Veröffentlichungen des Naturkundlichen Vereins Egge-Weser, Band 15 (2002)
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Bereits zum dritten Mal beteiligte sich der Naturkundliche Verein Egge-Weser in bewährter Zusammenarbeit mit der Landschaftsstation Diemel-Weser-Egge am „GEO-Tag der Artenvielfalt“, der unter der Koordination der Zeitschrift „GEO“ bundesweit zum vierten Mal durchgeführt wurde. Auch bei der diesjährigen Veranstaltung galt es wieder zu zeigen, daß eine hohe Artenvielfalt durchaus auch in heimischen Regionen besteht und nicht nur in exotischen Gefilden wie z.B. dem tropischen Regenwald. So kamen auch dieses Mal wieder über 20 Experten für Moose, Gefäßpflanzen, Pilze, Wanzen, Käfer, Tag- und Nachtfalter, Hautflügler, Zweiflügler, Mollusken und Vögel zusammen, um das Arteninventar des Naturschutzgebietes „Unteres Eggeltal“ südlich von Daseburg zu erfassen.
Der „Ornithologische Sammelbericht“ erscheint alljährlich und gibt erwähnenswerte Vogelbeobachtungen des Kreisgebietes und direkt angrenzender Bereiche wieder. Sofern es nicht gesondert angegeben ist, liegen den Daten keine gezielten Untersuchungen zugrunde - sie sind somit absolut zufällig entstanden und erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Die Veröffentlichung dient zur Dokumentation der Nachweise, zur aktuellen Information und kann als Grundlage für Auswertungen verwendet werden. Von besonderem Interesse sind Daten von seltenen Brutvögeln, vor allem solche, die bei uns ein regional bedeutsames Vorkommen haben. Bei folgenden Arten sollte stets besonderes Augenmerk auf Brutvorkommen gerichtet werden: Schwarzstorch, Rohrweihe, Wiesenweihe, Baumfalke, Steinkauz, Uhu, Wendehals, Wachtelkönig, Schlagschwirl, Raubwürger, Braunkehlchen, Grauammer. Von Schwarzstorch und Uhu werden im Sammelbericht keine Brutplatzangaben veröffentlicht, es wird lediglich die Gesamtzahl bekannter Bruten angegeben. Meldungen bitte ich jeweils bis zum 01.02. des Folgejahres mir direkt, z.B per E–Mail an stollenmueller@nexgo.de, in der abgedruckten Form zu übermitteln. Beobachtungen sehr seltener Arten müssen von der „Deutschen Seltenheitskommission“ geprüft werden. Ohne diese Prüfung gelten die Daten als unsicher und werden auch nicht weiter in die Literatur übernommen. Sofern Beobachtungen der „meldepflichtigen“ Arten mitgeteilt werden, bekommen die Beobachter einen entsprechenden Vordruck zugesandt mit der Bitte, diesen auszufüllen und an die Seltenheitskommission weiterzuleiten.
Das Vogelschutzgebiet Egge
(2002)
Vogelschutzgebiete gehören ebenso wie die FFH-Gebiete zum europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000. Der Grund für die Ausweisung dieser Schutzgebiete ist der starke Artenrückgang heimischer Vogel- und Zugvogelarten. Um dem entgegenzuwirken wurde am 2.4.1979 die Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 79/409/EWG) erlassen, die den Schutz, die Nutzung und die Bewirtschaftung aller im Gebiet der EU heimischen Vogelarten regelt. Dazu wurden die Ausweisung von Schutzgebieten, Einschränkungen der Jagd, des Handels und der Nutzungen von Lebensräumen der entsprechenden Vogelarten festgeschrieben. Für die in Anhang I der Richtlinie genannten Arten sind darüber hinaus besondere Schutzmaßnahmen zu ergreifen. So soll durch die Schaffung von Besonderen Schutzgebieten (BSG bzw. SPA) die Erhaltung oder Wiederherstellung einer ausreichenden Artenvielfalt und einer ausreichenden Lebensraumgröße gewährleistet werden.
