Modelle in Wirklichkeit : Computation und Simulation in der Architektur
- Zu den nachhaltigsten Prägungen des architektonischen Entwerfens gehört das vereinfachte Idealszenario, wonach der Prozess der Theorie- und Formbildung eine Kette von Modellierungsstufen sei, die vom Großen zum Kleinen, vom städtebaulichen Entwurf zur baukonstruktiven Detailplanung führen. Nach diesem Szenario steht am Anfang jeder Modellierungsphase eine architektonische Hypothese mit ihrem je spezifischen Gegenstandsversprechen. Als letzte Modellierungsstufe am Ende der Kette liegt das konkrete Bauwerk im Eins-zu-eins-Maßstab vor. Jede Stufe wird in maßstabsgetreuen Zeichnungen und Modellen entwickelt, die ihre Qualität aus der Entsprechung zum späteren Bauwerk gewinnen. In jeder Phase hat der Architekt die Möglichkeit, das bisher Modellierte durch Anschauung zu überprüfen, weiter auszuarbeiten oder zu verwerfen. Auf diese Weise wird der Entwurf von einer Stufe auf die nächste überführt. Das computerbasierte Modellieren scheint diese Idealkette entwurflicher Operationen zu unterbrechen. Unter Zuhilfenahme von 3D-Modellierungssoftware entwickelt der Architekt seinen Entwurf weniger in aufeinander aufbauenden Stufen als vielmehr in einer einzigen Stufe, die theoretisch alle anderen Stufen beinhaltet. Die erdachte Architektur wird nicht in abstrahierenden, voneinander getrennten Zeichnungen dargestellt, sondern in einem einzigen, zweidimensional wiedergegebenen 3D-Modell visualisiert. Digitale Prozessketten heben die tradierte Trennung zwischen intellektuellem Entwurfsakt und materieller Ausführung auf. Während im Analogen die architektonischen Entwurfszeichnungen zunächst in Ausführungspläne und anschließend von den am Bau beteiligten Gewerken in Werkstattpläne transformiert werden, sind im Digitalen Entwurf und Ausführung eng miteinander verschränkt. Die Produktionstechnologien greifen unmittelbar in die Entwurfsverfahren ein: Bei dem 'file to factory' genannten Modellierungsverfahren werden geometrische und technologische Informationen in einem Datenmodell zusammengefasst, das unter Zuhilfenahme computergesteuerter Fertigungsmaschinen (u. a. 3D-Drucker) in ein physisches Modell oder ein Bauteil umgesetzt wird.
Author: | Carolin Höfler |
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URN: | urn:nbn:de:hebis:30:3-429860 |
URL: | http://www.zfl-berlin.org/tl_files/zfl/downloads/publikationen/forum_begriffsgeschichte/ZfL_FIB_5_2016_1_Hoefler.pdf |
ISSN: | 2195-0598 |
Parent Title (German): | Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte |
Publisher: | Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL) |
Place of publication: | Berlin |
Document Type: | Article |
Language: | German |
Year of Completion: | 2017 |
Year of first Publication: | 2016 |
Publishing Institution: | Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg |
Release Date: | 2017/03/20 |
GND Keyword: | Architekturmodell; Architektur; Computersimulation; Arbeitsablaufplanung; Plan; Technologie |
Volume: | 5 |
Issue: | 1 |
Page Number: | 19 |
First Page: | 55 |
Last Page: | 70 |
HeBIS-PPN: | 424941201 |
Dewey Decimal Classification: | 0 Informatik, Informationswissenschaft, allgemeine Werke / 00 Informatik, Wissen, Systeme / 004 Datenverarbeitung; Informatik |
Sammlungen: | CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft |
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft / Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin | |
Zeitschriften / Jahresberichte: | Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte / Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte. 5. Jahrgang [Heft] 1 |
: | urn:nbn:de:hebis:30:3-444358 |
Licence (German): | Deutsches Urheberrecht |