Erziehungswissenschaften
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Moderne Indoktrination
(2013)
Der Erziehungswissenschaftler Benjamin Ortmeyer hat mit Studierenden die NS-Schülerzeitschrift »Hilf mit!« analysiert. Sein neues Buch »Indoktrination« zeigt, wie geschickte Beeinflussung durch Wort und Bild eine ganze Generation prägen konnte.
Rezension zu: Benjamin Ortmeyer: Indoktrination. Rassismus und Antisemitismus in der Nazi-Schülerzeitschrift „Hilf mit!“ (1933 – 1944), Weinheim: Beltz Juventa 2013
Das zu besprechende Buch ist der Versuch einer Integration von Kindheits- und Biographieforschung. Es bietet einen umfangreichen, fast alle Autoren in diesen Bereichen versammelnde Übersicht über die beiden Forschungsgebiete. Ein Teil dieser Beiträge wird unter der Frage betrachtet, welchen Beitrag die Biographieforschung für die neue Kindheitsforschung zu leisten vermag. Unter "neue Kindheitsforschung" wird dabei jene Kindheitsforschung verstanden, die nach der "Perspektive von Kindern" fragt. Das Ergebnis besteht in Bezug auf das Buch darin, dass hier eine Vielzahl von neuen Verbindungen zwischen beiden Forschungsbereichen eröffnet wird. Eine der wesentlichen Verbindungen wird darin gesehen, dass die Biographieforschung Hinweise zu einem anderen Verständnis qualitativer Forschung im Kontext von Kindheitsforschung zu geben vermag.
Für Schüler/innen ist Unterricht ein krisenhafter Prozess, da sie dort mit Fremdem konfrontiert werden. Die Aufgabe von Lehrer/innen besteht darin, solche Krisen sowohl zu initiieren als auch bei deren Lösung behilflich zu sein. Aber auch Lehrer/innen können im Unterricht in Krisen geraten. Wie erfahren Lehrer/innen diese Krisen, wie gehen sie mit ihnen um? Und wie hängen die Krisen der Lehrer/innen mit denjenigen der Schüler/innen zusammen? Mit diesen Fragen befasst sich der Erziehungswissenschaftler Jan-Hendrik HINZKE in einer vor kurzem erschienenen Studie.
HINZKE hat eine Reihe von Interviews mit Lehrer/innen geführt und mithilfe der dokumentarischen Methode ausgewertet. Die Ergebnisse hat er schließlich in einer Typologie präsentiert. In dem vorliegenden Aufsatz wird diese Studie nicht nur vorgestellt, sondern auch kritisch erörtert. Zu diesem Zweck wird ein Teil eines Interviews mittels der Methode der objektiven Hermeneutik reanalysiert. Es zeigt sich, dass die Lehrperson, mit der das Interview geführt wurde, ihr pädagogisches Handeln nicht als krisenhaft erfährt, sondern als durch Routinen geprägt. Insoweit kann dem Ergebnis von HINZKE, dass alle Lehrer/innen ihr Handeln als krisenhaft erfahren, nicht zugestimmt werden. Das andere Ergebnis, nämlich dass die Krisen der Schüler/innen kaum in den Blick der Lehrer/innen geraten, bestätigt sich hingegen.
Im ersten Teil (Die Strafverfolgung von NSVerbrechen in der SBZ/DDR 1945–1966) gibt Christian Dirks auf der Grundlage der neuesten Forschungen (z. B. von K.W. Fricke, A. Weinke, H.Wentker, F. Werkentin u. a.) einen zusammenfassenden Überblick über die sowjetischen Militärtribunale, deren flächendeckende Urteils- und Strafpraxis vor allem ab 1947 NS-Verbrecher in gleicher Weise wie Gegner und Oppositionelle des Regimes in der SBZ/DDR erfasste. Mit dem Befehl Nr. 201 der sowjetischen Militäradministration (August 1947) gingen die meisten Strafverfahren dann an ostdeutsche Gerichte über. Diese Verfahren widersprachen in der Regel eklatant rechtsstaatlichen Grundsätzen, zumal da nun die vielfach absolut grundlose Unterstellung "NS- und Kriegsverbrecher" mit der Enteignung von Oppositionellen oder auch, wie gerade an einem Fallbeispiel gezeigt wurde, von einem bereits in der Nazizeit "arisierten" deutsch-jüdischen Industriellen amalgamiert wurde. ...
Rezensionen zu:
Holger Angenent (2015). Berufliche Orientierungen aus biographischer Retrospektive. ErwachsenenbildnerInnen auf dem Weg von der Disposition zur Position. Opladen & Toronto: Barbara Budrich, 356 Seiten, 44,00 €, ISBN 978-3-8474-0764-5,
Klaus-Peter Hufer (2016). Politische Erwachsenenbildung. Plädoyer für eine vernachlässigte Disziplin. Bielefeld: W. Bertelsmann, 139 Seiten, br., 24,90 €, ISBN 978-3-7639-5654-8,
Gerd Kadelbach (2015). Bildung ist niemals unverbindlich. Ausgewählte Texte herausgegeben und eingeleitet von Klaus Ahlheim. Hannover: Offizin, 149 Seiten, 16,80 €, ISBN 978-3-945447-07-9,
Sandra A. Habeck (2015). Freiwilligenmanagement. Exploration eines erwachsenenpädagogischen Berufsfeldes. Wiesbaden: Springer VS, 290 Seiten, 39,99 €. ISBN 978-3-658-07401-2,
Ekkehard Nuissl & Henning Nuissl (Hrsg.) (2015). Bildung im Raum. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, 184 Seiten, 18,00 €, ISBN 978-3-8340-1460-3.
Das Buch enthält einerseits eine Reihe von Fallstudien zu unterschiedlichen pädagogischen Fragen. Gemeinsam ist ihnen, dass qualitative Methoden angewandt werden, die Studierenden ermöglichen, eine "forschende Haltung" zu entwickeln. Andere Beiträge beschreiben die Bedingungen für eine Integration von wissenschaftlichen Methoden im Rahmen der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Das Buch arbeitet keine Theorie auf, sondern zeigt, wie die Analyse empirisch erhobener Daten sinnvoll in der ersten Phase der Lehrerbildung zur Selbstreflexion der Studierenden beitragen kann. Die praktische Philosophie des Freiburger Verständnisses einer Interpretationswerkstatt kann Lehrende zur Arbeit mit Fallstudien ermuntern und Studierenden einen Einblick in die Möglichkeiten von Fallstudien bieten.
Der Band versammelt heterogene Beiträge zur "Pädagogischen Forschung im Kontext von Ethnografie und Biografie", die ihren gemeinsamen Bezugspunkt in den Forschungswerkstätten an der Kasseler Universität haben. In der Rezension werden die 14 Artikel vor dem Hintergrund der Zielsetzung des Bandes dargestellt. Diese besteht darin, die Vielfalt von ethnografischen Zugängen zu pädagogischen Feldern entlang einer methodenreflexiven Präsentation von Forschungsergebnissen zu dokumentieren und damit einen Beitrag zur Methodendiskussion in der Erziehungswissenschaft zu leisten. Die meisten Einzelbeiträge legen ihre Forschungsergebnisse entsprechend methodenreflexiv dar, wobei sie sich jedoch sehr unterschiedlich und zum Teil auch eher vage auf Ethnografie ausrichten bzw. auf pädagogische Felder beziehen. Leider wird der Ertrag dieser Kompilation von teilweise disparaten Forschungszugängen von den Herausgebern nicht systematisiert, sodass – trotz interessanter Einzelbeiträge – das Potenzial des Bandes für die methodologische "Vergewisserungsarbeit" in der Erziehungswissenschaft nur wenig sichtbar wird. Vielmehr hinterlässt die Lektüre des Bandes insgesamt eher den Eindruck einer gewissen Beliebigkeit im Gebrauch des Begriffes "Ethnografie".
Das zu besprechende Buch ist der Versuch einer Integration von Kindheitsund Biographieforschung. Es bietet einen umfangreichen, fast alle Autoren in diesen Bereichen versammelnde Übersicht über die beiden Forschungsgebiete. Ein Teil dieser Beiträge wird unter der Frage betrachtet, welchen Beitrag die Biographieforschung für die neue Kindheitsforschung zu leisten vermag. Unter "neue Kindheitsforschung" wird dabei jene Kindheitsforschung verstanden, die nach der "Perspektive von Kindern" fragt. Das Ergebnis besteht in Bezug auf das Buch darin, dass hier eine Vielzahl von neuen Verbindungen zwischen beiden Forschungsbereichen eröffnet wird. Eine der wesentlichen Verbindungen wird darin gesehen, dass die Biographieforschung Hinweise zu einem anderen Verständnis qualitativer Forschung im Kontext von Kindheitsforschung zu geben vermag.