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Ambrosia artemisiifolia L. (Beifußblättrige Ambrosie) ist eine einjährige Art der Asteraceae aus den Präriegebieten Nordamerikas, die inzwischen in vielen Ländern der gemäßigten Zonen vorkommt. Entgegen bisheriger Prognosen ist A. artemisiifolia auch im nördlichen Mitteleuropa in der Lage, keimfähige Samen zu produzieren. Auf der Grundlage eigener Experimente wird die Etablierungswahrscheinlichkeit in Deutschland bewertet. Habitate und Vergesellschaftung von A. artemisiifolia in Deutschland werden erstmals untersucht und im mitteleuropäischen Kontext verglichen. Wegen der großen ökologischen und soziologischen Amplitude ist A. artemisiifolia nur als Stellarietea mediae Klassenkennart einzustufen. Wichtigste Quelle für die Einschleppung nach Deutschland ist Vogelfutter. Gegenwärtig gibt es in Deutschland neben zahlreichen unbeständigen Vorkommen eine räumlich eng umgrenzte Häufung in der Niederlausitz (Brandenburg) sowie einen weiteren Schwerpunkt im Raum Mannheim/Ludwigshafen. Wichtige Habitate sind Acker, Ackerbrachen, Straßenränder und Industriebrachen. Entgegen anders lautender Medienberichte gibt es keine Hinweise auf eine Verdrängung einheimischer Arten. Auch wenn A. artemisiifolia im Verlauf der Sukzession rasch verschwindet, wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Bestandteil der Flora von Mitteleuropa bleiben, insbesondere bei Anstieg von Temperatur /oder Kohlendioxid-Konzentration. Wegen des hohen allergenen Potentials sollte eine Bekämpfung erfolgen; Maßnahmen zum Management der betroffenen Flächen werden empfohlen.
Estland hat eine für die nördliche Lage artenreiche Ruderalflora, die nach bisherigen Kenntnissen jedoch auf ältere bzw. kompakte Siedlungs- und Industriezentren begrenzt ist. Die Mauerflora alter Bauwerke (Burgen, Stadtmauern, Kirchenruinen) ist mit über 80 Arten erstaunlich reich. Sie enthält nur sehr wenige Chasmophyten und spiegelt vor allem die Flora der Umgebung wider, während Ferntransport keine Rolle spielt. Die Mauerfugenvegetation wird mit pflanzensoziologischen Aufnahmen belegt. In den Städten werden die folgenden Ruderalgesellschaften mit Aufnahmen dokumentiert: Capsello-Descuraimetum sophiae, Urtico-Malvetum neglectae, Melilotus alba-Bestände, Carduus crispus-Bestände, Leonuro-Arctietum tomentosi, Artemisa vulgaris-Bestände. Die Sukzession der Artemisietea-Gesellschaften führt zum Sambuco-Salicion mit hauptsächlicher Beteiligung von Sambucus racemosa, in Tallinn auch von Acer negundo und Acer pseudoplatanus. In der Umgebung von alten Burgen häufen sich die Vorkommen archäophytischer Heilpflanzen. Die Vegetationsentwicklung auf dem Gelände alter Burgruinen führt zu Acer platanoides-Fraxinus excelsior-Ulmus glabra-Wäldern. Am Beispiel der Hauptstadt Tallinn werden die Eisenbahnanlagen untersucht, wobei mehr als 110 Arten von unmittelbaren Gleisgelände nachgewiesen wurden. Wichtigster Neophyt ist Bunias orientalis. Die Straßenrandvegetation außerhalb der Siedlungen ist artenreich und durch einen bunten Hochsommeraspekt geprägt. Neben Dauco-Melilotion-Arten finden sich auch viele Festuco-Brometea- und Trifolio-Geranietea-Arten in der Matrix. Der Hochsommeraspekt wird zumeist von Rumex thyrsiflorus dominiert. Auf der Insel Saaremaa finden sich auch gut ausgebildete Dauco-Mehlotion-Gesellschaften an den Straßenrändern.