Erziehungswissenschaften
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Die Qualifizierung von Sportlehrkräften für einen inklusiven Sportunterricht stellt eine zentrale Herausforderung für die sportdidaktische Lehre und Forschung dar. Obwohl die Bedeutung situationsspezifischer Fähigkeiten für die universitäre Sportlehrkräftebildung auch im Zusammenhang mit einem inklusiven Sportunterricht betont wird, fehlt es an Kompetenzmodellen, die die Ebene der situationsspezifischen Fähigkeiten berücksichtigen und somit eine Grundlage für Lehrkonzepte bilden können, die auf die Förderung situationsspezifischer Fähigkeiten für einen inklusiven Sportunterricht abzielen. Zudem mangelt es bestehenden Lehrkonzepten auch an Arbeits- und Organisationsformen, um gezielt situationsspezifische Fähigkeiten für einen inklusiven Sportunterricht anzusprechen. Schließlich existieren bisher keine Testverfahren, mit denen situationsspezifische Fähigkeiten für einen inklusiven Sportunterricht gemessen und darauf abzielende Lehrkonzepte evaluiert werden können. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es demzufolge, konzeptionelle Überlegungen anzustellen, wie ein Kompetenzmodell für den inklusiven Sportunterricht generiert werden kann, welches die Ebene der situationsspezifischen Fähigkeiten berücksichtigt, wie ein Lehrformat angelegt sein müsste, um gezielt die situationsspezifischen Fähigkeiten für einen inklusiven Sportunterricht anzusprechen und wie diese situationsspezifischen Fähigkeiten gemessen werden können, um eine diesbezügliche Evaluation zu ermöglichen.
Professionelle Kompetenz gilt als zentrale Handlungsressource unterrichtlichen Handelns. Berufsbezogene Überzeugungen und Werte (beliefs) können dessen Qualität maßgeblich beeinflussen und sind Gegenstand zahlreicher empirischer Untersuchungen. Eine Vielzahl von Forschungsvorhaben präzisieren den gewählten Beliefbegriff hinsichtlich fachwissenschaftlicher, fachdidaktischer oder (sonder)pädagogischer Fragestellungen. In dem vorliegenden Beitrag wird zunächst unser Begriffsverständnis von professioneller Handlungskompetenz, Inklusion und Teachers’ Beliefs theoretisch begründet. Von diesen Betrachtungen ausgehend, wird das Forschungsdesign einer qualitativen Studie abgeleitet, welches die inklusionsbezogenen Überzeugungen von angehenden Lehrkräften hinsichtlich eines gemeinsamen Unterrichts beschreibt sowie Implikationen für die Hochschullehre aus Studierendenperspektive ermöglicht. Die Ergebnisse geben Aufschluss über das Heterogenitätsverständnis von Lehramtsstudierenden der Regelschule, deren vorherrschenden Rollenbildern und ideellen Überzeugungen zu inklusivem Unterricht. Sie skizzieren außerdem hochschuldidaktische Maßnahmen, welche aus Studierendenperspektive einen Beitrag für die Vorbereitung im Unterricht inklusiver Klassen leisten können. Konsequenzen, die sich aus unserer Sicht für die Ausbildung von Lehramtsstudierenden ergeben, werden mit Fokus auf die Entmystifizierung inklusionsbezogener Überzeugungen diskutiert.
In this explorative study, we investigate how sequences of behaviour are related to success or failure in complex problem‐solving (CPS). To this end, we analysed log data from two different tasks of the problem‐solving assessment of the Programme for International Student Assessment 2012 study (n = 30,098 students). We first coded every interaction of students as (initial or repeated) exploration, (initial or repeated) goal‐directed behaviour, or resetting the task. We then split the data according to task successes and failures. We used full‐path sequence analysis to identify groups of students with similar behavioural patterns in the respective tasks. Double‐checking and minimalistic behaviour was associated with success in CPS, while guessing and exploring task‐irrelevant content was associated with failure. Our findings held for both tasks investigated, from two different CPS measurement frameworks. We thus gained detailed insight into the behavioural processes that are related to success and failure in CPS.
