Vom Name-n-forscher zum Name-ns-forscher : unbefugte oder befugte ns-Fuge in Namen(s)-Komposita?

  • Um die nun im Titel gestellte Frage zu beantworten: Es ist befugt, Komposita mit Name als Erstglied mit -ns- zu verfugen. Die Korpusbefimde weisen überdeutlich aus, daß "ns- hier hochproduktiv ist. Als Grund fiir diese starke Bevorzugung der ns-Fuge wurde der "Rückzug" der n-Fuge auf die Klasse der belebten, schwachen Maskulina und damit die Funktionalisierung ebendieser Fuge als Klassen- und Belebtheitszeichen ermittelt. Der Name als Simplex hat sich zwar bereits mit dem starken Genitiv Singular Namens aus der Klasse der schwachen Maskulina entfernt, doch verharrt er weiterhin in einer kleinen Mischklasse, deren Mitglieder zum größten Teil bereits in die starke (sog. "Balken-") Klasse abgewandert sind oder dabei sind, dies zu tun. Daß der Name sich diesem Wandel entzieht, geschieht jedoch unbefugter- und unerklärtermaßen. Die Beschäftigung mit den Namen/s-Schwankungen hat ferner erbracht, daß gerade die ältere Schicht an Namens-Komposita lexikalisiert ist (Namenstag, Namensvetter) und daß die n-Fuge nur noch in fachsprachlicher Verwendung dominiert (Namenaktie, Namenkunde, Namenforschung). Als förderlich für die ns-Verfugung haben sich gerade die (ansonsten fugenhemmend wrrkenden) deverbalen Zweitglieder erweisen (Namensgebung), als hinderlich dagegen die Komplexität der 1. Konstitutente (Familiennamenforschung) - wenngleich diese Tendenzen nur fiir die s-Fuge ermittelt wurden. Die ns-Fuge erweist sich ilrrerseits als bessere Binnengrenzmarkierung, da [s] positionsbeschränkt, d.h. im Wortanlaut blockiert ist. Sowohl bei -n- als auch bei -ns- handelt es sich um paradigmische Fugen. Der Zufall bzw. das Alphabet will es, daß der Eintrag Name zwischen Naivling und Nandu (< span.-südam. nandu [njan'du]), dem südamerikanischen Kollegen des afrikanischen Straußenvogels, angesiedelt ist. Was den Nandu betrifft, so hat sich dieser Beitrag zumindest darum bemüht, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Was jedoch den Naivling anbelangt, so befinden wir uns bei dem faszinierenden Thema der Fugenelemente immer noch in diesem Stadium, auch wenn mittlerweile bei der Frage nach Funktion und Grammatik dieser "Grenzfälle morphologischer Einheiten" (so der Titel von Fuhrhop 1998) große Durchbrüche erzielt worden sind. Wenn es aber, wie in diesem Beitrag, um Schwankungs- und damit um Grenzfälle solcher Grenzfälle geht, so tut sich, um die Sache positiv zu wenden, ein ganzer Strauß (oder Nandu) an Desideraten, Herausforderungen und Forschungsperspektiven auf.

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Verfasserangaben:Damaris NüblingGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30-81522
URL:http://www.germanistik.uni-mainz.de/Dateien/Nuebling_2004c.PDF
ISBN:978-3-8300-1457-7
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):Studien zur deutschen Sprache und Literatur : Festschrift für Konrad Kunze zum 65. Geburtstag / hrsg. von Václav Bok, Ulla Williams, Werner Williams-Krapp ; Schriftenreihe Studien zur Germanistik ; Bd. 10
Verlag:Verlag Dr. Kovač
Verlagsort:Hamburg
Dokumentart:Teil eines Buches (Kapitel)
Sprache:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):11.10.2010
Jahr der Erstveröffentlichung:2004
Veröffentlichende Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Datum der Freischaltung:11.10.2010
GND-Schlagwort:Namenkunde
Seitenzahl:11
Erste Seite:334
Letzte Seite:353
Quelle:http://www.germanistik.uni-mainz.de/Dateien/Nuebling_2004c.PDF ; (in:) Václav Bok, Ulla Williams, Werner Williams-Krapp: Studien zur deutschen Sprache und Literatur. Festschrift für Konrad Kunze. - Hamburg, 2004, S. 334-353
HeBIS-PPN:267270011
Institute:keine Angabe Fachbereich / Extern
DDC-Klassifikation:4 Sprache / 40 Sprache / 400 Sprache
Sammlungen:Germanistik / GiNDok
Linguistik
BDSL-Klassifikation:02.00.00 Deutsche Sprachwissenschaft (in Auswahl) / BDSL-Klassifikation: 02.00.00 Deutsche Sprachwissenschaft > 02.09.00 Deutsche Sprachgeschichte / BDSL-Klassifikation: 02.00.00 Deutsche Sprachwissenschaft > 02.09.00 Deutsche Sprachgeschichte > 02.09.02 Wortgeschichte. Etymologie
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