwellenartigen Einbrechen von Medienbildern aus Zeitung, Fernsehen, von Werbetafeln und aus dem Internet. In Fachkreisen hat sich der Begriff Iconic Turn durchgesetzt, die ikonische Wende der Bildnutzung und Untersuchung analog zum sprachwissenschaftlichen Modell des Linguistic Turn. Das Gefühl einer Überwältigung durch die Bilder der Massenmedien zeigt sich vor allem in der Überforderung, die unüberschaubare Bildmasse, die täglich auf den Betrachter einwirkt, zu erfassen und zu erschließen. Schuld ist aber nicht nur die große Menge an Bildmaterial, durch die das persönliche und das kollektive Bildgedächtnis stets erweitert werden - und das zum Großteil unbemerkt. Die Überforderung ergibt sich vor allem aus der Unfähigkeit, die Flut der hoch komplexen, teilweise wenig greifbaren Informationsgehalte des Gesehen zu filtern und zu verarbeiten...
Unternehmen sind heutzutage nicht mehr nur Hersteller von Gebrauchsgegenständen. Ihr Firmenname und ihr Logo bedeuten für die Kunden mehr als die Kennzeichnung der hergestellten Produkte und ihre Bedeutung scheint über das bloße Verständnis von Markenprodukten als Statussymbole und Prestigeobjekte hinaus zu gehen. Wie sonst ist zu erklären, dass Menschen vor den Geschäften der Bekleidungskette „Abercrombie & Fitch“ Schlange stehen und lange Wartezeiten in Kauf nehmen, um sich Kleidung zu kaufen? Und warum sonst, musste dem Ansturm auf den Apple-Store in Peking beim Verkaufsstart des iPhone 4GS mit der Polizei entgegengewirkt werden?
Beim Durchblättern einer alten SPIEGEL-Ausgabe, die irgendwo herumlag, erregte ein Pressebild meine Aufmerksamkeit. Unter Mitteilungen war ein Photo zu sehen, das eine Person zeigte, die zum Sprung von einer Balkonbrüstung angesetzt hatte. Dieses Bild fesselte deshalb meinen Blick, weil dieser sich im Sprung befindende Mensch so gar nicht hineinpassen wollte in das mondäne, distinguierte Ambiente der Innenarchitektur. Als Fremdkörper störte er die klassizistische Fassade auf eine erhebliche, jedoch sehr leise Weise...
Betrachtet man das Phänomen des „embedded journalism“ kommt einem zwangsläufig die Frage nach der Nutzbarkeit des Kriegsjournalismus auf. Anfänglich muss zunächst der Grundgedanke des embedding aus gesellschaftlicher und politischer Sicht nachvollzogen werden. Das Konzept dieser Medienberichterstattung wurde von der USRegierung für den Irakkrieg beziehungsweise den dritten Golfkrieg 2003 vorgestellt mit dem anscheinend notwendigen Grund, eine objektive und transparente Kriegsberichterstattung für die Weltöffentlichkeit zu ermöglichen und somit das Einmarschieren einer Weltmacht in ein islamisches Land rechtfertigen zu können. Der damalige US-Präsident George W. Bush rechtfertigte den Krieg mit der Aussage, dass der irakische Diktator Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen herstellen würde und mit der Terrororganisation Al Quaida in Verbindung stünde.2 Somit erklärte er nicht nur das irakische Oberhaupt zum Feind der USA, sondern ein ganzes Land zum Feind der freien und kapitalistischen Welt...
"Tank man and Ai Weiwei" : die Stilisierung zu
Heldenfiguren durch massenmediale Echtzeitübertragung
(2014)
Heute herrscht ein Drang zur exzessiven Rationalität. Unterstrichen wird diese durch die unhaltbare Dokumentation des banalen Alltags. Bei Facebook, Twitter und anderen Netzwerken darf jeder mitverfolgen, was sein nebenan zum Beispiel im Urlaub auf Bali zum Frühstück gegessen hat. Erzählungen reichen nicht mehr aus, um zu beweisen, dass ein Ereignis geschehen ist. Erst durch Fotos werden Erlebnisse authentisch oder zumindest fühlt es sich für viele noch echter an. Videos werden bei Youtube hochgeladen und ganze Fotoalben auf Facebook für die “Freunde” bereit gestellt. Diverse Massenmedien werden genutzt, um Tatsachen aufzuzeigen, wie man es auch aus dem Fernsehen kennt. Es geht um die Wiedergabe tatsächlicher Geschehnisse. Das gilt sowohl für den Alltag als auch beispielsweise für politische Angelegenheiten. Zwischen nüchternen Nachrichten und Berichterstattungen ergibt sich ein Raum für die Sehnsüchte nach eher irrationalen Geschichten, Verschwörungstheorien und modernen Mythen. Kein Wunder, dass scheinbar unauffällige Alltagsfiguren durch Presse und Fernsehen manchmal zu Heldentypen stilisiert werden. Auf der Bühne politischer Ereignisse kommt es zu einer Zusammenarbeit von Journalismus und „Übermenschfiktionen“...
Als Anfang der 50er Jahre eine globale Krisensituation mit dem Aufkommen neuer Kommunikationstechnologien und der Entstehung einer konsumorientierten Massenkultur korrelierte, veranlasste die Bilderflut von Atomtests und Reklameaufnahmen den Soziologen Lewis Mumford zur Auseinandersetzung mit einem Diskurs, der erst in der jüngsten Zeit seinen vorläufigen Höhepunkt finden sollte...
Walter Benjamin sah die Vergangenheit nicht in Geschichten, sondern „in Bildern zerfallen.“1 Wie kaum ein anderes Ereignis in der Moderne drückte sich der Vietnamkrieg in einer Vielzahl von Bildern aus und kann in diesem Zusammenhang als erster und in seiner Konsequenz vielleicht als einziger TV-Krieg in der Geschichte bezeichnet werden2. Im Gegensatz zu “klassischen Ikonen“ verankerten die elektronisch generierten Bilder des Krieges ihren Staus als Medienikone durch ihre Zirkulation im Medienapparat...
In einer fast unüberschaubaren Vielzahl von Quellen, allen voran das Internet, stehen uns heute Bildmaterialien zu allen gesellschaftspolitischen Ereignissen zur Verfügung. Hier entsteht die grundlegende Problematik der Bildquellennachweise, vor denen auch die Redaktion dieser Publikation stand. Immer und überall zugänglich, ist jedoch nicht immer klar: was ist zu belegen, wie sind sie zu belegen und wie ist zu verfahren, wenn es keinen Urheber/Quelle gibt oder dieser nicht (mehr) nachzuweisen ist? Die Autorinnen wollen an dieser Stelle jenes Dilemma nicht in Form von Gesetzestexten wiedergeben, sondern primär ein Bewusstsein dafür schaffen, wie man sich mit der freien Verfügbarkeit von Bildmaterialien auseinandersetzt und ihr begegnet. Es sollen vielmehr Fragen aufgeworfen werden die den Sachverhalt der Materie verdeutlichen. Im Einzelnen können hier nur einige Denkanstöße gegeben werden um auf die Problematik innerhalb des Bildurheberrechtsgesetzes aufmerksam zu machen...