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Der Aufsatz untersucht die Frage, inwiefern die theatrale Konstruktion von christlichen Märtyrerfiguren eine Dynamik der Konversion zum bzw. des Abfalls vom Glauben voraussetzt, die in Figuralität und Ostentation zu begründen ist. Gegenstand der Untersuchung sind die Trauerspiele 'Catharina von Georgien', 'Papinian' und 'Carolus Stuardus'.
Der Aufsatz untersucht am Beispiel des Märtyrerspiels "Catharina von Georgien" die Charakteristik der Gryph'schen Trauerspielsprache zwischen "erhabenem Stil" und sermo humilis. Unter Rückgriff auf die einschlägigen Studien Auerbachs wird besonderes Augenmerk auf das problematische Verhältnis zwischen dem christlichen Gegenstand - der Passion als Erniedrigung des Gottessohnes - und der barocken Stillehre gelegt: Solange das Trauerspiel dem "erhabenen Stil" den Vorzug gibt, kann es das christliche Heilsgeschehen nur verfremdend wiederholen.
With reference to the martyr-play "Catharina von Georgien," my paper examines the rhetorical characteristics of Gryphius' mourning-plays as a movement between "elevated style" and sermo humilis. Drawing upon Auerbach's important studies on this subject, it highlights the problematic relationship between the play's Christian subject - the passion as humiliation of the divine Son - and baroque notions of (stylistic) elevation: As long as the mourning-play gives preference to "elevated style," it can only restage Christian salvation through its distortion.
Der Aufsatz arbeitet im Rückgriff auf Richard Alewyns bekannte Studie markante Modifikationen von Opitz' Antigone-Übersetzung auf syntaktischer, stilistischer und semantischer Ebene heraus: Während die sophokleische Tragödie vom Oxymoron geprägt ist, zeichnet sich Opitz' Übersetzung durch die Klärung des paradoxen Ausdrucks zur äußerlichen Antithese aus. Dank ihr kann die widerspruchsreiche Tragödie zum moralischen Exempel vereinfacht werden. Der Grund für diese Umdichtung wird – abweichend von Alewyn – im rhetorischen Sprachverständnis des Übersetzers gesucht: Die Eigenart seines "Teutschs" liegt in der zwiespältigen Orientierung an griechischer Tragödie und lateinischer Gerichtsrhetorik begründet. Dementsprechend kann auch die Charakteristik des "teutschen" Trauerspiels (das sich auf die griechische Tragödie beruft, aber zumeist ein religiöses Exempel statuiert) in diesem Zwiespalt einer neu zu schaffenden Trauerspielsprache verankert werden.
"In der Machination", so Walter Benjamin, "hat die neue Bühne den Gott." Das gilt nicht nur für die Theatermaschinerie, die den Gott auf der Barockbühne erscheinen lässt, sondern ebenso für die weiteren Bedeutungen des Wortes: "Machination" im Sinn des kunstfertigen Verstands und der trügerischen List, wie sie sich in der Intrige, dem dramatischen Kern des Trauerspiels, verkörpert. Der Aufsatz entfaltet den Zusammenhang zwischen Machination und Theophanie in einem Vergleich zwischen den barocken Dichtern Gryphius und Racine. Während die Spiele des Ersteren sich vorrangig auf die anschauliche Wirkung der Maschine stützen, um die Souveränität des 'christlichen' Gesetzes zu demonstrieren, präsentieren sich die Dramen des Letzteren als Musterbeispiele für ingeniöse Handlungsführung im Namen eines Regelwerks, dessen poetologische Autorität als 'göttlich' anerkannt wird. Zwischen diesen beiden Modellen theatralen Spiels vermittelt die Analyse einer Edition der aristotelischen Poetik, die Daniel Heinsius herausgegeben hat und einen besonderen Schwerpunkt auf die Deutung des deus ex machina legt.
Der Aufsatz vergleicht das barocke Trauerspiel 'Catharina von Georgien' mit der spanischen comédia 'El principe constante' in Hinblick auf ihren Anspruch universaler Geltung und setzt beide von der antiken Tragödie 'Antigone' ab. Besonderes Augenmerk wird dabei der Rolle sprachlicher Ambivalenz sowie der Figur des Gespenstes gewidmet.
In recent years, the interest in theory which has once been a moving force of academic research in the field of literary studies appears to have decreased. The status of theory, its relevance and appropriateness for the understanding of literature have been put into doubt. Faced with this observation, some critics have even suggested that we have now entered into a new era of research which can retrospectively be identified as the era "after theory". Against the background of such pronouncements and to a certain extent in opposition to them, the investigations proposed here wish to uphold the idea of the utility and indeed the need for theoretical approaches to literature. To appreciate the status of theory and its possible contribution to a deepened understanding of literature, it is useful not to focus exclusively on the distinction or supposed divide between literature and theory. Instead we should pay attention to what links and unites them. This common ground or common denominator of literature and theory consists in the dimension of language. Furnishing, so to speak, the intellectual material from which both domains of articulation are formed, language constitutes at once the key element of literature and a principal concern of theory.
Am 14. und 15. Februar 2020 fand an der Universität Bern der Workshop "Vergleich - Übersetzung - Weltliteratur. Komparatistische Praktiken in der Diskussion" statt. Die Veranstaltung war zugleich Auftaktveranstaltung für das geplante DFG-Netzwerk "Undiszipliniert? Komparatistische Praktiken und ihre gesellschaftliche Bedeutung" und wurde organisiert von Melanie Rohner, Netzwerkmitglied an der Universität Bern, und den Antragstellern des Netzwerks, Joachim Harst und Alena Heinritz. Das Programm des Workshops setzte sich aus netzwerkinternen Besprechungen und drei öffentlichen Impulsvorträgen zusammen, an die jeweils eine Diskussion eines ausgewählten Textes anschloss.
[Der] Status des Rechts [ist] in der Odyssee grundsätzlich ambivalent [...]: Auf der einen Seite grenzt sich Odysseus unter Berufung auf eine allgemeine "rechtliche Ordnung" (thémis) und die öffentliche Versammlung (agorá) von der rechtlosen Welt der Kyklopen ab, auf der anderen liegt Interpretation und Durchsetzung von Recht im Konfliktfall beim Einzelnen: Was "Recht" ist, wird zu einem großen Teil von Macht, Einfluss und Ansehen der Parteien bestimmt. Dennoch hieße es die Komplexität der in der Odyssee beschriebenen Ordnung zu vereinfachen, wollte man sie auf ein rohes Recht des Stärkeren zurückführen – Odysseus wird in seinem Epos schließlich gerade nicht durch Verbindlichkeit durchsetzende Stärke, sondern durch wendige, ja unverbindliche Listigkeit charakterisiert. Doch wie ließe sich dann die zuguterletzt wiederhergestellte rechtliche Ordnung differenziert beschreiben? Um diese Frage zu beantworten, ist zunächst eine Reflexion auf das grundsätzliche Verhältnis zwischen Recht und Epos vorzunehmen. Sie soll in den folgenden Abschnitten in der Diskussion einiger maßgeblicher rechtshistorischer Ansätze am Beispiel der Ilias geleistet werden. Im zweiten Hauptteil dieses Textes wird dann eine Lektüre der Odyssee unter dem Aspekt epischer Verbindlichkeit im Vordergrund stehen; sie wird in die Frage münden, in welchem Verhältnis die formale Geschlossenheit des Epos zur Herstellung von Ordnung steht. Die Problematik der epischen Form wird ihrerseits abschließend zum Verhältnis von Epos und Recht zurückführen, wobei nun allerdings das Epos als Gegenstand von mündlicher Überlieferung und (mythischer) Gesetzgebung im Zuge der pólis-Werdung Athens im Mittelpunkt steht.
Die Tagung rief dazu auf, die Verbindlichkeit von Versprechen als allgemeines Phänomen zu untersuchen, also zu ergründen, inwiefern man unabhängig von ihrer Ausgestaltung in konkreten Rechtsordnungen oder anderen Normensystemen von einer "vor-rechtlichen" Verbindlichkeit sprechen kann. Literarische Texte aller Zeiten bis hin zu den Mythen bezeugen die Bindung an das Wort als Urerfahrung, die von jeder gesellschaftlichen Konvention unabhängig erscheint. Ebenso kennen sie aber Verrat und offenen oder verdeckten Wortbruch, deren Folgen sie thematisieren. Strukturelle Verwandtschaften einerseits und gegenseitige Beeinflussung andererseits der literarischen und der rechtlichen Auseinandersetzung mit dem Versprechen sollten untersucht werden.