Hippocampusmorphometrie bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom und kognitiver Beeinträchtigung
- Das idiopathische Parkinsonsyndrom (IPS) wurde durch James Parkinson im Jahr 18171 vornehmlich als neurologische Bewegungsstörung beschrieben. Durch die Verdienste umfassender Forschung und klinischer Diagnostik der letzten Jahrzehnte wird das IPS heute als Syndrom aufgefasst, das neben motorischen auch durch neuropsychiatrische, vegetative und sensible Symptome charakterisiert ist. Eines dieser sogenannten „nicht-motorischen Symptome“ bildet die (milde) kognitive Beeinträchtigung, die jeden vierten nicht-dementen Parkinsonpatienten betrifft2 und die im oft langjährigen Krankheitsverlauf in eine Parkinsondemenz münden kann, an der 8 Jahre nach Krankheitsbeginn bis zu 78% der Parkinsonpatienten leiden.3 Durch die steigende Lebenserwartung der Patienten und die besseren Therapieoptionen der motorischen Komponente eines IPS finden derzeit gerade die nicht-motorischen Symptome sowohl in der Forschung als auch der Klinik zunehmend stärkere Beachtung.
Die motorische Symptomatik des IPS wird vorrangig durch die Degeneration dopaminerger Neuronen in bestimmten Strukturen des Hirnstamms hervorgerufen.4 Die Entwicklung kognitiver Symptome ist komplexer und umfasst vermutlich neben der (genannten) dopaminergen Degeneration die Beeinträchtigung weiterer Neurotransmitter sowie degenerative Prozesse an anderer Stelle des ZNS.5 Insbesondere die Atrophie von frontalem, parietalem und (medio-) temporalem Cortex scheint mit der Parkinsondemenz assoziiert.6–8 Auch gleichzeitig auftretende histopathologische Prozesse, die für die Alzheimer-Demenz charakteristisch sind, werden diskutiert.9
Der Hippocampus, eine Struktur des Mediotemporallappens, leistet einen bedeutenden Beitrag zum deklarativen räumlichen Gedächtnis und zum Arbeitsgedächtnis sowie zur Verarbeitung von Emotionen, sodass er beim normalen Altern, aber auch vielen Erkrankungen, eine wichtige Rolle einnimmt.10–12 Vor allem bei der Alzheimer-Demenz ist der Hippocampus eine sehr früh von der Atrophie betroffene Struktur.13 In den letzten Jahren mehren sich die Hinweise, dass dies auch bei der Parkinsondemenz der Fall ist.14–16 Aus diesem Grund wird im Folgenden ein besonderes Augenmerk auf diese Struktur gelegt.
Die vorliegende Studie setzt sich mit der Fragestellung auseinander, ob und inwiefern sich Parkinsonpatienten mit unterschiedlich ausgeprägten kognitiven Einschränkungen in den Volumina ausgewählter Hirnstrukturen – darunter die corticale graue und weiße 8 Substanz, der Hippocampus und die Hirnventrikel – sowie in den neuropsychologischen Domänen Gedächtnis, Exekutivfunktionen und Aufmerksamkeit, Sprache und visuell-räumliche Funktionen unterscheiden. Außerdem wird untersucht, ob zwischen den Hirnvolumina und dem Grad der kognitiven Einschränkung ein Zusammenhang besteht. Hierzu werden Parkinsonpatienten ohne Demenz (PD), Parkinsonpatienten mit milder kognitiver Beeinträchtigung (PD-MCI) und Patienten mit Parkinsondemenz (PDD) neuropsychologisch untersucht und magnetresonanztomographische Aufnahmen des Gehirns erstellt. Die mit einem automatisierten Messprogramm ermittelten Hirnvolumina werden in Korrelation zu Testungen des Gedächtnisses, der Exekutive und Aufmerksamkeit, der Sprache und visuell-räumlicher Funktionen gesetzt.
Die Arbeit gliedert sich wie folgt: Zum besseren Verständnis der kognitiven Symptomatik werden im ersten Kapitel die nicht-kognitiven Symptome des IPS charakterisiert sowie der aktuelle Wissensstand über Kognition beim IPS wiedergegeben. Anschließend werden die technischen Grundlagen der Magnetresonanztomographie und Methoden zur Auswertung struktureller MRT-Bilder erläutert. Darauf aufbauend wird die Fragestellung konkretisiert, bevor im zweiten Teil der Arbeit die Vorstellung des Studiendesigns, die Präsentation der Ergebnisse und im letzten Teil die Diskussion erfolgen.