Der Kammolch ist mit bis zu 16 cm Körperlänge der größte einheimische Molch. Sein Name leitet sich vom auffallend hohen, an der Schwanzwurzel unterbrochenen und gezackten Hautsaum (Kamm) der Männchen zur Paarungszeit ab (GÜNTHER 1996). Als weitere deutsche Bezeichnungen finden sich bei DÜRIGEN (1897) die Namen Sumpfmolch und Großer Wassersalamander. Obwohl deutlicher größer als alle anderen Molche ist der Kammolch aufgrund seiner heimlichen Lebensweise, der bevorzugten großen und krautreichen Gewässer sowie der zumeist nur geringen Bestandsgrößen oft nur schwer nachweisbar, so daß bis heute noch große Kenntnislücken zur Biologie der Art, ihrer lokalen Verbreitung und den Bestandsgrößen bestehen. Hinzu kommen immer wieder Verwechslungen der Art mit anderen Molchen, vor allem in der Landtracht, aber auch in der Wassertracht. Verwechslungsmöglichkeiten bestehen während der Paarungszeit vor allem mit den Männchen des Teichmolches (Triturus vulgaris), die jedoch wesentlich kleiner sind und einen ununterbrochenen Kamm besitzen. Bei weiblichen Kammolchen und juvenilen Tieren besteht die Verwechslungsgefahr mit Bergmolchen (Triturus alpestris) insbesondere in der Landtracht. Auch hier ist die Größe ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Hinzu kommt, daß beim Kammolch in der Regel auffällige gelbschwarzgefleckte Bauchmuster, welches Bergmolchen fehlt. Von den vier im Kreis Höxter heimischen Wassermolcharten ist der Kammolch am längsten am Laichgewässer anzutreffen. Die Frühjahrswanderung beginnt bereits ab Mitte Februar und erstreckt sich bis in den Mai/Juni hinein. Abwandernde Tiere sind regelmäßig von Juni bis September hinein zu beobachten. In ausreichend tiefen und sauerstoffreichen Gewässern verläßt ein Teil der Population das gesamte Jahr über das Laichgewässer nicht. Während der Paarungszeit kommt es in den Laichgewässern zu ausgedehnten Balzritualen, bei denen der Kamm der Männchen zur Anlockung der Weibchen dient. An den bevorzugten Balzplätzen bieten sich gute Gelegenheiten zur Beobachtung der ansonsten eher heimlichen Kammolche. Nach der Paarung setzt das Weibchen die etwa 200 bis 400 befruchteten Eier einzeln in der Wasservegetation nahe der Wasseroberfläche ab (GÜNTHER 1996). 12 bis 18 Tage nach der Eiablage schlüpfen die Junglarven, die sich in Abhängigkeit von den Temperatur- und Nahrungsbedingungen innerhalb von 2 bis 4 Monaten bis zur Metamorphose entwickeln (GÜNTHER 1996).
Im Folgenden werden die FFH-Arten Art einzeln behandelt. Die angegebenen Maße und Kennzeichen sollen dem Leser eine erste Einordnung gefundener Tiere ermöglichen. Eine genaue Artbestimmung ist nur durch Verwendung der entsprechenden Fachliteratur möglich. Es wäre wünschenswert, wenn gefundene tote Tiere dem Autor zur Bestätigung der Bestimmung und zur Registratur überlassen würden. An Hinweisen auf Quartiere, Wochenstuben (Weibchenkolonien zur Jungenaufzucht) und sonstigen Fledermausbeobachtungen ist der Autor natürlich dringend interessiert.
