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Beim herbstlichen Abfischen des Großen Lausiger Teiches im Naturschutzgebiet (NSG) "Lausiger Teiche und Ausreißerteich" (LK Wittenberg) am 28.10.2000 durch Fischer Jörg FLEMMIG fiel dem Verfasser auf dem Sortiertisch ein Kleinfisch auf, den er als Blaubandgründling (Pseudorasbora parva [SCHLEGEL, 1842]) bestimmte. Der etwa 7 cm lange Fisch war grünlich-grau gefärbt, wobei die untere Körperhälfte silbrig schimmmerte und die Schuppen dunkel umrandet waren. In der Körpermitte verlief von den Kiemen bis zur Mitte des Schwanzansatzes ein breiter dunkler Streifen. Der Kopf mit dem leicht oberständigen Maul lief spitz aus.
Der Steinbeißer (Cobitis taenia L.) ist eine Fischart, die in allen deutschen Bundesländern als selten gilt und in den "Roten Listen" als gefährdete Art eingestuft ist. Zurückgeführt wird diese Situation überwiegend auf die Einschränkung des Lebensraumes dieser spezialisierten Fischart, der in der Literatur übereinstimmend als "klare Gewässer mit Sandgrund" angegeben wird.
Dem Weißstorch, als einem Symboltier des Naturschutzes, wurde schon seit jeher große Aufmerksamkeit und Beliebtheit zuteil. Dennoch schützte ihn diese nicht vor Beeinflussungen, die zu negativen Bestandsentwicklungen führten. Die Bemühungen, diese Entwicklung aufzuhalten und umzukehren, gipfelten 1979 in der DDR durch die nicht hoch genug einzuschätzende Tätigkeit von Kurt Kretschmann und seiner Frau (Bad Freienwalde) in der Gründung des "Arbeitskreises Weißstorch". Sie fanden ihre Fortsetzung in der BAG Weißstorchschutz des Naturschutzbundes Deutschland. Ein förderndes Instrument des Weißstorchschutzes, nicht nur für Sachsen-Anhalt, ist die Durchführung des "Storchentages" in Loburg.
Dr. Wolfram Jakobs gestorben
(1997)
Nach langer schwerer Krankheit starb am 8. August 1996 im Alter von 60 Jahren der im Naturschutz des Kreises Wittenberg aktive und besonders bei den Herpetologen und Libellenfreunden wohlbekannte Dr. Wolfram Jakobs. Trotz des Wissens um die unheilbare Krankheit kam sein Tod für viele seiner Freunde und Mitstreiter unverhofft, hatte er doch bis zum Ende seinen Lebensmut behalten. Noch zwei Wochen vor seinem Tod bestimmte er, obwohl bettlägerig, die ihm vorgelegten Libellen.
Vegetationskundliche und faunistische Untersuchungen im NSG "Untere Schwarze Elster" : 2. Fauna
(1997)
Nachdem im Teil 1 die Vegetation des Naturschutzgebietes (NSG) "Untere Schwarze Elster" beschrieben wurde (Warthemann; Krummhaar 1997), sollen nunmehr die im Rahmen der Erarbeitung einer Studie zur Pflege und Entwicklung dieses Schutzgebietes (Zuppke; Simon; Krummhaar 1995) gewonnenen Ergebnisse faunistischer Erfassungen dargelegt werden. Im Rahmen von Gebietsinventarisierungen wurde die Fauna des NSG bisher noch nicht systematisch bearbeitet. Lediglich die Vogelwelt wurde durch die Fachgruppe Ornithologie Jessen relativ intensiv erfasst, und die Vorkommen des Elbebibers wurden bei der kontinuierlichen Betreuungstätigkeit ehrenamtlicher Naturschutzhelfer für den Arbeitskreis Biberschutz Sachsen-Anhalt (vor 1990: BAG Artenschutz) registriert. Für Fledermäuse und Libellen gibt es stichprobenhafte Nachweise. Nach 1991 wurden in Verbindung mit der Untersuchung der Elbe in Sachsen-Anhalt erste Befischungen zur Erfassung des Fischartenspektrums durchgeführt. Die 1995 erarbeitete Studie enthält wesentliche Ergänzungen, so dass nun für Fische, Lurche, Kriechtiere und Vögel aktuelle Artenlisten vorliegen. Für die übrigen Tierklassen bzw. -gruppen wurden die verfügbaren, zufallsbehafteten Beobachtungsdaten zusammengefasst.
