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Neben typischem Xanthium saccharatum wurden am Rheinufer in Duisburg-Hochemmerich morphologisch
abweichende Xanthium-Exemplare gefunden, die in ihren Merkmalen Xanthium albinum entsprechen. Durch
deren Vermessung und durch Vergleiche mit Xanthium-Exemplaren von Weser und Elbe sowie durch Literaturauswertung wurden sie als Xanthium albinum subsp. albinum bestätigt. Dies lässt Diskussionen über die Herkunft dieser Pflanzen am Rhein und über das Areal der Sippen zu.
Urbane Böden im Ruhrgebiet
(2011)
Die räumliche Konzentration menschlichen Wirkens im städtischen Raum führt seit jeher zu Veränderungen der
Böden. Im Ruhrgebiet bewirkte vor allem die montan-industrielle Vergangenheit tiefgreifende Veränderungen,
weshalb die heutigen Böden sich z. T. stark von den ursprünglichen natürlichen Bodenverhältnissen unterscheiden.
Einige der neu entstandenen Böden finden in Europa keine natürlichen Äquivalente und bilden einzigartige Standorte. Auch wenn das eigentliche Merkmal städtischer Böden ihre gegenüber den natürlichen Verhältnissen erhöhte Diversität ist, lassen sich häufig anzutreffende Charakteristika wie erhöhte Skelettgehalte, pH-Werte und
Schadstoffgehalte sowie Verdichtungen und Versiegelungen feststellen. Nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Einflussfaktoren auf die Bodenentwicklung hat sich im deutschen Sprachgebrauch nur teilweise eine eindeutige und einheitliche (verbindliche) Klassifikation durchgesetzt, sodass mehrere Ansätze und Nomenklaturen existieren.
Zu den ruhrgebietstypischen Böden zählen etwa die Böden auf Bergematerial des Steinkohlenbergbaus, die
Böden auf Hochofenschlacken oder die Böden auf brachliegenden Bahngleisen. Sie bilden z. T. extreme
Pflanzenstandorte und unterscheiden sich stark voneinander, wie es beispielsweise der Gegensatz zwischen dem sehr sauren Bergematerial und den stark alkalischen Schlacken verdeutlicht. Diese Diversität wirkt sich auch
entsprechend auf die Pflanzenartenvielfalt im urbanen Raum aus. Zudem speichern Stadtböden Informationen zu
vergangenen Umweltzuständen und zur Entwicklung der Städte, die von archäologischer und siedlungsgeschichtlicher
Bedeutung sind.
Die Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus), meist kurz Kapuzinerkresse genannt, wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2013 gewählt, die Kategorie der "Natur des Jahres", die insbesondere den pharmazeutischen Nutzen einer Art herausstellen will. Laut dem Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen der Universität Würzburg, welcher die Arzneipflanze des Jahres kürt, können die in der Kapuzinerkresse enthaltenen Senföle die Vermehrung von Bakterien, Viren und Pilzen hemmen und dadurch Medikamente wie Antibiotika zum Teil ersetzen. Zusätzlich enthält die Pflanze viel Vitamin C, wodurch die Abwehrkräfte gestärkt werden.
Besser bekannt ist die Kapuzinerkresse als attraktive bodendeckende oder rankende Zierpflanze in Gärten oder Balkonkästen. Seltener findet man ihre Blüten, Blätter oder Früchte als Dekoration von Speisen. Studierende der Botanik kennen die Kapuzinerkresse außerdem aufgrund einer Reihe von Eigenschaften als Anschauungsobjekt aus Morphologiekursen.
