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Following Pain’s (2021) critical assessment of the prospects of minimal capacity inferences within cognitive archeology based on ‘classical’ cognitive science, I elaborate on the chances of these inferences within so-called embodied, embedded, extended, and enacted (4E) frameworks. Cognitive archeologists infer the cognitive abilities of past hominins from the remains found in the archeological record. Here they face the problem of choosing a theory from the cognitive sciences. Results vary considerably, depending on one’s cognitive theory, so choice matters. Where classical views conceive cognition as mainly involving representations and computing, more recent 4E approaches focus on interactions between environment, body, and brain: hence the same trace, like a stone tool, might require capacities like a mental ‘blueprint’ according to the former, but only environmentally guided perception according to the latter. Given this crucial choice of theory, what are the prospects of 4E then? I present a model of cognitive hominin evolution based on 4E and niche construction theory. Based on this model, I argue that we should be guardedly optimistic: contrary to first impressions, minimal capacity inferences work well within the 4E framework, and adopting 4E might give us a methodological advantage, too.
Die Dissertation umfasst die Metaanalysen der Sonnentanz-Beschreibungen beider Ethnien von 1865 bis in die Gegenwart. Zu diesem Zweck wurde die historisch-kritische Methode, ethnohistorischer Manier, als eine Form der Metaanalyse verschiedenster Arten von Quellen angewendet. Die ergänzenden Inanspruchnahmen der Matrixanalyse nebst Ritualtheorien verdeutlichen, wie Individuen und Ethnien ihre Wirklichkeit konstruieren. Die Dissertation geht überdies der Hypothese nach, inwiefern die divergierenden Zeremonien als Sonnentänze zu definieren sind. Der Ritualvergleich hat das Ziel, die in diesem Zusammenhang wirkenden dynamischen sowie stabilen Dimensionen aufzuzeigen. Darüber hinaus werden die geschichtlichen Prozesse, die damit einhergingen, entfaltet und Begründungen für diese Entwicklungen herausgearbeitet.
Philosophische Logik" bezeichnet einen Fundus von Theorien und Methoden, ohne die weite und zentrale Teile der heutigen Philosophe - in beinahe wörtlichem Sinne - gar nicht denkbar sind. Im Wechselspiel mit ihren Anwendungen hat sich dabei der Begriff der Logik selbst weiterentwickelt. An den Schnittstellen zu Nachbardisziplinen der Philosophie, wie der Informatik und Linguistik, hat sich die Entwicklung besonders rasant vollzogen und ist wiederum fruchtbar für die philosophische Theorienbildung geworden. Fuhrmanns Frankfurter Vorlesungen versuchen in dieses moderne Verständnis philosophischer Logik einzuführen. Das Buch ist als Lehrbuch geeignet, leitet den Leser jedoch auch zur kritischen Beurteilung formaler Theorien in der Philosophie an. Zentrale Themen werden kapitelübergreifend entwickelt. Dennoch sind die Kapitel in sich abgeschlossen und können so als gründliche Einführungen in ausgewählte Theorien gelesen werden.
This article attempts to read the Transcendental Dialectic through Meillassoux’s model of the absolute contingency of being in order to rethink some of its central difficulties. Specifically, this concerns better understanding the role played by the categories of relation and modality in the empirical use of the ideas of reason, which underlies their regulative use that is directed at an absolute unity of reason. It will be discussed which questions are implied in the central claim of Meillassoux’s ontology, i.e., that it is possible to derive from the necessity of contingency the existence and noncontradictory being of the thing in itself. First, I will retrace basic points of Meillassoux’s critique of “correlationism”, by means of which he reconfigures the divisions between metaphysics, physics, and ontology. Second, against the background of the Kantian concept of hope, I will examine a relation between the Transcendental Dialectic and ethics, as, respectively, conceived of in Kant and in Meillassoux’s reinterpretation. Third, I will critically ask in how far absolute contingency can be understood as grounding a concept of experience and in which sense the idea of the antinomy chapter in the Transcendental Dialectic contains an argument more complex than Meillassoux’s model suggests.