Der Frauenschuh ist unter den heimischen Orchideen sicher die Art, die mit ihren großen Blüten auch dem nicht botanisch Interessierten ins Auge sticht, wenn er sie denn einmal zu sehen bekommt. Man findet ihn bei uns, auch wenn der Kreis Höxter an Orchideen nicht arm ist, nur höchst selten. Da er aber für die Ausweisung von FFH-Gebieten besondere Bedeutung hat, soll er hier zunächst kurz vorgestellt werden. Die Pflanze wird bis 60cm groß, hat 2 bis 4 bis 20cm lange, ovale bis lanzettliche Blätter mit deutlichen Blattnerven. Sie trägt zumeist 1 oder 2 Blüten. Diese werden etwa 10cm groß und weichen in ihrer Form von denen anderer Liliengewächse (Tulpe, Schneeglöckchen, Maiglöckchen u. a.) merklich ab. Zwei der Blütenblätter sind zusammengewachsen und zeigen das manchmal durch eine Doppelspitze an. Mit drei schmaleren – zwei sind schraubig verdreht – bilden sie in ihrer dunklen, braunroten Färbung den Hintergrund für das völlig anders gestaltete sechste Blatt, die leuchtend gelbe Lippe, die fast wie ein hängender Pantoffel (Kesselfalle) geformt ist. Die Blütezeit erstreckt sich bei uns von Mitte Mai bis Anfang Juni. Neben Einzelpflanzen findet man häufig auch größere Gruppen; aus einem unterirdisch wachsenden, ausdauernden Sproß können mehrere oberirdische Triebe kommen, die nach der Samenbildung absterben. Die sehr kleinen, mit bloßem Auge gerade noch sichtbaren Samen enthalten neben der Keimzelle fast nur noch luftgefülltes Zellmaterial, also keinen Vorrat an Nährstoffen. Der Wind trägt sie kilometerweit (gute Ausbreitungschancen). Die Keimungswahrscheinlichkeit ist aber gering; nur beim Zusammentreffen einer Reihe von günstigen Umständen kann sich am neuen Platz ein Pflänzchen entwickeln. Aber auch dann dauert es noch drei Jahre, bis das erste Blatt erscheint, und weitere drei bis vier bis zur ersten Blüte.
Der Lebensraumtyp Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder der FFH-Richtlinie umfasst Fließgewässer begleitende Wälder unterschiedlicher Ausprägung. Vom Lebensraum Aue und von Auenwäldern spricht man, soweit zumindest Spitzenhochwasser reichen. So unterschiedlich sie in ihrem Erscheinungsbild und in ihrer Artenzusammensetzung auch sind, so sind sie doch sämtlich vom fließenden Wasser als wichtigstem Standortfaktor geprägt. Klimaverhältnisse treten dem gegenüber in den Hintergrund. Auenwälder gibt es in mehreren Klimazonen mit ähnlicher Artenzusammensetzung; man spricht deshalb auch von azonaler Vegetation (ELLENBERG 1996). Bei dem nach der FFH-Richtlinie prioritär geschütztem Lebensraumtyp handelt es sich nicht um die Erlenreihen, die zahllose Bäche, Vorfluter und Gräben in Nordrhein- Westfalen begleiten, oder die vereinzelten Weiden an Fließgewässern. Vielmehr sind dies nicht genutzte Waldstreifen, die in einen Waldbestand eingebettet sind, also das natürliche Gefüge von Gewässer, Gewässersaum, Waldsaum und Wald aufweisen.
Buchenwälder gehören zu den auffälligsten und häufigsten Lebensräumen Deutschlands
und sind z.B. als klassischer Hallenbuchenwald praktisch jedem bekannt. Der erste
Eindruck dieser Wälder vermittelt oft das etwas monotone Bild eines einheitlichen, nur aus
einer Baumart aufgebauten Waldes mit nur schwach und artenarm entwickelter Kraut- und
Strauchschicht. Trotz der relativen Artenarmut gehören Buchenwälder zu den
vegetationskundlichen Besonderheiten Deutschlands. Die Rotbuche (Fagus sylvatica)
besitzt ihren weltweiten Verbreitungsschwerpunkt in Mitteleuropa (Abb.1). Außerhalb
Europas kommen „Buchenwälder“ nur noch im südlichen Südamerika und auf Neuseeland
vor; dort sind allerdings die Südbuchen (Nothofagus spp.) anstatt der bei uns heimischen
Rotbuche bestandsbildend.
