Religion und Politik als Problemfeld im sog. Demokratisierungsprozeß der Türkei
- Die vor Ausrufung der Republik in der Türkei beginnende Geschichte der Säkularisierung bzw. des Laizismus kann auch als die Geschichte der Verwestlichung der türkischen Gesellschaft verstanden werden. Die mit der Säkularisierung einhergehenden Reformen betrafen zunächst das Militärwesen, wies dieses doch die größten Schwächen auf. Sie erstreckten sich im weiteren aber auch auf die Wirtschaft, das Regierungssystem und die Gesellschaft im allgemeinen. Während dieser vorrepublikanischen Phase war die Auseinandersetzung mit der andersartigen westlichen Weltanschauung und Denkweise unvermeidlich. Der bis in das 18. Jahrhundert zurück zu verfolgende Verwestlichungsprozeß wurde bereits in vielerlei Hinsicht untersucht. In der vorrepublikanischen Phase existierten nicht nur die konventionellen islamischen Anschauungen über Religion, sondern auch schon solche der neuen Weltanschauung, für die die Religion nicht dem mehr als selbstverständliche Grundlage menschlichen Denkens galt. Sie stellte vielmehr neu die Frage, was denn unter Religion überhaupt zu verstehen sei.