Sondersammelgebiets-Volltexte
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Der Klimawandel ist heute in weiten Teilen der Fachwelt und der Öffentlichkeit als akute Bedrohung für die Lebensgrundlagen des Menschen akzeptiert. Die unterschiedlichen Klimawandel-Szenarien unterscheiden sich im Wesentlichen im Ausmaß der zu erwartenden Temperaturerhöhungen für bestimmte Regionen und den sich daraus abzuleitenden Effekten (z. B. Niederschlagssummen oder -verteilung, Häufung von Starkregen, größere Häufigkeit von Stürmen, Meeresspiegelanstieg). In Europa wurde in den letzten 100 Jahren ein Anstieg der Jahresmitteltemperatur um 0,95°C beobachtet (EEA 2004). Für Deutschland werden für die nächsten 50 Jahre eine weitere Temperaturzunahme vor allem im Winter, eine starke Zunahme der Winterniederschläge verbunden mit einer zunehmenden Hochwassergefährdung sowie ein Rückgang der Niederschläge und ein Anstieg trockenheißer Wetterlagen im Sommer bei gleichzeitiger Häufung von Starkniederschlagsereignissen prognostiziert (LEUSCHNER & SCHIPKA 2004, EEA 2004).
"Den kennt doch jedes Kind!" Mit Liedern und Reimen über den Kuckuck werden Kinder groß. Ob sie den Kuckuck jemals in der Natur hören oder gar sehen werden, ist allerdings fraglich. Denn vielerorts ist der Kuckuck verschwunden, weil sein Lebensraum verloren geht - bei uns genau wie im afrikanischen Winterrevier. Außerdem ist er für die Jungenaufzucht auf Wirtsvögel angewiesen, und wenn diese seltener werden, leidet darunter auch der Kuckuck. Dabei gilt er den Menschen als Glücksbringer, es sei denn, sie haben viele Schulden und der Gerichtsvollzieher kommt mit dem "Kuckuck"-Aufkleber, den in Wirklichkeit gar kein Vogel ziert. Viele Mythen und Geschichten erzählen vom Kuckuck. Wir möchten diese Zuneigung für unser Engagement im Naturschutz nutzen, um seine Lebensräume in Deutschland und anderswo besser schützen zu können. Im großen Naturschutzgebiet Lüneburger Heide ist der Kuckuck noch überall zu hören. Auch in Mooren, großen Feuchtgebieten, Hochheiden und Flussauen ruft er vom Frühjahr bis zum Spätsommer immer noch. Wir müssen diese Lebensräume erhalten, wenn wir uns weiterhin gemeinsam am Kuckuck erfreuen wollen. Dafür brauchen wir eine breite Unterstützung und deshalb haben der NABU – Naturschutzbund Deutschland und sein bayerischer Partner LBV – Landesbund für Vogelschutz in Bayern den Kuckuck zum Vogel des Jahres 2008 gewählt.
Die Grundlage der in diesem Jahresbericht dargestellten Aktivitäten bildet ein mit den zuständigen Fachbehörden abgestimmter Arbeits- und Maßnahmenplan, in dem die Aufgaben der Landschaftsstation für das Jahr 2007 festgelegt wurden. Die detaillierten Ergebnisse dieser Arbeiten wurden den Fachbehörden in Form von umfangreichen Fachdatenblättern übermittelt. Der hier vorliegende Bericht ist für die Aufsichtsbehörden gedacht. Allen anderen interessierten Leserinnen und Lesern soll er einen knappen Einblick in die Arbeit der Landschaftsstation 2007 geben. Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit im Jahr 2007 lag im Monitoring der betreuten Natura 2000 (FFH-)- und Naturschutz-Gebiete (NSG) „Hannoversche Klippen“ bei Würgassen, „Desenberg“" bei Daseburg, „Kalkmagerrasen bei Ottbergen (und Bruchhausen)“, „Kiebitzteich“ bei Reelsen, „Satzer Moor“ bei Herste, „Wandelnsberg“ zwischen Beverungen und Drenke, sowie „Bleikuhlen und Wäschebachtal“ im äußersten Südwesten des Kreises bei Blankenrode. Das Team der Landschaftsstation im Kreis Höxter bittet um Verständnis, dass sich die hauptamtlichen Mitarbeiter aufgrund der oben skizzierten Entwicklung auf ihre Kernaufgaben konzentrieren müssen und somit weitere Aufgaben wie die Außendarstellung, Exkursionen und sonstige Serviceleistungen nicht immer im gewünschten Maße wahrgenommen werden können.