Das westphälische Modell für Staatsinstitutionen, einschließlich nationaler Exekutive, Legislative und Judikative, hat sich aus den Ereignissen europäischer Geschichte heraus entwickelt. Seit dem Ende des Kalten Krieges dient es als grundlegendes Paradigma für Internationale Interventionen zum Wiederaufbau von gescheiterten - oder zum Aufbau von neuen - Staaten. Für die internationale Gemeinschaft fungiert das westphälische Modell als Maß zur Beurteilung ihrer Interventionen, wie zum Beispiel in Somalia, Kambodscha oder den Balkanstaaten. In den meisten Fällen gilt eine durch sie beaufsichtigte oder gar durchgeführte ‚freie und faire’ Wahl als hauptsächliche Massnahme zur Bildung eines ‚westphälischen’ und demokratischen Staates. Die Erfolgsrate solcher internationalen Friedenseinsätze und ‚state-building operations’ ist jedoch enttäuschend. Bei näherer Betrachtung der Misserfolge des letzten Jahrzehnts wird deutlich, daß sich die lokalen Gesellschaftssysteme der betroffenen Bevölkerungen oft beträchtlich von liberaler Demokratie unterscheiden. Dies ist insbesondere der Fall in Gesellschaften deren Ordnung nicht auf Staatsinstiutionen basiert. Ihnen liegen sozio-politische Systeme zugrunde die sich oft mit dem Paradigma des westlichen Staatssystems nur schwer vereinen lassen. Um im Rahmen internationaler Friedenseinsätze erfolgreich Staatstrukturen zu etablieren, ist es daher notwendig lokale Sozialstrukturen und lokale Konzepte politischer Legitimität und Autorität zu addressieren. Erst mit solchem Verständnis ist es möglich einen Staatsapparat in den Augen der Bevölkerung zu legitimieren. Ist Letzteres nicht der Fall, so kann sich eine Regierung zwar in Übereinstimmung mit internationalen Menschenrechten befinden, oder alle wichtigen demokratischen Einrichtungen vorweisen, jedoch dennoch dem Prinzip der Partizipation durch die Bevölkerung widersprechen. Ist dies das Endresultat eines internationalen Friedenseinsatzes, so hat die internationale Gemeinschaft ihre eigenen Werte bestaetigt. Jedoch herrscht kein Vertrauen zwischen der Bevölkerung und Regierung, da letztere nicht kompatibel mit dem Versaendnis der Bürger ist. Der ‚demokratische’ Staat ist nur schwerlich funktionsfähig.Der internationale Einsatz in Osttimor illustriert dieses Problem. Hier wurden die Vereinten Nationen (VN) mit dem Wiederaufbau und der Verwaltung eines Staates betraut (UNTAET ‚Übergangsregierung der Vereinten Nationen in Osttimor’). Zum ersten mal in der Geschichte übernahm die international Gemeinschaft damit die Souveränität über ein territoriales Gebiet...
This thesis develops a naturalist theory of phenomenal consciousness. In a first step, it is argued on phenomenological grounds that consciousness is a representational state and that explaining consciousness requires a study of the brain’s representational capacities. In a second step, Bayesian cognitive science and predictive processing are introduced as the most promising attempts to understand mental representation to date. Finally, in a third step, the thesis argues that the so-called “hard problem of consciousness” can be resolved if one adopts a form of metaphysical anti-realism that can be motivated in terms of core principles of Bayesian cognitive science.
Das Zusammenleben von Juden und Christen war in vielen deutschen Territorien, insbesondere in ländlichen Gebieten, viel enger, als man dies heute zumeist annimmt. Dafür finden sich auch in der Landgrafschaft Hessen-Kassel zahlreiche Belege. Hier soll das kirchliche Verwaltungsschrifttum zum Sprechen gebracht werden, das in Zusammenhang mit den Kasseler Superintendenten Paul Stein und Theophil Neuberger sowie dem Eschweger Superintendenten Johannes Hütterodt steht. Als Ausgangspunkt dienen insbesondere ihre Diensttagebücher.
• Zahlen und Maßsysteme sind bereits aus dem antiken Ägypten und aus Mesopotamien belegt. Im 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung haben sich mit der hierarchisierten Gesellschaft auch Zahl- und Schriftzeichen entwickelt. Sie dienten vor allem der Zuteilung von Ressourcen.