Am 18. Juli 2010 fand im Ruhrgebiet das Projekt "Still-Leben Ruhrschnellweg" im Rahmen der Veranstaltung zur Kulturhauptstadt 2010 statt. Für einen Tag war die A40 zwischen Dortmund "Märkische Straße" und Duisburg-Häfen für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt und wurde zu einer Veranstaltungsmeile (www.ruhr2010.still-leben-ruhrschnellweg.de), die im Nachhinein als einer der erfolgreichsten Veranstaltung des Kulturhauptstadt-Jahres betrachtet wurde. Neben dem außergewöhnlichen Event an sich stellte dieser Tag für Botaniker zusätzlich eine einmalige Gelegenheit dar, einen Lebensraum zu untersuchen, der ansonsten nicht zugänglich ist und bisher nur völlig unzulänglich aus dem fahrenden Auto bzw. im Stau stehend untersucht worden war. Daher beschlossen der Bochumer Botanische Verein und die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet (www.bswr.de), eine systematische Kartierung der Autobahnstrecke zu organisieren. Unter der Federführung von Dipl.-Biol. CORINNE BUCH (Vorsitzende des Bochumer Botanischen Vereins und Mitarbeiterin an der Biostation Westliches Ruhrgebiet) konnten außerdem insbesondere aus dem Umfeld der anrainenden Universitäten, des BUND, des NABU und der Biologischen Station Östliches Ruhrgebiet über 70 Fachleute, Studierende und interessierte Laien für das Projekt gewonnen werden. Als Triebkraft für ein solch außergewöhnlich großes Interesse war zu allererst eine gespannte Neugierde festzustellen. Wissenschaftliches Ziel war neben einer möglichst vollständigen Erfassung aller Arten, besonders charakteristische Autobahnarten herauszustellen, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Salzpflanzen (Halophyten) lag.
Der Bubikopf ist schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts als Zimmerpflanze in Kultur und auch heute noch ganzjährig im Pflanzenhandel erhältlich. Dem Gärtner ist schon länger bekannt, dass die Art auch bei uns milde Winter im Freiland überdauern kann. Für den Botaniker ist aber interessant, dass der Bubikopf offensichtlich immer häufiger auch verwildert und dabei Fröste von unter -10 °C schadlos überdauert. Im Ruhrgebiet haben sich verwilderte Bubikopf-Vorkommen in Zierrasen als vollkommen winterhart erwiesen.
Als Maßnahme gegen das "Insektensterben" werden Samentütchen im Handel angeboten oder von Firmen und Behörden verteilt, die im Garten, aber auch in der freien Landschaft, ausgestreut werden. Häufig wird dies von Naturschutzverbänden unterstützt. Der Inhalt dieser Tütchen ist in der Regel nicht dokumentiert und besteht in vielen Fällen aus nicht-einheimischen, einjährigen Arten, die zu keinem nachhaltigen, positiven Effekt in der Natur führen und höchstens den häufigen Insektenarten nützen. Es werden die Komplexität der Themenfelder "Insek-tensterben" und "Ansaaten" beleuchtet und Handlungsalternativen zur ungezielten Samenaussaat aufgezeigt.
Rosmarin wurde vom NHV THEOPHRASTUS (Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach THEOPHRASTUS BOMBASTUS VON HOHENHEIM, genannt PARACELSUS e. V.) zur Heilpflanze des Jahres 2011 gewählt, vor allem aufgrund der vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten. In wintermilden Gebieten findet die Art außerdem als Winterblüher im Freiland Beachtung, da sie – wie im Mittelmeerraum – auch bei uns bereits ab Ende Oktober blühen kann. Vor allem in England ist Rosmarin Bestandteil vieler weihnachtlicher Bräuche.
Fenchel (Foeniculum vulgare) ist eine der wenigen gelb blühenden Arten innerhalb der hauptsächlich weiß blühenden Familie der Apiaceae. Seine familientypischen Doppeldolden (einfache Dolden sind innerhalb der Familie sehr selten) umfassen insgesamt jeweils 20-50 kleine, im Spätsommer blühende Einzelblüten ohne Hülle (Tragblätter der Doldenstrahlen) oder Hüllchen (Tragblätter der Döldchenstrahlen).
