Entwurf für eine praxeologische Literaturwissenschaft : Überlegungen zu einer Reformulierung des Text-Kontext-Problems
- Im Folgenden möchte ich den Vorschlag machen, 'Kontext' als strengen Differenz- und Zuordnungsbegriff aufzugeben, ohne auf das grundlegende Konzept eines materiell, funktional und institutionell und damit in seiner Realitätsqualität Anderen eines Textes, das wiederum auch andere Texte sein oder solche provozieren können, zu verzichten. Aus dieser Perspektive bilden die materiellen Grundlagen von Texten einen wesentlichen Ausgangspunkt literaturwissenschaftlichen Arbeitens. Die Materialität eines Textes ist in dieser Auffassung ihre (sprachliche) Form wie auch ihre paradigmatische und syntagmatische Gebundenheit an andere Formen, Diskurse und Praktiken. Sie ist daher stets offen, in Bewegung und auf unterschiedlichen Realitätsebenen bzw. in unterschiedlichen Realitätsqualitäten aktiv und funktional wirksam. Aus diesem Grund ist die Frage nach der permanenten Verschiebung und Aufhebung von Grenzen und Zuordnungen, veränderten Praktiken und Prozessen der Produktion und Rezeption strikt notwendig. So konnte der New Historicism mit seinen genauen Lektüren zeigen, dass sich die Grenzen zwischen den epistemologischen, politischen, religiösen und formalen Diskursen ebenso wie die Materialitäten der verschiedenartigen, literarischen und nicht-literarischen Texte stets verschieben. Im Anschließenden lässt sich anhand eines Beispiels zeigen, dass solche "Tauschgeschäfte" in Texten selbst angelegt sind und eine Differenz von Literatur und Nicht-Literatur besonders seit dem 19. Jahrhundert in Frage gestellt und vielfach auch aufgehoben wird. [...] Diese Überlegungen möchte ich in einem ersten Schritt anhand liminaler Formationen aus der langen Jahrhundertwende um 1900 beschreiben und damit auf ein spezifisches historisches Textkorpus zurückzugreifen, das erst anhand der Text-Kontext-Frage umfassend erkenn- und beobachtbar wird. Ein reformulierter und aktualisierbarer Ästhetikbegriff, der sich aus dem Textmaterial exemplarisch erarbeiten lässt, fungiert dabei als konzeptuelle Grundlage für weitere Überlegungen zum theoretischen und methodologischen Umgang mit (literarischen) Texten.
Author: | Susanne Knaller |
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URN: | urn:nbn:de:hebis:30:3-672027 |
ISBN: | 978-3-8498-1659-9 |
ISBN: | 978-3-8498-1726-8 |
ISBN: | 978-3-8498-1727-5 |
ISSN: | 1432-5306 |
Parent Title (German): | Komparatistik : Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft |
Publisher: | Aisthesis |
Place of publication: | Bielefeld |
Document Type: | Article |
Language: | German |
Date of Publication (online): | 2022/03/22 |
Year of first Publication: | 2021 |
Publishing Institution: | Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg |
Release Date: | 2022/03/22 |
GND Keyword: | Text; Kontext; Materialität; Liminalität; Literatur; Wissenschaft; Künste; Ästhetik |
Volume: | 2019 |
Page Number: | 15 |
First Page: | 12 |
Last Page: | 25 |
HeBIS-PPN: | 494119071 |
Dewey Decimal Classification: | 8 Literatur / 80 Literatur, Rhetorik, Literaturwissenschaft / 800 Literatur und Rhetorik |
Sammlungen: | CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft |
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft / Aisthesis Verlag | |
Zeitschriften / Jahresberichte: | Komparatistik : Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft / Komparatistik : Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft ; 2019 |
: | urn:nbn:de:hebis:30:3-671977 |
Licence (German): | Creative Commons - Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 |