020 Bibliotheks- und Informationswissenschaften
Refine
Year of publication
Document Type
- Part of a Book (37) (remove)
Has Fulltext
- yes (37)
Is part of the Bibliography
- no (37) (remove)
Keywords
Institute
- Universitätsbibliothek (32)
- Extern (1)
- Sprachwissenschaften (1)
Welche Schätze in Bibliotheken verborgen sind, entdeckt man oft nur bei besonderen Anlässen. Einen derartigen Anlaß stellt vielleicht der aktuell erstellte Katalog der Deutschen Kolonialbibliothek dar. Die Kolonialbibliothek gelangte nach dem Zweiten Weltkrieg auf abenteuerliche Weise zur Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt a.M., wo sie heute beheimatet ist. Sie besteht aus den Bibliotheken mehrerer Kolonialverbände, die 1936 zum Reichskolonialbund zusammengefaßt wurden. Den größten Bestand brachte die Bibliothek der 1882 gegründeten Deutschen Kolonialgesellschaft ein. Während die 18.000 Monographien der Kolonialbibliothek als geschlossener Bestand erhalten blieben, sind die ebenfalls enthalten Zeitschriften in den allgemeinen Bestand der Universitätsbibliothek überführt worden.
Bei den ca. 3000 digitalisierten und bearbeiten Seiten des Deutschen Kolonial-Lexikons waren Fehler nicht zuvermeiden. Die auftretenden Fehler hatten nicht nur menschlichen, sondern auch technischen Ursprung. In allen Arbeitsschritten bei der Umsetzung von der anlogen in die digitale Form traten kontinuierlich Probleme auf, die zu Fehlern führten. Daher war Fehleranalyse ein wichtiges Instrument der Qualitätskontrolle.
Im Rahmen der Sicherungsmaßnahmen des Bildbestandes der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG) an der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main galt es eine geeignete Datenverwaltung bzw. eine geeignete Datenpräsentation zu entwickeln. Während der Sicherungsverfi lmung des Bildbestandes der DKG entstand die Idee einer Onlinedatenbank zur Bildrecherche. Obwohl das Internet zu dieser Zeit schon seinen 27sten Geburtstag gefeiert hatte, war die Allgemeinheit mit dieser Technologie noch nicht sehr vertraut. Die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main und die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (FH) begannen diese Idee in die „Virtuelle Realität“ des World Wide Web umzusetzen. Das „Digitalisierte koloniale Bildarchiv“ ging erstmals im Herbst 1999 ans Netz.
Vom analogen Foto zum digitalen Image : die Sicherung historischer Fotos durch HERRMANN & KRAEMER
(2004)
Die fototechnische Realisierung des Projektes und die Schaffung einer digitalen Benutzerausgabe bei Wahrung aller Bildinformationen gestaltete sich durchaus anspruchsvoll: handelt es sich doch um einen hinsichtlich Vorlagenart, Erhaltungszustand und Verwahrungsform in jeder Weise sehr differenzierten Bestand. Die Dokumente, Fotografi en und Negative befinden sich nicht nur im Besitz der StUB. In das Projekt einbezogen wurden auch Bestände aus der Sam-Cohen-Library in Swakopmund und viele engagierten Privatpersonen stellten Alben, Filme und vereinzelt sogar Wandkarten und gerahmte Bilder zur Verfügung. Speziell die „externen“ Bestände hatte man aus verständlichen Gründen nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Zugleich existierte bislang noch kein langzeitarchivbeständiges Sicherungsmedium, weshalb dem Sicherungsgedanken – auch angesichts eines Brandes, den es bei Sam Cohen gegeben hat – verständlicherweise größte Bedeutung beigemessen wurde.
Im Zeitalter von Internet und digitaler Wissensvermittlung hat auch die Geschichtswissenschaft die Photographie als Quellenmaterial zur Dokumentation historischer Lebensbedingungen und Ereignisse schätzen gelernt. Neben dem geisteswissenschaftlichen Aspekt solcher Photodokumente gibt es einen technisch-konservatorischen Aspekt.
Der Fotobestand des "Digitalisierten kolonialen Bildprojekts" ist keine homogene Sammlung, sondern ein Konglomerat unterschiedlicher Sammlungen und Zusammenstellungen. Diese vielen Einzelteile sind, je nach Intention des Photographen oder Sammlers, unterschiedlich erschlossen und dokumentiert. Ein besonders gutes Beispiel ist der Bericht von Gustav Adolf Riemer, der an der Marine-Expedition nach Ostasien und den Südsee-Inseln 1874 – 1877 teilnahm und diese Reise mit seiner Kamera dokumentierte. Für die Reiseteilnehmer stellte er ein kommentiertes Fotoalbum zusammen. Ein Exemplar dieses Tagebuchs wurde von Eugen Ley, Sohn des Oberbootsmanns Carl Alexander Ley (1847 – 1928), 1947 an das Museum für Völkerkunde der Universität Kiel übergeben, das den Bildbestand dieses Albums der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main für die Veröffentlichung im Internet zur Verfügung stellte. Neben dem kommentierten Album liegt eine wissenschaftliche Bewertung der Arbeit und des Lebens von Gustav Adolf Riemer vor. Der leicht gekürzte Text von Uwe Lüthje (2002) zeigt den technischsozialen Hintergrund der Entstehung des genannten Tagebuchs-Auszuges auf.