Wenn sich der Sommer beginnt zu verabschieden und sich die Blätter der Laubbäume langsam verfärben, bereitet sich die heimische Natur - ebenso wie der heimische Botaniker - auf die Winterruhe vor. Blütenreichtum ist im urbanen Raum vorwiegend noch einigen spät blühenden Neubürgern auf Industriebrachen zu verdanken. Therophyten-Freunde erfreuen sich zum Saisonfinale an der Flora der Ufer der großen Flüsse. Für die früher viel stärker von den Jahreszeiten abhängigen Menschen galt die Blüte der Herbstzeitlose als Herbstbote. Diese Art ist in vielerlei Hinsicht - strategisch und morphologisch - sonderbar, ungewöhnlich und daher faszinierend.
Als Glück bringendes Mitbringsel erfreut sich der Glücksklee (Oxalis deppei = O. tetraphylla) vor allem zum Jahreswechsel großer Beliebtheit. Neben weiteren, dem (Aber-)Glauben nach Glück bringenden Symbolen wie Schornsteinfeger, Schwein, Hufeisen und Fliegenpilz sind viergeteilte Kleeblätter ein häufiges Motiv auf Silvesterartikeln. Botanisch gehört er allerdings nicht zur Gattung "Klee" (Trifolium, Fabaceae, Schmetterlingsblütler), sondern zur Gattung Sauerklee (Oxalis, Oxalidaceae, Sauerkleegewächse), die in Nordrhein-Westfalen mit dem einheimischen Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), sowie mit dem neophytischen Aufrechten Sauerklee (Oxalis stricta) und der möglicherweise archaeophytischen Artengruppe Gehörnter Sauerklee (Oxalis corniculata agg.) vertreten ist. Im vorliegenden Beitrag werden Verbreitung, Morphologie und Verwendung des Glücksklees besprochen.
Der Blaue Bubikopf (Pratia pedunculata, Lobeliaceae), eine Zierpflanze aus Australien, hat sich in zwei Zierrasen in Bochum-Querenburg eingebürgert, wie dies vom echten Bubikopf (Soleirolia soleirolii) im Stadtgebiet schon länger bekannt ist. Über die Fundumstände und die Geschichte der Einbürgerung der für Westfalen neuen Art wird berichtet.
Zwei Funde des Mittleren Nixkrauts (Najas marina subsp. intermedia) in Gewässern der Rheinaue in Duisburg geben Anlass, auf die in Nordrhein-Westfalen noch weitgehend unbekannte Art Najas marina mit ihrenbeiden Unterarten aufmerksam zu machen, zumal es Hinweise darauf gibt, dass die Sippen bundesweit in Ausbreitung begriffen sind. Während in jüngerer Zeit die subsp. marina in Nord- und Ostwestfalen erstmals für Nordrhein-Westfalen nachgewiesen wurde, liegt mit dem Fund der subsp. intermedia in Duisburg nun der Erstnachweis dieser Unterart für Nordrhein-Westfalen vor.
Myriophyllum alterniflorum besiedelt als Unterwasserpflanze sowohl stehende wie auch langsam und schnell fließende Gewässer. Es hat seinen Schwerpunkt in nährstoffarmen Gewässern und kommt in kalkarmen und kalkreichen Gewässern vor. Im vorliegenden Beitrag werden verwandte Arten, Morphologie und Biologie, aber auch Gefährdung und Schutz des Wechselblütigen Tausendblatts dargestellt.
Hopfen und Malz
(2009)
Im Jahre 1516 wurde in Deutschland das Reinheitsgebot eingeführt, welches besagt, dass Bier nur aus Hopfen, Malz und Wasser zubereitet werden darf. Seine Aufstellung war unter anderem eine Reaktion auf die damals geläufige Beimischung verschiedener psychoaktiv wirkender Pflanzen z. B. Stechapfel (Datura stramonium, Solanaceae). Auch wenn dieses alte Gesetz die tatsächliche aktuelle Rechtsgrundlage nur teilweise wiedergibt, ist es doch noch heute eine der bekanntesten Lebensmittelregelungen und einer der Gründe für die weltweite Prominenz deutscher Biersorten. Die Gattung Humulus aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) umfasst nur drei Arten, von denen zwei ausschließlich in Asien vorkommen. Das Verbreitungsgebiet unseres heimischen Hopfens dehnt sich von Eurasien bis Nordamerika aus. Die krautige Liane (Kletterpflanze) windet sich im Uhrzeigersinn um ihre Unterlage, was bemerkenswert ist, weil die meisten Ranken linkswindend sind. Widerhakige Haare am rankenden Spross dienen dabei zur Befestigung und als Kletterhilfe. Die äußerst dekorativen Blätter des Hopfens sind, je nach Blattalter, (0)3-7(9)-lappig, werden bis 20 cm lang und sind am Rand gesägt. Hopfenpflanzen können ein Alter von bis zu 50 Jahren erreichen.