Die Fische
(1993)
Prägendes Element für die Ichthyofauna des Drömlings sind neben der Ohre die vielen größeren und kleineren Entwässerungsgräben. Letztere bieten allerdings nur wenigen euryöken Fischarten gute Lebensbedingungen. Einige Meliorationsgräben fallen über Sommer periodisch trocken oder sind so stark mit Schwimmblattpflanzen (bes. Lemna spec.) bedeckt, dass durch Lichtmangel in den tieferen Wasserschichten und am Gewässergrund Dissimilationsprozesse überwiegen. Der damit verbundene Sauerstoffschwund ist oft tödlich für alle Lebewesen. Ähnliche Sauerstoffmangelsituationen treten auch im Winter bei Eis- und Schneebedeckung auf. Diese Entwässerungsgräben werden daher nur periodisch von Fischen besiedelt.
Tierwelt der Muldeaue
(1997)
Dem Gebiet der unteren Mulde bietet mit seinem vielfältigen Habitatangebot einer artenreichen Tierwelt Lebensraum. In der Flussaue mit ihren Auenwäldern, Wiesen, Großseggenrieden, Hochstaudenfluren, Röhrichten und Gewässern leben 46 Säugetierarten, wovon 24 Arten [56 %) einer Gefährdungskategorie der Roten Liste Sachsen-Anhalts (Teil 1 , 1992) zugeordnet ist. Der naturnahe Lauf der Mulde mit seiner Vielgestaltigkeit der Ufer, seinen Altwässern sowie der Weichholzaue bietet dem Elbebiber (Castor fiber albicus) ideale Lebensbedingungen, die sein Überleben in den Zeiten des stärksten Bestandsrückganges ermöglichten. Der engagierten Betreuungstätigkeit ehrenamtlicher Mitarbeiter des Arbeitskreises Biberschutz ist eine lückenlose Dokumentation zur Bestandsentwicklung des Elbebibers zu verdanken. 1981 wurde die Höchstzahl von 92 Bibern ermittelt. Doch in den folgenden Jahren setzte infolge starker Uferdevastierung durch Weidevieh und durch Abwasserbelastung eine Bestandshalbierung ein. NOLET, DIJKSTRA und HEIDECKE [71) ermittelten in den Nieren der Biber an der Mulde extrem hohe Cadmiumbelastungen [durchschnittlich 467 g Cd/ g Trockengewicht, die höchsten jemals bei Pflanzenfressern festgestellten Werte. Mit dem Einstellen der Weidewirtschaft und der Verbesserung der Wasserqualität der Mulde erholte sich der Biberbestand wieder. Im Winter 1995/96 wurden 76 Biber ermittelt, so dass der Bestand zunächst als gesichert erscheint.
Auch in der vorliegenden Zeitschrift "Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt" zeugen eine Reihe von ichthyofaunistischen Beiträgen vom gestiegenen Interesse im Naturschutz an der Bestands- und Schutzsituation der Fischfauna. Grundlage des ichthyologischen Artenschutzes sind nicht nur sichere Artenkenntnis bei der Arterfassung sondern auch Wissen über die ökologischen Anforderungen der einzelnen Arten. Die Überarbeitung des bereits 1949 in der "Neuen Brehm-Bücherei" erschienenen Heftes über die Stichlinge durch den Kustos der ichthyologischen Abteilung des Zoologischen Museums der Humboldt-Universität zu Berlin, Dr. rer. nat. Hans-Joachim Paepke, füllt in dieser Situation eine wesentliche Lücke.
