Der Zusammenhang zwischen kognitiver Emotionsregulation, positivem Aufmerksamkeitsbias und Resilienz

  • Das Verständnis von Faktoren, die die Widerstandsfähigkeit gegen Stress fördern, ist entscheidend für die Entwicklung von Stresspräventionsprogrammen und für die Verbesserung der Behandlung stressbedingter Störungen. Zum einen war es Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit, den Einfluss der kognitiven Emotionsregulation (ER) auf die psychische Gesundheit zu untersuchen und bereits vorhandene Ergebnisse zum Einfluss der Emotionsregulation auf die Resilienz zu replizieren. Es wird zunehmend anerkannt, dass die meisten psychiatrischen Erkrankungen mit Emotionsdysregulation einhergehen und dass klinische Interventionen davon profitieren, wenn sie auf einem empirischen Verständnis der Emotionsprozesse beruhen. Der Hauptfokus lag zudem darauf, zu untersuchen, ob es einen Zusammenhang zwischen Resilienz und einem Aufmerksamkeitsbias auf positive Informationen, einen Positivitätsbias, gibt. In der vorliegenden Studie wurde eine Stichprobe psychisch gesunder Teilnehmer (n=229) im Alter von 18 bis 55 Jahren herangezogen, denen Bilder aus dem „International Affective Picture System“ präsentiert wurden. Dabei bekamen sie die Anweisung, negative Emotionen zu Fotos durch kognitives Umbewerten oder Distanzieren herunterzuregulieren. Die Reaktionszeiten sowie die Erregungsbewertungen wurden für die Bedingungen Neubewertung, Distanzieren, negatives passives Betrachten sowie neutrales passives Betrachten erhoben. Zudem wurde die Aufmerksamkeitsverzerrung gegenüber positiven und negativen Reizen mithilfe einer Visual Dot-Probe Aufgabe untersucht. Gemessen wurden die Reaktionszeiten der Studienteilnehmer bei Reaktionen auf einen Stimulus, der auf die Präsentation emotionaler Gesichter folgt, im Vergleich zu Reaktionen auf einen Stimulus, der an die Stelle von neutralen Gesichtern rückt. Hieraus wurden Aufmerksamkeitsverzerrungen abgeleitet. Die anschließende Datenanalyse und statistische Auswertung konnten zeigen, dass die Neubewertung im Vergleich zum passiven Betrachten der negativen Bilder eine längere Reaktionszeit aufweist, was darauf hinweist, dass die kognitive Emotionsregulation möglicherweise anstrengendere kognitive Kontrollprozesse aktiviert. Hinsichtlich des Zusammenhangs mit der Resilienz konnte eine signifikante positive Korrelation der Reaktionszeitdifferenzen der Emotionsregulationsstrategien Distanzieren und Neubewerten mit dem Resilienz-Score beobachtet werden. Bei den Erregungsbewertungen der Emotionsregulation zeigte sich weder ein signifikanter Effekt der Bedingung noch ein Zusammenhang mit dem Resilienz-Score. Die Ergebnisse der Visual Dot-Probe zeigten, dass es keine Unterschiede in den Reaktionszeiten nach der Präsentation des neutralen sowie des emotionalen Stimulus gab. Auch zeigten sich keine Zusammenhänge mit der Resilienz. Der erwartete Zusammenhang zwischen Resilienz und einem Aufmerksamkeitsbias auf positive Informationen konnte in den Ergebnissen nicht gefunden werden. In den vorliegenden Daten zeigte sich hingegen eine signifikante negative Korrelation der Fähigkeit der kognitiven Neubewertung mit der Höhe des negativen Aufmerksamkeits Bias-Scores. Somit liefert die vorliegende Arbeit einen Hinweis darauf, dass Personen mit einem hohen Maß an Emotionsregulationskapazitäten eine höhere Aufmerksamkeitslenkung weg von emotional negativen Stimuli aufweisen. Bezüglich der Anwendung auf klinische Stichproben besteht noch Raum zu analysieren, ob es sich um ein stabiles Phänomen handelt, das auf diese übertragen werden kann.
  • Understanding factors that promote resilience to stress is critical for developing stress prevention programs and improving the treatment of stress-related disorders. On the one hand, the aim of the present research was to examine the influence of cognitive emotion regulation on mental health and to replicate existing findings regarding the influence of emotion regulation on resilience. It is increasingly recognized that most psychiatric disorders are associated with emotion dysregulation and that clinical interventions benefit from an empirical understanding of emotion regulation processes. The main focus was also to investigate whether there is a relationship between resilience and an attention bias towards positive information, a positivity bias. In the present study, a sample of mentally healthy participants (n=229) aged 18 to 55 years was used and presented with pictures from the International Affective Picture System. They were instructed to down-regulate negative emotions to pictures by cognitive reappraisal or distancing. Reaction times as well as arousal ratings were measured for the reappraisal, distancing, negative passive viewing, and neutral passive viewing conditions. In addition, attentional bias toward positive and negative stimuli was analyzed using a task. Reaction times of study participants were measured for responses to a stimulus following the presentation of emotional faces compared to responses to a stimulus replacing neutral faces, and attentional biases were obtained. Subsequent data analysis and statistical evaluation revealed that reappraisal showed a longer reaction time compared to passive viewing of the negative images, implying that cognitive emotion regulation may activate more strenuous cognitive control processes. Regarding the relationship with resilience, a significant positive correlation of the difference in reaction time of the emotion regulation strategies with the resilience score was observed. The arousal ratings of emotion regulation showed neither a significant effect of condition nor a correlation with the resilience score. The results of the visual dot probe task showed that there were no differences in reaction times after the presentation of the neutral as well as the emotional stimulus. There were also no correlations with resilience. The present data showed a significant negative correlation of the ability of cognitive reappraisal with the level of the negative attention bias score. Thus, the present work provides evidence that individuals with high levels of emotion regulation capacity exhibit higher attention redirection away from emotionally negative stimuli. Regarding the application to clinical samples, there is still room to analyze whether this is a stable phenomenon that can be applied to clinical samples

Download full text files

Export metadata

Metadaten
Author:Friederike Isolde RogallGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-722687
DOI:https://doi.org/10.21248/gups.72268
Place of publication:Frankfurt am Main
Referee:Michael M. PlichtaORCiDGND, Jochen KaiserORCiDGND
Advisor:Michael M. Plichta
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2023/03/09
Year of first Publication:2022
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2023/02/28
Release Date:2023/03/09
Page Number:110
HeBIS-PPN:505651408
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Sammlungen:Universitätspublikationen
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht