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Bei dem Wettstreit zwischen Europas Metropolen spielen spektakuläre Museumsneubauten eine zentrale Rolle. Dieser für die städtische Imagebildung so wichtige Bau-Boom wird nun zum Gegenstand einer Studie, die sich mit Neubauten von Museen in den vergangenen drei Jahrzehnten in Amsterdam, Frankfurt am Main und Prag beschäftigt. Im Zentrum des Interesses stehen die urbane Prägung und die internationale Vermarktung der neuen Häuser durch die Medien. Darüber hinaus gibt der Band einen differenzierten Überblick über die Pläne und Ziele der in diesen drei Städten verwirklichten Museumsbauten, wobei auch die Konzepte der Eröffnungsausstellungen berücksichtigt werden. Die Ergebnisse der materialreichen Studie, die sich gleichermaßen an Kulturpolitiker, Architekten, Stadtplaner und Museumsdirektoren wendet, können einen wertvollen Beitrag dazu leisten, bei zukünftigen Museumsplanungen Fehler zu vermeiden und aus den Erfahrungen der Kollegen zu lernen.
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die postulierte operationale Komplementarität von Selbstkonstruktion und Selbstorganisation. Den Ausgangspunkt der Überlegungen hierzu bilden die sich mehrenden Hinweise seitens der Neuro- und Kognitionswissenschaften, die auf die Wichtigkeit sozialer und kultureller Realitäten für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Bewusstsein und speziell Selbstbewusstsein im Sinne von Metakognition deuten. Das zentrale Erkenntnisinteresse dieser Arbeit gilt dabei der Frage nach der Viabilität des Selbst. Theoriegrundlage ist damit das radikal-konstruktivistische Viabilitätskonzept, welches als instrumentale Perspektive die Gangbarkeit oder Funktionalität von Wirklichkeitskonstruktionen adressiert. Entscheidend ist damit nicht die Klärung des ontologischen Status des Selbst, nicht die Frage, was das Selbst ist, sondern wann oder wozu es ist. Selbstkonstruktion, so wird in dieser Arbeit grundlegend vorausgesetzt, vollzieht sich prinzipiell in Abhängigkeit der Konstruktion aller anderen Lebenszustände des Menschen. Verbunden damit ist die Grundannahme, dass Selbstkonstruktion aufgrund der operationalen Komplementarität zur Selbstorganisation nicht nur eine alleinige Angelegenheit des isolierten Individuums ist, sondern synchron in Mikro- und Makroebenen aller menschlichen Lebenszusammenhänge fließt. Entwicklungsgeschichtlich finden diese Zusammenhänge ihren Widerhall in Zwecksetzung und Antizipation und resultieren in der Erschließung neuer Existenzbereiche. „Selbstorganisation“ als kreative, selbstreferentielle Wahrnehmungstätigkeit äußert sich dabei in dem menschlichen Hinzufügen oder Verwerfen von Bedeutungszusammenhängen und der Konstruktion von Selektivität. Das „Verhältnis“ zwischen Selbstkonstruktion und Selbstorganisation definiert sich über koevolutionäre Entwicklungsprozesse und ist damit eine Dimension struktureller Kopplungen. Vor dem fachlichen Hintergrund der Kulturanthropologie versteht sich die vorliegende Arbeit als Beitrag zur holistischen Untersuchung von Veränderungsdynamiken menschlicher Selbstorganisation und den daran geknüpften Bedeutungskonstruktionen.
Das menschliche Leben erscheint heute als in vielfältiger Weise mit seiner Umwelt verbunden. Bio- und neurowissenschaftliche Forschungen über die Interaktionsweisen mit der Umwelt verändern dabei das Bild des Körpers von einem hierarchisch aufgebauten Organismus zu einem organisch-kognitiv-verteilten Netzwerk. Nicht zuletzt Forschungen zur künstlichen Intelligenz haben gezeigt, dass das menschliche Gehirn nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern verkörpert, vernetzt und damit in einer wechselwirkenden Abhängigkeit zu Körpern steht (embedded und extended mind). Epigenetische Forschungen haben ebenfalls auf die Umweltabhängigkeit auch genetischer Prozesse verwiesen (Postgenomik) und damit auf komplexe Wechselwirkungen zwischen Biotischem und Abiotischem aufmerksam gemacht. Diese komplexen Wechselwirkungen und Umweltabhängigkeiten zwischen Lebendigem und Nicht-Lebendigem werden inzwischen zusehends zum Gegenstand menschlicher Selbstorganisation. Sie tauchen in veränderter Form in den Plänen zu den sogenannten Industrien 4.0 auf, wenn es darum geht, intelligente Umgebungen mit dem Menschen interaktiv zu vernetzen. Die hierfür notwendigen digitalen Datenmengen stehen aber nur zur Verfügung, wenn Menschen sich aktiv vernetzen. Die Entstehung digitaler Daten- körper wird dadurch zu einem essentiellen Bestandteil sozialer Teilhabe, wodurch Soziales zum entwicklungsoffenen und unbestimmten Prozess wird. Wie sich Menschen wann und wo vernetzen, ist nicht vorherbestimmt. Digitalisierung ist dabei, so die These der Arbeit, sich zur grundlegenden Praxis menschlicher Vernetzung zu entwickeln.
Die Arbeit geht Digitalisierung aus einer Perspektive koevolutionärer Entstehungs- und Entwicklungszusammenhänge nach und zeigt, dass digitale Praxen zu einer neuen Form menschlicher Selbstorganisation weltweit geworden sind. Angesprochen wird damit, dass Digitalisierung nicht als etwas dem Menschen Äußerliches betrachtet werden kann, sondern in einen größeren kulturellen Entstehungszusammenhang eingebettet werden muss, der bis zu den Anfängen der Menschheit zurückreicht. Um dies zu veranschaulichen, werden in der Arbeit drei verschiedene Wissensformationen benannt, die sich jeweils in unterschiedlicher Art und Weise mit den aktuellen Veränderungen digitalisierter Lebenswelten auseinandersetzen.
Die erste Wissensformation (Kapitel 2) benennt den Humanismus, der im Aufkommen neuer Medientechnologien eine Bedrohung für den Menschen sieht. Eine zweite Wissensformation (Kapitel 3) widmet sich dem „Ende des Humanismus“, indem Ansätze der Science and Technology Studies (STS), der Akteur-Network-Theory (ANT) und des Agentiellen Realismus von Karan Barad diskutiert werden. Mit einer „neuen Ökonomie für eine neue Menschheit“ wird eine dritte Wissensformation (Kapitel 4) benannt, die, von postoperaistischen Ansätzen ausgehend, die These eines „dritten“ oder „kognitiven Kapitalismus“ diskutiert. Hier geht es um die These des Zusammenfallens von Ökonomischem und Sozialem, aus dem neue offene Sozialformationen entstehen. Schließlich wird eine vierte Wissensformation (Kapitel 5) formuliert, die, ausgehend vom Ansatz einer Anthropologie des Medialen (AdM) und dem Modell der Erweiterung kultureller Kapazitäten (EECC) versucht, die als digitalen Wandel bezeichneten Veränderungen in einen größeren Zusammenhang zu stellen.
Mit beiden Ansätzen kann schließlich gezeigt werden, dass sich Veränderungen menschlicher Selbstorganisation immer in der biologischen, individuellen, kulturellen und historisch-sozialen Entwicklungsdimension zugleich vollziehen. Dies lässt sich auch für die Prozesse der Digitalisierung zeigen. Nämlich, dass sich der Mensch als Teil der Natur in einem fortwährenden koevolutionären Prozess befindet. Weder Kultur, noch Soziales, noch Technologien sind unnatürlich. Sie können als „indirekte Biologie“, als „Künstliches“ oder als „Kultur der Biologie“ bezeichnet werden, die der Natur aber nie entkommen. Die Erweiterung kultureller Kapazitäten ist deshalb nicht als eine Ausdehnung des Menschen in die Natur hinaus zu verstehen, sondern bezeichnet die im Laufe der Menschheitsgeschichte komplexer werdenden Reichweiten und Zeittiefen menschlicher Selbstorganisation, die immer auf den drei Ebenen von Phylogenese, Ontogenese, Technogenese und der damit verbundenen Soziogenese basieren.
Diese kulturanthropologische Studie beschäftigt sich mit gegenwärtigen Veränderungen des Nachkriegsphänomens Städtepartnerschaften. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass, obwohl einstige Gründungsmotive wegfallen, Städtepartnerschaften derzeit nicht etwa abgeschafft oder ersetzt, sondern neu ausgerichtet werden. Im Zentrum der Arbeit steht daher die Frage nach den Charakteristiken des gegenwärtigen Wandels und der kulturellen Spezifik von Städtepartnerschaften sowie möglichen Folgen. Dem wird am Beispiel von deutsch-polnischen und deutsch-türkischen Städtepartnerschaften des Ruhrgebiets mit Methoden einer transnational ausgerichteten empirisch-ethnografischen Feldforschung und einer akteurszentrierten und praxisorientierten Anwendung des Assemblage-Konzepts nachgegangen. Die Ergebnisse, die sich schwerpunktmäßig auf einen Zeitraum zwischen 2007 und 2012 beziehen, machen nicht zuletzt durch ihren länderbezogenen Kontrast deutlich: In Städtepartnerschaften trifft derzeit eine Vielzahl von aktuellen Entwicklungen, Prozessen und Akteuren aufeinander. Städtepartnerschaften werden derzeit staatsgrenzenübergreifend von verschiedenen Akteuren aus Politik, Zivilgesellschaft und Bürgerschaft mit je eigenen derzeitigen Herausforderungen wie Integrationsfragen und Wirtschaftsförderung, urbanem Standortwettbewerb sowie biografischen Bestrebungen und Mobilitätsinteressen verbunden. Dabei führen insbesondere auf deutscher Seite normative Ansprüche dazu, dass einstige Prinzipien und Aktivitäten von Städtepartnerschaften beibehalten und abgewandelt werden, weshalb von einem Format und einem Formatwandel gesprochen werden kann, was nicht jede beliebige Veränderung zulässt. In den neueren Varianten von Städtepartnerschaften zeigen sich aber auch nicht zwangsläufig intendierte, doch sehr wirkungsvolle Formen von Europäisierung und Governance durch Kommunen und ihre Bürgerinnen und Bürger.
The study focuses on the introduction of a health education curriculum in Cyprus’ public schools. The curriculum’s implementation is looked at as a project of modernization and is examined ethnographically in two primary schools in the Republic of Cyprus over a period of three years. Utilizing theories and methods from Science and Technology Studies and Global Ethnography, the study examines the entanglements of Science with Culture and of Tradition with Modernity as experts, teachers, parents and children encounter the new health education curriculum. Health education is compared to a project of biological citizenship and the curriculum is seen as an actant attempting to form a personal obligation towards health by promoting “common sense” knowledge and privileging “modern” individuals.
Die kulturanthropologische Studie beschäftigt sich mit der pädagogischen Nutzung von Wäldern. Sie betrachtet dieses Phänomen vor dem Hintergrund zweier Entwicklungen: Zum einen wird die Zunahme von gesellschaftlichen Bedürfnissen an den Wald betrachtet etwa aus den Bereichen Freizeit, Sport, Gesundheit oder Bildung. Zum anderen wird die Zuspitzung des Nutzungskonflikts zwischen Forst- und Naturschutzakteuren im Wald in den Blick genommen. Im Zentrum der Arbeit stehen daher sowohl der Prozess der pädagogischen Inwertsetzung des Waldes als auch die Frage, wie sich der Nutzungskonflikt in der pädagogischen Praxis widerspiegelt. Eine empirisch-ethnografische Feldforschung im Nationalpark Kellerwald-Edersee und im Jugendwaldheim des Forstbetriebs des Landes Hessen im Jahr 2014 bilden das Fundament der Studie.
Die Ergebnisse machen den Prozess der pädagogischen Inwertsetzung transparent: Sie verweisen auf einzelne Praktiken, auf beteiligte Akteure und stellen dar, wie das Bild vom Wald als pädagogisch wertvoller Raum gesellschaftlich Fuß fasst. Sie zeigen darüber hinaus, dass Naturschutz- und Forstakteure die Bildungspraktiken nutzen, um ihre jeweiligen Vorstellungen zur Nutzung des Waldes gesellschaftlich durchzusetzen. Vor allem machen die Ergebnisse deutlich, dass durch die pädagogischen Inwertsetzung einerseits und die Instrumentalisierung der Bildung andererseits Diskussionen über die Funktion und den Stellenwert der pädagogischen Nutzung von Wäldern ausgelöst werden. Die Studie zeigt, dass im Rahmen dieser Debatten die gesellschaftlichen Wünsche gegenüber den bislang dominierenden forstwirtschaftlichen und naturschutzfachlichen Aspekten an Relevanz gewinnen.
Die Tätigkeit des Forschens, denke ich, hat immer etwas mit Neugier auf die Welt zu tun; eine Welt, in der wir leben, und eine, in der wir leben könnten. Sie ist verknüpft mit dem Wunsch, Unbekanntes zu erfahren, erkennbar und vielleicht auch nutzbar zu machen. Wenn wir forschen, greifen wir nach Möglichkeiten und nach Zukünftigem, was wir gleichzeitig durch unsere Vorstellungen antizipieren und mit wissenschaftlichen Begriffen umrahmen. Die kulturanthropologische Forschung untersucht Fremdes gewöhnlich in einer anderen Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft wird dann zumeist aufgesucht, um zu erfahren, welche Möglichkeiten und welche Probleme für Kulturanthropologen in solchen Kulturkontakten in Erscheinung treten. Die vorliegende Arbeit nun ist eine Forschung über die Forschung. Die Neugier, die mich dazu bewegt hat, sie zu schreiben, bestand in der Frage, wie Möglichkeiten menschlicher Kreativität von Leuten, die dafür Technologien entwickeln, fruchtbar gemacht werden. Die Technologiegestalter suchen eben diese Neugier zu befriedigen, indem sie menschliches Verhalten in künstlich hergestellten Kontexten erproben und Modelle entwerfen, die in die gesellschaftliche Welt einwandern und ausstrahlen sollen. ...
"Wie sieht die Bilanz der eBay-Selbständigkeit aus und welches Fazit kann im Hinblick auf die Möglichkeiten und Beschränkungen der interviewten Selbstständigen gezogen werden? Die Einschätzung von eBay als Sprungbrett, als neue Möglichkeit, sich kostengünstig und einfach aus dem privaten Kontext heraus selbstständig zu machen, ist positiv zu werten. Indem lohnabhängige, fremdbestimmte Arbeitsverhältnisse durch Selbstständigkeit ersetzt werden können, enstehen für die Interviewten hinsichtlich der selbstbestimmten Gestaltung vonArbeit und Leben, trotz neuer spezifischer (eBay-)Abhängigkeiten und unternehmerischer Risiken, neue Chancen und Freiräume. Kurz, der Weg über eBay in die Selbstständigkeit stellt für die befragten Akteure und Akteurinnen "Empowerment" dar, sie sind ihr eigener Chef bzw. ihre eigene Chefin. Dass sie damit aber auch die perfekte Führungskraft sind, sich selbst am besten zu verwerten und auszubeuten, wurde gerade im Zusammenhang von Arbeitsvolumen und Arbeitszeiten deutlich. Trotz dieser paradoxen Verquickung ziehen alle Interviewten eine eindeutig positive Bilanz. "Wir hoffen, irgendwann mal demnächst soviel Geld damit zu verdienen, dass wir ein bisschen früher nicht mehr arbeiten müssen", erzählten Inga und Tom Finke und setzen ihr aktuelles Zeitmanko damit biographisch in einen größeren Zeit-Zusammenhang. Auch einige an- dere verlegen den jeweils individuell denierten Nutzen all der Anstrengung und Arbeit in die Zukunft, zu einer Art Zielder Lebensbilanz. Frieda und Paul Jenkins drückten das so aus: Wir wollen irgendwann dastehen und sagen, [Firma Jenkins], das hat mal ganz klein angefangen mit einem Ring von Joop, wo jemand kam und gesagt hat, guckt mal auf eBay. Neben diesem an Gründerleitbildern und Unternehmerbiographien orientierten prospektiven "Bilderbuch-Rückblick" als Zukunftswunsch, erfolgte in den Interviews auch eine Zwischenbilanz, ein Rückblick auf bisherige Erfolge. Erfolg ist dabei zwar an den betriebswirtschaftlichen Erfolg des jeweiligen Unternehmens gekoppelt, wird aber hauptsächlich individuell über die positiven Punkte für die gegenwärtige Arbeitssituation de niert: das selbstbestimmte Arbeiten, die (Lern-)Erfahrungen durch die Selbständigkeit, die Möglichkeit, dem individuellen Arbeits- und Lebensentwurf nachgehen zu können....."
