Arachnologische Mitteilungen, Heft 10 (1995)
Seit der Bearbeitung der 1. Fassung der Roten Liste der Spinnen Deutschlands durch HARMS (1984) sind mehr als 10 Jahre vergangen. Die Kenntnisse über Verbreitung, Ökologie und Gefährdung dieser Tiergruppe haben sich seither erheblich vermehrt, Überwiegend durch die Ergebnisse faunistisch-ökologischer Untersuchungen im Rahmen von Gutachten, z. B. für Umweltverträglichkeitsprüfungen oder Unterschutzstellungsverfahren.
Bei Untersuchungen der Spinnenfauna im Nationalpark Bayerischer Wald fanden wir eine Centromerus-Art, die nach der Struktur des männlichen Pedipalpus zunächst keiner Spezies einwandfrei zuzuordnen war. Wir hatten die Vermutung, dal1 es sich bei den vorliegenden Tieren um C. silvicola handeln könnte, da MILLER (1958) Weibchen dieser süddosteuropäisch verbreiteten Art im benachbarten Behmerwald (Sumava, Zelnava beim Moldau-Stausee) nachgewiesen hatte, und da das Männchen von C. silvicola allem Anschein nach als noch nicht beschrieben galt. Ein Vergleich dieser Tiere mit Exemplaren aus Niederbayern (Landshut), welche nach WIEHLE (1956) als C. similis KULCZVNSKI, 1894 bestimmt worden waren, erbrachte jedoch keinerlei Unterschiede.
Im Rahmen des laufenden Nationalfondsprojekts "Der Beitrag von Waldrandökotonstrukturen zur regionalen Biodiversität" konnte in der Schweiz erstmals Pseudomaro aenigmaticus DENIS, 1966 (Linyphiidae) nachgewiesen werden. Weiter wurde auch Philodromus praedatus O.P.-CAMBRIDGE, 1871 (Philodromidae) festgestellt, eine Spezies, von der bisher erst drei schweizerische Funde vorliegen. ...
Im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsvorhabens (gefördert aus Mitteln des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Essen, und des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Förderkennzeichen 0339530) werden an mehreren alpinen Wildflüssen, vor allem an der Oberen Isar, neben anderen Projekten auch populationsökologische Untersuchungen an Spinnen durchgeführt (FRAMENAU 1995). Hierbei gelang zwischen der Gemeinde Krün und dem Sylvensteinspeicher der Nachweis von zwei selten gefundenen Spinnenarten, Gnaphosa inconspecta SIMON, 1878 und Xysticus viduus KULCZYNSKI, 1898.
Die Spinnengesellschaften eines flurbereinigten Weinberges und einer angrenzenden unbewirtschafteten Fläche wurden 1983 mit Hilfe von Barberfallen untersucht. Die Spinnengemeinschaft der unbewirtschafteten Fläche zeigte eine größere Artenvielfalt. Die Rebfläche und die unbewirtschaftete Fläche beherbergten Spinnengemeinschaften mit deutlich unterschiedlicher Artenzusammensetzung. Die Artenzusammensetzung des Weinberges war typisch für intensiv bewirtschaftetes Ackerland. Kleinbiotope wie die untersuchte unbewirtschaftete Fläche sind als Reservate für das Oberleben vieler Arten in ansonsten intensiv genutztem Ackerland unbedingt schutzwürdig.