Unter dem Begriff „Stillgewässer“ wird eine fast nicht überschaubare Vielzahl von
stehenden Gewässern zusammengefaßt, die das gesamte Spektrum von der kurzlebigen
Regenwasserpfütze bis hin zu großen Binnenseen wie Bodensee oder Müritz umfassen. Bei
dieser Spannbreite wundert es nicht, daß Stillgewässer Lebensräume mit sehr
unterschiedlichen Eigenschaften sind und dementsprechend auch sehr unterschiedliche
Lebensgemeinschaften beherbergen.
Fließgewässer mit submerser Vegetation der Fluthahnenfuß-Fließwasserrasen (Ranunculion fluitantis)
(2002)
Als „Lebensadern“ unserer Landschaft sind Fließgewässer mit submerser Vegetation des Ranunculion fluitantis nach dem Europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000 als Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse geschützt. Gleiches gilt für die sie begleitenden Feuchten Hochstaudensäume, Erlen-, Eschen- und Weichholzauenwälder. Die folgenden Seiten widmen sich – unter Einbeziehung der gewässerbegleitenden und mit dem Gewässer in vielfältigen Wechselwirkungen stehenden Aue – der Ökologie, der aktuellen Situation und den Möglichkeiten zum Erhalt dieser einzigartigen und gleichermaßen gefährdeten Systeme. Abschließend werden die entsprechenden Gewässer des Kreises Höxter kurz vorgestellt.
Felsen haben wegen ihrer besonderen landschaftsprägenden Bedeutung schon früh die Aufmerksamkeit des Menschen auf sich gezogen, und eine Fülle geschichtsträchtiger und kultureller Zentren des Menschen befinden sich bis heute an und um Felsen. Felsen sind aber auch Extremstandorte und die hier lebenden Tiere und Pflanzen vielfach hochangepaßte Spezialisten. Im Rahmen der Umsetzung der FFH-Richtlinie ihrer Bedeutung als Lebensraum vieler seltener und zum Teil bedrohter Arten Rechnung getragen. Im Folgenden werden neben typischen Farn- und Blütenpflanzen auch einige Moose und Flechten vorgestellt. Da die meisten Moos- und Flechtenarten keine deutschen Namen tragen, werden die botanischen Namen verwendet.
Auf trockenen, flachgründigen und nährstoffarmen Standorten finden sich in Mitteleuropa Rasengesellschaften, die an die Steppen des östlichen oder die Grasheiden des südlichen Europas erinnern. Diese Trockenrasen und Halbtrockenrasen unterscheiden sich schon von weitem durch ihre schwachwüchsige, graugrüne, oft sonnenversengte Grasnarbe von den sattgrünen Fettwiesen. Auf basenreichen Ausgangsgesteinen (v.a. auf Kalkgestein wie dem Muschelkalk des Weserberglandes) treten sie als besonders artenreiche Kalktrocken- und Kalkhalbtrockenrasen in Erscheinung. Die Vorkommen der Trockenrasen sind auf trocken-heiße Standorte mit einem meist stark angespannten Wasserhaushalt beschränkt – Extremstandorte also, die vom Wald nicht besiedelt werden können. Kennzeichnend für die Trockenrasen ist eine lückige Vegetationsdecke, die genügend Lebensraum für konkurrenzschwache und trockenheitsertragende Moose und Flechten, einjährige Pflanzen und Zwergsträucher bietet. In kontinental getönten Klimabereichen, d.h. in Regionen mit heißen Sommern, kalten Wintern, geringen Niederschlägen (< 500 mm/a) und ausgeprägter Sommertrockenheit, sind die Kalktrockenrasen als kontinentale Steppenrasen oder Federgras-Gesellschaften ausgeprägt (ELLENBERG 