Die vorliegende Arbeit betrachtet aus der Perspektive der Kulturanthropologie, auf welchen Wissensprozessen die Erklärungsmodelle von Psychiatern im Bezug auf die klinische Depressionstherapie beruhen. Die Elemente, aus denen das Wissenskonzept eines Arztes zusammengesetzt ist, müssen sich im praktischen Handeln, also in der therapeutischen Situation mit dem Patienten, bewähren. Dabei ist weitaus mehr notwendig als das Verordnen einer Pille, die das chemische Ungleichgewicht im Gehirn reguliert. Anhand derklinischen Depressionstherapie soll deutlich werden, auf welche Weise Psychiater in ihrer Praxis auf explizites und implizites Wissen zurückgreifen und dieses in ihr Erklärungsmodell integrieren, wann ihr Erfahrungswissen relevant wird und wie damit Handeln auch angesichts von Unsicherheiten oder widersprüchlichen Diskursen in der psychiatrischen Profession möglich ist.
Dialog im Dunkeln : über ein "blindes Erlebnis" im Museum ; Inszenierung, Vermittlung und Rezeption
(2008)
Zentrale Fragestellung der Arbeit ist es, wie der Besuch von Dialog im Dunkeln als „Erlebnis“ durch die Besucher konstruiert wird und wie dieser Konstruktionsprozess durch die museale Inszenierung der Ausstellungsmacher und die kommunikativen Vermittlungsstrategien insbesondere der sog. Guides ermöglicht und beeinflusst wird. Daraus sind drei forschungsleitende Fragestellungen -nach den Inszenierungsstrategien der Museumsmacher, nach der Art und Weise, wie das inszenierte Erlebnis Dialog im Dunkeln konsumiert wird und schliesslich nach der alltäglichen Arbeitspraxis der Guides- entwickelt worden, die äußerst interessante Erkenntnisse hervorgebracht haben.
Die vorliegende Fallstudie zu den Anciens Combattants in Diébougou ist das Ergebnis einer Lehrforschung der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Institut für Historische Ethnologie, die vom 24. August 2001 bis zum 16. Dezember 2001 unter der Leitung von Prof. Carola Lentz, und der Betreuung durch Dr. Katja Werthmann, Dr. Richard Kuba sowie in Kooperation mit der Universität von Ouagadougou (Département d’Histoire et d’Archéologie) in Burkina Faso stattfand. Allen genannten Personen und Institutionen sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Die Fallstudie reichte ich im Februar 2004 als Magister-Abschlussarbeit am Fachbereich Geschichtswissenschaften (Historische Ethnologie) der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, bei Prof. Carola Lentz und Prof. Karl-Heinz Kohl ein. Der Großteil der ursprünglich im Anhang der Magisterarbeit enthaltenen Dokumente, Karten und Photos wurde ausgelagert, und der Text erfuhr eine geringfügige Überarbeitung. Im Anschluss an einen vierwöchigen Dioula-Sprachkurs in Bobo-Dioulasso folgte die dreimonatige Erhebungsphase in Diébougou, sowohl Hauptort (chef-lieu) der Provinz Bougouriba im Südwesten Burkina Fasos, Markt- als auch Verwaltungszentrum mit 11 637 Einwohnern (siehe http://www.ambf.bf/f_mairies.html). Interethnische Beziehungen, Siedlungsgeschichte und Bodenrecht waren die übergeordneten Themen des ethnologischen Teilprojekts A9 des Sonderforschungsbereichs 268 "Kulturentwicklung und Sprachgeschichte im Naturraum Westafrikanische Savanne" der Johann Wolfgang Goethe-Universität, der die Durchführung der Lehrforschung finanziell unterstützte, und dem ich gleichsam danken möchte.
Eine ethnographische Studie zu bolivianischen Migrantinnen, die in Barcelona als undokumentierte "Domestic Workers" (private Kinder- und Altenbetreuung, sowie Haushaltshilfe) arbeiten, um mit ihrem Einkommen den Lebensunterhalt ihrer Familien im Herkunftsland zu sichern. Die Arbeit analysiert Motive und Entscheidungsprozesse des Migrationsprojekts aus einer gendersensiblen Perspektive und stellt die Strategien zur Grenzüberwindung in den Rahmen von verschärften EU-Grenzregimen. Weiter wird die prekäre Wohn- und Arbeitssituation der "illegalen" MigrantInnen, insbesondere der Arbeitsplatz Privathaushalt, thematisiert und die Rolle von Hilfsorganisationen kritisch beleuchtet.
