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Wo ist das politische Subjekt versteckt? : Subjektkonstitution und Handlungsfähigkeit bei Judith Butler in der Diskussion

  • Ausgangspunkt der Arbeit sind feministische Auseinandersetzungen um den Begriff Subjekt auf der theoretischen Ebene und daran anschließend die Frage der Politikfähigkeit mit bzw. ohne eine fest umrissene Kategorie ‚Frau’. Judith Butler hat mit ihren poststrukturalistischen Thesen zum Subjekt eine feministische Debatte um Subjektkonstitution und politische Handlungsfähigkeit zwar nicht ausgelöst, aber doch maßgeblich beeinflusst. Daher steht Butler in dieser Arbeit stellvertretend – so eigenständig und speziell sie auch sein mag – für eine poststrukturalistische Strömung in der feministischen Theorie, die die Vorstellungen von Subjektivität und politischen Strategien verändert hat. Butler begreift die politische Handlungsfähigkeit des Subjekts als einen Effekt, der sich aus den Mechanismen der Subjektkonstitution selbst ergibt (Subjektivation). Diese Subjektkonstitution beschreibt sie als performativen Prozess, dessen Ausgang offen bleibt. Die Arbeit geht der Frage der Subjektkonstitution und politischen Handlungsfähigkeit in Texten Judith Butlers systematisch nach und wirft am Ende dir Frage nach Widerständigkeit auf. Ausgangspunkt ist die Aufsatzsammlung ‚Der Streit um Differenz’ um die bereits einige Jahre zurückliegende Debatte über das politische Subjekt des Feminismus theoretisch und politisch kontextualisiert zu rekonstruieren. Damit lässt sich zeigen, in welches theoretische und politische Feld Butler mit ihrer Theorie interveniert und dass diese Kontroverse nicht von feministischer Theorie und Praxis zu trennen ist. Schematisiert lautete der zentrale Vorwurf an Butler, dass mit ihrer Konzeption des Subjekts, das keinen vorgängigen, authentischen Kern denkt, ein politisch handlungsfähiges Subjekt hinfällig wird. Anhand von Butlers Texten und auch der Rezeption der Debatte lässt sich herausarbeiten, dass es jedoch in erster Linie um die Frage geht, unter welchen Bedingungen Handlungsfähigkeit entsteht. Um Butlers Denkbewegung der Subjektkonstitution genauer nachzuspüren, sind zentrale Begriffe wie Diskurs, Performativität, Materialität und Subjektivation anhand ausgewählter Textstellen herausgearbeitet worden, die in Bezug auf ihre Bedeutung für Handlungsfähigkeit diskutiert werden. Dabei sind folgende Kategorien festzuhalten: Handlungsfähiges Subjekt, performative Handlungsfähigkeit, widerständige Handlungsfähigkeit. Wenn die politische Handlungsfähigkeit des Subjekts als Effekt der Subjektivation verstanden wird, beteiligt sich das Subjekt maßgeblich an der Reproduktion von Normen, denen es zuvor unterworfen wurde. Wie kann sich das Subjekt also gegen seine eigenen Konstitutionsbedingungen wenden und damit widerständig sein? Butler antwortet darauf mit einem Begriff der Bestimmtheit von Handlungsfähigkeit, die nicht determinierend ist. Sich entwickelnder politischer Widerstand könne durch das Leiden der Subjekte an den sie konstituierenden Verhältnissen erklärt und gedacht werden. Es müsste also eine politische Auseinandersetzung darüber stattfinden, welche Konstitutionsbedingungen für politische Subjekte relevant sind, welche sie verletzen und unter welchen sie leiden, welche es also anzugreifen und zu verändern gilt. Es handelt sich bei dem Subjekt als politische Kategorie um einen Ort, der unter neuen Vorzeichen politisch verhandelt werden muss und an dem die Kategorien infrage gestellt werden, durch die die Subjekte politisch mobilisiert werden. Es ist dieser Ansatz Butlers, den es für politische Praxis umzusetzen und weiterzuentwickeln gilt: Ambivalenzen zuzulassen, Begriffe und Kategorien offen zu halten, um in einer politischen Praxis keinen Stillstand zu erleiden, sondern auch über die eigene Praxis reflektieren zu können. Abschließend wird Slavoj Žižeks Kritik an Butler diskutiert, die darauf hinweist, dass ihr politisches Konzept der Resignifizierung, das sich aus ihrem Performativitätskonzept speist, bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse nicht erfassen kann, wie beispielsweise gesellschaftliche Produktionsverhältnisse. Hier wird deutlich, dass das Problem politischer Handlungsfähigkeit bei Butler nicht ihrem Subjektentwurf, sondern ihrem fehlenden Begriff von Gesellschaft anzulasten ist.

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Metadaten
Verfasserangaben:Alexandra OmmertGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30-51330
Gutachter*in:Tilla SiegelGND, Dietmar J. WetzelORCiDGND
Dokumentart:Magisterarbeit
Sprache:Deutsch
Jahr der Fertigstellung:2004
Jahr der Erstveröffentlichung:2004
Veröffentlichende Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Titel verleihende Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Datum der Abschlussprüfung:25.08.2004
Datum der Freischaltung:27.11.2007
GND-Schlagwort:Feminismus; Subjekt <Philosophie>; Butler, Judith
Letzte Seite:102
HeBIS-PPN:194742385
Institute:Gesellschaftswissenschaften / Gesellschaftswissenschaften
DDC-Klassifikation:3 Sozialwissenschaften / 30 Sozialwissenschaften, Soziologie / 300 Sozialwissenschaften
Lizenz (Deutsch):License LogoDeutsches Urheberrecht