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Friedrich Chrysander gab 1881, nachdem Mozarts Mitridate erstmals im Rahmen der AMA publiziert worden war, in der Allgemeinen musikalischen Zeitung folgende, zwischen Lob und Tadel schwankende, Einschätzung: mit dieser Oper des Jünglings träte bei Mozart »als erste und unbewusst gesetzgeberische Macht das hervor, was er schon damals als fest ausgebildete Musik in sich trug und lenkte seine Hand im Guten wie im Schlimmen. So stand der Knabe Mozart bereits selbständig da, bevor er noch die Fähigkeit erlangt hatte, die italienische Oper, wie sie war, wirklich nachahmen zu können.« Ich will versuchen aufzuzeigen, welche Art von »fest ausgebildeter Musik« der Knabe Mozart schon vor der Komposition des Mitridate in sich trug, worin seine »Selbständigkeit« gegenüber den italienischen Opernkomponisten seiner Zeit bestand und wie er sie, prozessual lernend, erwarb. Natürlich muß diese Analyse viel früher ansetzen als bei Mitridate selbst, daher mein Zurückgehen auf die Anfänge in Mozarts Opernkomposition (den ersten Teil des szenischen Oratoriums Die Schuldigkeit des ersten Gebots, das lateinische Intermedium Apollo et Hyacinthus und die Operette Bastien und Bastienne). Ich hoffe, damit eine Anregung für Analysen jenseits der bisherigen Konditionierungen der Forschung zu geben.
Der wirkliche Abschluß der Neuen Mozart Ausgabe (NMA) kann demnächst, wenn noch fehlende Bände aus der Serie X. (Supplemente) erschienen sein werden, verkündet werden. Ein Jahrhundertprojekt der musikalischen Philologie, das das Mozart-Bild in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts veränderte und prägte, wird sich dann, später als gedacht, endlich erfüllt haben. Dennoch will es scheinen, als gäbe es schon jetzt etwas zu tun für eine Verbesserung der editorischen Gestalt einzelner Werke Mozarts und, soweit es sich um Opern handelt, auch der Bühnengestalt. Es gibt (abgesehen von den beklagenswerten Emendationen und Konjekturen bei Werken aus Mozarts Kindheit) vereinzelt bedauerliche editorische Entscheidungen besonders bei jenen Werken, an denen Mozart selbst viel änderte und die er letztlich als Arsenal mehrerer Varianten und Realisierungsmöglichkeiten hinterließ.
Monteverdis erste, vor 400 Jahren uraufgeführte Oper L’Orfeo ist gerade Jahr weltweit oft zu hören. Die Fortschritte beim Herstellen einer werkgetreuen oder angemessenen Darbietung dieser Oper waren im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts enorm, sodaß man sich heute relativ sicher fühlt in der Auswahl der Instrumente. Wer aber kennt den vermutlich ersten Rekonstruktionsversuch des Orchesters, das Monteverdi für seine Favola in musica eingesetzt wissen wollte? Und wer kann sich vorstellen, daß dieser Versuch schon vor über einhundert Jahren stattfand und auch heute noch aktuelle Fragen aufwirft?
Im Rahmen einer Diplomarbeit (MUSS 1997) wurde auf einer Streuobstwiese bei Duderstadt (Niedersachsen) zwischen dem 16.05. und 28.11.1996 mit Hilfe von Bodenfallen, Bodenphotoeklektoren und Stammeklektoren (vgl. MOHLENBERG 1989) die Spinnenfauna untersucht. Vier Weibchen von Hahnia microphthaima SNAZELL & DUFFEY 1980 wurden ausschließlich mit Bodenphotoeklektoren auf Versuchsflachen erfaßt, die mit Apfelbäumen bestockt waren und zwischen dem 13.07. und 15.07.1996 gemäht wurden (leg. M. MUSS, det. A. SUEHRIG, conf. K. THALER & J. WUNDERLlCH). Ein Weibchen wurde zwischen dem 13.09. und 28.09.1996, ein Weibchen zwischen dem 28.09. und 13.10.1996 und zwei Weibchen zwischen dem 27.10. und 09.11.1996 gefangen.
In dem folgenden werkgenetischen und forschungskritischen Beitrag geht es um das sonderbare und revisionsbedürftige Schicksal, das eine von Mozart nach dessen Rückkehr aus Mannheim in Salzburg ohne Auftrag begonnene und bis Sommer 1780 fast vollendete Oper durch ihre Rezeption bei der Nachwelt bis heute erlitten hat. Für meine Hypothese, bei Mozarts Zaïde handele es sich um eine ernste (nicht-komische), höchstwahrscheinlich einaktig konzipierte Kurzoper ("Operette", W. A. M.) ohne glücklichen Ausgang, ist es ebenso unmöglich, einen "Nachweis" zu erbringen, wie für die bisher geltende, als einzig denkbare Wahrheit auftretende These, sie sei ein stark fragmentarisches, höchstwahrscheinlich dreiaktiges Singspiel, dem nicht nur die Ouvertüre und die meisten Dialoge fehlten, sondern auch die entweder in mehreren fehlenden Schlussnummern eines zweiten oder in einem dritten Akt sich vollziehen sollende glückliche Wende. Darum wird hier nicht versucht, gegen eine bestehende beanspruchte "Deutungshoheit" eine andere zu setzen, sondern lediglich angezeigt und begründet, warum es ratsam ist, eine andere Interpretationsmöglichkeit bekannter Quellen, von denen einige bisher berücksichtigt, andere vernachlässigt wurden, ins Auge zu fassen. Es kann lediglich anhand von Indizien, welche die Quellen und Teile der bisherigen Forschung aufweisen, eine neue, bisher verworfene Möglichkeit von dem über sie verhängten Verdikt befreit werden. ...