Complex problem solving (CPS) is a highly transversal competence needed in educational and vocational settings as well as everyday life. The assessment of CPS is often computer-based, and therefore provides data regarding not only the outcome but also the process of CPS. However, research addressing this issue is scarce. In this article we investigated planning activities in the process of complex problem solving. We operationalized planning through three behavioral measures indicating the duration of the longest planning interval, the delay of the longest planning interval and the variance of intervals between each two successive interactions. We found a significant negative average effect for our delay indicator, indicating that early planning in CPS is more beneficial. However, we also found effects depending on task and interaction effects for all three indicators, suggesting that the effects of different planning behaviors on CPS are highly intertwined.
Warum nehmen Menschen an Erwachsenen-/Weiterbildung teil? Dieser Frage geht die Autorin aus Sicht der Lebenslauf- und Biographieforschung nach. In der Bedeutung für die individuelle Biographie, so die Autorin, befindet sich die Teilnahme an Angeboten der Erwachsenenbildung in einem Spannungsfeld von Kontinuität, Wandel und Stagnation.
The purpose of the present study was to examine the effects of cooperative training strategies to enhance students' socioscientific decision making as well as their metacognitive skills in the science classroom. Socioscientific decision making refers to both “describing socioscientific issues” as well as “developing and evaluating solutions” to socioscientific issues. We investigated two cooperative training strategies which differed with respect to embedded metacognitive instructions that were developed on the basis of the IMPROVE method. Participants were 360 senior high school students who studied either in a cooperative learning setting (COOP), a cooperative learning setting with embedded metacognitive questions (COOP+META), or a nontreatment control group. Results indicate that students in the two training conditions outperformed students in the control group on both processes of socioscientific decision making. However, students in the COOP+META condition did not outperform students in the COOP condition. With respect to students' learning outcomes on the regulation facet of metacognition, results indicate that all conditions improved over time. Students in the COOP+META condition exhibited highest mean scores at posttest measures, but again, results were not significant. Implications for integrating metacognitive instructions into science classrooms are discussed.
Zur Aktualität von Wagenscheins Schulkritik heute : das Wirklichkeits-Defizit im schulischen Lernen
(2005)
The effects of aging on response time were examined in a paper-based lexical-decision experiment with younger (age 18–36) and older (age 64–75) adults, applying Ratcliff’s diffusion model. Using digital pens allowed the paper-based assessment of response times for single items. Age differences previously reported by Ratcliff and colleagues in computer-based experiments were partly replicated: older adults responded more conservatively than younger adults and showed a slowing of their nondecision components of RT by 53 ms. The rates of evidence accumulation (drift rate) showed no age-related differences. Participants with a higher score in a vocabulary test also had higher drift rates. The experiment demonstrates the possibility to use formal processing models with paper-based tests.
Untergangspädagogik
(2017)
Der Mensch der Moderne befindet sich in einer fundamentalen Unsicherheit. Ihm bleiben zwei Möglichkeiten, mit dieser Unsicherheit umzugehen: er kann sich ablenken oder sich offenen Auges in und trotz der Unsicherheit entfalten. Bildung hat die Aufgabe, Menschen zu einer solchen Entfaltung zu befähigen.
Mit Neuen Digitalen Medien geht das Versprechen einher, Sicherheit durch Selbstkontrolle und Selbstoptimierung in einer unsicheren Welt zu erlangen. Deutlich wird dies am Phänomen Quantified Self, das als Ausdruck einer transhumanistischen Agenda gelesen werden kann. Diese Sicherheit ist eine vermeintliche, denn tatsächlich führt sie zu einer unzweifelhaften, entmenschlichten, sinn- und bedeutungslosen Existenz, kurzum: zum Untergang. Der vorliegende Beitrag zeigt auf, dass insbesondere mit der Medienpädagogik das Potenzial einhergeht, den drohenden Untergang zu einem Übergang werden zu lassen. Dazu ist es allerdings vonnöten, das Phänomen Quantified Self bildungstheoretisch einzuordnen.
Schulbegleitung ist ein zunehmend relevantes Tätigkeitsfeld bei der Realisierung inklusiver Bildungsangebote. Kritisch diskutiert wird die Einschlägigkeit der Qualifikation der eingesetzten Personen. Aktuell sind etwa 50% der als Schulbegleiter/innen Beschäftigten pädagogisch, therapeutisch oder medizinisch-pflegerisch qualifiziert. Bislang ist wenig darüber bekannt, welchen Tätigkeiten Schulbegleiter/innen genau nachgehen und wie die Zusammenarbeit mit Lehrkräften eingeschätzt wird. In der vorliegenden Untersuchung werden deshalb Tätigkeitsprofile und Selbsteinschätzungen zur Qualität der Zusammenarbeit mit Lehrkräften bei Fachkräften und Nicht-Fachkräften vergleichend in den Blick genommen. Es wurden in einer Fragebogenbefragung n = 61 Schulbegleiter/innen befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass wider Erwarten die Fachkräfte mit pädagogischer Qualifikation eher im Bereich der lebenspraktischen Unterstützung als im Bereich der Emotions- und Verhaltensregulation tätig sind. Die Zusammenarbeit mit Lehrkräften wird von Fachkräften und Nicht-Fachkräften gleichermaßen positiv bewertet. Es gibt Hinweise darauf, dass die Bewertung der Zusammenarbeit mit Lehrkräften von spezifischen Tätigkeitsprofilen abhängt.
The paper contributes to design discourse by drawing on Educational Design Research (EDR) that has been conducted into what we call a Zone of Possibility (ZoP) over the past seven years. We define a ZoP as a place where individuals can overcome the constraints of expectations and power structures to effect desired change. Specifically, this paper presents details of how our initial research question (RQ1) has evolved to the one presented in the conclusions (RQ2); both RQs are summarised below in the section “Research Questions.” To describe this evolution, the paper is presented as 3 cases (Confer, ZoP Stokes Croft and Google Lens in HE) that have provided insights to explore the concept of the ZoP and its implications for EDR. Specifically, one of the main conclusions is the importance of bridging positioning practices as “successful communication” and an understanding of social context in hybrid contexts (ie, the ZoP).
Im Rahmen des ERASMUS+-Aktionsforschungsprojektes SHARMED wurden didaktische Werkzeuge entwickelt, um Lehrende darin zu unterstützen, ihrem Auftrag in Zeiten der Inklusion gerecht zu werden. Dabei will SHARMED zu einem Perspektivenwechsel beitragen, bei dem die Diversität der Schüler*innen nicht als eine Herausforderung gesehen wird, die bewältigt werden muss, damit die Schüler*innen bestimmte Kompetenzen erwerben und Inhalte aufnehmen können. SHARMED legt den Fokus stattdessen auf das viel zu selten wahrgenommene, kommunizierte und ausgelebte Bereicherungspotenzial, das in dieser Diversität steckt und lädt ein, Raum dafür zu schaffen. SHARMED setzt auf die dialogische Haltung, wodurch Lernende zu Protagonist*innen des Lernprozesses werden, und ihn aktiv mitgestalten. Um die dazu notwendige Agency der Schüler*innen zu fördern, wurden sowohl die Techniken der dialogischen Prozessbegleitung erforscht, als auch die folgende Methode konzipiert und getestet: Anhand eigener, zu diesem Zweck selbst ausgewählter und mitgebrachter Bilder haben Schüler*innen eigene Erinnerungen erzählt, welche dann als Ausgangspunkt für Dialoge genutzt wurden. In diesem Artikel wird ein solcher Austauschprozess konversationsanalytisch untersucht und so gezeigt, wie bestimmte, die pädagogische Praxis prägende kommunikative Handlungen der Inklusion entgegenstehen. Gleichzeitig wird auch eine konkrete Vorstellung von der konversationsanalytischen Forschungsarbeit und den Materialien vermittelt, die zum Zweck der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften frei zur Verfügung stehen. Die Nutzung der Aufnahmen und Transkriptionen der Dialoge ermöglicht es Lehrenden, sich über die Auswirkung kommunikativer Handlungen auf den pädagogischen Prozess bewusst zu werden. Darüber hinaus geben die Materialien einerseits Impulse zur Selbstreflexion und vermitteln andererseits Wissen und konkrete Ideen, um die Arbeit in Klassenzimmer inklusiver zu gestalten.
Sleep and Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder (ADHD) have repeatedly been found to be associated with each other. However, the ecological validity of daily life studies to examine the effect of sleep on ADHD symptoms is rarely made use of. In an ambulatory assessment study with measurement burst design, consisting of three bursts (each 6 months apart) of 18 days each, 70 German schoolchildren aged 10–12 years reported on their sleep quality each morning and on their subjective ADHD symptom levels as well as their sleepiness three times a day. It was hypothesized that nightly sleep quality is negatively associated with ADHD symptoms on the inter- as well as the intraindividual level. Thus, we expected children who sleep better to report higher attention and self-regulation. Additionally, sleepiness during the day was hypothesized to be positively associated with ADHD symptoms on both levels, meaning that when children are sleepier, they experience more ADHD symptoms. No association of sleep quality and ADHD symptoms between or within participants was found in multilevel analyses; also, no connection was found between ADHD symptoms and daytime sleepiness on the interindividual level. Unexpectedly, a negative association was found on the intraindividual level for ADHD symptoms and daytime sleepiness, indicating that in moments when children are sleepier during the day, they experience less ADHD symptoms. Explorative analyses showed differential links of nightly sleep quality and daytime sleepiness, with the core symptoms of inattention and hyperactivity/impulsivity, respectively. Therefore, future analyses should take the factor structure of ADHD symptoms into account.
Die jüdisch-christliche Tradition, zu der im weiteren Sinn auch der Islam, der Gott als den gerechten Erbarmer kennt und bekennt, gehört, hat eine Intuition hervorgebracht, die in der Antike – sogar angesichts ihrer bewegenden Tragödienliteratur – einzigartig war. Diese Intuition hat ihren treffendsten Ausdruck im Evangelium des Matthäus (25,40) gefunden, einer jüdischen Schrift aus dem ersten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung, in der sich der messianische König beim jüngsten Gericht so zu den Angeklagten äußert: "Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." In der Ökumene der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts wird es auch darum gehen, diesem Gedanken vor dem Panorama der Erfahrungen des mörderischen 20. Jahrhunderts sozial-, geschichts- und erziehungswissenschaftlich gerecht zu werden.
Die Gestaltung eines inklusiven Mathematikunterrichts, der allen Schüler*innen Zugänge zur Mathematik eröffnet, wirft Fragen hinsichtlich einer fachbezogenen Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen auf. Im vorliegenden Beitrag wird eine Qualifizierungsmaßnahme vorgestellt, die darauf zielt, angehende Lehrkräfte für die Anforderungen und Herausforderungen eines inklusiven Mathematikunterrichts zu sensibilisieren sowie diesbezügliche Kritik- und Analysefähigkeiten zu entwickeln. Es wird untersucht, welche Potenziale die Analyse von Praxismaterialien in Bezug auf ihre Eignung für inklusiven Mathematikunterricht bietet. Die Datengrundlage bilden offene Fragebögen, in denen Studierende einen auf Inklusion bezogenen Praxisbeitrag reflektieren. Die Auswertung der Fragebögen erfolgt anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010). Auf Basis einer theoretischen Konzeptionalisierung wird somit eine empirisch erprobte Möglichkeit der Qualifizierung in der ersten Phase der Lehramtsausbildung vor- und zur Diskussion gestellt.
Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass sich empirisch eine inklusive Schule oftmals als eine differenzierte und differenzierende Schule darstellt. Dies bezieht sich etwa auf die Ausdifferenzierung der ‚heterogenen Lehrgruppe‘. Im zeitgemäßen inklusiven Unterricht sind allgemein- und sonderpädagogische Lehrkräfte ebenso wie Schulbegleitungen anwesend. Auch Sozialpädagog*innen und Therapeut*innen gehören vermehrt zum Schulalltag.
Vorliegende Studien dokumentieren, dass die Gestaltung inklusiver Schulen bzw. von inklusivem Unterricht von nicht intendierten Effekten und Widerständigkeiten der Akteur*innen begleitet ist. Im Beitrag werden – basierend auf der ProFiS-Studie – zwei Herausforderungen von inklusiven Schulen in den Mittelpunkt gerückt. Zum einen wird auf das Spannungsfeld von Professionalisierung und Deprofessionalisierung eingegangen. Zum anderen stellt das Verhältnis von Kategorisierung und Dekategorisierung eine Herausforderung dar. Beide Relationen sind als Spannungsverhältnisse untereinander und zueinander zu denken, die sich nicht ‚einfach‘ in eine Richtung auflösen lassen, sondern die in ihrer Widersprüchlichkeit gerade konstitutiv für die Praxis ‚inklusiver Schulen‘ wirken. Zentrale Frage des Beitrags ist, wie dieses komplexe Spannungsverhältnis der wechselseitigen Bezogenheit de/kategorisierender und de/professionalisierender Prozesse in professionellen Aktivitäten hervorgebracht wird.
Ausgehend von spezifischen Anforderungen inklusiver Settings wird in diesem Beitrag ein Ansatz zur Weiterentwicklung des Modells der professionellen Handlungskompetenz von Lehrkräften für inklusiven (Mathematik-)Unterricht vorgestellt. Inklusion wird dabei verstanden als fachliches Lernen und gemeinsame Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler. Für die Weiterentwicklung werden zunächst Anforderungen durch inklusive Bildung betrachtet, einerseits abgeleitet aus verschiedenen Aufgaben- und Kompetenzkatalogen, andererseits basierend auf Kernbeständen für den Umgang mit Heterogenität im (Mathematik-)Unterricht im Allgemeinen und für inklusiven (Mathematik-)Unterricht im Speziellen. Anschließend wird daraus Wissen zur Bewältigung dieser Anforderungen abgeleitet und unter Rückgriff auf die verschiedenen Bereiche des Professionswissens (Fachwissen, pädagogisches Wissen, fachdidaktisches Wissen, Organisationswissen und Beratungswissen) weiter ausgeführt, wobei der Fokus auf das fachdidaktische Wissen im inklusiven Mathematikunterricht gelegt wird. Die affektiven und motivationalen Merkmale (Überzeugungen, Selbstregulation und Motivation) der professionellen Handlungkompetenz werden ebenfalls in die Weiterentwicklung des Modells einbezogen. Insgesamt erfolgt die Weiterentwicklung des Modells somit im Rahmen einer Erweiterung der einzelnen bestehenden Kompetenzbereiche um Aspekte, die unter Inklusionsgesichtspunkten besondere Bedeutung erfahren. Mit der Identifizierung von Kompetenzbereichen bei Lehrkräften zu Beginn einer Fortbildung zu inklusivem Mathematikunterricht wird ein Beispiel präsentiert, wie das weiterentwickelte Modell angewendet werden kann. In diesem Zusammenhang konnten in den Äußerungen der Lehrkräfte – abgesehen vom Fachwissen – alle Kompetenzbereiche identifiziert werden. Abschließend werden Möglichkeiten vorgestellt, wie das Modell im Kontext der Lehrerprofessionalisierungsforschung weiterhin eingesetzt werden kann.
In meinem Beitrag stelle ich einige Besonderheiten und Probleme des Konzepts einer "ethnografischen Polizeiforschung" dar. Empirische Referenz ist eine ethnografische Untersuchung mehrerer Hessischer Polizeidienststellen im Jahr 1995. Die "teilnehmende Beobachtung des Gewaltmonopols" ist zwar nicht neu, nach wie vor aber in mehrfacher Hinsicht spannend, weil es sich um den Blick auf ein exklusives Gewaltverhältnis handelt, das zwar durch individuelle Akteure vollzogen wird, das aber strukturell auf die Kontextabhängigkeit der Handlung verweist: Gewalt ist nicht gleich Gewalt, die Staatsgewalt ist eine andere als der "Widerstand" gegen dieselbe. Diese Spannung, so die Ausgangsthese, findet sich auch in den Texten und Handlungen wieder, die von Polizisten tagtäglich habituell gestaltet werden. Die ethnografische Untersuchung der Polizei bezieht sich hauptsächlich auf Erzählungen von Polizisten und der Beobachtung ihres Alltags. Beschrieben wird, dass, im Gegensatz zu den offiziellen Bildern der Polizei (d.h. zur Polizeikultur), die sog. Handlungsmuster der Polizisten "auf der Straße" (diese nenne ich Polizistenkultur) sich im wesentlichen an einem informell tradierten Alltagspragmatismus orientieren, der häufig gekoppelt ist mit einer expressiven Bewerkstelligung von Männlichkeit.
Vortrag an der "Die Lebendigkeit kritischer Gesellschaftstheorie", einer Arbeitstagung aus Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno, die am 4. - 6. Juli 2003 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main statfand. Koordiniert von Prof. Dr. Andreas Gruschka und Prof. Dr. Ulrich Oevermann. Die Tagungsbeiträge können auch auf CD (je CD ein Vortrag) oder als DVD (alle Vorträge im MP3-Format) käuflich erworben werden. S.a. "Die Lebendigkeit der kritischen Gesellschaftstheorie", herausgegeben von Andreas Gruschka und Ulrich Oevermann. Dokumentation der Arbeitstagung aus Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno. Büchse der Pandora 2004, ISBN 3-88178-324-5
The following paper critically discusses the idea of a learning platform for teaching and learning at universities in an international context highlighting several social questions that arise in relation to questions of higher education and mobility. By using the example of the proposed platform, the paper touches on existing social inequalities in a complex system of international university landscapes and current educational and political changes by relating the discussed topics to the Four Freedoms of the European Union, namely the free movement of capital, goods, services and people. Based on the discussion of the ambivalence of benefits and limitations of current changes in higher education especially in relation to mobility, the paper discusses innovative ideas using new technical opportunities and critically asks whether these ideas are necessary and helpful in order to reduce limitations and inequalities or whether it might instead just shift these limitations and inequalities, thus pointing at wider structural and political problems within higher education and educational policies.
"Nicht-Ereignisse", Lebensenttäuschungen aufgrund des dauerhaften Ausbleibens erwünschter Ereignisse oder des Nicht-Erreichens von bedeutsamen Lebenszielen, können zu existenziellen Krisen führen. Die Autoren haben 40 Personen befragt und an ihrem Beispiel die Bewältigungsprozesse solcher Krisen untersucht, die z.B. durch ungewollte Kinderlosigkeit oder eine ausgebliebene berufliche Karriere ausgelöst worden waren. Dabei fanden sie verschiedene Prozesshilfen: kognitive und emotionale Verarbeitungsprozesse, soziale Unterstützung, Ersatzaktivitäten und pragmatisches Handeln. Alle Befragten berichteten von Entwicklungsgewinnen aufgrund der Krise und ihrer Bewältigung.
The empirical research investigates the orientation and learning processes of adolescents concerning global issues in different educational settings. How do adolescents create their knowledge about the world? What worldviews and ideas do adolescents have about global perspectives? How do they deal with the complexity of world society? The qualitative-empirical research focuses on the comparative analysis of learning processes in different educational settings, such as school lessons in different subjects, school-based extra-curricular activities and non-formal youth work outside school. The main topic of the paper is a case study of a group of female students who run World Shop as student company. The objective is to describe a specific learning culture at a gymnasium, a German grammar school, and the learning processes which occur within a certain learning arrangement. In this context, the student company is important both as an extra-curricular project and because issues which occur in its work setting are integrated into different school lessons. The integration of Global Education in school culture results from the presence of the student company in everyday life at school and the combination of informal learning processes within the peer milieu and formal systematic instruction in school lessons. The research reveals the great potential for the desired acquisition of competencies and knowledge. This in turn demonstrates the extent that student learning is encouraged by a particular school and learning culture.
Inklusion ist (k)eine Frage der Persönlichkeit - Inklusive Kompetenzen institutionell verankern!
(2020)
Orientiert am Themenschwerpunkt der „theoretischen und empirischen Klärung des Verständnisses pädagogischer Fachlichkeit“ beschäftigt sich unser Beitrag mit den Barrieren und Chancen, die sich in der Hochschulstruktur und –kultur und der universitären Lehre darstellen, wobei wir uns exemplarisch der Ausbildung inklusionsbezogener pädagogischer Fachlichkeit bei angehenden Lehrkräften zuwenden. Mit Bezug zu aktuellen Entwicklungen der bildungspolitischen Landschaft in Deutschland wird zunächst die Notwendigkeit eines Umdenkens in der Lehramtsausbildung, wie auch in der gesamten Hochschullandschaft, dargelegt und diskutiert. Dabei wird das dem Beitrag zugrunde liegende Verständnis von Inklusion verdeutlicht. Die sich daraus ergebenden Anforderungen an Hochschulen, besonders in Bezug auf ihr Selbstverständnis, das Verständnis von Wissenschaftlichkeit und die gelebte Hochschulkultur, werden daraufhin formuliert. Daran schließen Überlegungen zur Umsetzung inklusionsorientierter Praxen in der Lehrer*innenbildung an. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der partizipativen Lehre als möglichem Werkzeug für eine inklusionssensible Hochschulentwicklung. Am Beispiel partizipativer Lehre gemeinsam mit Menschen mit Lernschwierigkeiten1 werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Menschen, die bisher keinen Zugang zur akademischen Wissensvermittlung hatten, als Lehrende tätig sein und so sowohl von Biografien unter der Erfahrung von Diskriminierung berichten, als auch diese Erfahrungen in die Produktion von Wissen einfließen lassen können. In der Diskussion um partizipative Lehre werden verschiedene Widersprüche und Diskurse deutlich, die geeignet sind, um über Hochschulkulturen und -praxen neu nachzudenken.
In diesem Beitrag wird ein hochschuldidaktisches Konzept zur Förderung des reflektierten Umgangs mit Heterogenität im schulischen Kontext unter Verwendung digitaler Lerneinheiten vorgestellt. Im Projekt "Level – Lehrkräftebildung vernetzt entwickeln" (Qualitätsoffensive Lehrerbildung BMBF, Goethe-Universität Frankfurt) wurden in den Bildungswissenschaften digitale Lerneinheiten zu den Heterogenitätsdimensionen "Geschlecht", "kultureller Hintergrund", "sozio-ökonomischer Hintergrund", "kognitiv-motivationale Lernvor-aussetzungen" und "Behinderung" konzipiert und in der universitären Lehre erprobt. Die Auswahl der erstellten Lerneinheiten begründet sich auf Ergebnissen der PISA-Studien sowie der UN-Behindertenrechtskonvention. Die Lerneinheiten werden in Blended-Learning-Szenarien eingesetzt und zielen auf den Aufbau von Fachwissen und professionellen Überzeugungen sowie Reflexivität. Auf der Grundlage individuellen Vorwissens werden von den Lernenden (videobasierte) Aufgaben bearbeitet, die der Perspektivübernahme und Selbstreflexion im Hinblick auf Kategorisierungen dienen und die Bearbeitung fachwissenschaftlicher Texte und aktueller Studien beinhalten. Arbeitsergebnisse können digital im Peer-Feedback bearbeitet sowie mit einem digitalen Portfolio verbunden werden. Das Onlineformat ermöglicht die fächer- und phasenübergreifende Nutzung durch Dozierende sowie Ausbilder_innen an Studienseminaren. Zusätzlich zu den fünf Lerneinheiten wurden eine einführende Version für Studierende und eine erweiterte Version für Lehrende erstellt, die einen Einblick in Aufbau und Struktur des Formats gibt und als "pädagogischer Doppeldecker" konzipiert ist. Die formative Evaluation mit Lehramtsstudierenden und Ausbilder_innen ergab positive Ergebnisse hinsichtlich der Einsetzbarkeit der Lerneinheiten in der Lehramtsausbildung.