Eines der 193 bereits im Jahre 2000 gemeldeten FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitat) des Schutzgebietssystems NATURA 2000 des Landes Sachsen- Anhalt ist die „Untere Muldeaue“ (Nr. 129). In ihm kommen mit dem Unterlauf der Mulde der Lebensraumtyp 3260 „Fließgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis“ nach Anhang I der FFH-Richtlinie und neben Säugetier-, Lurch- und Insektenarten auch vier Fischarten nach Anhang II der FFH-Richtlinie vor (NATURA 2000). Diese Landschaft ist gleichzeitig als Naturschutzgebiet und als Bestandteil des Biosphärenreservats Mittlere Elbe und des Landschaftsschutzgebietes Mittlere Elbe und Mittelelbe geschützt.
Vorkommen und Verbreitung der Fischarten im südlichen Sachsen-Anhalt und ihre Schutzsituation
(1993)
Die Verbreitung der Wirbeltierarten in Deutschland ist im Wesentlichen bekannt. Nur die Kenntnis über die Fischarten ist nach wie vor sehr lückenhaft, obwohl die Fische seit altersher das Interesse der Menschen fanden. Allerdings war dieses Interesse stark nutzungsorientiert, so dass es fast unbemerkt blieb, dass die wirtschaftlich und angelsportlich uninteressanten Arten - besonders die sogenannten "Kleinfische" - immer seltener wurden. Für das Gebiet der ehemaligen DDR musste Paepke bereits 1981 ca. 70% der nachgewiesenen Arten als verschollen, stark gefährdet oder gefährdet einstufen. Die in der Bundesrepublik Deutschland (Bless; Lelek 1984) und in allen alten Bundesländern erstellten "Roten Listen" (Bless 1989) belegen, dass auch im westlichen Deutschland der gleiche Anteil der autochthonen Fischarten bedroht ist.
Der publizierte Nachweis von Lepidurus apus (L.) in der Elbtalaue bei Rühstädt (Bulow 1992) gibt Anlass, auf das Vorkommen dieses Blattfußkrebses (Phyllopoda) im Mittelelbegebiet bei Wittenberg hinzuweisen, da diese Art von Heidecke und Neumann (1987) wegen ihres erdgeschichtlichen Alters und ihrer ökologischen Spezialisierung als "Naturschutzobjekt" bezeichnet wird.
Bei einer für den Verein Dübener Heide e.V. im Herbst 2003 durchgeführten Fischartenerfassung mittels Elektrobefischung im Fliethbach zwischen Reinharz und Reuden (Lkrs. Wittenberg) im FFH-Gebiet "Fliethbach-System zwischen Dübener Heide und Elbe" wurden die Auswirkungen der Besiedlung des Gebietes durch den Biber (Castor fiber) auf die Ichthyozönose des Baches sichtbar. Daraus ergibt sich ein Konflikt zwischen mehreren Schutzzielen der FFH-Richtlinie, der auch an anderen kleinen Fließgewässern zumindest visuell erfasst wurde.
Bei einer Fischarten-Erfassung in der Elbe zwischen Arneburg und Sandau (Landkreis Stendal) am 06.07.2005 fingen J. Huth, M. Reuter und der Verfasser am linken Ufer bei Strom-km 410 auf einer flach überströmten Kiesbank im Buhnenfeld drei Nasen (Chondrostoma nasus) von je etwa 15 cm Länge. Die Fischart Nase wird in der Roten Liste Sachsen-Anhalts (Kammerad et al. 2004) in der Gefährdungskategorie 1 geführt. Damit gilt sie hier als vom Aussterben bedroht.