1996, MAHN 1965). Ihre Vorkommen sind in Deutschland im wesentlichen auf die Trockengebiete Thüringens und Brandenburgs beschränkt. Vereinzelte Vorkommen finden sich aber auch weiter westlich, z.B. in Mainfranken, im Mainzer Trockengebiet oder in Rheinhessen (Nahetal). Im mehr ozeanisch geprägten Klimabereich werden die Kalktrockenrasen vorwiegend aus submediterranen und subatlantischen Florenelementen aufgebaut. Es handelt sich um die Trespen-Trockenrasen. Ebenso wie die kontinentalen Steppenrasen sind auch sie in Mitteleuropa nur kleinflächig anzutreffen. Sie sind im wesentlichen auf Felsbänder und Hangrutschungen wie im Bereich der Rabenklippen am Ziegenberg bei Höxter beschränkt. Ähnlich den echten Trockenrasen sind auch die Halbtrockenrasen auf relativ extreme Standorte (meist süd- oder westexponierte Hänge mit flachgründigen Böden) beschränkt. Allerdings ist der Wasserhaushalt dieser Standorte weniger angespannt, so dass sich wiesenähnliche, weitgehend geschlossene Vegetationsbestände ausbilden können. In subkontinental getönten Klimabereichen Mitteleuropas finden sich die Wiesensteppen oder Kratzdistel-Zwenkenrasen, die auf basenreichen Mergel- und Lehmböden sowie sandiglehmigen bis tonigsauren Lockergesteinsböden anzutreffen sind. Sie sind beispielsweise auf den Hängen der Oderterrassen in Brandenburg, am Kyffhäuser in Thüringen, aber auch weiter südlich in der Münchener Schotterebene, im Gipskeuper Mainfrankens, im Mainzer Trockengebiet oder in Rheinhessen anzutreffen (NITSCHE & NITSCHE 1994). Im ozeanisch beeinflussten westlichen Mitteleuropa sind es von submediterran verbreiteten Pflanzenarten dominierte Trespen-Halbtrockenrasen, die entsprechende Trockenstandorte besiedeln. Im Gegensatz zu den Trockenrasen und subkontinentalen Halbtrockenrasen sind sie häufig großflächig ausgebildet, weit verbreitet und selbst im nördlichen Mitteleuropa noch regelmäßig anzutreffen. Die Hauptvorkommen finden sich auf den Kalkverwitterungsböden des Muschelkalks und Juras. Daneben sind sie aber auch auf anderen basenreichen Gesteinsformationen sowie auf leicht austrocknenden, basenreichen Löß- und Lößlehmböden und auf kalkhaltigen, trockenen Kies- und Schotteralluvionen anzutreffen. Von den verschiedenen Ausprägungen des Trespen-Halbtrockenrasens sind die schwingelund fiederzwenkenreichen beweideten Enzian-Schillergras-Rasen am weitesten verbreitet. Sie finden sich vorwiegend in Hanglagen und sind meist durch Gehölze (häufig Wacholder, Schlehe, Weißdorn, Rosen) sowie eine relativ lückige Vegetation gekennzeichnet. Bedeutende Bestände finden sich z.B. auf der Schwäbischen und Fränkischen Alb, an den Muschelkalkhängen von Kocher, Jagst, Tauber und Main, in der Thüringischen und Bayerischen Rhön, an den Hängen des mittleren Saaletales in Thüringen, in der Eifel und im Weserbergland. Gemähte Trespen-Halbtrockenrasen sind im Gegensatz zu den beweideten Flächen durch eine geschlossene, gleichförmige Grasnarbe charakterisiert. Besonders im Frühsommer und Sommer heben sie sich durch ihren Blütenreichtum deutlich von anderen Grünlandbeständen ab. Sie sind innerhalb der BRD im Wesentlichen auf den süddeutschen Raum beschränkt und stellen im Weserbergland die absolute Ausnahme dar.