Die Bundesrepublik hat sich 1992 wie viele andere Staaten zum Erhalt der biologischen Vielfalt verpflichtet (Biodiversitätskonvention). Zur Erreichung dieses Zieles fördert das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) u. a. Vorhaben zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt. Grundlage der Förderung ist eine Richtlinie von 2005. Träger entsprechender Projekte ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Bereits 2006 hatte die Landschaftsstation zusammen mit dem damaligen Forstamt Bad Driburg einen Projektantrag eingereicht, bei dem es um die Wiederbelebung der Nieder- und Mittelwaldnutzung im Bereich der im Kreis Höxter ehemals zahlreichen Nieder- und Mittelwälder ging (vgl. GRAWE & BÖLKE 2005). Da zunächst nur recht kleine Waldareale in das Vorhaben einbezogen werden sollten, wurde der Antrag abgelehnt. Anfang 2007 fragte die BLE bei der Landschaftsstation an, ob es nicht möglich sei, die Gebietskulisse zu erweitern, da der Projektantrag grundsätzlich als förderfähig angesehen werde. Aufgrund dieser Anfrage erarbeiteten das heutige Regionalforstamt Hochstift und die Landschaftsstation einen neuen Projektantrag mit dem Titel "Mittelwaldähnliche Waldrandgestaltung und -nutzung zur Förderung der Nutzholzarten Stiel-Eiche, Trauben-Eiche und Hainbuche sowie seltener Edellaub- und Nadelgehölze wie Elsbeere, Wacholder oder Eibe", der dann im Herbst des gleichen Jahres durch die BLE bewilligt wurde, so dass bereits im Oktober 2007 mit der Umsetzung des Vorhabens begonnen werden konnte. Vorrangiges naturschutzfachliches Ziel des Vorhabens ist die Förderung der in ihren Beständen im Rückgang befindlichen lichtliebenden Nutzholzarten Trauben-Eiche (Quercus petraea), Stiel-Eiche (Quercus robur), Hainbuche (Carpinus betulus), Feld-Ahorn (Acer campestre), Winter-Linde (Tilia cordata), Elsbeere (Sorbus torminalis), Wacholder (Juniperus communis) und Eibe (Taxus baccata). Die Förderung dieser Baumarten soll im Rahmen einer mittelwaldähnlichen Nutzung von Waldrändern geschehen. Eine ökonomische Inwertsetzung erfolgt im Rahmen einer einmaligen Erstinstandsetzung sowie des nachfolgenden regelmäßigen Einschlages des nachwachsenden Holzes (alle 15-30 Jahre). Das dann eingeschlagene Holz wird zur Energiegewinnung (Hackschnitzel) genutzt.
Der Laubfrosch (Hyla arborea) ist als vermeintlicher "Wetterfrosch" und legendärer Froschkönig der GRIMM'schen Märchen der bei weitem bekannteste und beliebteste Froschlurch. Noch Anfang des letzten Jahrhunderts war er allgegenwärtig - den man "in keinem Staate und in keiner Provinz" des Deutschen Reiches vergebens suchte (DÜRINGEN 1897). Neben Erdkröte (Bufo bufo) und Wasserfrosch (Rana kl. esculenta) zählte er zu den "verbreitetsten" Amphibienarten (LEYDIG 1877), der "überall zu finden" sei (STERNFELD 1913). Diese Feststellungen gelten auch für das Weserbergland, für das WOLTERSTORFF (1893) anmerkt, dass der Laubfrosch "wohl nirgends fehlt". Spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich die Bedingungen für den Laubfrosch in Mitteleuropa grundlegend geändert: Trockenlegung der Feuchtgebiete und vieler Kleingewässer, die Beseitigung von Hecken sowie die flächendeckende Intensivierung der Landwirtschaft (insbesondere der verstärkte Einsatz von Pestiziden) und die damit einhergehende Lebensraumfragmentierung führten zu einem bis heute häufig ungebremsten Rückgang der Laubfroschvorkommen (vgl. BEUTLER 1991, GLAW & GEIGER 1991, VON KNORRE 1987, TESTER 1990 u. v. m). In vielen Regionen ist er heute bereits völlig verschwunden oder seine Bestände sind kurz vor dem Erlöschen. Die negativen Bestandsentwicklungen schlagen sich in den Roten Listen der gefährdeten Tierarten nieder. Sowohl bundes- als auch landesweit gilt der Laubfrosch als "stark gefährdet".
Wilde Weiden im Kreis Höxter
(2008)
Seit gut zwei Jahrzehnten wird die Eignung robuster Haustierrassen auf großen Weideflächen als Landschaftsgestalter diskutiert und im Rahmen zahlreicher Vorhaben in Deutschland und dem benachbarten Ausland erprobt. Eine Vorreiterrolle haben die Niederlande übernommen, die seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts "Naturentwicklung" mit großen Weidetieren betreiben. Die mit 6.000 ha größte zusammenhängende Weidefläche dieser Art liegt direkt vor den Toren Amsterdams im Oostvaadersplassen bei Lelystad in Flevoland. Dort wurden 1983/84 32 Heckrinder und 20 Konikpferde "ausgewildert". Die Bestände sind auf heute etwa je 700 Rinder und Pferde angewachsen. Zusammen mit rund 1.000 Rothirschen haben diese Großsäuger eine Feuchtgebietslandschaft geschaffen, die einzigartig in Europa ist (Abb. 1) und insbesondere für Wasservögel internationale Bedeutung erlangt hat.