Studien zur Chronologie der Eisenzeit in der Sahel-Zone von Burkina Faso, Westafrika
- Auswertungen der Ausgrabungen von Oursi, Oursi Village und Saouga führten zu einer zeitlichen Gliederung der keramischen Fundinventare. Anhand von Entwicklungen in Keramikform, -herstellung und -verzierung wurden drei Phasen unterschieden. Die frühe Eisenzeit, die zeitlich in einen Bereich von Christi Geburt bis zur Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends einzuordnen ist, zeichnet sich durch die Verzierung der Randpartie mit Riefen, Ritzverzierungen auf dem Gefäßkörper in Kombination mit anderen Verzierungselementen und durch Einführung der Topfform aus. Diese Elemente unterscheiden sie von der Keramik der Endsteinzeit. Der polierte Kammstich ist das neue Verzierungselement der mittleren Eisenzeit. Um 1000 AD beginnt die späte Eisenzeit. Sie wird bis in das 14. Jahrhundert auf den Siedlungshügeln des Oudalan nachgewiesen. Mit der Einführung des Verzierungselementes "Bastroulette" sowie der Gefäßformen Flasche mit Deckel, Siebgefäße und Dreibeingefäße wird das bisherige Keramikspektrum erweitert. Bei Begehungen im Oudalan, der nördlichsten Provinz des Landes, wurden Siedlungshügel entdeckt, die an der Oberfläche die jeweils typischen Keramikelemente der eisenzeitlichen Epochen aufweisen. Die letzte Besiedlungsphase dieser Siedlungshügel läßt sich demnach ebenfalls chronologisch einordnen. Das Besiedlungsmuster während der Eisenzeit zeigt eine Bevorzugung von fruchtbaren Böden, die auf den Dünenzügen und am Fuß der Inselberge verfügbar waren, sowie die Nähe von Wasser für die Wahl des Siedlungsplatzes. Dort siedelten Menschen über lange Zeit am selben Ort. Das führte zur Akkumulation von Siedlungsabfällen und damit zur Bildung von Siedlungshügeln. Die Wirtschaftsweise während der Eisenzeit bestand aus Herstellung und Verarbeitung von Eisen. In der Eisenzeit wurde Hirse angebaut sowie Vieh gehalten (Schaf, Ziege und Rind). Darüber hinaus erweiterte das Sammeln von wilden Früchten und Samen und der Fischfang das Nahrungsangebot zur damaligen Zeit. Die Besiedlungskontinuität über 14 Jahrhunderte während der Eisenzeit des Oudalan findet im überregionalen Kontext Entsprechungen. Bei Vergleichen der Siedlungsform und der Keramikverzierung des nördlichen Burkina Faso mit anderen Regionen werden die Beziehungen zwischen den Gruppen der Savannenbevölkerung von Westafrika, aber besonders zum Bereich des Nigerbogens im südlichen Mali deutlich. Die vielfältigen Parallelen innerhalb des Fundgutes des Oudalan und des südlichen Mali vermitteln während der Eisenzeit den Eindruck einer Epoche der Stabilität, in der sich über lange Zeiträume Siedlungen entwickelten und expandierten. Auch der Austausch von Gütern mit den ländlicheren Gegenden, wie dem Oudalan, war zu dieser Zeit genauso intensiv wie mit denjenigen der Handelsrouten. Die Eisenzeit in den Savannen Westafrikas weist durch die Siedlungshügel und durch die Verwendung der unterschiedlichsten Rouletteformen als Keramikverzierung, die gleichsam als Leitform betrachtet werden können, eine einheitliche Erscheinungsform auf, die wahrscheinlich erst durch politische Umwälzungen in weiten Teilen Westafrikas um das 14. Jahrhundert zu einem Ende kam.
- The analysis of the excavation material of the sites Oursi, Oursi Village and Saouga has allowed the ceramic finds to be organised into discrete time phases. Three such phases can be distinguished on the basis of the development of vessel forms, production processes and ceramic ornaments. The early Iron Age - from the birth of Christ until the middle of the first millennium AD - is distinguished by channelling of the vesselrim and incised decorations on the body of the vessel in combination with other elements of ornaments, and by the introduction of the vessel form "pot" which has been unknown in the Late Stone Age. The middle Iron Age is initiated by a new decoration style: the stab mark, polished after being pressed in the vessels' surface. The late Iron Age starts around 1000 AD. It can be established up to the 14th century on the settlement mounds of the Oudalan. The former spectrum of ceramics is extended by the introduction of the ornament item "strip roulette" as well as the vessel forms "bottle with pot lid", "straining vessel" and "tripod". During excavations in the Oudalan, the northern most province of the country, settlement mounds were discovered, which showed on the surface the typical ceramic elements of the Iron Age. They can therefore be chronologically classified. The pattern of the settlements in the Iron Age shows a preference for fertile soil, such as the soil found on the dune courses and on the foot of the mountain islands, as well as a preference for nearby water for the choice of the location of settlements. The accumulation of waste from the settlements, where people settled for a long time on the same place, let to the formation of settlement mounds. The economic live in the Iron Age consisted of the cultivation of millet and animal farming (sheep, goat and cattle). The diet was enriched by the collection of wild berries and seeds, hunting and fishing. The continuity of settlements in the Oudalan over 14 centuries during the Iron Age shows parallels in a supraregional context. Comparisons of the settlement forms and the ceramic ornaments of northern Burkina Faso with other regions show the relationships between the groups of savannah people of West Africa, in particular with those of the Niger bend in southern Mali. The manifold parallels between the finds of the Oudalan and southern Mali give the impression of an epoch of stability in the Iron Age, during which settlements developed and expanded over a long time. The exchange of goods with the more rural areas, such as the Oudalan, was as much intensive as the exchange with the settlements along the trading routes. The Iron Age in the savannah of West Africa manifests itself through the occurrence of settlement mounds and the usage of varying types of rouletting as ceramic ornaments, which may be viewed as a key form. The Iron Age in the Oudalan probably did not end until the political changes took place in wide areas of West Africa around the 14th century.