BDSL-Klassifikation: 01.00.00 Allgemeine deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft > 01.08.00 Zu einzelnen Germanisten, Literaturtheoretikern und Essayisten
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In memoriam Erika Greber
(2012)
Am 31. Juli 2011 ist Erika Greber mit nur 58 Jahren gestorben. Sie, die von 2008 bis zu ihrem Tod Beisitzerin im Vorstand der DGAVL war, ist mit Leib und Seele Komparatistin gewesen: Transkulturelles, transmediales und transhistorisches Denken war für sie selbstverständlich und sie besaß sowohl den breiten Wissenshorizont als auch den kritisch-tiefgründigen Scharfsinn, die dafür nötig sind. Mit ihr verliert die deutsche Komparatistik eine der engagiertesten, originellsten und leidenschaftlichsten Wissenschaftlerinnen. Durch plötzliche schwere Krankheit mitten aus dem Leben gerissen, konnte sie enthusiastisch anvisierte künftige Forschungsprojekte, Tagungen und Publikationen leider nicht mehr realisieren - so dass auch diesbezüglich ein Verlust zu beklagen ist, dessen Ausmaß wir nur erahnen können.
Some errors are simply annoying, others are productive. Errors are productive when they function as triggers for processes that let the mistake appear as a chance to discover new perspectives or approaches to a solution. Productive errors suggest that the criteria for judging what seems right or wrong themselves should and have to be understood as mutable, since cultural processes of development cannot be thought in any other way. The article investigates what the productivity of errors can imply in the field of literature. Both literary examples discussed (Benjamin, Guggenmos) make recourse to the idea of a childhood of language: What might appear as an error to adults can indicate the beginning of a productive, linguistically sensitive engagement with the world for children (or for adults who can carry their minds back to that condition).
Die Mummerehlen
(2013)
Der Name der "Mummerehlen" aus Walter Benjamins Berliner Kindheit um neunzehnhundert beruht auf einem Hörfehler des Kindes, von dem das Wort 'Muhme' als Synonym für 'Tante' nicht verstanden wird und das so die eigentliche Bedeutung der Worte 'Muhme' und 'Rehlen' aus dem gleichnamigen Volkslied entstellt. 1932 hat Benjamin "Die Mummerehlen" geschrieben – in jenem Jahr, aus dem eine der letzten Eintragungen über seinen Sohn Stefan (1918–1972) stammt. (GS IV, 260–263) Seit dessen Geburt hatte Benjamin ein Büchlein geführt, in dem er "einige Dutzende seltsamer Wörter und Redensarten" seines Sohnes notierte. Beispiele sind etwa: "schringen (springen)"; "Pamsrete (Trompete)"; "Koklade (Schokolade)" oder "Tante Licht (selbständig)".
Barthes' Benjamin-Rezeption soll in einem ersten komparatistisch-dokumentarischen Teil genauer erfasst werden, indem die photographischen Illustrationen in der 'Literarischen Welt', dem 'Nouvel Observateur' und in 'La Chambre claire' gegenübergestellt und die Photographie-Zitate identifiziert werden. Als Zweites werden weitere mögliche Rezeptionswege zwischen Benjamin und Barthes angedeutet, die im Kontext der Photographie eine Rolle gespielt haben könnten. Dem wird drittens ein analytisch ausgerichteter Teil folgen, in dem problematisiert werden soll, inwiefern der theoretische Gegenstand selbst, d.h. die Photographie, als visuelles Bindeglied zwischen Benjamin und Barthes fungiert und auf welche Weise die Photographie-Zitate mit einigen Scharnierstellen in der Photographie-theoretischen Argumentation insbesondere bei Barthes zusammenhängen. Abschließend soll untersucht werden, inwiefern Barthes’ spezifische Zitierpraxis mit Benjamins eigener Zitier-, Montage- und Sammlerpraxis verwandt ist, inwiefern dadurch die Photographien "zu ihrem Rechte kommen" (GS V, 574) und inwiefern schließlich Rezeptionsgeschichte im Sinne von Benjamins Geschichtsverständnis exemplarisch zur Anschauung kommt.
Ausgehend von Benjamins Analogie von Nervenbahn und elektrischer Leitung konzentriert sich der Beitrag auf eine der wichtigen Fragen, die im "Passagen-Werk" behandelt werden, nämlich ob mit der modernen Technik eine Verbindung von organischer und technischer Sphäre vorliegt oder ob die Technik vielmehr als eine denaturierte Natur anzusehen ist. Um diesem Aspekt nachzugehen und die Besonderheit von Benjamins technikphilosophischen Reflexionen herauszustellen, vergleicht Wolfsteiner sie mit Hannah Arendts Handlungstheorie und Max Benses Entwurf einer informationstheoretischen Ästhetik. Die Aktualität von Benjamins Techniktheorie wird abschließend anhand der Science and Technology Studies (STS) in der Nachfolge Bruno Latours und der technikphilosophischen Schriften Gilbert Simondons erörtert.
Welttexte und Textwelten
(2008)
[Es ist] üblich, zu Beginn der Tätigkeit als Professor eine Antrittsvorlesung zu halten. Nach den Regeln der deutschen Wortbildung müsste dann die letzte Vorlesung die Abtrittsvorlesung sein. Wir kennen das Verbum antreten und das Verbum abtreten; durch die semantisch oppositiven Präfixe bilden auch die beiden Verben eine semantische Opposition. Man möchte annehmen, dass dann die impliziten Ableitungen von den beiden Verben, die Nomina actionis Antritt und Abtritt ebenfalls eine semantische Opposition bilden. Dass dem nicht so ist, hat seine Ursache in der oft zu beobachtbaren Tatsache, dass sprachliche Systeme nur ganz selten symmetrisch strukturiert sind.
The article focuses on Jacob Grimm's linguistic scholarship, taking into account biographical details, Grimm's conception of law and freedom, and his morality. Examples consist of original citations from Grimm's works, primarily his "Deutsche Grammatik" and "Deutsches Wörterbuch".
On history in the present day. Laudatio to Lenka Vaňková.
This paper takes as its starting point several statements by Gottfried Wilhelm Leibniz on the role of the German language in literary and scholarly life during Leibniz's era. The languages of scholarship were Latin and French, and Leibniz himself published in both these languages. German was the language of practical life. Viewed from this perspective, it was almost inevitable that medieval and early modern medicine - not in the sense of academic theory, but as a practical activity - developed its own fully-fledged specialist language, which was largely based on the vernacular. In her studies of the language of historical medicine, Lenka Vaňková has shown how such vernacular language was (and potentially still is) able to function in specialist domains.