• Die 13 Bücher der »Elemente« von Euklid (3. Jahrhundert vor unserer Zeit) sind die früheste erhaltene axiomatisch-deduktiv aufgebaute Sammlung mathematischen Wissens. Die Begeisterung für dieses Werk hielt über Jahrhunderte an.
• Die Ordnung von Beobachtungen durch die mathematische Erfassung und Auswertung von Daten ist in Wissenschaft und Alltag selbstverständlich. Mathematische Techniken der Statistik und Kartierung halfen Dr. John Snow im 19. Jahrhundert, die Ausbreitung der Cholera zu erforschen und zu bekämpfen.
• Trotzdem stößt die Mathematik bei der Schaffung von Ordnungen auch an Grenzen: Denn es gibt weder eine Garantie noch eine Anleitung für deren bestmögliche Nutzung. Dies zeigen nicht zuletzt Krisen wie die Coronapandemie oder die Klimakrise.
Development economists have suggested that the hopes of the poor are a relevant factor in overcoming poverty. I argue that Kant’s approach to hope provides an important complement to the economists’ perspective. A Kantian account of hope emphasizes the need for the rationality of hope and thereby guards against problematic aspects of the economists’ discourse on hope. Section 1 introduces recent work on hope in development economics. Section 2 clarifies Kant’s question “What may I hope?” and presents the outlines of his answer. Crucially, hope is rational if it is rational to trust in the structures of reality on which the realization of one’s hope depends. Section 3 argues that central tenets of Kant’s account of what makes hope rational can be applied to the context of poverty. It becomes apparent that the poor often have good reason to be hopeless since they may not trust fundamental structures that are necessary for realizing their hope. Thus, the insight that the poor need more hope must go hand in hand with a commitment to establishing trustworthy political structures, such that their hope can be rational. Section 4 highlights the relevance of the secular highest good for a better understanding of the justification and scope of our duties to the poor in a Kantian framework.
A remark on the bank cases
(2021)
Since their formulation by Keith DeRose (1992), the so-called bank cases have played a major role in the discussion about whether knowledge depends on practical factors. According to the proponents of pragmatic encroachment, the proper conclusion to be drawn from the bank cases and similar examples is that knowledge of a proposition p does not supervene on one’s evidence for or against p. In my view, this conclusion is ill-founded. The reason is that the bank cases and similar examples suffer from an ambiguity concerning the known proposition — an ambiguity that has so far been overlooked. When this ambiguity is made explicit, it becomes clear that the conclusion does not follow.
A vast range of our everyday experiences seem to involve an immediate consciousness of value. We hear the rudeness of someone making offensive comments. In seeing someone risking her life to save another, we recognize her bravery. When we witness a person shouting at an innocent child, we feel the unfairness of this action. If, in learning of a close friend’s success, envy arises in us, we experience our own emotional response as wrong. How are these values apprehended? The three most common answers provided by contemporary philosophy explain the consciousness of value in terms of judgment, emotion, or perception. An alternative view endorsed mainly by authors inspired by the phenomenological tradition argues that values are apprehended by an intentional feeling. In this model, it is by virtue of a feeling that objects are presented as being in different degrees and nuances fair or unfair, boring or funny, good or bad. This paper offers an account of this model of feeling and its basic features, and defends it over alternative models. To this end, the paper discusses different versions of the model circulating in current research which until now have developed in parallel rather than in mutual exchange. The paper also applies the proposed account to the moral domain and examines how a feeling of values is presupposed by several moral experiences.
Adorno führt in seinem Werk der Negativen Dialektik, anhand einer Kant-Kritik, aus, dass Freiheit nur negativ bestimmt werden kann. Dazu bedient dieser sich der Methode der bestimmten Negation. Dieser Ansatz wird auf Nauckes Konzept des negativen Strafrechts übertragen und gezeigt, dass auch Naucke dieses nur negativ bestimmt. Dabei stellt das negative Strafrecht eine Position dar, welche dem affirmativen Strafrecht kritisch gegenübersteht und dieses kontinuierlich hinterfragen und begrenzen soll.
