• search hit 1 of 3
Back to Result List

'Tell your life story' : über Facebooks autobiographischen Imperativ

  • Inzwischen mag es fast in Vergessenheit geraten sein, wie Facebook seine Hauptspielwiese bis zum Herbst 2011 genannt und organisiert hatte: Im Zentrum der Anwendung befand sich eine hellgraue Wand oder Mauer, an die man Informationen in zahlreichen Formaten und Varianten heften konnte. Was zuvor als flächig organisiertes, statisches, mit einem begrenzten Raum ausgestattetes, ältere Einträge automatisch verdrängendes Format diente, wird nun im Herbst 2011 ersetzt durch eine Organisationsform, die man - nicht ohne zahlreiche Implikationen - 'Timeline' zu nennen beliebt. Im Gegensatz zur vorherigen bietet diese neue Struktur ein dynamisches, spaltenartiges, nach oben in die offene Zukunft organisiertes Format, mit einem lediglich nach unten begrenzten Ursprung, ein Arrangement also, das ältere Einträge für den Besucher allesamt unmittelbar sicht- und abrufbar vorhält. Warum, so könnte man fragen, nimmt Facebook diese Änderung vor? Worin bestehen die Gründe, dass eine weitestgehend statische Fläche ersetzt wird durch eine verschiebbare, dynamische Zeitleiste? [...] Es läge nahe zu vermuten, dass einem solchen Medienwechsel vor allem ästhetische oder modische Überlegungen vorausgingen. [...] Ich möchte nun im Folgenden gegen diese allzu leichtgewichtige Vermutung einer rein ästhetischen, aufmerksamkeitsheischenden oder gänzlich arbiträren Umstellung seitens der Firma argumentieren, um einige strukturelle Gründe dafür anzuführen, warum sich dieser Wechsel dennoch und vor allem für die Firma Facebook als ratsam und nicht nur werbetechnisch als profitabel erwiesen hat. Eine solche Begründung findet sich allerdings weder in der Keynote von Zuckerberg vom September 2011 erwähnt noch im Kleingedruckten der Facebook-Statuten. Um die wahren Beweggründe für einen solchen, als durchaus tiefgreifend zu charakterisierenden Eingriff zu ermessen, erweist sich eine medienhistorische und auch medientheoretische Perspektive als außerordentlich hilfreich. Dazu sei zunächst etwas weiter ausgeholt, und zwar meinerseits mit Hilfe einer Zeitleiste, und zwar einer Zeitleiste zur Geschichte der Zeitleiste, die zeigt, was eine Zeitleiste eigentlich leistet.

Download full text files

Export metadata

Additional Services

Share in Twitter Search Google Scholar
Metadaten
Author:Markus KrajewskiORCiDGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-813535
ISBN:978-3-8498-1579-0
ISBN:978-3-8498-1578-3
ISSN:2627-1591
Parent Title (German):Medienkomparatistik : Beiträge zur Vergleichenden Medienwissenschaft
Publisher:Aisthesis
Place of publication:Bielefeld
Document Type:Article
Language:German
Date of Publication (online):2023/12/18
Year of first Publication:2020
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2024/01/08
Tag:Priestley, John: A chart of biography; Timeline
GND Keyword:Facebook; Autobiografie; Chronik; Priestley, John
Volume:2.2020
Page Number:17
First Page:99
Last Page:111
HeBIS-PPN:516701576
Dewey Decimal Classification:8 Literatur / 80 Literatur, Rhetorik, Literaturwissenschaft / 800 Literatur und Rhetorik
Sammlungen:CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft / Aisthesis Verlag
Zeitschriften / Jahresberichte:Medienkomparatistik : Beiträge zur Vergleichenden Medienwissenschaft / Medienkomparatistik : Beiträge zur Vergleichenden Medienwissenschaft ; 2.2020
:urn:nbn:de:hebis:30:3-813442
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht