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Hebels Kalenderpoetik
(2017)
Johann Peter Hebel gilt als Erfinder und erster großer Autor der Kalendergeschichte als literarischer Kunstform. Seine zunächst im Rheinländischen Hausfreund veröffentlichten Texte bilden den Grundstein eines Genres, dessen Charakteristika vor allem in der Kürze der Erzählung und ihrer moralischen Pointe liegen. Doch sind gerade Hebels Texte mehr als das. Sie sind aus der besonderen Verbindung mit dem Kalender entstandene Sprachkunstwerke, deren poetische Kraft sich aus der medialen Einbettung heraus ergibt. Ihre pointierte Kürze und einfache Sprache, ihr lebensnaher Pragmatismus sind auch Folge der Vorgaben eines für die einfache Bevölkerung gemachten Mediums. Dass Hebel diese Vorgaben nicht als Beschränkung, sondern als Rahmen eines Spiels der permanenten, leisen Subversion versteht, zeichnet seine Texte aus. Ihr populärer Ton, die Frage der Zeit und das Merke am Ende der Geschichte werden so weniger Exekution von Genre-Standards als poetische Verarbeitung der sich aus der Geschichte des Kalenders ergebenden Erwartungen des Lesers. Im Folgenden soll die besondere Poetik der Hebel’schen Erzählungen entlang der drei sie prägenden Momente der Popularität, der Temporalität und der Moral - dargestellt werden. Vorausgeschickt wird eine Skizze der Entwicklung des Mediums 'Kalender', abschließen werden Überlegungen zum Verhältnis von Kalender und Anthologie.