Mama lernt Deutsch : Ethnographie zu Migrantinnen in Sprachkursen an zwei Frankfurter Schulen
(2006)
"Mama lernt Deutsch" untersucht das gleichnamige Projekt des Amts für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA) ethnographisch an zwei Schulen in Frankfurt am Main. Mit jener integrationspolitischen Bildungsmaßnahme wird Migrantenmüttern der Deutschunterricht parallel zum Unterricht ihrer Kinder in deren Schule zu günstigen Konditionen ermöglicht. Das Konzept sieht auch eine Zusammenarbeit mit der jeweiligen Schule über die räumliche Einbettung hinaus vor. Neben den Konzeptinhalten und Vorstellungen der Organisatoren und Träger des Projekts sowie denen der Kursleiterinnen und ihrer Praxis stehen vor allem die Migrantinnen selbst und ihr Sprachkursalltag im Fokus der Untersuchung. Die Autorin forschte in drei Deutschkursen an zwei verschiedenen Frankfurter Grundschulen über mehrere Monate lang.
„Une école pour la joie d´apprendre“ lautet das Motto, mit dem das GTZ-Entwicklungshilfeprojekt „Projet Education de Base en 5e Région (PEB)“ in der 5. Verwaltungsregion von Mali, Westafrika, seit 2005 im Auftrag der Consulting ECOEducation, für seine Inhalte wirbt. Während Deutschland um seine schulmüden Jugendlichen kämpft, gibt es andere Orte auf der Welt, wo der „Hunger nach Bildung“ groß ist und viel Engagement in großen Teilen der Bevölkerung hervorruft. „In die Schule gehen“ ist oftmals ein Privileg, das nicht allen Kindern zuteil wird. Das übergeordnete Ziel des Grundbildungs-Projektes, mit dem sich diese Arbeit beschäftigt, lautet: „Eine größere Anzahl von schulfähigen Kindern hat Zugang zu einer qualitativ verbesserten Grundbildung innerhalb der Interventionszonen des Projektes“ (Ministere de l´Education national, Données du Projet Education Base, 2002)....
Mit Beginn der 1990er Jahre richteten nicht wenige Autorinnen und Autoren aus dem Disziplinenspektrum der so genannten Kulturwissenschaften ihre Aufmerksamkeit auf den Themenkomplex ‚Hören‘. Wie ist diese Erschließung eines neuen Gegenstands- und Reflexionsfeldes zu erklären? Welche Konsequenzen hatte und hat sie für Strömungen innerhalb der empirisch orientierten Sozial- und Kulturwissenschaft? Wo sind die einzelnen Disziplinen damit selbst in inter- und transdisziplinären Debatten verankert und welche Arbeiten sind die theoretischen Zugpferde dieser ,neuen Aufmerksamkeit‘ um das vermeintlich vernachlässigte Sinnesorgan Ohr? Fragen, denen es gilt in dieser Arbeit nachzugehen. Dabei wird, wie der Titel der Arbeit nahe legt, auf die Methode der Diskursanalyse zurückgegriffen. Angewandt wird ein erweiterter Diskursbegriff, der als „systematische Kategorie der Kommunikations- und Kulturanalyse“ (Kaschuba 1999, 235) aufzufassen ist. Auf diese Weise sollen die Eigentümlichkeiten und Argumentationssysteme einzelner kulturwissenschaftlicher Diskurse zum Phänomenbereich Auditivität herausgearbeitet werden, die – so die vorgelagerte Hypothese – im Diskurs der ‚neuen Aufmerksamkeit‘ für das Ohr, das Hörbare, Hören oder das akustische Ereignis im ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhundert transdisziplinär verhandelt werden. Die Diskursanalyse dient in diesem Sinne dazu, „den komplexen Prozeß der Präsentation von Argumenten und der Aushandlung von Wertigkeiten in seine Schichten und Einzelbestandteile, in seine Strategien und Motive zu zerlegen“ (ebd., 242).
"Der schönste Blick im Museum ist der aus dem Fenster" (Feldtagebuch 13.11.2002)
Diesen Kommentar hörte ich in einem der vielen Gespräche, die ich mit Künstlern oder künstlerisch ambitionierten Menschen im Laufe der letzten Jahre führte. Er verweist auf die Beziehung zwischen einem Museum und seiner Umgebung. Schon als Kind bin ich mit ins Museum genommen worden. In der Berliner Akademie der Künste faszinierte mich damals die Weitläufigkeit der Innenräume und die Klanginstallationen einer Ausstellung mindestens ebenso wie der Innenhof, wo man unter freiem Himmel die Goldfische im Teich beobachten konnte. Später dann war ich begeistert angesichts des Blicks durch die Uhr des Pariser Musée d’Orsay auf die französische Metropole. Wenn ich an Museen denke, denke ich an Paris. ...