Süßholz ist bekannt vom Raspeln und als Lakritz, vielleicht sogar als Hustenmittel. Aber wer hat schon einmal die lebende Pflanze gesehen? Im Jahr 2012 wurde die Art vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen vom Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Wie schon im letzten Jahr mit der Fleischfarbenen Passionsblume (Passiflora incarnata) handelt es sich um eine fremdländische Art, die man in Deutschland, wenn überhaupt, nur noch in Botanischen Sammlungen finden kann. Die lebende Pflanze ist heute weitaus unbekannter als ihre Heilwirkung. In noch größerem Maße trifft dies übrigens auch auf die Heilpflanze des Jahres 2012 zu, die Koloquinte (Citrullus colocynthis). Der Sinn solcher Auswahlen bleibt im Unklaren. Es scheint uns geeigneter, den Botanischen Gärten die Aufgabe zu überlassen, sich solchen interessanten, aber weitgehend unbekannten oder in Vergessenheit geratenen Pflanzen zu widmen. Bei der Wahl einer deutschen "Pflanze des Jahres" sollte man sich unserer Ansicht nach auf Arten der heimischen Pflanzenwelt konzentrieren, die man auch in der Natur zu Gesicht bekommen kann. Die Auswahl an geeigneten Kandidaten mit Heilwirkung jedenfalls dürfte für einige hundert Jahre ausreichen – oder aber man kürt gleich ein "Medikament des Jahres".
Das Kleine Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) zählt zu den klassischen Frühjahrsgeophyten, wobei die Bezeichnung Wintergeophyt an dieser Stelle viel treffender wäre, denn die Art gehört neben dem Winterling (Eranthis hyemalis) bei uns zu den allerersten blühenden Pflanzen im Jahr. Ihre Blüten erscheinen massenhaft zwischen Januar und März, in milden Jahren blühen einzelne Pflanzen auch schon im Dezember. Somit kommt dem Schneeglöckchen nicht nur unter Botanikern eine symbolische Bedeutung zu: Sein Erscheinen versinnbildlicht das allmähliche Erwachen der Natur nach der Winterruhe und den Neubeginn des Pflanzenjahres.
Obwohl die Zahl der Weidenarten doch überschaubar ist, führt ihre Neigung zur Hybridbildung zu bisweilen unklaren Abgrenzungen, starken Merkmalsüberschneidungen sowie generellen Unterscheidungsproblemen. Auf der Exkursion am Möhnesee wurden die wichtigsten hier vorkommenden Arten und Hybriden mit ihren Merkmalen präsentiert. Dazu mussten mehrere verschiedene Standorte mit dem Auto angefahren werden.
Nach einem kurzen Überblick über häufige Arten an den Ufern des in diesem Sommer randvollen Möhnesees wie Silber-Weide (S. alba) oder ihre Hybride, der Fahl-Weide ging es weiter zum Bachtal der Möhne. Doch noch bevor die Exkursionsgruppe dieses erreichte, wurde schon die erste relativ unbekannte Weidenart am Parkplatz entdeckt: es handelt sich um die Nordamerikanische Balsam-Weide (S. pyrifolia), die dort angepflanzt war. An den Bachufern wurden mehrere Bäume der Bruch-Weide (S. fragilis) gezeigt, die von Weitem durch das Erscheinungsbild ähnlich eines Blumenkohls oder auch vergleichbar mit Cummulus-Wolken erkannt werden kann.