Trotz einer geringen Gewässernetzdichte von 0,4–1,7 km/km2 sind Fließ- und Stillgewässer in der Dübener Heide stellenweise landschaftsprägende Strukturen, die neben ihrer landschaftsvernetzenden Funktion und landschaftsästhetischen Wirkung auch eine hohe ökologische Bedeutung haben. Sowohl die von den Erhebungen der Altmoränenlandschaft in ehemaligen Schmelzwasserabflussrinnen der Elbe oder Mulde zufließenden Fließgewässer als auch die durch Anstau oder Abgrabungen durch Menschenhand geschaffenen Stillgewässer sind entsprechend ihrer Beschaffenheit wichtige Lebensräume für aquatische und amphibische Lebensgemeinschaften.
In der gewässerarmen Landschaft des Roßlau-Wittenberger Vorflämings sind Feldsölle wichtige aquatische Lebensräume. Einige dieser Feldsölle im Raum Rahnsdorf- Klebitz nördlich von Zahna (Lkr. Wittenberg), die nach der Klassifizierung von Klafs et al. (1973) als „Pseudosölle“ ausgebildet sind, wurden 1983 als FND ausgewiesen (RdK WB 1987) und nunmehr als FFH-Gebiet „Klebitz-Rahnsdorfer Feldsölle“ (FFH0234LSA) in das Schutzgebietssystem NATURA 2000 des Landes Sachsen-Anhalt integriert (Haslbeck 2010).
Die Schwarze Elster ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie schnell ein biologisch total verödeter Fluss (Erfurt 2007) nach Wegfall ehemals ungehemmter Einleitung von stark verunreinigtem Abwasser wieder zu einem völlig intakten Fließgewässer regeneriert. Bereits 1992 wurden wieder 16, 1994 bereits 23 sowie 1997 und 2002 sogar jeweils 26 Fischarten nachgewiesen (Zuppke 2010). Mit Barbe, Döbel, Hasel, Schmerle, Zope, Rapfen, Gründling, Aland und Quappe kommen auch wieder rheophile Arten vor, also auf Strömung angewiesene Arten, bei denen entweder der gesamte Lebenszyklus oder zumindest große Lebensabschnitte im Fließgewässer verlaufen.
Bei einer Fischarten-Erfassung in der Schwarzen Elster bei Schweinitz (Lkr. Wittenberg) am 13.4.2012 durch H. Zuppke, L. Reichhoff und U. Zuppke konnte durch den Fang einer Zährte (Vimba vimba [Linnaeus, 1758]) eine weitere strömungsliebende Fischart nachgewiesen und zugleich der Erstnachweis dieser Art für diesen Flussabschnitt erbracht werden.
Die im Gewässergrund verborgene Lebensweise des Steinbeißers (Cobitis taenia Linnaeus, 1758) brachte es mit sich, dass die Kenntnis über die Verbreitung dieser Fischart große Lücken aufweist. Bei der Erarbeitung der Roten Liste der Fische und Rundmäuler Sachsen-Anhalts im Jahre 1992 (Zuppke et al. 1992) lagen nur sehr wenige Nachweise des Steinbeißers vor, so dass er damals in die Kategorie 1 „vom Aussterben bedroht“ eingestuft werden musste. Erst durch den Einsatz von Elektrofischfanggeräten verdichteten sich die Hinweise. Bei der Aktualisierung der Roten Liste 2004 (Kammerad et al. 2004) zeigte die nun vorhandene erweiterte Datenlage, dass der Steinbeißer doch nicht so selten ist und eine Rückstufung in die Kategorie 2 „stark gefährdet“ vorgenommen werden konnte. Insgesamt ist der Steinbeißer in Deutschland und darüber hinaus in seinem gesamten europäischen Verbreitungsgebiet, das von den Pyrenäen bis zum Ural mit Ausnahme von Nordskandinavien, Irland, Schottland und dem südlichen Balkan reicht, durch seine Bindung an bestimmtes Bodensubstrat gefährdet, so dass er in den Anhang II der FFH-Richtlinie aufgenommen wurde.