Kalkreiche Niedermoore
(2002)
Die Standorte der nährstoffarmen kalkreichen Sümpfe und Moore weisen oberflächennah anstehendes kalkreiches Grundwasser auf. Bei geringer Sauerstoffversorgung kommt es hier, bedingt durch schlechtere Humuszersetzung, zur Bildung kalkreicher Torfablagerungen. Teilweise werden die Standorte jedoch auch von sauerstoffreichem Quellwasser durchsickert. Hier findet eine wesentlich stärkere Zersetzung des Humus statt, wodurch keine Torfablagerungen entstehen und es lediglich zur Bildung von Kalksümpfen kommt. Diese Kalksümpfe weisen häufig eine mehr oder weniger ausgeprägte Kalktuffbildung auf. Bei Kontakt mit der Luft gibt das hier zutage tretende kalziumbikarbonatreiche Quellwasser Kohlendioxid ab. Dadurch wird Kalziumkarbonat frei. Die mit Wasser benetzten Teile der an diesen Standorten vorkommenden Pflanzen werden mit einer Kalkschicht überzogen, wodurch Kalktuff gebildet wird. Nur die kalkreichen Niedermoore in der subalpinen Stufe der Alpen sind weitgehend gehölzfrei (GÖRS 1974, in OBERDORFER 1977). In tieferen Lagen kommen auf diesen Standorten natürlicherweise Erlenbruchwälder aus dem Verband Alnion glutinosae vor. Durch Rodung des Waldes und anschließender jahrhundertelanger Beweidung oder gelegentlicher Mahd (SUCCOW u. JESCHKE 1986) entwickelten sich hier Kalkbinsensümpfe und Kalkkleinseggenriede.
Naturschutz wurde in der Vergangenheit sowohl in Deutschland als auch in der europäischen Gemeinschaft zumeist regional betrieben (PLACHTER 1991). Die Auswahl und rechtliche Sicherung von Naturschutzgebieten war über lange Zeiträume stark vom persönlichen Engagement der Menschen vor Ort abhängig und richtete sich im Zweifelsfall eher nach Verwaltungsgrenzen als nach den naturräumlichen Voraussetzungen. Entsprechend „unsystematisch“ waren die Ergebnisse. Erste Besserungen brachte das in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts verabschiedete – und seitdem mehrfach an die aktuellen Gegebenheiten angepasste – Bundesnaturschutzgesetz, das dem Naturschutz in Deutschland einen einheitlichen Rahmen gab. Gleichzeitig wuchs im Naturschutz die Erkenntnis, dass ein wirkungsvoller Schutz der Natur und der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten auf einzelnen, kleinen und eher regional begrenzten Flächen nicht möglich ist (vgl. HORLITZ 1994 oder PLACHTER 1991). Die ersten Ansätze für länderübergreifende Schutzsysteme wurzeln im Zugvogelschutz, bei dem sehr deutlich wurde, dass die Verantwortung für den Erhalt einzelner Arten nicht nur den Ländern in den Brutgebieten obliegt, sondern dass eben auch die Staaten, die von den Zugrouten tangiert werden oder in denen die Überwinterungsgebiete liegen, für den Schutz verantwortlich zeichnen. Als Konsequenz hieraus wurde 1971 in der iranischen Stadt Ramsar eine Konvention verabschiedet, die sich als Ziel setzte, weltweit Feuchtgebiete und insbesondere die an diese Gebiete gebundenen Vogelarten zu schützen. Die Umsetzung in der Bundesrepublik Deutschland erfolgte im Jahr 1976. In Folge der Ramsar-Konvention kam es zu einer ganzen Reihe weiterer länderübergreifender Vereinbarungen (z.B. Bonner Konvention über den Schutz wandernder Tierarten 1979 – Übersicht unter www.bfn.de), die überwiegend dem Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten dienen sollen. Für die Europäische Union wurde dieser Gedanke erstmals 1979 mit der Verabschiedung der EU-Vogelschutzrichtlinie umgesetzt. Den Mitgliedsstaaten wurden dabei weit über die Verpflichtungen aus den bisherigen internationalen Konventionen hinausreichende einheitliche und verbindliche Vorgaben zum Erhalt seltener Vogelarten gemacht. Ein wesentlicher Fortschritt war die Schaffung einheitlicher und gerichtlich einklagbarer Normen. Mit der EU-Vogelschutzrichtlinie wurde ein erster und wesentlicher Baustein zur Schaffung des europäischen Naturnetzwerkes „Natura 2000“ geschaffen. Vogelschutzrichtlinie und FFH-Richtlinie stehen bis heute „gleichberechtigt“ nebeneinander. Eine Integration der Vogelschutzrichtlinie in die FFH-Richtlinie erfolgte bisher nicht. So bilden beide Richtlinien das Herzstück von „Natura 2000“.