Die Paulinenpflege Winnenden e.V. wurde 1823 gegründet als Rettungshaus für verwahrloste Kinder. Bald wurde daraus eine Doppelanstalt einerseits für Kinder, die aus sozialen Gründen nicht zuhause leben konnten, andererseits für hör- und sprachbehinderte Kinder. Zum 200-jährigen Jubiläum im Jahr 2023 erscheint dieses wissenschaftliche Werk. Dieses Werk erscheint zusätzlich in weitgehend identischer Weise als Buch.
Rituale geben Menschen Stabilität und Kraft im täglichen Leben. Durch eine Migration können sich Modifikationen in der Performanz und Materialität der Rituale ergeben. Die Bachelorarbeit befasst sich mit diesen Veränderungen am Beispiel der Materialität des Hindu Rituals Puja. Das Ziel der Arbeit ist die Betrachtung, inwiefern aufgrund einer Migration Aneignungsprozesse in der Materialität stattfinden und diese ein Beispiel für Ritualdynamik sein können. Basierend auf den Ergebnissen eines in 2021/22 durch die Verfasserin durchgeführten Projekts im Rhein-Main Gebiet wird beschrieben, welche Gaben von den Gläubigen benutzt werden, welche Beschaffungsprozesse durchlaufen werden und welche Bedeutung eventuelle Veränderungen für die Gläubigen haben. Hierzu werden die Hypothesen erstellt und bestätigt, dass ein Aneignungsprozess und somit ein ritualdynamischer Prozess stattfindet und die Puja, aufgrund ihrer Flexibilität, ein geeignetes Ritual zur zukünftigen Untersuchung von Ritualdynamik darstellt.
Zunächst legt die Autorin den ethnologischen Ritualbegriff unter anderem über die Ritualtypen von Ronald L. Grimes dar und erörtert die Theorien der ritual studies. Des Weiteren wird der Forschungsstand des Themenbereichs der Ritualdynamik anhand der Ergebnisse und Theorien des Sonderforschungsbereichs 619 (SFB 619) in Heidelberg (2002-2013) erläutert. Darauffolgend werden nach einer kurzen Vorstellung des Hindu-Glaubens und den Grundlagen der Puja die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt dargelegt. Anhand der Ergebnisse aus Interviews, teilnehmenden und passiven Beobachtungen und einer Umfrage mithilfe eines Fragebogens wird die Veränderung bei der Materialität des Rituals am Beispiel der angebotenen Speisen (naivedya) und dem Wasser des heiligen Flusses Ganges (gangagel) beschrieben. Die Flexibilität des Rituals wird anhand von Bespielen durch Informanten veranschaulicht. Abschließend werden die Hypothesen bearbeitet und ein Ausblick in die Zukunft des Themas aus Sicht der Verfasserin gegeben.
Die Organisation SOS Children's Villages (im Folgenden: SOS) ist eine der größten und ältesten nicht-staatlichen, überkonfessionellen Kinderhilfsorganisationen der Welt. Heute sind mehrere Generationen in Einrichtungen der in 136 Ländern tätigen Organisation aufgewachsen oder haben von ihren Hilfsprogrammen profitiert. Seit der Gründung im Jahr 1949 liegt der Schwerpunkt auf "Kindern und Jugendlichen, die keine elterliche Fürsorge haben oder Gefahr laufen, diese zu verlieren". Trotz der langjährigen weltweiten Präsenz haben sich bisher nur wenige ethnologische Arbeiten mit der Organisation SOS, ihrem Modell und vor allem ihren Teilnehmern beschäftigt.
Die vorliegende Arbeit will diese Lücke schließen. Sie zeigt anhand exemplarischer, biographisch-narrativer Interviews und auf einer multi-sited ethnography basierenden Analysen, wie einzelne Akteure im SOS-Kontext ihrer Vergangenheit begegnen, wie sie Erfahrungen - aus der Zeit unter der Obhut von SOS, aber auch aus der Zeit davor - einordnen und wie diese ihre Gegenwart und auch Zukunft beeinflussen bzw. wie sie heute mit diesen Erinnerungen umgehen. Ziel dieser Arbeit ist es außerdem, am Beispiel von SOS als Entwicklungszusammenarbeit (EZ) im Bereich Kinder, Jugend und Familie zu untersuchen, wie sich EZ-Projekte auf das Leben, die Sichtweisen und Biografien verschiedener Akteure sowie auf bestimmte lokale Zusammenhänge auswirken und wie wiederum Handlungen und individuelle Einstellungen von Akteuren sowie bestimmte lokale Kontexte solche Projekte beeinflussen.
Hierfür habe ich über einen Zeitraum von elf Monaten zwischen Juni 2019 und Mai 2020 an vier Standorten der Organisation in Kenia und Tansania rund 150 Interviews mit verschiedenen Zielgruppen (mit SOS-Mitarbeitern, ehemaligen SOS-Teilnehmern, aktuellen SOS-Teilnehmern sowie Gemeindevertretern) geführt.
Die Studie liefert also Ergebnisse auf mehreren Ebenen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Akteure meiner Untersuchung ihrer Vergangenheit und den Erinnerungen daran im Erwachsenenalter durch Aneignungsprozesse begegnen, die es ihnen ermöglichen, diese Erinnerungen und Erfahrungen kohärent in ihre eigene Biografie einzuordnen. Dieser Umgang mit der eigenen Geschichte ermöglicht es den ehemaligen SOS-Teilnehmern, sich die Struktur, die ihrer Kindheit zugrunde lag, nämlich die der internationalen Hilfsorganisation SOS, anzueignen und darüber Handlungen und Verhaltensweisen auch in ihrer Gegenwart und Zukunft zu definieren und zu legitimieren, und SOS als Zentrum ihrer Kindheit auch im Erwachsenenalter auf unterschiedliche Weise in Besitz zu nehmen. Dabei erfüllen sie nicht immer die Erwartungen, die von organisatorischer Seite an ihr Verhalten oder ihre Interpretation von Organisationskonzepten und -prinzipien gestellt werden. Da durch das Organisationsmodell evozierte Probleme wie fehlende Zugehörigkeiten oder Schwierigkeiten beim Übergang in die Selbstständigkeit durch lebensweltliche Diskrepanzen im Vergleich zu lokalen Kontexten über die Lebenswege und Erfahrungen der (ehemaligen) Teilnehmer sichtbar werden, schreibe ich nicht zuletzt den Teilnehmern und ihrem Umgang mit diesen Erfahrungen einen Anteil an den Transformationsprozessen zu, in denen sich die Organisation aktuell befindet.
It’s intuitively plausible to suppose that there are many things that we can be rationally certain of, at least in many contexts. The present paper argues that, given this principle of Abundancy, there is a Preface Paradox for (rational) credence. Section 1 gives a statement of the paradox, discusses its relation to its familiar counterpart for (rational) belief, and points out the congeniality between Abundancy and broadly contextualist trends in epistemology. This leads to the question whether considerations of context-sensitivity might lend themselves to solving the Preface for credence. Sections 2 and 3 scrutinize two approaches in this spirit—one mimicking Hawthorne’s (2002) Semantic Contextualist approach to an epistemic version of the Preface, the other one analogous to Clarke’s (2015) Sensitivist approach to the doxastic version—arguing that neither approach succeeds as it stands.
Drawing on insights found in both philosophy and psychology, this paper offers an analysis of hate and distinguishes between its main types. I argue that hate is a sentiment, i.e., a form to regard the other as evil which on certain occasions can be acutely felt. On the basis of this definition, I develop a typology which, unlike the main typologies in philosophy and psychology, does not explain hate in terms of patterns of other affective states. By examining the developmental history and intentional structure of hate, I obtain two variables: the replaceability/irreplaceability of the target and the determinacy/indeterminacy of the focus of concern. The combination of these variables generates the four-types model of hate, according to which hate comes in the following kinds: normative, ideological, retributive, and malicious.
Leibniz-Preisträger Hartmut Leppin setzt sich seinem neuen Buch mit einem Konzept auseinander, das die antike Wertschätzung der freien Rede in der Politik und im sozialen Leben zeigt, aber auch den religiösen Bereich prägte. Hartmut Leppin lehrt seit 2001 Alte Geschichte an der Goethe-Universität und ist Principal Investigator im Forschungsverbund »Dynamiken des Religiösen«.
Das Buch nimmt die Beobachtung zum Ausgangspunkt, dass wahrnehmende Lebewesen immer auch sich bewegende Lebewesen sind. Der Zusammenhang zwischen den Vermögen der Wahrnehmung und der Selbstbewegung wird hier als ein konstitutiver gefasst, der insofern Auswirkungen für das Verständnis und die philosophische Analyse des jeweiligen Vermögens hat. Im Fokus steht das wechselseitige Verhältnis zwischen Wahrnehmung und Handeln beim Menschen und damit auch die Frage, in welcher Beziehung das begriffliche Denken zu den genannten Vermögen steht. Die Arbeit diskutiert Schriften von Wittgenstein, Anscombe, Merleau-Ponty, Dreyfus, McDowell, sowie neuere Beiträge aus der enaktivistischen und phänomenologischen Tradition.
Im ersten Kapitel wird der Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Handlung in der Erkenntnistheorie untersucht. Hier stehen enaktivistische Theorien, die auf den grundsätzlichen Handlungscharakter der Wahrnehmung verweisen, im Mittelpunkt. Anhand einer Kritik der Kamerametaphorik des menschlichen Blicks wird dafür argumentiert, dass die (visuelle) Wahrnehmung als aktiver Prozess verstanden werden muss. Das Sehen ist weder punktförmig noch bildhaft aufzufassen, vielmehr ist es eine stets prekäre Errungenschaft eines leiblichen Wesens im Austausch mit der es umgebenden Welt. Die Ergebnisse aus dem ersten Kapitel werden im zweiten Kapitel mit Ludwig Wittgensteins Überlegungen zum Aspektsehen in Kontakt gebracht. Wittgensteins Bemerkungen zum Sehen und Aspektsehen lassen sich als Anstoß zu einem pluralistischen Verständnis der Wahrnehmung verstehen. In Anbetracht der vielfältigen Diskussionen, für die Wittgensteins Bemerkungen über das Aspektsehen relevant sind, wird hier herausgearbeitet, inwieweit sie als eine Kritik an jeder Form des Gegebenseins in der Wahrnehmung verstanden werden können. Eine Diskussion des ebenso ungewöhnlichen wie wenig beachteten Beitrags Anscombes zur Theorie der Wahrnehmung, den sie hauptsächlich in »The Intentionality of Sensation« ausarbeitet, beschließt das zweite Kapitel.
Im dritten Kapitel geht es um den zweiten Teil der These, Wahrnehmung und Handeln seien wechselseitig voneinander abhängig. In diesem Kapitel geht es um Theorien, für die die Wahrnehmung nicht einfach Informationen über die Umwelt bereitstellt, sondern selbst Bestandteil des Handelns ist. Eine besondere Herausforderung besteht darin, die Rolle der Wahrnehmung sowohl für das geistesabwesende Tun als auch für das überlegte Handeln und auch für mentale Handlungen, wie etwa Entscheidungen, zu bestimmen. Besonders offensichtlich wird die Rolle der Wahrnehmung im Handeln immer dort, wo das Überlegen zurücktritt und das gekonnte Handeln auf die Wahrnehmung von Gelegenheiten angewiesen ist – also insbesondere dort, wo das Handeln Ausdruck spezialisierter Fähigkeiten ist.
Der Wahrnehmungsbegriff, der in der Arbeit im Mittelpunkt steht, ist gerade kein allgemeiner oder übergreifenden – und erst recht kein »zugrundliegender« Begriff der Wahrnehmung. Vielmehr soll Wahrnehmung plural verstanden werden: die Wahrnehmung im Alltag, die beobachtenden Wahrnehmung, die Wahrnehmung des Profis, die begriffliche Wahrnehmung. Diese Herangehensweise läuft zwangsläufig auch auf die Frage hinaus, inwiefern sich die menschliche Wahrnehmung und die Wahrnehmung der Tiere unterscheiden. Zwar gilt für Tiere wie für Menschen, dass sie wahrnehmen und sich bewegen – aber bestimmte Formen der Wahrnehmung sind klarerweise dem Menschen vorbehalten, etwa die ästhetische, die moralische und die begriffliche Wahrnehmung. Das vierte Kapitel diskutiert – ausgehend von der Frage nach der Begrifflichkeit der menschlichen Vermögen des Wahrnehmens und Handelns –, in welchem Verhältnis diese zu denen der Tiere stehen.
Ein auffälliger Unterschied zwischen den Vermögen des Menschen und denen der Tiere – so wird sich herausstellen – ist die Flexibilität und Pluralität der menschlichen Vermögen. Doch diese Pluralität ist kein natürliches Faktum, sondern Produkt bestimmter Tätigkeiten und Praktiken. Erst im tätigen Umgang mit der Welt, durch den Erwerb bestimmter Techniken und innerhalb bestimmter Praktiken verwirklicht sich die grundsätzliche Offenheit der menschlichen Vermögen. Diese Idee, dass unsere natürlichen Vermögen in Kontakt und Auseinandersetzung mit unserer Lebenswelt sich allererst entwickeln, ist Gegenstand des fünften Kapitels.
Die konstitutiven Beziehungen zwischen Wahrnehmung und Handeln in den Mittelpunkt dieser Untersuchung zu rücken, ist dabei Ausdruck eines bestimmten Philosophieverständnisses, nämlich eines, das das wahrnehmende, denkende und handelnde Lebewesen in den Fokus seiner Untersuchung stellt – nicht das einzelne Vermögen, sondern der ganze Organismus sind der point of interest.
Rational agency is of central interest to philosophy, with evolutionary accounts of the cognitive underpinnings of rational agency being much debated. Yet one building block—our ability to argue—is less studied, except Mercier and Sperber’s argumentative theory (Mercier and Sperber in Behav Brain Sci 34(02):57–74, https://doi.org/10.1017/s0140525x10000968 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] , 2011, in The enigma of reason. Harvard University Press, Cambridge, 2017). I discuss their account and argue that it faces a lacuna: It cannot explain the origin of argumentation as a series of small steps that reveal how hominins with baseline abilities of the trait in question could turn into full-blown owners of it. This paper then provides a first sketch of the desired evolutionary trajectory. I argue that reasoning coevolves with the ability to coordinate behavior. After that, I establish a model based on niche construction theory. This model yields a story with following claims. First, argumentation came into being during the Oldowan period as a tool for justifying information ‘out of sight’. Second, argumentation enabled hominins to solve collective action problems with collaborators out of sight, which stabilized argumentative practices eventually. Archeological findings are discussed to substantiate both claims. I conclude with outlining changes resultant from my model for the concept of rational agency.
Explaining humans as rational creatures—capable of deductive reasoning—remains challenging for evolutionary naturalism. Schechter (Philosophical Perspectives, 24(1)437–464, 2011, 2013) proposes to link the evolution of this kind of reasoning with the ability to plan. His proposal, however, does neither include any elaborated theory on how logical abilities came into being within the hominin lineage nor is it sufficiently supported by empirical evidence. I present such a theory in broad outline and substantiate it with archeological findings. It is argued that the cognitive makeup of any animal is constituted by being embedded in a certain way of life. Changing ways of life thus foster appearances of new cognitive abilities. Finally, a new way of life of coordinated group behavior emerged within the hominins: anticipatory group planning involved in activities like making sophisticated spears for hunting. This gave rise to human logical cognition. It turned hominins into domain-general reasoner and adherents of intersubjective norms for reasoning. However, as I argue, it did not—and most likely could not—give rise to reason by deductive logic. More likely, deductive reasoning entered our world only a few thousand years ago: exclusively as a cultural artifact.
Kola nut (Cola cf. nitida) and Safou fruit (Dacryodes edulis) remains have been discovered in eleventh- to fourteenth-century archaeological contexts at Togu Missiri near Ségou in Mali. These remains are evidence of early trade in perishable foodstuffs from the West African forest zone into the Middle Niger region. On the basis of these finds, this paper argues that long-distance trade links were well established by the end of the first millennium AD. It thereby supports the hypothesis that dates the inception of trade between the West African forest zone and the savanna regions to the first millennium AD. The circumstances of the find are discussed, as are the implications for our understanding of the wider exchange network based on the Niger River system in the late first and early second millennium CE.
Drawing on insights found in both philosophy and psychology, this paper offers an analysis of hate and distinguishes between its main types. I argue that hate is a sentiment, i.e., a form to regard the other as evil which on certain occasions can be acutely felt. On the basis of this definition, I develop a typology which, unlike the main typologies in philosophy and psychology, does not explain hate in terms of patterns of other affective states. By examining the developmental history and intentional structure of hate, I obtain two variables: the replaceability/irreplaceability of the target and the determinacy/indeterminacy of the focus of concern. The combination of these variables generates the four-types model of hate, according to which hate comes in the following kinds: normative, ideological, retributive, and malicious.
NGO brokers between local needs and global norms: trajectories of development actors in Burkina Faso
(2021)
Local NGO brokers in Africa and beyond negotiate and mediate between (inter)national donors and potential beneficiaries within their communities. They translate local needs into development projects to make them suitable for international donors. This article looks at two main conditions that influence their work: First, windows of opportunity, which open and close according to structures and institutions beyond their sphere of influence; and second, their personality and skills. Based on two case studies from Burkina Faso, this article offers insights into biographies and life stories of such brokers where engagement leads to a distinguished lifestyle that contains aspects of cosmopolitanism and distinctiveness.
Die vorliegende Arbeit zielt auch darauf ab, aus der Analyse des Konzepts der Mimesis eine Reihe von theoretischen Kanten zu gewinnen, die als normative oder transformierende Gesichtspunkte betrachtet werden können. Das heißt, Standpunkte, auf die die Theorien der Gegenwart noch zurückgreifen können, nicht nur um eine diagnostische Analyse des sozialen Ganzen vorzunehmen, sondern auch um Vorschläge zur Veränderung des sozialen Charakters zu unterbreiten. Diese Möglichkeit kann noch als normativer Ansatz in Adornos Werk bezeichnet werden. Solche theoretischen Perspektiven sind notwendige Folgen der Analyse des Begriffs der Mimesis.
The book deals with a comprehensive constellation of narrative and visual, often counterposed representations of the causes, course, and results of the assault on the Palace of Justice of Colombia by a guerrilla commando and the immediate counterattack launched by state security forces on November 6, 1985, as well as with the local memorial traditions in which the production, circulation and reproduction of these representations have taken place between 1985 and 2020. The research on which it is based was grounded in the method and perspective of classical anthropology, in as much as qualitative fieldwork and the search for the perspective of the actors involved have played a central role. Within that context, memory entrepreneurs belonging to diverse sectors, from the far-right to the human rights movement, were followed through multisited fieldwork in various locations of Colombia, as well as in various countries of America and Europe. The analyses of fieldwork data, documental sources, and visual representations that constitute the core of the argument are framed in the field of memory studies and mainly based on theoretical and methodological resources from Pierre Bourdieu’s Field Theory, Jeffrey Alexander’s theory of social trauma, and Ernst Gombrich’s characterization of iconological analysis.
The book is composed of four chapters preceded by an introduction and followed by the conclusions and documental appendices, and substantiates three main theses. The first is that the Palace of Justice events were a radio- and television-broadcasted dispersed tragedy that affected the lives of actors from different social sectors and regions of Colombia, who have launched since 1985 multiple memorial initiatives in different fields of culture, thereby contributing to the formation and intergenerational transmission of a widespread cultural trauma. The second is that the narrative and visual representations at the core of that trauma express a vast universe of local representational traditions that can be traced at least until the early 20th century, and therefore preexists the so-called Colombian “memory boom”, dated to the mid-1990s. As an example of the preexistence and longstanding impact of these traditions, the local usage of the figure of “holocaust” for representing the effects of politically motivated violence is analyzed regarding the Palace of Justice events, but also traced to other representations emerged in the decade of 1920. The third thesis is that analyzing the diverse, frequently counterposed accounts of political violence elaborated within these traditions provides an opportunity to explore a wide variety of understandings of the causes and characteristics of the longstanding Colombian social and armed conflict.
Keywords: Political violence, Cultural trauma, Collective Memory, Iconology, Holocaust, Colombia.